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Dental Tribune German Edition No.5, 2017

18 Science DENTAL TRIBUNE · D-A-CH Edition · Nr. 5/2017 Der Lösungsansatz in der Parodontologie PZR und PA haben nur einen begrenzten Erfolg, wir benötigen zusätzlich Effektive Mikroorganismen (EM) und die direkte Therapie des Knochenstoffwechsels. Von Dr. Ronald Möbius, M.Sc., Brüel, Deutschland. Ständig heißt es, wir Zahnärzte müssen perfekter werden. So wer- den Curriculum-Fortbildungen, Mas- terstudiengänge, Online-Fortbildun- gen in der PA in Deutschland von der Universität Gießen und Mar- burg von Prof. Dr. Nicole B. Arweiler angeboten. Ständig gibt es neue Geräte und neue Techniken, La- ser, Ozontherapie, Photodynami- sche Therapien. Wenn das alles nicht funktioniert, dann geht auf jeden Fall Antiseptika und Antibio- tika, dann ist aber Schluss mit der Entzündung, aber die Frage, die bleibt, lautet: Für wie lange? Das Fazit aller großen Studien und Analysen lautet: Ja, wir haben schon viel geschafft und müssen noch intensiver werden und frü- her mit der PA-Therapie beginnen. – Früher beginnen? Nein, es muss das Problem erkannt werden und das heißt Knochenstoffwechsel. Therapie der parodontalen Entzündung Es geht nicht darum, eine Keim- freiheit zu schaffen, die es gar nicht geben kann. Ziel muss es sein, die Zusammensetzung der Mikroorga- nismen zu verändern.3 Der Mensch existiert überhaupt nur mit Mikro- organismen.4 Ein antibiotischer Kampf gegen die Mikroorganismen ist völlig unrealistisch.5 Unser The- rapieansatz ist probiotisch, nicht antibiotisch.6 Entzündungen werden ausge- löst durch Mikroorganismen, aber deshalb sind Mikroorganismen nicht unsere Feinde.7 Möglicher- weise sollten wir einen neuen An- satz fi nden, wie wir die Frage der menschlichen Gesundheit betrach- ten.8 Mi kro organismen sind un- sere Freunde, Krieg den Mikro- organismen heißt verlieren.9 Zwi- schen Mensch und Mikroorga- nismen besteht eine untrennbare Be ziehung.10 Von den Mikroorga- nismen sind etwa 20 Pro zent nütz- liche, 30 Prozent schäd liche und die übrigen 50 Prozent sind neu- trale.5 Nach dem 30. Lebensjahr beginnt zunehmend die Abbau- phase. Die 30 Prozent degenera- tiven Mikroorganismen dominie- ren. In der Therapie muss es ge- lingen, die 20 Prozent regenera - nisse zur Wirksamkeit dieser The- rapie in der Versorgungsrealität gibt. 1. Nicht erhaltungswürdige Zähne werden vor bzw. während der PA- Therapie extrahiert. 2. Nach der Therapie ist eine ge- wisse Auslaufphase der erhöhten Extraktionsinzidenz sichtbar. 3. Die Extraktionsinzidenz ist vor PA-Therapie niedriger als nach PA-Therapie. Das Niveau vor der Therapie wird im Zeitraum von vier Jahren nach der Therapie nicht erreicht. 4. Es gelingt in der PA-Therapie nicht, die Extraktionshäufi gkeit zu senken. 5. Ein parodontal behandelter Pa- tient hat im Fazit weniger Zähne als ein nicht behandelter Patient. Es gelingt nicht, die Zahnverlust- raten behandelter Parodontitispa- tienten an durchschnittliche Zahn- verlustraten anzugleichen. Problematik Zahnärzte, Mitarbeiterinnen in den Zahnarztpraxen und Patienten werden auf professionelle Zahnrei- nigung und Biofi lmmanagement getrimmt. Defi zite in der PA-The- rapie werden dem ungenügenden Biofi lmmanagement und der un- zureichenden häuslichen Pf lege durch den Patienten angelastet. Parodontitis Entzündung unterschiedliche Knochenabbau Ursachen • reversibel • ausgelöst durch Bakterien • nicht reversibel • ausgelöst durch körpereigene Prozesse durch Osteoklasten Entzündungs- therapie verlangen unter- schiedliche Therapien Bone Remodeling Therapie Abb. 1: Parodontitis – Unterschiedliche Ursachen benötigen unterschiedliche Therapien. tiven auf über 30 Prozent zu brin - gen. Die neutralen entscheiden sich immer für die Mehrheit. So errei- chen wir ein Verhältnis von 80 Pro- zent regenerativ zu 20 Prozent de- generativ. Durch diese Verände- rung der Mikroorganismen-Zu- sammensetzung reduziert sich die paro dontale Entzündung auf ein Minimum.11 Für die täg liche Praxis heißt das: Der Patient, der im vier- teljährlichen Recall mehr als zehn Prozent Entzündungen zeigt, nutzt die Kraft der Effektiven Mikroor- ganismen nicht oder macht einen Anwendungsfehler! steht, die Applikation alle Viertel- jahre wiederholt werden. Durch diese Therapie, PZR + Taschenrei- nigung + Kollagenasehemmer wer- den die Knochentaschen kleiner und verschwinden, das Milieu verän- dert sich. Das Milieu bestimmt die Keime und