Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Dental Tribune Swiss Edition No. 4, 2017

24 Interview DENTAL TRIBUNE · D-A-CH Edition · Nr. 4/2017 Die Rolle der Zahnmedizin innerh Pressegespräch mit dem Sportdirektor von RB Leipzig, Ralf Rangnick, Prof. D © Red Bull GmbH and GEPA pictures GmbH © OEMUS MEDIA AG Erfolge im Spitzensport sind heute nicht nur Ergebnis intensiven Trai- nings, sondern werden durch eine Vielzahl von Faktoren bestimmt. Einerseits versuchen Ärzte und The- rapeuten, mit ausgefeilten sportme- dizinischen Konzepten die Spitzen- sportler nach Verletzungen möglichst schnell wieder fit zu bekommen, an- dererseits geht es vor allem darum, durch komplexe Behandlungskon- zepte das Verletzungsrisiko der Akti- ven zu mindern. ZWP online sprach im hochmodernen Trainingszen trum des Bundesligazweiten mit Prof. Dr. med. dent. Tilman Fritsch/Bayerisch Gmain, dem Sportdirektor von RB Leipzig, Ralf Rangnick, und dem Teampsychologen von RB Leipzig, Sascha Lense. Herr Prof. Fritsch, wie wird man Zahnarzt eines Fußballclubs und was verbindet Sie im sportmedi- zinischen Sinne mit Ralf Rangnick? Fritsch: Zum Fußball bin ich ganz klar durch Ralf Rangnick ge- kommen. Bis dahin war ich im Bereich Sport nicht unbedingt sehr bewandert und bis dato auch noch kein Spezialist gewesen. Wir hatten in unserer Praxis zwar bereits Sport- ler verschiedener Disziplinen be- treut, aber erst durch Ralf Rangnick bekam ich die Möglichkeit, hier noch aktiver zu werden. Ralf Rang- nick ist ein Visionär und ein sehr komplex denkender Mensch und Fußballlehrer. Er hat sehr früh die Wichtigkeit der Mundhöhle und deren Bedeutung für den gesamten Körper verstanden. Ich denke, dass er einer der Ersten war, die erkannt haben, welche Potenziale man über die Mundhöhle innerhalb eines me- dizinischen Gesamtkonzeptes nut- zen kann. Die Möglichkeit, an die- sem Konzept mitzuwirken, bekam ich damals in Salzburg. Herr Rangnick, die Saison lief für den Aufsteiger RB Leipzig außer- ordentlich erfolgreich. RB Leipzig spielt jetzt Champions League. Auch die medi zinische Betreuung der Fußballer spielt hier offenbar eine entscheidende Rolle. Wodurch zeichnet sich Ihr medizinisches Kon- zept aus – wo ist die spezielle Idee? Rangnick: In erster Linie geht es darum, dass wir unsere Spieler ent- wickeln wollen. Wir konzentrieren uns auf junge Spieler, da bei ihnen das Lerntempo und die Lernfort- schritte deutlich größer sind. Jeder weiß das aus seiner eigenen Jugend, dass du mit 13, 14, 15 Jahren deutlich schneller lernst als mit 20, und mit 20 schneller lernst als mit 30, und so weiter. Das ist ja auch bei anderen Dingen, wie beim Lernen von Spra- chen oder in der Schule, so. Das Ler- nen geht in jungen Jahren einfach leichter. Und zu diesem Lernprozess gehört natürlich auch der medizi- nische Bereich, und hier vor allem auch der Bereich der Mund- und Zahnhygiene. Ich habe sowohl bei früheren Clubs, speziell in den Neunzigerjahren, aber auch heute die Erfahrung machen müssen, dass es z. B. Spieler gibt, die nicht regelmä- ßig zum Zahnarzt gehen, oder sogar einzelne, die jahrelang nicht beim Zahnarzt waren, weil sie keine Schmerzen hatten. Aber keine Schmerzen haben heißt ja noch lange nicht, dass es nicht trotzdem ir- gendwo entzündliche Bereiche gibt, die dann wiederum Auswirkungen auf den Muskel- und Sehnen-/Band- apparat haben. Auf dieser Basis ist die Zusammenarbeit mit Prof. Fritsch, den ich auf eine Empfehlung hin kennengelernt hatte, dann ent- standen. Aus meiner Kindheit waren mir Besuche beim Fa milienzahnarzt eher als trauma tische Ereignisse in Erinnerung, und so war mir der Zahnarzt an sich letztlich auch nicht sonderlich sympathisch. Durch Tilman Fritsch habe ich eigentlich zum ersten Mal erlebt, dass Zahnarztbesuche nicht zwangs- läufig gleichbedeutend sein müssen mit Schmerzen. Selbst das Spritzen für die Betäubung funktioniert bei ihm ohne Schmerzen, was natürlich mit seinen Qualitäten als Zahnarzt zu tun hat. In der Musik würde man sagen: Er ist ein Virtuose. Ich hatte gerade zu dieser Zeit in Salzburg an- gefangen, und so war es im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend, den Spielern das Angebot zu machen, auch nach Bayerisch Gmain zu fah- ren. Am Anfang war es zunächst ein bisschen zäh, da einige der Spieler meinten, es wäre nicht notwendig, zum Zahnarzt zu gehen. Und dann wurde das ein we- nig zum Schneeballeffekt: Je mehr dann hingegangen sind und die gleichen positiven Erfahrungen ge- macht haben wie ich, desto mehr hat es sich herumgesprochen. Inzwi- schen kommen viele Spieler nach Bayerisch Gmain, aber auch Leute aus dem Umfeld des Vereins gehen hin. Von Leipzig aus ist es zwar ein bisschen weiter, aber wir haben in- zwischen auch hier natürlich mit unseren beiden Mannschaftsärzten ein tolles Netzwerk zusammenge- stellt, das für jeden Bereich einen Spezialisten an der Hand hat. Die Mannschaft ist bestens betreut. Wenn sich bei uns ein Spieler, wie z. B. Timo Werner zuletzt beim DFB, eine Muskelverletzung zuzieht, dann schicken wir den am nächstmögli- chen Tag zu dem dafür zuständigen Spezialisten. Der behandelt ihn drei oder vier Tage, und dann kommt er natürlich mit einer ganz anderen, schnelleren Heilungsprognose wie- der zurück – und wenn es gut läuft, kann er sehr zeitnah wieder spielen. Im Leistungssport ist es einfach von essenzieller Bedeutung, dass der Spieler so früh wie möglich wieder einsatzfähig ist. Das ist im Übrigen auch der Unterschied zu normalen Patienten. Bei uns bewegst du dich eigentlich immer wie auf einem Drahtseil. Einem normalen Pa- tienten würdest du sagen: Kurier dich aus und schone dich. In unse- rem Bereich ist das nicht möglich. Da gibt es entweder du kannst oder du kannst nicht. Und trotzdem haben wir natürlich gegenüber un- seren Spielern die Verantwortung, dass wir sie nicht nur auf Teufel komm raus fit bekommen oder fit © OEMUS MEDIA AG

Seitenübersicht