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Dental Tribune German Edition No.3, 2018

DENTAL TRIBUNE · German Edition · Nr. 3/2018 Science 7 erscheinendes Ergebnis erzielt wer- den. Fall 3 4a Im zweiten Fall stellte sich eine Patientin mit einem desolaten Brü- ckenpfeiler in Regio 37 vor. Durch die prothetische Versorgung der Schaltlücke in Regio 35 und 36 mit einer Zahnbrücke und der damit einhergehenden fehlenden mecha- nischen Belastung des Kiefer- knochens zeigte sich ein deutliches Knochendefizit an dieser Stelle (Abb. 2a). Nach umfassender Auf- klärung entschied sich die Patientin für eine Extraktion des Brücken- pfeilers in Regio 37 mit anschließen- der Kieferkammaugmentation mit- tels eines allogenen Knochenblocks, gefolgt von einer implantatgetrage- nen Einzelzahnversorgung in Regio 35 und 36. Die Kieferkammaug- mentation erfolgte zwei Monate nach der Zahnextraktion unter In- filtrationsanästhesie. Nach der De- fektdarstellung über eine Volllap- penpräparation wurde der manuell auf den Defekt an gepasste allogene Knochenblock (maxgraft® block, botiss biomaterials GmbH) mittels zweier Osteo syntheseschrauben am Kieferkamm fixiert. Die Augmenta- tionsstelle wurde wieder mit einer Kollagenmembran aus porcinem Perikard (Jason® membrane, botiss biomaterials GmbH) abgedeckt und das Weichgewebe speicheldicht und spannungsfrei vernäht (Abb. 2b). Bei der Eröffnung der Augmenta- tionsstelle, welche nach sechs Mo- naten erfolgte, zeigte sich eine voll- ständige Integration des allogenen Knochenblocks in das umgebende Knochengewebe und somit ein opti- maler Knochengewinn in der atro- phierten Region (Abb. 2c). Nach- dem die Osteosyntheseschrauben entfernt wurden, konnten die ge- planten Zahnimplantate inseriert werden (Abb. 2d). Drei Monate nach Implantatinsertion erfolgte die finale prothetische Versorgung. Abbildungen 2e und 2f zeigen die Situation ein Jahr nach protheti- scher Versorgung. Vorteil Digitalisierung Die digitale Revolution hat in den letzten Jahren auch ihren Einzug in die Zahnarztpraxen gehalten, wobei die Implementierung techni- scher und computergestützter Inno- vationen in das Behandlungskonzept erhebliche Vorteile mit sich bringt. So ist es beispielsweise möglich, über das CAD/CAM-Verfahren indivi- duelle Knochenblöcke aus huma - nem Spenderknochen anzufertigen, welche eine optimale Passung auf den Kieferkammdefekt aufweisen.28–32 Der Knochenblock wird hierbei über den DICOM-Datensatz aus einer DVT-Aufnahme des atrophierten Kieferkamms digital erstellt und an- schließend in einer dreidimensiona- 3a 3e 3i 3b 3f 3j 3c 3g 3k 3d 3h 3l Abb. 3: Darstellung des Knochendefekts in Regio 21-22 im DVT (a, b). DVT-Kontrolle nach vier Monaten (c, d). Kontrollröntgen drei Jahre nach der Augmentation zeigt optimalen Volumenerhalt (e). Situation nach Extraktion der Zähne 12 und 21 (f). Planung des allogenen Knochenblocks (g). CAD/CAM-gefertigter Knochenblock (maxgraft® bonebuilder) (h). Lappenpräparation und Darstellung des Knochendefektes (i). Befestigung des Knochenblocks mit zwei Osteosyntheseschrauben (j). Konturierung der Augmentationsstelle mit bovinem Knochengranulat (k). Exzellente Knochenregeneration beim Reentry nach sechs Monaten (l). len Fräse aus spon giösem Knochen, welcher ebenfalls von Lebendspen- dern stammt, hergestellt. Somit wird nicht nur eine autologe Knochen- blockentnahme ob solet, auch das manuelle Anpassen des Knochen- blocks entfällt, wodurch die Opera- tionszeit verkürzt wird. Weiterhin hat der individuell angepasste Kno- chenblock eine maximale Kontakt- fläche mit dem ortsständigen Kno- chen, sodass dessen ideale Versor- gung gewährleistet wird. Im dritten Fall stellte sich die Patientin mit einer chronischen apikalen Parodontitis im ästheti- schen Frontzahnbereich nach bereits durchgeführter Wurzelspitzenresek- tion vor. Da die Zähne 12 und 22 nicht erhaltungsfähig waren, wur- den diese entfernt. Das Pontic, über welches der Zahn 21 versorgt wurde, musste mit der Zahnex traktion ebenfalls entfernt werden (Abb. 3f). Während in Regio 12 eine sofortige Implantation möglich war, zeigte sich ein deutliches transversales Knochendefizit in Regio 21-22 (Abb. 3a, b). Nach Aufklärung der Patientin über die verfügbaren Be- handlungsoptionen, entschied diese sich für eine Anlagerungsosteoplas- tik mit einem allogenen, CAD/CAM- gefertigten Knochenblock, um eine Implantation in der Regio 21-22 zu ermöglichen. Über eine DVT-Aufnahme wur de der zur Herstellung des indivi- duellen Knochenblocks (maxgraft® bonebuilder, botiss biomaterials GmbH, Berlin) benötigte DICOM- Datensatz generiert und unter www. botiss-bonebuilder.com hochgela- den. Innerhalb von sechs Wochen wurde mittels des Datensatzes der Knochenblock digital geplant und schließlich angefertigt (Abb. 3g, h). Anschließend wurde die Patientin für die Kieferkammaugmentation einbestellt. Der