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Dental Tribune German Edition No.2, 2018

10 Science DENTAL TRIBUNE · German Edition · Nr. 2/2018 Patentiertes Verfahren zur Einstellung einer korrekten Okklusionshöhe bei Zahnersatz Im Mund ist alles anders – Dr. med. dent. Roland Althoff aus Essen im Gespräch mit der Dental Tribune Deutschland. 1 3 2 4 5 6 Abb. 1: Innige Verzahnung in IKP im Mund der Patientin. – Abb. 2: Modelldetails vor dem Einschleifen. – Abb. 3: Modellbeziehung der gleichen Situation vor dem Einschleifen der Modelle mit scheinbar optimaler Verzahnung. – Abb. 4: Massive Einschleifspuren nach dem Einschleifen mit der Verify-Methode. – Abb. 5: Modellhöhe vor dem Einschleifen. – Abb. 6: Modellhöhe nach dem Einschleifen mit Verify. Beim Zahnersatz ist es für Zahn- ärzte, Zahntechniker und Patienten gelebter Alltag: Alle arbeiten so exakt wie möglich und dennoch stimmt oftmals im Mund die Ok- klusionshöhe nicht und der Zahn- ersatz muss mehr oder weniger umfangreich eingeschliffen wer- den. Warum sind im Zeitalter wei- testgehender Digitalisierung in der Zahnmedizin Kronen immer noch „zu hoch“ oder „zu niedrig“? Ein Zahnarzt aus NRW hat nun ein Verfahren zur Einstellung einer patientengerechten Okklusionshöhe im analogen und virtuellen Artiku- lator zur Patentreife gebracht. Herr Dr. Althoff, warum ist das Problem der fehlerhaften Okklu- sionshöhe beim Zahnersatz so eklatant? Dr. Roland Althoff: Ein Zahn- ersatz sollte sehr gut passen. Um das zu realisieren, stecken alle viel Energie und fachliches Know-how in die Arbeit. Dennoch ist das Er- gebnis häufig enttäuschend. Verset- zen Sie sich einmal in die Lage des Zahnarztes: präzise Abformung mit ma ximaler Detailzeichnung, exak- tes Bissregistrat, gut passendes Pro- visorium. Auch im Labor gibt man sein Bestes: die besten Gipse, prä- zises Einartikulieren evtl. sogar mit dem vom Zahnarzt gelieferten Gesichtsbogen, Splitcast-Kontrolle, Modelle nach bestem Wissen und Gewissen eingeschliffen, gescannt, Arbeit liebevoll hergestellt und ästhetisch verblendet. Und dann ist da noch der Patient: Er hat eine lange Sitzung überstanden, vorher die hohe Investition gut überlegt, und dann wirkt das Ergebnis auf- fallend unprofessionell. Es passt im Biss nicht, es fühlt sich an, als sei es nicht für ihn gemacht. „Im Mund ist eben alles anders“ be- kommt er vielleicht zu hören. Was hat Sie dazu bewogen, an dieser Thematik zu arbeiten? Ich habe im Laufe meiner nun- mehr 27-jährigen Berufszeit als Zahn- arzt viel Geld in Fortbildungen investiert, habe meinen Master in Ästhe tisch-Rekonstruktiver Zahn- medizin gemacht, habe mit sehr gut auf gestellten Laboratorien gearbei- tet. Und dennoch war das Ergebnis immer wieder: zu hoch oder zu nied- rig. In unserer Praxis haben wir ein eigenes Labor mit engen Kommu- nikationswegen, und auch hier pass- ten die Arbeiten in der Okklusion nicht reproduzierbar optimal. Woran liegt es, dass Kronen im Artikulator passen, aber im Mund des Patienten zu hoch sind? In der Regel wird eine mundge- öffnete Abformung durchgeführt. Dabei kommt es zur Deformation der Unterkieferspanne. Das aus- schlaggebende Faktum ist jedoch der gravierende Unterschied zwi- schen der passiven Modellsitua- tion im Gips und der dynamischen Mundsituation beim Zusammen- biss. Insbesondere die Eigenbe- weglichkeit und der Okklusions- druck in IKP spielen hier eine große Rolle. Das Modell zeigt die passive Situation der Zahnreihen im mundgeöffneten Zustand, die Krone muss jedoch in der exakten, zusammengebissenen, aktiven Si- tuation hergestellt werden. Sonst wird sie vom Patienten als „zu hoch“ empfunden. Warum genügt es nicht, ein her- kömmliches Okklusionsprotokoll mit Shimstock-Folie ans Labor zu übermitteln? Das Okklusionsprotokoll ist oft- mals im Modell nicht exakt nach- vollziehbar, da es zu einer Auslen- kung der Zähne durch den Druck der Abformung kommt. Des Wei- teren ist unklar, wie stark die Folie halten muss. Wie tief tauchen die antagonistischen Zähne ein? Das Maß