dieses unterstützen wir zusätzlich mit Effektiven Mikroor- ganismen. Der Knochenstoffwech- sel stabilisiert sich, der Knochen wird wieder kompakter und selbst lockere Zähne werden wie- der fest. DT Literatur 50 % neutrale opportunistische Mikroorganismen 30 % krankheits-/ fäulniserregende Mikroorganismen 20 % aufbauende lebensfördernde Mikroorganismen 50 % neutrale opportunistische Mikroorganismen 20 % aufbauende lebensfördernde Mikroorganismen 30 % krankheits-/ fäulniserregende Mikroorganismen Abb. 2: Krank machendes Milieu. – Abb. 3: Aufbauendes Milieu. Eine generelle undifferenzierte Verringerung der Virulenz der Keime bringt nur einen vorübergehenden Effekt, weil das prozentuale Ver- hältnis degenerative, neutrale, re- generative Mikroorganismen er- halten bleibt.8 Wie bereits Prof. Béchamp festgestellt hat: „Die Mik- robe ist nichts, das Milieu ist alles.“ Um einen dauerhaften Therapie- erfolg zu erreichen, müssen wir das Milieu, die Lebensbedingungen für die Mikroorganismen verändern und zusätzlich die regenerativen Mikroorganismen vermehren. Therapie des Bone Remodeling Die direkte Therapie des Kno- chenstoffwechsels erfolgt mit einem Kollagenasehemmer, der nach der professionellen Zahn- und Taschen- reinigung in die Taschen oder auf die Gingiva appliziert wird. Dieser wandert innerhalb von vier Stun- den selbstständig zum Knochen. Es kommt zur reversiblen Blockierung der bereits aktivierten Osteoklas- ten und zur Blockade der Bildung weiterer Osteoklasten. Durch diese Hemmung der Osteoklasten wird der Knochenabbau gebremst und der Knochenstoffwechsel wieder in das dringend erforderliche Gleich- gewicht zwischen Knochenabbau und Knochenaufbau gesetzt. Mehr- fache Applikationen erhöhen den Effekt, der maximal drei Monate anhält. Es wird nicht die Ursache für die verstärkte Aktivierung der Os- teoklasten ausgeschaltet und des- halb sollte, solange die Ursache be- Für Fortbildungen zu dieser The- matik können Sie sich bei nachfol- genden Veranstaltern anmelden: • 9.9.2017 Güstrow (MuDr. Per Fischer, gfza, +49 3843 843495, info@gfza.de) • 15./16.9.2017 Dresden (LZÄK Sachsen, +49 351 8066-108, anders@lzk-sachsen.de) • 24./25.11.2017 Erfurt (LZÄK Thüringen, +49 361 7432-107, fb@lzkth.de) • 1.4.2018 Rheinbach (T. Fritz, RRzF, +49 2226 6595, t.fritz@rrzf.de) • 15.6.2018 Rosenheim (Dr. Wolfgang Pfl eger, +49 151 19383869, anmeldung@ro-ak.de) Kontakt Infos zum Autor Dr. Ronald Möbius, M.Sc. Praxis für Zahnerhaltung & Kieferorthopädie Bergstraße 1c 19412 Brüel, Deutschland info@moebius-dental.de www.moebius-dental.de Zusammenfassung Das Problem unserer Bemühungen in der Parodontitis-Therapie (PA-Thera- pie) ist in der unzureichenden Berück- sichtigung des multifaktoriellen Ursa- chenkomplexes begründet.1 Immer noch wird von einer rein bakteriell bedingten Erkrankung ausgegangen. Es sind PZR, Biofi lmmanagement, chemische Plaquekontrolle angesagt. Es geht nur um Verringerung und Eliminierung von Mikroorganismen, aber Mikroorganismen bauen keinen Knochen ab. Dies erfolgt durch kör- pereigene Reaktionen, ausgelöst durch zu viel aktivierte Osteoklasten. Da- durch entstehen Knochentaschen, das Milieu verändert sich. Wie Prof. Dr. Antoine Béchamp (1816–1908) fest- stellte, bestimmt das Milieu die Keime. Von nun an verselbstständigt sich der Prozess. Es ist jetzt nur begrenzt und temporär möglich, die Keime zu ver- ändern, wenn das Milieu belassen wird. Der Ausweg lautet paral lele Therapie von Entzündung und Kno- chenstoffwechsel. Die Knochenta- schen verschwinden, das Milieu än- dert sich und mit Effektiven Mikro- organismen (EM) erfolgt die direkte Veränderung der Zusammensetzung der Mikroorganismen (Abb. 1). Hintergrund Mit einem Datensatz von 415.718 parodontitisbehandelten Patienten bringt der Barmer Zahnreport 2017 erstmals ein reales Bild der PA- Therapie aus der Versorgungsrea- lität, und dieses ist nicht positiv. Ein Drittel der Parodontitispa- tienten verliert nach der Therapie innerhalb von vier Jahren mindes- tens einen Zahn.2 Wird bei Pa- tienten eine PA- Therapie durchge- führt, kommt es in deren Folge dem- nach signifi kant häufi ger zu einer Extraktion als bei Patienten ohne PA-Therapie. Mit dem Barmer Zahnreport 2017 wird die Frage nach der Wirk- samkeit einer vertragszahnärztlichen PA-Therapie auf der Basis harter Zielkriterien (Zahnverlust) möglich. Dies ist deshalb so bedeutend, da es bisher keine vergleichbaren Ergeb-

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