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Dental Tribune Austrian Edition No.1, 2017

DENTAL TRIBUNE · D-A-CH Edition · Nr. 1/2017 21 CME Prävention parodontaler und periimplantärer Erkrankungen Ein kompakter Überblick zu aktuellen Prophylaxe-Konzepten. Von Dr. Lisa Hierse, Magdeburg, und PD Dr. Moritz Kebschull, Bonn, Deutschland. Die Parodontitis besitzt neben der lokalen Wirkung, nämlich dem Verlust des Zahnhalteapparates bis hin zum Zahnverlust, auch syste­ mische Auswirkungen: Nach dem heutigen Kenntnisstand wissen wir, dass eine schwere Parodontitis einen Einfluss auf Allgemeiner­ krankungen wie koronare Herz­ erkrankungen oder Diabetes mel­ litus ausübt. Daher ist der Präven­ tion parodontaler Erkrankungen eine besondere Bedeutung zuzu­ ordnen, da durch vergleichsweise einfache Maßnahmen Erkrankun­ gen und deren schwerwiegende ge­ sundheitliche Folgen reduziert werden können. Gingivitis, Parodontitis, peri­implantäre Erkrankungen Sowohl die Gingivitis als auch die Parodontitis sind entzündliche Zustände, die durch die Entste­ hung und Persistenz eines mikro­ biellen Biofilms auf den Zähnen resultieren. Parodontitis ist eine hoch prä­ valente Erkrankung und gilt nicht umsonst als Volkserkrankung. Die Fünfte Deutsche Mundgesund­ heitsstudie zeigt, dass rund jeder Zweite der ab 35-Jährigen an einer paro­ dontalen Erkrankung leidet. Die Fünfte Deutsche Mundge­ sundheitsstudie zeigt aber auch eine deutliche Abnahme der Prä­ valenz schwerer Parodontitis. Trotz der positiven Entwicklung bei der parodontalen Gesundheit bleibt nach Bewertung der DG PARO bei einer hohen Behand­ lungslast in Deutschland von über 11 Millionen parodontal schwer Erkrankten. Insgesamt scheint eine schwere Parodontitis sogar die sechst­ häufigste Krankheit der Menschheit zu sein (Kassebaum et al. 2014). Der primäre ätiologische Faktor ist die bakterielle Plaque, allerdings entscheiden über den Krankheitsverlauf und -schwere­ grad die individuelle Empfänglich­ keit des Patienten sowie Risikofak­ toren (Genco und Borgnakke 2013, Page und Kornman 1997). Implantate sind aus der mo­ dernen Zahnheilkunde kaum noch wegzudenken. Die Zahl der inse­ rierten Implantate nimmt rasant zu. Damit allerdings auch die Zahl an periimplantären Erkrankun­ gen. Für die Entstehung periim­ plantärer Erkrankungen gibt es zwei Hauptursachen. Zum einen kann die bakterielle Infektion durch eine ungenügende mechani­ sche Plaqueentfernung für ein ent­ zündliches Geschehen verantwort­ lich sein. Zum anderen können biomechanische Faktoren eine Entzündung provozieren. Erkrankungen des periimplan­ tären Gewebes können in zwei Ka­ tegorien unterteilt werden. Eine entzündliche Veränderung, die sich ausschließlich auf das periim­ plantäre Weichgewebe begrenzt, wird als periimplantäre Mukositis bezeichnet. Hingegen spricht man von einer Periimplantitis, wenn eine progressive Entzündung so­ wohl des Weichgewebes als auch der knöchernen Strukturen vor­ liegt. Die Periimplantitis beginnt an den koronalen Gewebeanteilen und breitet sich nach apikal aus. Daher ist eine Implantatlockerung meist erst bemerkbar, wenn bereits große Anteile des umliegenden Gewebes betroffen sind. Klinische und radiologische Kennzeichen einer Periimplantitis sind Knochen­ ­ abbau, Blutung auf Sondierung und erhöhte Sondierungswerte (Lindhe, Meyle und Group 2008) (Abb. 1–3). Im Consensus-Report von 2011 wurde beschlossen, dass klinische und röntgenologische Daten zum Zeitpunkt der protheti­ schen Versorgung des Implantats aufgenommen werden sollen, um Baseline-­ Parameter während der Maintenance zum Vergleich zu haben, um so eine Periimplantitis diagnostizieren zu können (Lindhe et al. 2008). Um physiologische Re­ modellierungsvorgänge von einer progredienten, pathologischen Kno­ chenresorption diagnostisch ab­ grenzen zu können, ist die Bewer­ tung radiologischer Referenz­ auf­ nahmen unabdinglich. Periimplantäre Erkrankungen stellen mit einer hohen Prävalenz und wachsenden Inzidenz ein ernst zu nehmendes Problem dar. Eine ak­ tuelle Metaanalyse zeigt ernüch­ ternde Daten (Derks und Tomasi 2014).DiePrävalenzfürperiimplan­ täre Mukositis lag durchschnittlich bei 43 Prozent, für Periimplantitis bei 22 Prozent. Zu betonen ist aller­ dings, dass die Falldefinitionen für Mukositis und Periimplantitis zwi­ schen den Studien uneinheitlich waren. Über das Ausmaß und den Schweregrad periimplantärer Er­ krankungen wurde in den analysier­ ten Studien