des Einschleifens bleibt da- mit Interpretationssache und ist auf diese Weise nicht verlässlich reproduzierbar. Sind die Modelle einmal irreversibel eingeschliffen, fehlt jede Information über die im Mund vorhandene vertikale Re- lation! Die Durchführung eines exakten Okklusionsprotokolls er- fordert zudem Zeit. Daher wird dieses häufig in der Praxis nicht durchgeführt. Warum ist die Okklusionshöhe im Zeitalter der Digitalisierung über- haupt noch ein Thema? Die Dentalindustrie ist auf dem digitalen Sektor in den letzten zehn Jahren explodiert. Dennoch ist noch nicht alles rund. Viele Herstellungsprozesse benötigen hap- tische Modelle und analoge Zwi- schenschritte. Ein sehr hoher Pro- zentsatz der Zahnärzte arbeitet mit klassischen Abdruckverfahren, wel- che dann im Labor zu klassischen Modellen führen, die dann im nächsten Schritt digitalisiert wer- den. Der analoge Fehler wird da- mit ins Digitale übertragen und zieht sich durch die komplette Ar- beit. Entscheidend ist also, sowohl die analoge und damit folgerichtig auch die virtuelle Artikulation in der richtigen Höhe vorzunehmen. Ihr neuartiges Verfahren schafft die richtige vertikale Höhe der Modellzuordnung? Ja. Die Idee kam mir 2012, nach- dem ich eine Keramikbrücke auf zwei Pfeilern bei sonst sicher ab- gestützter Okklusion bis aufs Me- tallgerüst im Mund des Patienten heruntergeschliffen hatte und die Brücke nach anschließender Re- position in den Artikulator „in der Passgenaue Okklusionshöhe beim Zahnersatz Das neue Verfahren setzt dort an, wo die herkömmlichen Verfahren zu viel „Spiel- raum“ lassen: bei der patientengerechten Einstellung der Okklusionshöhe im Ar- tikulator unter Berücksichtigung des Okklusionsdrucks in der dynamischen Mund- situation beim Zusammenbiss. Das Ergebnis sind passgenaue Werkstücke, die mit wenig oder ohne Einschleifen im Mund des Patienten perfekt sitzen. Nähere Informationen und die Verfahrenslizenz gibt es unter www.verify-occlusion.de. Luft hing“. Nachdem ich verstan- den hatte, was ich tun musste, um die Modelle korrekt einzuschlei- fen, war das weitere Vorgehen völ - lig logisch. Das Ausmaß des Ein- schleifens am Gipsmodell war in dem Fall so eklatant, dass das Modell sehr „verwüstet“ aussah. Das Ergebnis jedoch war über- zeugend: Das Werkstück passte exakt an seinen Bestimmungsort im Mund meines Patienten. Warum haben Sie sich das Ver- fahren patentieren lassen? Nachdem unsere Arbeiten repro- duzierbar besser passten und auch ein kooperierendes Labor mit dem Verfahren nach meiner Vorgabe arbeitete, war die Idee geboren, das Verfahren patentieren zu lassen. Ich wollte aber auch wissen, ob meine Methode wirklich neu und einzigartig ist. Der Patentierungs- vorgang dauerte mehr als fünf Jahre, am Ende jedoch wurde das Verfahren sowohl für den analo- gen als auch für den virtuellen Artikulator patentiert. Die Ertei- lung der Patente durch das Deut- sche Patent- und Markenamt zeigt mir, dass die Methode eine wirk- liche Innovation ist. Jetzt steht das Verfahren gegen eine Lizenzge- bühr allen interessierten Kollegen zu Verfügung. Welchen Nutzen hat der Lizenz- erwerber von dem Verfahren? Das Verfahren verbessert die Qualität der Behandlung und des Zahn ersatzes. Mit dem Erwerb einer Lizenz bekommt man ein Allein- stellungsmerkmal im Wettbewerb mit anderen Zahnärzten bzw. Zahn- laboren im Sinne der Ergebnisqua- lität. Was sind Ihre Pläne für die Zu- kunft? Ich bin derzeit auf der Suche nach einem Partner aus der Dental- industrie, der mir zwei Faktoren des Verfahrens exakt auf meine Bedürfnisse zuschneidet. Hierzu müsste das Rad nicht neu erfunden werden. Es sind Details. Ich bin sehr gespannt, ob sich nach der Markt- einführung ein solcher Partner finden wird. Interessenten können sich unter info@verify- occlusion.de gerne bei mir melden. Herr Dr. Althoff, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch. DT Kontakt Infos zum Autor Dr. Roland Althoff, M.Sc. E-Mail: info@verify-occlusion.de

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