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Dental Tribune German Edition No. 4, 2016

DENTAL TRIBUNE German Edition Nr. 4/2016 · 6. April 2016 6 International Science Goldkernaufbau oder die direkten Stifttechniken mit Faser-, Titan- oder Zirkonstiften, wobei Letztere wegen der nicht korrigierbaren Misserfolgsrisiken besser nicht mehr angewendet werden. Eine kurze Gegenüberstellung findet sich in Tabelle 2. Goldkernaufbau Dieser ist in der Literatur bes- tens dokumentiert und hat sich viele Jahre bewährt (Abb. 8). Den- noch wird er allmählich durch die Faserstifte verdrängt. Ein größeres Risiko stellen bei der Goldkern- technik die Stiftprovisorien dar, da durch die ungenaue Passung des provisorischen Stiftes Wurzelfrak- turen begünstigt werden. Zudem weisen Stiftprovisorien oft nur eine ungenügende Abdichtung des Wur- zelkanals auf. Wenn immer mög- lich, sollte deshalb auf ein Stift- provisorium verzichtet werden. Faserstifte Faserstifte verfügen über zahl- reiche Vorteile gegenüber den ande- ren Stifttypen: dank der einzeitigen Anfertigung des Stiftaufbaus kann ein koronales Leakage vermieden und dadurch ein Reinfekt des Wur- zelkanalsystems ausgeschlossen wer- den. Zudem muss der Wurzelkanal dank der adhäsiven Befestigung nicht wesentlich aufbereitet werden, was die Gefahr von Perforationen oder Wurzelrissen senkt. Es zeigt sich, dass eine Insertion des Stiftes in das obere Wurzeldrittel bis maxi- mal zur Hälfte des Wurzelkanals ausreichend ist. Dadurch verbleibt ein apikales Siegel von mindestens 4–6 mm Guttapercha (Abb. 9). Nachteilig ist die anspruchsvolle Adhäsion im Wurzelkanal. Dies ist zum einen der schlechten Kontrol- lierbarkeit geschuldet: Ohne Dental- mikroskop kann nicht geprüft wer- den, ob Sealerreste die Haftkraft ver- mindern. Zudem kann die Applika- tion von Haftvermittlern ebenfalls schlecht kontrolliert werden. Die Dentinbeschaffenheit des Wurzel- kanals (Fibrodentin) erschwert die Penetration des Haftvermittlers in die Zahnhartsubstanz. Neben dem ungünstigen C-Faktor (Konfigura- tionsfaktor: Menge freier Oberfläche zu gebundener Oberfläche, was ein Maß für den Stress auf den Haftver- bund bei der Polymerisation dar- stellt), ist die Lichtpolymerisation erschwert. Es müssen zwingend dualhärtende Kompositzemente ver- wendet werden, da das Polymeri- sationslicht nur ungenügend in den Wurzelkanal hineingelangt. Die Forschungsdaten bezüglich des opti- malen Zementierprotokolls im Wur- zelkanal sind nicht eindeutig. Es scheint, dass Kompositzemente mit einem selbstätzenden Haftvermittler oder allenfalls auch selbstadhäsive Kompositzemente gegenüber den Kompositzementen mit einer Phos- phorsäureapplikation und anschlie- ßender Applikation des Haftver- mittlers von Vorteil sein könnten. Zudem erhält man die homogenste Zementfuge, wenn der Zement mit- tels feiner Applikationsspritze direkt in den Kanal eingebracht wird. Beim alleinigen Bestreichen der Stiftoberfläche mit Zement finden sich sehr viele Lufteinschlüsse. Das ideale Protokoll zur Vorbereitung des Faserstiftes ist nicht klar. Eine Silanisierung der Stiftoberfläche ist sicherlich nicht falsch. Ein zu langes AbstrahlenderOberflächekannaber die