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Dental Tribune Swiss Edition No. 4, 2017

DENTAL TRIBUNE · D-A-CH Edition · Nr. 4/2017 Interview 25 halb sportmedizinischer Konzepte Dr. Tilman Fritsch, NAM-ZahnHeilkunde, und Teampsychologen Sascha Lense. spritzen. Die Gesundheit der Spieler steht im Mittelpunkt. Aber noch einmal zum Thema Zähne und Mundgesundheit: Hier sind wir der festen Überzeugung, dass es eine enge Verbindung hin zur Leistungsfähigkeit der Spieler gibt. Der enge Zusammenhang zwischen Problemen im Zahnbereich und Muskelverletzungen ist evident und schon länger bekannt. Ist es über eine zahnärztliche Be- handlung möglich, einen leistungs- steigernden Effekt zu erreichen? Fritsch: Zum einen: Ich glaube, die Mundhöhle ist ein Ort, wo es noch Potenziale gibt, die wir teil- weise noch nicht nutzen. Wir stehen hier erst am Anfang. Entscheidende Bedeutung haben z. B. Entzündungs- erscheinungen. Gerade bei jungen Erwachsenen mit durchbrechenden Weisheitszähnen kann das Immun- system und damit auch die Leis- tungsfähigkeit sehr negativ beein- flusst werden, sodass man hier zu- allererst hinschauen muss. Entzün- dungen im Mund strahlen auch in die Muskeln aus, wodurch die Ver- letzungsgefahr exorbitant hoch ist, ohne dass der Sportler etwas merkt. Aber es gibt ein immunologisches Warnsignal. Ein zweiter wichtiger Punkt sind die Metalle. Metalle als solche werden häufig völlig unter- schätzt, aber es ist inzwischen gerade für metallische Füllungsmaterialien, wie Amalgam, sehr gut erforscht, dass sie auch den Stoffwechsel be- einflussen können und damit leis- tungsmindernd wirken. Die Entfer- nung von Metallen aus der Mund- höhle führt folglich zu einem bes- seren Stoffwechsel und damit zur Leistungssteigerung. Der dritte große Punkt ist das Thema Funktion. Hier versprechen wir uns derzeit sehr viel an Effekt. Die meisten der Salzburger Spieler haben bereits die sogenannte NAM- Schiene, und die funktioniert sehr gut. Auf neurobiologisch-funktio- neller Basis wird hier die Koordina- tionsfähigkeit erhöht. Koordinati- onsfähigkeit beginnt mit den Augen. Sie beginnen, den Horizont und das © Red Bull GmbH and GEPA pictures GmbH Gelände abzuchecken. Dann geht es weiter über die Bisslage und das Kie- fergelenk, die, wenn wir Halt suchen, über die Halswirbelsäule das Becken stabilisieren. Voraussetzung ist eine gute „Augenlage“, dann der „richtige Biss“. Stimmt der Biss nicht, stimmt die Halswirbelsäule nicht, dann ver- schiebt sich das Becken und die Augenlage – und das bedeutet, dass die Koordinations fähigkeit des Spie- lers nicht so ist, wie sie sein sollte. Das wird kritisch bei der sogenann- ten Restbelastung. Die meisten Ver- letzungen der Spieler sind statistisch im letzten Drittel des Spiels, dann, wenn die Kraft, wenn die Koordina- tionsfähigkeit, wenn die Konzen tra- tion nachlässt – dann steigt das Risiko, sich über eine Ausgleich- bewegung zu verletzen. An dieser Stelle sind Funktionsschienen ge- rade beim Training, aber auch wäh- rend des Spiels, von unschätzbarer Bedeutung. Die Spieler gleichen über den Biss ihre Koordinationsfä- higkeit aus und übertragen das auf den gesamten Körper. Haben die Spieler dann auch sub- jektiv das Gefühl, dass ihnen das etwas bringt? Fritsch: Wir haben entspre- chende Testemonials, z. B. vom Ski- verband der Schweiz, bekommen, die durchweg gezeigt haben, dass die Sportler