18 IMPLANT TRIBUNE German Edition Nr. 10/2016 · 5. Oktober 2016 Abb. 7: Eingliederung des Langzeitprovisoriums in Form einer Veneer-Klebebrücke (Dezember 2010). – Abb. 8: Präimplantolo gisches OPG (Februar 2012). – Abb. 9: Postimplantologisches OPG (Oktober 2012). – Abb. 10: Zustand nach Eingliederung der PEEK-Kronen Regio 12, 22 und der provisorischen Veneers Regio 11, 21. – Abb. 11: Zirkonabutments Regio 12, 22 und für Zirkon- kronen präparierte Zähne 11, 21. – Abb.12 und 13: Ergebnis nach Eingliederung der Zirkonkronen 12 bis 22. State of the Art Fallbeschreibung Ende 2009 wurde eine 14-jäh- rige Patientin in unsere Praxis überwiesen, welche aufgrund eines Unfalls 2006 die Zähne 11 und 21 verlor. Die bisher unternommenen Therapieversuche führten zu kei- nem zufriedenstellenden Ergebnis (Abb. 1 und 2). In den vorangegangen Thera- pien wurde mittels Multiband therapie ein kieferorthopädischer Lückenschluss angestrebt. Als Ausgleich wurden im Un- terkiefer 35 und 45 extrahiert. Das Ergebnis nach dieser Therapie war ein vollständiger Lückenschluss im Unterkiefer, wohingegen dies in der Oberkieferfront nur unzureichend gelang. Als zweiter Therapieansatz sollte eine Lückenöffnung in Regio 21 und 11 erfolgen, um diese dann später mit Implantaten zu versor- gen. Durch diese Therapie wurde die Seitenzahnokklusion relativ gut eingestellt. Eine Lückenöffnung von 22 mm in der Oberkieferfront war für zwei Frontzahnimplantate jedoch zu gering. An diesem Punkt wurde die Patientin zu uns über- wiesen. Nach Anfertigen von diagnosti- schen Hilfsmitteln, wie Situations- modellen, diagnostischen Set-ups (Abb. 3 und 4), Fotos und Röntgen- bildern wurde in interdisziplinärer Zusammenarbeit der Therapieab- lauf besprochen, um das bestmög liche Ergebnis für die Patientin zu erzielen. Zunächst sollte eine Lückenöff- nung in Regio 12 und 22 stattfin- den. Grund dafür war die bereits bestehende mesialisierte Position der seitlichen Schneidezähne. Durch erneute kieferorthopädische Maß- nahmen mussten 12 und 22 noch weiter mesialisiert werden, um dann später mithilfe von Veneers 11 und 21 gestalten zu können. An Position 12 und 22 sollte zu einem späteren Zeitpunkt implantiert werden. Um den notwendigen Platz für die Einzelzahnimplantate zu er- reichen, musste vorher noch eine Ausgleichsextraktion von 14 und 24 erfolgen. Damit konnten 13 sowie 23 etwas distalisiert und 15, 16, 17 sowie 25, 26, 27 beidseits mesiali- siert werden, sodass auch die sich noch im Wachstum befindenden Zähne 18 und 28 Platz in der Zahn- reihe in Regio 17 und 27 fanden. Im Unterkiefer war die Extraktion von 38 und 48 vorgesehen. Mithilfe von ästhetischen Set- ups wurden die Patientin und ihre Eltern über den möglichen Thera- pieablauf ausführlich aufgeklärt. Im April 2010 begann die kieferor- thopädische Therapie mit den Aus- gleichsextraktionen 14 und 24. Nach regelmäßigen Verlaufskon trollen zeigten sich Ende 2010 die ersten Erfolge – 12 und 22 waren mesialisiert, die Lücken für die spä- tere implantologische Versorgung waren geöffnet und im Seitenzahn- gebiet waren die Lücken 14 und 24 der Ausgleichsextraktion geschlos- sen (Abb. 5 und 6). Da die Patientin mit 15 Jahren zu jung für eine Implantation war, musste zunächst das Ergebnis stabilisiert werden. Dazu wurde ein Langzeitproviso- rium in Form einer Veneer-Klebe- brücke von 12–22 mit Klebeankern an den Zähnen 13 und 23 eingeglie- dert (Abb. 7). Nach ca. einem Jahr wurde ein präimplantologisches Orthopanto- mogramm (Abb. 8) erstellt. Die Auswertung und implantologische Planung erfolgte mit der Patientin und den Eltern. Der Implantations- zeitpunkt wurde mit der behan- delnden Kieferorthopädin abge- stimmt. Im Oktober 2012 wurden in Regio 12 und 22 zwei CAMLOG Implantate SCREW-LINE Promote plus 3,3 x 13 in Verbindung mit einer lateralen Augmentation (Geistlich Bio-Oss und Bio-Guide) inseriert (Abb. 9).Nach komplika tionsloser Einheilung erfolgte im Januar 2013 die Eröffnung der Implantate bei gleichzeitiger Weich gewebsplastik. Zur Ausheilung der Weichgewebe und zur Verbesse- rung des ästhetischen Ergebnisses wurden zunächst die Implantate mit PEEK-Kronen versorgt (Abb. 10). Drei Monate später erfolgte die definitive Therapie. Die an Position 11 und 21 stehenden Zähne wurden mit Zirkonkronen und die Implan- tate 12 und 22 mit Zirkonabut- ments (Abb. 11) sowie Zirkonkro- nen versorgt. Ausgehend von der Ausgangs situation konnte für die Patientin eine hochwertige und individuell ästhetische Versorgung realisiert werden, mit welcher sie höchst zu- frieden ist (Abb. 12 und 13). Fazit Im vorliegenden Fall zeigt sich die Wichtigkeit einer engen inter- disziplinären Zusammenarbeit und einer umfangreichen Diagnostik, um das bestmögliche Ergebnis für die Patientin zu erzielen. Nach dem Unfall hätte eher von einem rein kieferorthopädischen Lücken- schluss abgesehen werden müssen, da die zu überwindende Distanz bis zum vollständigen Lückenschluss zu groß war. Es wäre entweder möglich gewesen, die entstandene Frontzahnlücke mittels einer Inte- rimsklebebrücke offen zu halten, um dann zu einem späteren Zeit- punkt in Regio 11 und 21 zu im- plantieren oder einen rein prothe tischen Zahnersatz in Form einer Brücke anzufertigen. Trotz der vorangegangenen Therapie mit nicht zufriedenstellendem Ergeb- nis, konnte mithilfe genauer Diag- nostik und interdisziplinärer Ab- sprache ein höchst ästhetisches und funktionelles Ergebnis erzielt wer- den. IT 8 10 11 12 13 9 Fortsetzung von Seite 17 Infos zur Autorin Infos zum Autor Kontakt ZÄ Franziska Hensel Dr. med. Thomas Barth Zahnärztliches Kompetenz- zentrum Leipzig GmbH Prager Straße 4 04103 Leipzig info@dentale.de Dr. med. dent. Anke Steiniger Gutsparkstraße 5 04328 Leipzig info@kfo-steiniger.de Infos zur Autorin 3 4 5 7 6 1 2 Abb. 1: OPG Ausgangsbefund 2009 nach Versuch der Lückenöffnung Regio 11, 21. – Abb. 2: Klinischer Ausgangsbefund 2009. – Abb. 3 und 4: Diagnostisches Set-up. – Abb. 5 und 6: Erster Teilerfolg nach kieferorthopädischer Behandlung im Dezember 2010: Lückenschluss in 1er- und Lückenöffnung in 2er-Position. 1011 1213 34 76 12