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Dental Tribune German Edition No. 7, 2016

4 International Science DENTAL TRIBUNE German Edition Nr. 7+8/2016 · 27. Juli 2016 Die moderne Zahnmedizin hat im Bereich der Silikat-, Oxid-, und glas- infiltrierten Keramik einen Quan- tensprung vollzogen – nur hat diese Art der Versorgung auch ihren Preis. Das muss sie auch, denn nur Kollegen, die aus Überzeugung viel Zeit in Weiterbildungen und Quali- fikationen auf dem Gebiet der äs- thetischen Zahnmedizin investie- ren, sind in der Lage, diese aus heu- tiger Sicht anspruchsvollste Diszi- plin so umzusetzen, dass der Patient den Zahnersatz nicht als solchen wahrnimmt. Amalgamfüllungen, aber auch unschöne und nur zweckmäßige Aufbauten aus Glasionomerzement, gehören in modernen ästhetisch orientierten Zahnarztpraxen zum größten Teil der Vergangenheit an. Dennoch wird die Schere zwischen den Arten der prothetischen Ver- sorgungen immer größer und die qualitativen Unterschiede sind deut- licher zu erkennen denn je. Anforderungen an den Behandler Ästhetische Zahnmedizin ist ein Schulterschluss aus Kieferor- thopädie, Parodontologie, Endo- dontologie, Implantologie, mini- malinvasiver Gewebechirurgie und Prothetik. Patienten, die auf der Su- che nach einer optischen Verbesse- rung ihres Lachens in unsere Praxen kommen, erwarten ein Auge für de- formierte dentale Areale, ja für das Erkennen der physischen Attrakti- vität der jeweiligen Person. Ge- sunde Zähne mit idealen Zahnrei- hen erkennt das Gegenüber als at- traktiv, sie signalisieren einen ge- sunden Organismus und genetische Stabilität. Das Auge folgt instinktiv bestimmten Führungslinien, die es auf der Zahnoberfläche abfährt und so blitzschnell zwischen attraktiv und unattraktiv entscheidet. Dieses stets gleiche Phänomen des „Abscannens“ von Augen, Nase und Mund hat den Vorteil für den ästhetisch tätigen Zahnarzt, dass er bestimmten Grundregeln oder Mustern folgen kann und diese ent- sprechend der physischen Attrakti- vität des jeweiligen Patienten variie- ren kann. Anders als Theoretiker müssen wir die Regeln nicht nur er- lernen und können – wir müssen sie, ähnlich wie ein Künstler, am Ende des Tages auch praktisch um- setzen. Pablo Picasso hat das in dem Zitat „Learn the rules like a pro, so you can break them like an artist.“ sehr treffend zusammenge- fasst. Wer ist ein „ästhetischer Fall“? Nicht jeder Patient, der mit ei- ner auffälligen Front in unsere Pra- xis kommt, ist auch ein Fall für eine ästhetische Rekonstruktion. Die DGÄZ hat die Art der Patientenfüh- rung in ihrem Ehrenkodex sehr ein- drucksvoll beschrieben. So heißt es in einem der Punkte: „Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen, um unseren Patienten unabhängig von Restriktionen allein nach ihren Wünschen, Bedürfnissen und unter Berücksichtigung ihrer finanziellen Möglichkeiten eine nur an medizi- nischen Gesichtspunkten orien- tierte, erstklassige Zahnmedizin zu bieten.“ Nicht wir entscheiden über die Dinge, welche uns rein optisch stören, sondern allein der Patient. Ein ästhetisches Ziel erschwert in der Regel die Behandlung, denn es stellt eine zusätzliche Anforderung dar, die mit der medizinischen Grundlage konkurrieren kann. Ästhetische Zahnmedizin be- deutet, dass man dem Patienten die Möglichkeit gibt, sein Zahnbild zu finden und insbesondere die Gesunderhaltung der Zahn- und Gewebestrukturen in den Fokus zu rücken. Natürlich müssen wir dem Patienten darüber hinaus erklären, welche Maßnahmen er zur Erhö- hung der Haltbarkeit und Lang- lebigkeit seiner Zähne treffen sollte. Großflächig gefüllte Frontzähne mit hohem Frakturrisiko und das Feh- len einer Eckzahnführung mit funk- tionellen Defiziten muss den Patien- ten ebenso aufgezeigt werden wie insuffiziente Füllungs- und Kronen- ränder. Kommt der Patient nun mit„äs- thetischen Problemen“ im Front- zahnbereich in unsere Praxis, so müssen wir als Spezialisten objekti- vieren können, ob es sich faktisch um ein ästhetisches Problem han- delt. Liegt dieses Problem aus Sicht des Spezialisten nicht vor, so ist von einer Behandlung abzuraten oder im Sinne einer maximalen Zahner- haltung auf Behandlungsmethoden auszuweichen, die noninvasiv erfol- gen – wie beispielsweise eine kiefer- orthopädische Behandlung oder Non-Prep Veneers. Bei tatsächli- chen Ästhetikeinbußen durch De- formationen sollte das Problem ge- nau analysiert werden. Hierzu müs- sen die dazu nötigen Unterlagen (Modelle, Fotos, Funktionsstatus, Röntgenbilder etc.) erstellt werden, um zu einer eindeutigen Diagnose zu gelangen. Anschließend werden die möglichen Maßnahmen mit dem Zahntechniker geplant und im Anschluss mit dem Patienten be- sprochen. Frontzahnästhetik – aber wie? Die Versorgung der Front erfor- dert einen großen zeitlichen Auf- wand, denn die Beurteilung, Pla- nung und Ausführung hat einen di- rekten optischen Effekt. Folgt man den Regeln der dentalen Ästhetik nur ungenügend oder deutet diese nicht im richtigen Sinne, so hat dies nicht nur Auswirkungen auf die physische Attraktivität, sondern kann zu dauerhaften Schäden der biologischen Strukturen führen. Die medizinischen Grundlagen müssen zu jeder Behandlungszeit im Vordergrund stehen. Dazu zäh- len die Mundhygiene des Patienten, der PA-Status, das Kronen-Wur- zel-Verhältnis, der Gingivatyp, der Speichelfluss u.v.m. Neben den biologischen Fakto- ren müssen die Materialeigenschaf- Modernste Keramik und Ästhetik – alles andere als ein Selbstläufer! Die Schere zwischen den Arten der prothetischen Versorgungen wird zunehmend größer und qualitative Unterschiede werden immer augenscheinlicher. Von Dr. Martin Jaroch, MSc., Singen. Abb. 1 und 2a: Ausgangssituation – Die Patientin stellte sich mit dem Wunsch einer Verbesserung ihrer Ästhetik vor. Aus Kostengründen sollte vorerst der Oberkiefer saniert werden, im Anschluss dann auch der Unterkiefer. – Abb. 2b: Das Endergebnis. 2a 2b 1 Abb. 3–5: Darstellung der Situation während der Präparation des Oberkiefers. Die Farbbestimmung erfolgt ebenfalls an den präparierten Stümpfen, um mögliche Dentinverfärbungen auszugleichen. 3 4 5 „Ästhetische Zahnmedizin bedeutet, dass man dem Patienten die Möglichkeit gibt, sein Zahnbild zu finden und insbesondere die Gesunderhaltung der Zahn- und Gewebestrukturen in den Fokus zu rücken.“ 345

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