empfinden, sie hätten „mehr Zeit“ – ein Indiz für die verbesserte Konzentrationsfähigkeit. Man hat einfach mehr „Arbeitsspeicher“ im Kopf. Das bedeutet, mehr freie Res- sourcen im Kopf, um die periphere Muskulatur besser einstellen zu kön- nen. Gleichzeitig werden so Kraft- reserven mobilisiert. Mehr Kraft durch die NAM-Schiene. Neben der Koordinationsfähigkeit verbessert sich auf diese Weise auch das Schlaf- verhalten der Sportler und damit die Regenerationsfähigkeit. Rangnick: Hier schließt sich na- türlich auch wieder der Kreis zur Spielweise von RB Leipzig. Gerade unsere Art von Fußball lebt davon, richtige Entscheidungen in beengten Räumen zu treffen, in räumlich und zeitlich begrenzten Spielsituationen. Hier werden in den nächsten Jahren noch deutliche Fortschritte erzielt. Das ist die Richtung, in die sich un- serer Überzeugung nach der Fußball entwickeln wird. Das hat sehr viel mit Kognition und kognitiven Ver- besserungen, beispielsweise in Bezug auf die Speicherkapazitäten zu tun. Unser ganzheitlicher Ansatz verbin- det diese Komponenten. Herr Rangnick, Ihr sportliches Kon- zept sieht unter anderem vor, der Mannschaft optimale Trainingsbe- dingungen zu bieten sowie die Mannschaft komplett und kom- promisslos medizinisch zu be- treuen. Die Mannschaft von RB Leipzig ist die jüngste der Bundes- liga. Sind solch junge Männer nicht kerngesund und körperlich fit? Rangnick: Ich glaube, das Thema Zähne beginnt ja schon in sehr jungen Jahren. Die Mundhy- giene wird vernachlässigt und die Ernährungsgewohnheiten, wie z. B. beim Zuckerkonsum, sind nicht un- bedingt das, was wir optimal nennen würden. Konkret heißt das, allein weil man jung ist, ist man in Bezug auf die Mundgesundheit im Allge- meinen und die Zähne im Speziellen nicht automatisch kerngesund. Hier wird so manches vernachlässigt. Zum Friseur gehen die Jungs in jedem Fall sehr regelmäßig. Dann das Thema Füße: Wir sprechen ja über Leistungsfußball. Wenn ich in meinen Zeiten als Trai- ner durch die Kabine gegangen bin und mir im Massageraum die Füße der Fußballer angeschaut habe – dann sollte man sich auch darum kümmern. Wir haben reagiert, indem wir alle paar Wochen eine Fußpflegerin zu uns holen. Damit haben wir wenigstens die Garantie, dass es auch alle machen, wenn wir sie dazu auffordern. Zähne und Füße, das ist ja per se jetzt nicht etwas, wo du dich unbedingt drauf freust und schnellstmöglich den nächsten Termin haben willst. Also insofern müssen wir auch als Verein ein bisschen drauf achten, dass das dann regelmäßig passiert. Im Hin- blick auf die neue Saison werden wir das Thema mit den NAM-Schienen noch einmal stärker in den Fokus rü- cken. Schade ist hier nur, dass Tilman Fritsch so weit weg von Leipzig ist. Welchen Belastungen sind die Zähne beim Fußball ausgesetzt? Fritsch: Wir können beobach- ten, dass die Abrasion bei Fußballern größer ist als in der Normalbevöl- kerung. Leistungssportler sind gene- rell erhöhten Belastungen ausge- setzt, und selbst bei sehr jungen Fußballern kann man bereits eine Neigung zu erhöhter Abrasion er- kennen. Die Stressverarbeitung läuft über die Mundhöhle, den Kiefer und die Zähne – das ist normal und auch vom Körper so eingerichtet, dass in bestimmten taktilen Breiten Reize über das Gehirn abgearbeitet wer- den. Das sind taktile Reize. © OEMUS MEDIA AG © OEMUS MEDIA AG

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