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Dental Tribune Austrian Edition No.1, 2017

DENTAL TRIBUNE ·D-A-CH Edition · Nr. 1/2017 19 Therapie wird grundsätzlich eine erneute gründliche Analyse der Risikofaktoren, wie z.B. Rauchen, hohe Plaque­Scores oder Blutzu­ ckerspiegel, vorgenommen und in einem Patientengespräch disku­ tiert, um ggf. auf das Patientenver­ halten noch intensiver einzuwir­ ken. Insbesondere bei Vorliegen mehrerer ungünstiger Faktoren ist der zusätzliche Nutzen einer un­ terstützenden systemischen Anti­ biose neben der reinen mechani­ schen Therapie fraglich (Harks et al., 2015). Kurzfristig kann aber gerade der adjuvante systemische Einsatz von Antibiotika bessere klinische Erfolge in Kombination mit geschlossenem Vorgehen erge­ ben und das Ausmaß parodontal­ chirurgischer Maßnahmen da­ durch ggf. verringern (Mestnik et al., 2010; Mombelli et al., 2011). Reevaluation der aktiven Parodontitistherapiephase Optional können zwischen an­ tiinfektiöser Therapie und Re­ evaluation Kontrolltermine zur Überwachung der häuslichen Mundhygiene und PZR vereinbart werden. Drei Monate nach ge­ schlossener Therapie schließt sich eine erste Reevaluation an. Zähne mit verbleibenden, gut zugängli­ chen Taschen von ≥ 5 mm ST z.B. an einwurzeligen Zähnen können ggf. erneut subgingival gereinigt werden. An Lokalisationen, die bei der ersten Reevaluation Grenz­ werte von 6 mm mit fehlenden Entzündungszeichen aufweisen, initial aber sehr hohe ST zeigten, kann der Therapieentscheid zum offenen parodontalchirurgischen Vorgehen auch länger herausgezö­ gert werden (Schlagenhauf, 2013). Hingegen unverändert tiefe Ta­ schen bzw. Taschen mit Entzün­ dungszeichen an schwer zugängli­ chen Stellen wie Furkationen oder unterminierenden infraalveolären Defekten werden einer offenen Parodontalbehandlung zugeführt. In der korrektiven Phase können dann bei Bedarf zusätzlich zu einer offenen Therapie regenera­ tive oder resektive Verfahren zur Therapie von geeigneten Kno­ chentaschen und/oder mehrwur­ zeligen Zähnen Anwendung fin­ den. Je nach Ausmaß der parodon­ talen Destruktionen, der Höhe der initialen ST und Art der gewählten Behandlungsmaßnahmen kann die parodontale Heilung unterschied­ lich lange Zeit in Anspruch neh­ men. Bei mäßig tiefen Taschen und gleichförmigem Knochenab­ bau können die parodontalen Ge­ webe bereits nach wenigen Mona­ ten ausgeheilt sein. Bei ausgedehn­ ten infraalveolären Defekten da­ gegen kann die knöcherne Aus­ heilung auch über einen Zeitraum von sechs Monaten hinaus andau­ ern. Deshalb sollte eine protheti­ sche Rehabilitation nach abschlie­ ßender Reevaluation frühestens circa drei bis zwölf Monate nach aktiver Parodontitistherapie ge­ plant und umgesetzt werden. Un­ abhängig davon muss während des Heilungsverlaufs eine regelmäßige Überwachung der Mundhygiene in dreimonatigen Abständen ge­ währleistet werden. Gerade bei Fällen mit generalisiertem, weit fortgeschrittenem Attachment­ verlust wird möglichst das Kon­ zept der geschlossenen Zahnreihe angestrebt, um prothetischen Be­ handlungsbedarf zu vermeiden. Molaren mit fortgeschrittenem Furkationsbefall und verbleiben­ den hohem ST, die der Mundhygi­ ene unzugänglich sind, können bei anatomisch günstigen Vorausset­ zungen durch Radektomie häufig in einen parodontal stabileren Zu­ stand überführt werden (Eickholz, 2010b). Ziel ist es, entweder bereits vorhandenen Zahnersatz damit zu stabilisieren (Abb. 1c), oder eine verkürzte Zahnreihe bzw. Folge­ extraktionen aufgrund ungenü­ gender Pfeilerqualität der Nach­ barzähne zu verhindern. Inhalte und Struktur der UPT Nur die regelmäßige Teil­ nahme an einer systematischen UPT kann den Langzeiterfolg jeg­ licher parodontalen Therapie si­ chern (Axelsson und Lindhe, 1981; König et al., 2001). Das individu­ elle Recall­Intervall