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digital dentistry German Edition Nr. 4, 2017

| digital dentistry Fachbeitrag Risikoabwägung bei der Sofort- und Spätimplantation im Frontzahnbereich Autoren: Priv.-Doz. Dr. med. dent. habil. Christian Mehl, Dr. med. dent. Teresa Englbrecht Der Verlust von Frontzähnen im Oberkiefer ist aufgrund von Frontzahntraumata oder vorange- gangenen erfolglosen Wurzelkanalbehandlungen in der zahnärztlichen Praxis oft gesehen und stellt den Zahnarzt vor eine schwierige Aufgabe: Nicht erhaltungswürdige Zähne müssen im ästhetisch anspruchsvollsten Bereich ersetzt werden, die Implantatversorgung im Oberkieferfront- zahnbereich ist eine chirurgisch und funktionell anspruchsvolle Behandlungsaufgabe. Die Sofort- implantation und Sofortversorgung hat sich über die letzten Jahre als Therapiekonzept etabliert und liefert, bei strenger Indikationsstellung, sicher prognostizierbare ästhetische Ergebnisse. Die aktuelle Literatur gibt eine Überlebensrate von 96 bis 97 Prozent, die sich nur geringfügig von der Überlebensrate der Spätimplantation mit 98 Prozent unterscheidet.1–3 Verloren gegangene Zähne haben einen nega- tiven psychologischen Effekt auf die betreffende Person4 und beeinträchtigen die mundgesund- heitsbezogene Lebensqualität signifikant.5,6 Da der Kenntnisstand zur Implantatversorgung in der Be- völkerung deutlich gestiegen ist, ist die Wiederher- stellung der Lebensqualität mit Implantaten häufig gewünscht.6 Die Spätimplantation, also die Insertion von Implan- taten Wochen bis Monate nach Extraktion bietet nach wie vor eine sichere Prognose der Implantat- überlebensrate, wobei sich allerdings für die Pa- tienten bei Frontzahnverlust hinsichtlich Lebens- qualität und Ästhetik Beeinträchtigungen ergeben können. Neben der häufig unbefriedigenden Versor- gung der Zahnlücke mit provisorischem Zahnersatz kommt es oftmals zu nachteiligen Veränderungen der periimplantären Gewebe. Gerade im Oberkiefer- rontzahnbereich führt die Resorption der dünnen vestibulären Knochenlamelle schnell zu einem schlechteren Knochen- und Weichgewebsangebot. Dieser Umstand führt häufig zur Notwendigkeit von umfangreichen Knochenaugmentationen bei Spätimplantationen. 7,8 Das wichtigste Ziel in der modernen Implantologie ist es, neben dem langfristigen Implantaterhalt, die marginale Weichgewebsarchitektur und knöcherne Strukturen zu sichern, um einen stabilen ästheti- schen Langzeiterfolg zu erzielen. Um die resorp- tiven Veränderungen der Alveolenwände und der angrenzenden Weichteile vorzubeugen, wurde in den vergangenen Jahren die Methode der Sofortim- plantation vermehrt angewendet und über positive Ergebnisse bezüglich Implantatüberleben, Knochen- erhalt und Ästhetik berichtet.2 Moderne Implan- tatoberflächen und -designs erlauben außerdem bessere Primärstabilitäten, Überlebensraten und kürzere Einheilzeiten als in der Vergangenheit.9–12 Die Patientenzufriedenheit scheint bei Sofort - implantaten signifikant höher (95 Prozent) als bei der ver zögerten Implantation (84 Prozent).13 Sofortimplantate mit anschließender Sofortversor- gung stellen ein chirurgisch-prothetisches Konzept dar, um extraktionswürdige Frontzähne und Prä- molaren sofort zu ersetzen und damit die ur- sprüngliche Phonetik, Funktion und Ästhetik des Patienten zufriedenstellend wiederherzustellen. Die klassischen Konzepte mit späterer Implantation und belastungsfreier Einheilung werden deshalb zuneh- mend hinterfragt. Der folgende Fallbericht soll einmal das klassische implantologische und prothetische Therapiekonzept einer Spätimplantation bei dem Verlust von Front- Abb. 1: Klinischer Ausgangsbefund bei Erstuntersuchung. Abb. 1 14 digital dentistry 4 2017

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