Stiftstabilität beeinträchtigen. Allgemein gilt es, eine Kontamina- tion der Stiftoberfläche mit Fremd- material (z.B. Dentinabrieb bei einer Einprobe oder Latexpuder von den Handschuhen)zuvermeiden,dadies den dauerhaften Verbund des Stiftes mit der Zahnoberfläche reduziert. Am besten hält man sich bei der Insertion der Faserstifte an die Herstelleranweisungen! Die Ver- wendung von individualisierbaren Faserstiften (z.B. everStick POST) hat sich bislang aufgrund der an- spruchsvollen Handhabung in der Klinik nicht bewährt. Zusammenfassung • Erfolg von wurzelkanalbehandel- ten Zähnen ist abhängig von einer suffizienten endodontischen Be- handlung und einem dichten ok- klusalen Verschluss • Nicht jeder wurzelkanalbehan- delte Zahn muss mit einem Stift versorgt werden • Kompositaufbaufüllungen und Endokronen sind substanzscho- nend • Stiftprovisorien vermeiden • Faserstifte weisen in der Regel kor- rigierbare Misserfolge auf • Perfekte Adhäsion im Wurzel- kanal ist schwierig zu erreichen, Zementierprotokoll genau einhal- ten (Trockenlegung!) • Zirkuläre Fassung von mind. 1,5mm für eine günstige Lang- zeitprognose des Stiftaufbaus notwendig DT Save the date: Jahrestagung SSPRE am 20.10.2017 in Bern zum Thema „Postendodontische Behandlung“. Tabelle 2: Vergleich der gängigen Stifttechniken Kriterium Goldkern Titanstift Zirkonstift Faserstift Adhäsion · nicht notwendig · konventionelles Zementieren · adhäsives Zementieren mittels Abstrahlen und Silanisieren mäßig erfolgreich · nicht notwendig · konventionelles Zementieren · adhäsives Zementieren mittels Abstrahlen und Silanisieren mäßig erfolgreich · nicht notwendig · konventionelles Zementieren · adhäsives Zementieren mittels Silanisieren nur wenig erfolg- reich · notwendig · evtl. Silanisieren oder andere Vor- behandlung (Herstellerinformation!) Ästhetik · schlecht · bei dünnem Gingivatyp: Durch- scheinen dunkel verfärbter Wur- zel möglich · Metallfarbe muss maskiert wer- den (Opaker) · schlecht · bei dünnem Gingivatyp: Durch- scheinen dunkel verfärbter Wur- zel möglich · Metallfarbe muss maskiert wer- den (Opaker) · gut · gut E-Modul · sehr steif: Frakturgefahr Wurzel · sehr steif: Frakturgefahr Wurzel · sehr steif: Frakturgefahr Wurzel · E-Modul ähnlich Dentin Erfahrung Behandler · anspruchsvolle Technik: Reten- tion Stift, Inlay-Präparation, Abformung, Provisorium · mittlerer Anspruch: Retention Stift schwierig, Aufbaufüllung Komposit direkt · Zementieren ist anspruchsvoll · Aufbaufüllung mit Komposit relativ einfach · Zementieren ist anspruchsvoll · Aufbaufüllung mit Komposit relativ einfach Misserfolge · Wurzelfraktur (nicht korrigierbar) · Retentionsverlust (teilweise kor- rigierbar) · Wurzelfraktur (nicht korrigierbar) · Verbund Komposit-Stift? (korri- gierbar) · Stiftbruch (nicht korrigierbar) · Wurzelfraktur (nicht korrigierbar) · Dezementierung Stift (korrigierbar) · Stiftbruch (korrigierbar) Preis · teuer, Zahntechnik notwendig · deutlich günstiger als Goldkern · deutlich günstiger als Goldkern · deutlich günstiger als Goldkern Provisorium · notwendig: im Frontzahnbereich Stiftprovisorium (Gefahr Fraktur); im Seitenzahnbereich reicht oft eine Abdeckung des Wurzel- kanals · für Stiftaufbau