sollte erstma­ lig nach abschließender Reevalua­ tion der aktiven Behandlungs­ phase festgelegt werden und kann zwischen drei und zwölf Monaten variieren. Zu den Inhalten der Nachsorgesitzungen gehören neben der Erfassung des gingivalen Ent­ zündungszustandes (z.B. Bluten auf Sondieren – BOP), der Effekti­ vität der häuslichen Mundhygiene (z.B. Plaque Controll Record – PCR) mit anschließender Mund­ hygieneinstruktion (Schwerpunkt Interdentalraumpflege) auch eine schonende, auf die Entfernung des Biofilms zielende professionelle Zahnreinigung mit subgingivaler Instrumentierung der Wurzel­ oberflächen bei ST ≥ 4 mm mit BOP und/oder ≥ 5 mm ohne BOP. Ab­ schließend erfolgt die Politur aller Glattflächen (z.B. Napf/Paste) und interdental (z.B. mit EVA­System/ Spirex). Alternativ kann heute das reine Biofilmmanagement auch mit niedrigabrasiven Pulvern und einem entsprechenden Pulver­ Wasser­Strahlgerät erfolgen, was zeitsparend, zahnhartsubstanz­ schonender und complianceför­ dernd zu sein scheint (Sculean et al., 2013; Bastendorf, 2015). Final werden alle freiliegenden Wurzel­ oberflächen fluoridiert. Mindestens einmal im Jahr er­ folgt die Erhebung des Zahnstatus einschließlich der ST, besser noch des Attachmentlevels und der Fur­ kationsbeteiligung. Zahnflächen mit erhöhtem Risiko zu fortschrei­ tenden Destruktionen sollten aber häufiger kontrolliert werden! Nur so kann gewährleistet werden, dass Rezidive frühzeitig erkannt und adäquate therapeutische Maß­ nahmen eingeleitet werden. Wieder­ kehrende Entzündungen können mit therapeutischen Maßnahmen wie der alleinigen Instrumentie­ rung oder in Kombination mit lokaler bzw. systemischer Appli­ kation von Antibiotika und/oder parodontalchirurgischen Eingriffen behandelt werden. Eine regelmä­ ßige Risikobeurteilung zur Ver­ meidung einer Progression und folgender Zahnverluste hilft bei der Strukturierung der UPT. Ein valides Mittel sowohl für die AgP als auch die CP stellt die Risiko­ profilanalyse nach Lang und To­ netti (2003) dar. Diese Systeme können aber nie zu 100 Prozent si­ cher sein (Eickholz, 2007b), da es immer noch unbekannte oder nicht vollständig verstandene Va­ riablen wie z.B. psychosoziale Ein­ flüsse (Graetz et al., 2013a) in der Ätiologie und Pathogenese der Pa­ rodontitis gibt. Trotzdem helfen diese Analysen, Patienten mit hohem Behandlungsbedarf von denen mit niedrigem Behand­ lungsbedarf zu unterscheiden und damit Behandlungszeiten in der Praxis sinnvoll zu planen. Chancen und Grenzen der Parodontitistherapie Unabhängig von der Diagnose „chronische“ oder „aggressive Pa­ rodontitis“ – gute Erfolgsaussich­ ten bestehen bei konsequenter Therapie und Nachsorge für beide Science 2a www.ids-cologne.de Koelnmesse GmbH Messeplatz 1 50679 Köln, Deutschland Telefon +49 180 577-3577* ids@visitor.koelnmesse.de *0,20 EUR/Anruf aus dem dt. Festnetz; max.0,60 EUR/Anruf aus dem Mobilfunknetz Erleben Sie die dentale Zukunft! Die Zukunft findet in Köln statt: Mehr als 2.400 Aussteller aus rund 60 Ländern präsentieren im März auf der Weltleitmesse IDS die wichtigsten Produkte und aktuelle Trends für Praxis und Labor. Jetzt Tickets kaufen: www.ids-cologne.de/ tickets 37. Internationale Dental-Schau Köln, 21.-25. März 2017 Fachhändlertag: 21. März 2017 ANZEIGE Abb. 2a: 10/1992: Männlicher 28-jähriger Patient, Nichtraucher, generalisierte AgP mit lokalisiert fortgeschrittenem Attachmentver- lust. Im Rahmen der aktiven Parodontitistherapiephase mit einem offenen parodontalchirurgischen Vorgehen an den Molaren im OK 1993 wurde der retinierte Zahn 18 entfernt. Fortsetzung auf Seite 20  DTA0117_18-20_DACH-Science.indd 19 25.01.17 12:59 DENTAL TRIBUNE ·D-A-CH Edition · Nr. 1/201719 Telefon +49180577-3577* DTA0117_18-20_DACH-Science.indd 1925.01.1712:59

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