kaum berichtet. Den­ noch zeigt diese Analyse, dass fast jeder zweite Patient an einer periim­ plantären Mukositis und jeder fünfte Implantatpatient an einer Pe­ riimplantitis leidet. Dies verdeut­ licht, dass der Prävention dieser Er­ krankungen eine essenzielle Rolle zugeteilt werden muss. Prävention Die Weltgesundheitsorganisa­ tion gliedert die Prävention nach dem Zeitpunkt und unterscheidet so nach primärer, sekundärer und ter­ tiärer Prävention (Tab. 2). Ergebnisse des 11. European Workshop on Periodontology 2015 fand der 11. European Workshop on Periodontology zu dem Thema Prävention statt. Ziel war es, den wissenschaftlichen Wis­ sensstand unter die Lupe zu nehmen und Empfehlungen zu entwickeln, welche die Plaquekontrolle verbes­ sern, Risikofaktoren kontrollieren und gezielte professionelle Präven­ tionsschritte liefern. Die Arbeits­ gruppeumIanChappleuntersuchte, inwiefern die Prävention einer Gin­ givitis zu einer primären Prävention von Parodontitis führt (Chapple et al. 2015). Eine weitere Arbeitsgruppe des Workshops beschäftigte sich mit derFrage,obdieregelmäßigeDurch­ führung professioneller Zahnreini­ gungen in der Prävention einer Par­ odontitis resultiert (Needleman, Ni­ bali und Di Iorio 2015). Die Arbeits­ gruppe um Mario Sanz überprüf­ te den Effekt der professionellen Pla­ queentfernung auf die sekundäre Parodontitisprävention und beur­ teilte die durch die regelmäßige Rei­ nigung möglicherweise entstehen­ den unerwünschten Ereignisse (Sanz et al. 2015). Prof. Jepsen und seine Arbeitsgruppe beschäftigten sich schließlich mit Risikofaktoren für die Entstehung und Methoden für die Behandlung periimplantärer Mukositis (Jepsen et al. 2015). Fazit Die Therapie parodontaler und periimplantärer Erkrankungen ge­ hört zum zahnärztlichen Alltag und die Inzidenz dieser Erkrankun­ gen ist leider zunehmend. Daher sind präventive Maßnahmen von essenzieller Bedeutung, grundsätz­ lich zur Ent­ stehung, aber auch für die Früh­ erkennung und Behand­ lung. So können abgestufte Pro­ phylaxekonzepte parodontale und periimplantäre Erkrankungen auf verschiedenen Präventionsebenen verhindern. DT 35- bis 44-Jährige 65- bis 74-Jährige schwere Parodontitis 8,2 %  19,8 % moderate Parodontitis 43,4 % 44,8 % keine oder leichte Parodontitis 48,4 % 35,3 % Tab. 1: Häufigkeit parodontaler Erkrankungen, aufgeteilt nach Altersstruktur und Schweregrad (Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie). Prävention Definition primäre Prävention • setzt an, noch bevor es zur Krankheit kommt • trägt dazu bei, gesundheitsschädigende Faktoren zu vermeiden, um die Entstehung von Krankheiten zu verhindern sekundäre Prävention • soll das Fortschreiten eines Krankheitsfrühstadiums durch Frühdiagnostik und -behandlung verhindern • greift in bestehende Risikosituationen ein und ver- sucht, diese abzuwenden tertiäre Prävention • konzentriert sich nach einem Krankheitsereignis auf die Wiederherstellung der Gesundheit • Folgeschäden soll somit vorgebeugt und Rehabilita- tion ermöglicht werden Tab. 2: Gliederung der Prävention durch die Weltgesundheitsorganisation. Dr. Lisa Hierse DG PARO Spezialistin für Parodontologie® Zahnärztliche Gemeinschafts­ praxis Dres. Hierse Ernst-Reuter-Allee 28 39104 Magdeburg, Deutschland lisa.hierse@gmx.net PD Dr. Moritz Kebschull Fachzahnarzt für Parodontologie, DG PARO Spezialist für Parodontologie® Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Universitätsklinikum Bonn Welschnonnenstraße 17 53111 Bonn, Deutschland Moritz.Kebschull@ ukb.uni-bonn.de Kontakt Infos zur Autorin Infos zum Autor 1 2 3 Abb. 1–3: Klinisches Beispiel für eine Periimplantitis. a) Erhöhte periimplantäre Sondierungstiefen, Pusaustritt und Blutung sichtbar. b) Röntgenologisch sichtbarer schüsselförmiger Knochendefekt, der mehrere Implantat- windungen freigelegt hat. c) Klinische Situation des ausgeprägten periimplantären Knochendefekts nach Aufklappung. CME-Fortbildung Prävention parodon­- taler und periimplan- tärer Erkrankungen Dr. med. dent. Lisa Hierse, PD Dr. med. dent. Moritz Kebschull CME-ID 74679 Zum Beantworten dieses Fragebogens registrieren Sie sich bitte unter: www.zwp-online.info/cme-fortbildung Infos zur CME-Fortbildung auf ZWP online 2 CME-Punkte Literatur CME-Artikel DTA0117_21_DACH-CME.indd 21 25.01.17 12:59 DENTAL TRIBUNE · D-A-CH Edition · Nr. 1/201721 123 DTA0117_21_DACH-CME.indd 2125.01.1712:59

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