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cosmetic dentistry - beauty & science No.4, 2016

| Lifestyle Reise verdanken, dass wir im Gemeinschaftszelt eine Spru­ delmaschine und verschiedene Sorten Sirup dazu haben (Abb. 8). In jede Windrichtung hängen Gebetsfahnen, die ­ zwischen den Zelten gespannt sind. Sie sollen die Gebete, die auf ihnen stehen, mit jedem Windstoß in den Himmel tragen. Eine schöne Sherpa-Tradition, sich vor jeder Besteigung eines Berges das Wohl­ wollen der Götter zu holen (Abb. 9). Für die Nord Col-Gruppe sind es nur vier Tage im ABC. Für die Gipfelkandidaten hingegen werden aus einigen Tagen Wochen und die anfängliche Eupho­ rie gibt sich der Alltagsroutine des Lagerlebens ­ geschlagen. Einfache Eckpunkte wie Frühstück, ­ Mittagessen, Abendessen strukturieren den Tag. Die Akklimatisation wird durch Aufstiege in die wei­ teren Hochlager gefördert (Abb. 10). Wir Trekker geben hier oben im ABC Lager auf 6.400 Metern über Meer nur ein kurzes Gastspiel. Einige von uns nutzen die Zeit, um ihre letzten körperli­ chen Ungereimtheiten, wie Halsweh, Husten oder allgemeine Appetitlosigkeit, zu heilen. Herbert, ein Oberösterreicher aus der Gipfeltruppe, spielt sein mitgebrachtes Alphorn. Es ist aus Karbonfaser und zerlegbar. Zu diesem Zeitpunkt ist uns noch nicht klar, dass er plant, es auf dem Gipfel des Everest zu spielen. Die Nordroute gilt als objektiv sicherste Route auf den Gipfel des Everest. Dennoch darf sie aufgrund ihrer Höhe, Länge und der Ausgesetztheit des Gip­ felgrates nicht unterschätzt werden. Gleiches gilt für den Anstieg zum Nord Col. Er ist nicht zu ver­ gleichen mit dem Khumbu-Eisfall auf der nepalesi­ schen Seite. Dennoch ist auch hier mit tückischen Gletscherspalten, Eislawinen und einstürzenden Séracs zu rechnen. 2010 wurden zwei Bergsteiger von einem umstürzenden Eisturm in die Tiefe ge­ rissen. Höhe, Wind und Wetter sind für die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Europäers ein Problem. Die Grenzen unseres Organismus werden fühl- und greifbar: Wir sind nicht gemacht für diese Region und überstehen den Aufenthalt nur dank einer aus­ gefeilten Logistik und der Erfahrungen der Sherpas und Guides. Auch die britische Everest-Expedition 1924 nutzte den Nord Col als logistische Plattform für den wei­ teren Gipfelanstieg (Abb. 11). Mallory und Irvine ­ atmeten bereits künstlichen Sauerstoff. Die Geräte wogen allerdings 15 Kilogramm. Auch sonst ent­ sprach die damalige Ausrüstung nicht dem heuti­ gen Stand. Hightech-Zelte, Daunenanzüge und -schlafsäcke, Nylonseile und Sicherungstechnik, Funkgeräte und auf Satelliten gestützte Wetterpro­ gnosen waren noch nicht verfügbar. Nicht einmal Steigeisen gab es zu dieser Zeit. Die Pioniere trugen Lederstiefel mit Nägeln an ihrer Unterseite, nutzten Hanfseile zur Sicherung und betraten absolutes Neuland. Viele Wege führen auf den Gipfel des Mount Everest. Bis heute sind neben den beiden „Normal“-Anstiegen auch spezielle Routen und Überschreitungen beschrieben. Rund 5.000 Berg­ steiger aus vielen Nationen haben den Gipfel er­ reicht. Zunehmend sind sie jedoch vom Ehrgeiz ­ motiviert, ihre Vorgänger in irgendeiner Form zu überbieten und z.  B. der Jüngste, der Älteste, der Schnellste auf dem Everest zu sein. Derartige Re­ kordjagden passen nicht in die Philosophie von Kari. Bei ihm steht Sicherheit am Berg ganz oben auf der Agenda. Nach drei Wochen in Tibet ist das Abenteuer geschafft. Endlich hat das Rennen nach den Sauer­ stoffmolekülen ein Ende. Die kalten Nächte im Zelt mit Außentemperaturen von –20 Grad, das Schnee­ treiben, der unruhige Schlaf, wenn der Sturm am Zelt zerrt, die Erschöpfung im Aufstieg sind verges­ sen. Ein Traum hat sich erfüllt. Es bleiben unaus­ löschliche Momente in einer spektakulären Kulisse einiger der höchsten Berge der Erde. Auch hat sich mir die Begegnung mit den nepalesischen und tibe­ tischen Guides eingeprägt, ohne die ein Leben und Überleben der Bergsteiger und Trekker an diesem Berg undenkbar ist. Zurück in München erfahre ich, dass neun der elf Gipfelanwärter und zehn nepalesische und tibeti­ sche Bergführer im Mai 2011 das Dach der Welt Abb. 7: Yaks transportieren zuverlässig Lebensmittel, Zelte, Brennstoff und sonstige Ausrüstung in die Hochlager. Abb. 8: Sirdar Norbu und Expeditionsleiter Kari Kobler im ABC. Abb. 7 Abb. 8 44 cosmetic dentistry 4 2016 dentistry 42016

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