Defekt wurde mit einer krestalen Schnittführung mit einem distal gelegenen Entlastungs- schnitt freigelegt (Abb. 3i). Der CAD/CAM-gefertigte Kno- chenblock wies eine optimale Pas- sung für die vorliegende Defektsitu- ation auf und konnte ohne manuelle Adaptation auf den Kieferkamm aufgelegt und mittels zwei Osteo- syntheseschrauben fixiert werden (Abb. 3j). Da allogene Knochenblö- cke durch den natürlichen Remo- dellingprozess einen Volumenverlust von etwa 10 bis 15 Prozent durch- laufen, wurde im Defektareal mit einem bovinen Knochenersatzmate- rial (cerabone®, botiss biomaterials GmbH, Berlin) konturiert, um ein ästhetisches Endergebnis zu erzie- len.12 Bovine Knochenersatzmateri- alien weisen eine höhere Volumen- stabilität auf, da diese nicht in den Eigenknochen des Patienten umge- wandelt (remodellt), sondern ledig- lich in den neugebildeten Knochen integriert werden (Abb. 3k).33 Die Operationsstelle wurde mit einer resorbierbaren Kollagenmembran (Jason® membrane, botiss biomate- rials GmbH) abgedeckt und spei- cheldicht sowie spannungsfrei ver- schlossen. Eine DVT-Kontrolle, welche vier Monate später erstellt wurde, zeigt die optimale Integra- tion des allogenen Knochenblocks in das umliegende Knochengewebe (Abb. 3 c, d). Die Insertion von zwei Zahnimplantaten konnte sechs Mo- nate nach der Augmentation durch- geführt werden. Bei der Freilegung des augmentierten Bereichs zeigte sich vitaler, gut vaskularisierter Kno- chen, welcher eine optimale Stabi- lität der Implantate gewährleistet (Abb. 3l). Die Freilegung und pro- thetische Versorgung der Implantate konnte weitere drei Monate später durchgeführt werden. Ein Kontroll- röntgen, welches drei Jahre nach der Augmentation erstellt wurde, zeigt den hervorragenden Volumenerhalt in der Augmentationsstelle, keinen Knocheneinbruch im Bereich der Implantate und veranschaulicht, dass mit allogenen Knochenblöcken funktionelle Langzeitergebnisse er- zielt werden können (Abb. 3e). Fazit Die hier beschriebenen Fälle ver- deutlichen den Nutzen, welchen uns die Einführung allogener Knochen- blöcke in der regenerativen Zahn- medizin bieten. Aufgrund der bei allen drei Patienten vorliegenden großen ossären Defekte war eine Knochenaugmentation unabding- bar. Die Verwendung allogener Kno- chenblöcke hat sich in allen Fällen als zuverlässiges Behandlungskonzept erwiesen, mit welchem das Knochen- niveau des Kieferkamms wiederher- gestellt und eine stabile Positionie- rung der Implantate ermöglicht wer- den konnte. Weiterhin konnte durch die Behandlung eine autologe Kno- chenblockentnahme vermieden und die Belastung der Patienten reduziert werden. Bei der Eröffnung der Aug- mentationsstelle zeigte sich in allen drei Fällen innerhalb von sechs Mo- naten vitaler, vaskularisierter Kno- chen. Die allogenen Knochenblöcke waren hierbei schon so stark in das neugebildete Knochengewebe inte- griert, dass ein Übergang zum orts- ständigen Knochen kaum sichtbar war. Die hohe Remodelling-Kapazi- tät des prozessierten humanen Kno- chens resultiert aus dessen idealer Biokompa tibilität und Osteokon- duktivität, welche durch die Poro- sität und Oberflächenstruktur ge- währleistet wird.34–38 Aufgrund des exzellenten Kno- chengewinns konnten alle Patienten planmäßig und ohne das Auftreten von Komplikationen behandelt wer- den. Spätere Röntgenkontrollen ver- deutlichen die hohe Volumenstabi- lität der allogenen Knochenblöcke: Selbst drei Jahre nach der Augmen- tation lässt sich keine Reduktion des wiederhergestellten Knochen- niveaus beobachten, sodass die Im- plantate sicher im augmentierten Knochen verbleiben. Bei Beachtung grundlegender Schritte, wie die im- mobile Fixierung des Blocks am Kieferkamm, einer ausreichenden Mobilisierung des Weichgewebes und einem speicheldichten und spannungsfreien Wunderverschluss, ist es möglich, mit allogenen Kno- chenblöcken Ergebnisse bei der Kie- ferkammaugmentation zu erzielen, welche mit autologen Knochen- blöcken vergleichbar sind. Die Ein- führung von kommerziell zu erwer- bender allogenen Knochenblöcken, wie etwa der maxgraft® block und bonebuilder® (botiss biomaterials GmbH, Vertrieb in Deutschland über Straumann GmbH), eröffnet dem Behandler somit eine neue, wesentlich atraumatischere und patientenfreundlichere Methode für die effektive Behandlung komplexer ossärer Defekte. Vor allem Patienten, welche über eine schlechte Eigenknochen - qualität verfügen oder sich eine weni- ger schmerzhafte Be- handlung wünschen, können maßgeblich hiervon profitieren. Literatur DT Kontakt Infos zum Autor Priv.-Doz. Dr. Dr. Frank Kloss Kärntner Straße 62 9900 Lienz, Österreich Tel.: +43 4852 64643 info@mkg-kloss.at Infos zum Autor Phil Donkiewicz botiss biomaterials GmbH Ullsteinstraße 108 12109 Berlin, Deutschland Tel.: +49 30 2060739814 Phil.Donkiewicz@botiss.com

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