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Dental Tribune Swiss Edition No. 1, 2018

8 Science DENTAL TRIBUNE · Swiss Edition · Nr. 1/2018 Gingivale Biotypen und deren Einfluss auf parodontale Erkrankungen Zahnfleisch ist nicht gleich Zahnfleisch. Von ZA Peter Quang Huy Nguyen und Dr. med. dent. Frederic Kauffmann, beide Würzburg, Deutschland. 1 5 2 6 3 7 4 8 Abb. 1: Die Parodontalsonde schimmert beim dicken Biotyp nicht durch. – Abb. 2: Die Parodontalsonde ist beim dünnen Biotyp sichtbar. – Abb. 3: Gingivale Rezession und dadurch bedingte dreieckige Zahnform beim dünnen Biotyp. – Abb. 4: Beispiel für einen gemischten Biotyp mit dreieckigen Zähnen und eher dickerer Gingiva. – Abb. 5: Bindegewebsentnahme intraoperativ. – Abb. 6: Präoperatives Bild einer gingivalen Rezession bei dünnem Biotyp. – Abb. 7: Postoperatives Bild – Ansicht von bukkal. – Abb. 8: Postoperatives Bild – Ansicht von okklusal. Im Zeitalter der Ästhetischen Zahn- medizin rückt die rosa Ästhetik neben der weissen Ästhetik immer mehr in den Vordergrund. Patienten wünschen sich, besonders im Front- zahngebiet, eine Versorgung, die sich nicht von den natürlichen Zähnen unterscheidet. Diese Versorgung kann bei Patienten mit einer hohen Lach- linie und Rezessionen ästhetisch oft nicht mehr rein dental gelöst wer- den. Somit rückt das Weichgewebs- management um die Zähne mehr in den Fokus des Behandlers und Pa tienten. Jedoch ist Zahnf leisch nicht gleich Zahnfleisch. Der Einfluss der unterschiedlichen gingivalen Bio- typen auf parodontale Erkrankun- gen, deren Therapie und ihre Un- terscheidung sollen in diesem Ar- tikel zusammengefasst werden. «Thick-Flat»-Typ (dicker gingivaler Biotyp) Der dicke gingivale Biotyp zeichnet sich durch eine breite Zahnform (grosses Verhältnis von Kronenbreite zu Kronenlänge) und eine flache Girlandenform des Zahn- fleisches aus.1, 2 Die Zähne erschei- nen rechteckig. Unabhängig von der Erfahrung des Behandlers lässt sich rein visuell dieser Biotyp zu ca. 70 Prozent richtig bestimmen.3 Eine höhere Sensitivität ist mit einer Parodontalsonde erreichbar. Beim dicken gingivalen Biotyp schimmert die Parodontalsonde beim Sondieren des Sulkus nicht durch.4 Ist dies der Fall, beträgt die Dicke des Zahnfleisches in der Regel 1 mm oder mehr.5 Je dicker die Gingiva ist und je viereckiger die Zähne sind, desto häufiger ist die Papille vollständig vorhanden.6 Die Prävalenz für den dicken gin- givalen Biotyp ist bei Männern im Vergleich zu Frauen erhöht.7, 8 «Thin-Scalloped»-Typ (dünner gingivaler Biotyp) Der dünne gingivale Biotyp zeichnet sich durch eine schmale Zahnform (kleines Verhältnis von Kronenbreite zu Kronenlänge) und ausgeprägte Girlandenform des Zahn- fleisches aus.1, 2 Die Zähne erschei- nen dreieckig. Nur zu 50 Prozent lässt sich der dünne Biotyp rein visuell richtig bestimmen.3 Mithilfe der Parodontalsonde lässt sich der Biotyp sehr gut ermit- teln. Diese schimmert beim Son- dieren des Sulkus durch und ist in der Regel dünner als 1 mm.4, 5 Die Papille ist beim dünnen Gingiva- typ durch die dreieckige Zahnform seltener vollständig vorhanden.6 Die Prävalenz für den dünnen Biotyp ist bei Frauen im Vergleich zu Män- nern erhöht.7, 8 «Thick-Scalloped»-Typ (gemischter gingivaler Biotyp) Der gemischte gingivale Biotyp ist ein Gemenge aus den beiden vor- nur zwischen dünnem und dickem Biotyp unterschieden. Einfluss gingivaler Biotypen auf die konservative Parodontitistherapie Olson et al. zeigten, dass Rezes- sionen häufiger beim dünnen Bio- typ im Vergleich zum dicken Biotyp dontalsonde zu identifizieren. Be- sonders Patienten, die so als dünner Biotyp identifiziert wurden, sind vor einer initialen Parodontitis- therapie über Rezessionen und da- mit verbundene Folgen, wie ästhe- tische Einbussen in Form von schwar- zen Dreiecken und kälteempfind- liche Zähne, aufzuklären. «Gingivale Biotypen sollten im Zuge der Erhebung des Parodontalen Screening Index (PSI) oder der parodontalen Befunderhebung identifiziert werden, da dies dort ohne Mehraufwand geschehen kann.» her genannten Biotypen.1 Er zeich- net sich durch eine dreieckige Zahn- form aus und die Sonde ist beim Sondieren des Sulkus nicht sicht- bar.1 Rein visuell lässt sich dieser Biotyp am schlechtesten bestim- men3 und ist in der Literatur noch am wenigsten beschrieben. Aufgrund des noch wenig un- tersuchten gemischten gingivalen Biotyps und der dadurch verbunde- nen fehlenden Beschreibung in der Literatur9 wird in diesem Artikel auftreten.10 Der dicke Biotyp zeigt sich resistenter gegenüber äusseren Einflüssen, wie zum Beispiel trau- matischem Zähneputzen und sub- gingivalen prothetischen Versor- gungen, neigt aber zu mehr Ta- schenbildung. Dies erklärt die er- höhten Sondierungstiefen beim dicken Biotyp im Vergleich zum dünnen Biotyp auch bei gesunden Menschen.1 Es empfiehlt sich im Zuge der parodontalen Befunderhe- bung, den Biotyp mit einer Paro- An der empfohlenen antiinfek- tiösen Therapie in Form von Sca- ling and Root Planing ändert sich nichts. Persönliche Einschätzung und Empfehlung: konservative und prothetische Versorgung Für die Adhäsivtechnik ist der Kofferdam ein gutes Hilfsmittel, um eine adäquate Trockenlegung zu erreichen. Bei der Auswahl der Kof- ferdamklammer sollte beim dün- 9 10 11 Abb. 9: Gingivale Rezessionen nach Kronenversorgung. – Abb. 10: Frontalansicht vor Initialtherapie beim dicken Biotyp. – Abb. 11: Rezessionen nach Initialtherapie trotz dickem Biotyp.

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