nicht notwendig · Wurzelkanal immer dicht ver- schlossen · für Stiftaufbau nicht notwendig · Wurzelkanal immer dicht verschlossen · für Stiftaufbau nicht notwendig · Wurzelkanal immer dicht verschlossen Revidierbarkeit · Metallstifte können grundsätzlich entfernt werden (Cave: Ausdün- nung Wurzel, weit apikal gesetz- ter Stift) · Risiko Wurzelfraktur beim Entfernen · Metallstifte können grundsätzlich entfernt werden (Cave: Ausdün- nung Wurzel, weit apikal gesetz- ter Stift, adhäsiver Zement) · Risiko Wurzelfraktur beim Entfernen · Die Stifte lassen sich nicht entfernen. · Es kann versucht werden, durch den Stift hindurch mit Diaman- ten zu bohren: sehr schwierig und mit hohem Risiko für Perfo- ration verbunden · Revisionen sind relativ einfach möglich Röntgenopazität · sehr gut · sehr gut · sehr gut · oftmals schlecht · Kontrast zum Sealer oft zu gering Zeitbedarf · hoch · Nach der Präparation des Gold- kerns: Abformung und Herstellung beim Zahntechniker. In der zweiten Sitzung wird der Goldkern zementiert und mit einer weiteren Abformung wird dann die Krone beim Zahntech- niker hergestellt. · mittlerer Zeitaufwand · Der Stiftaufbau kann in einer Sitzung gefertigt werden. Ent- weder wird nur eine Komposit- aufbaufüllung gelegt oder es wird im Anschluss eine Abfor- mung für die Herstellung einer Krone genommen. · mittlerer Zeitaufwand · Der Stiftaufbau kann in einer Sitzung gefertigt werden. Ent- weder wird nur eine Komposit- aufbaufüllung gelegt oder es wird im Anschluss eine Abfor- mung für die Herstellung einer Krone genommen. · mittlerer Zeitaufwand · Der Stiftaufbau kann in einer Sitzung gefertigt werden. Ent- weder wird nur eine Komposit- aufbaufüllung gelegt oder es wird im Anschluss eine Abfor- mung für die Herstellung einer Krone genommen. Abb. 6a: Röntgenbildaufnahme der „Endokrone“ auf Zahn 35: deutlich erkennbar ist die Inlay-ähnliche Verankerung im Bereich des Pulpakavums. – Abb. 6b: Klinische Aufnahme des Zahnes 35, welcher auf dem Röntgenbild auf Abbildung 6a dargestellt ist. – Abb. 7: Proximale Box-Elevation bei 36 distal. Nach einer Verschiebung der Präparationsgrenze mit Komposit nach koronal wurde die Keramik- füllung mit der CEREC-Technik eingegliedert. Die Situation nach mehr als fünf Jahren Beobachtungszeit ist unauffällig. – Abb. 8: Klassischer Goldkernaufbau bei einer VMK-Krone bei Zahn 11. Der Stift wurde weit nach apikal gebracht und ein apikales Siegel von ca. 3 mm sollte angestrebt werden. Ein Inlay im koronalen Wurzelbereich sorgt für eine Rotationssicherung. – Abb. 9: Faserstiftaufbauten bei den Zähnen 12 und 11 nach einem größeren Frontzahntrauma. Das apikale Siegel ist deutlich größer als beim Goldkern, da dank der adhäsiven Befestigung der Stift weniger tief in den Kanal inseriert werden muss. Zudem muss der Kanal weniger breit aufbereitet werden für die Aufnahme des Faserstiftes, da ovale Kanallumina dank der Adhäsion nicht kreisrund aufbereitet werden müssen. 6a 7 6b 8 9 Infos zur Autorin Kontakt Dr. Brigitte Zimmerli Präsidentin SSPRE Bahnhofstr. 18a 3400 Burgdorf Schweiz Tel.: +41 34 4230188 brigitte.zimmerli@bzdental.ch 89 Tel.: +41344230188

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