Aufgrund der hohen Innovationsrate an Methoden und Materialien in der digitalen Zahnmedizin fällt es nichtleicht, den Überblick zu behalten. Ein aktueller Stand von Dr. Teresa Galosi und Prof. Dr. Daniel Edelhoff.
CAD/CAM-Systeme bestehen grund- sätzlich aus drei Komponenten: dem intraoralenScanner,derKonstruktions- software und der Fertigungseinheit (Beuer et al., 2008). Der Unterschied zwischen den einzelnen Systemen und den mit ihnen verbundenen klinischen Arbeitsabläufen besteht vor allem im Standort ihrer Einzelkomponenten. So beginnt der CAD/CAM-Prozess mit der Digitalisierung der Situation. Diese kann nach konventioneller Abformung und Anfertigung eines Modells im Labor (labside) erfolgen oder direkt durch digitale intraorale Erfassung im MunddesPatienten(chairside)(Abb.1). Bei der Labside-Digitalisierung werden Digitierscanner (mechanische Abtastung) und optische Scansysteme differenziert (Schweiger, 2009). Das Dateiformat der verwendeten Daten- sätze stellt das STL-Format (Standard Tesselation Language) dar. Der weitere Weg der computergestützten Restau- rationsherstellung (digital workflow) kann somit in der Praxis (Abb. 2), dem Dentallabor oder einer zentralen Fer- tigungsstätte stattfinden (Güth et al., 2009). Langzeitstudien mit einer Beob- achtungsphase von teilweise mehr als zehn Jahren weisen eine ausgezeichnete Überlebensrate vollkeramischer Res- taurationen auf (Reiss et al., 2000). So bildet die computergestützte Fertigung von Zahnrestaurationen in vielen Pra- xen und Laboratorien heute eine eta- blierte Standardmethode und bildet ei- nenimmergrößerenAnteilamGesamt- marktderfestsitzendenRestaurationen. WelcheVorteilebringtCAD/CAM? Hinsichtlichklinischerundökono- mischer Werthaftigkeit ist CAD/CAM- gefertigter Zahnersatz eine hervorra- gende Alternative zu herkömmlichen direktenundindirektenRestaurationen (Mörmann et al., 2008). Aus klinischer Sicht wurde durch die CAD/CAM-Fer- tigung der Zugang zu neuen, nahezu fehlerfrei industriell vorgefertigten Restaurationsmaterialien, z.B. Hoch- leistungskeramiken, wie Zirkonium- oder Aluminiumdioxid und Hochleis- No. 9/2010 · 7. Jahrgang · Leipzig, 1. September 2010 HAMMER-PREISE: HAMMER-VORTEILE: HAMMER-EIGENSCHAFTEN: ab 17.900 EURO ANZEIGE D as CAD/CAM-Verfahren, Kavitäten vollkeramisch mit Computerunterstüt- zung chairside in einer Sitzung zu versorgen, entsprach lange Zeit nicht dem „Mainstream“ in der Zahnheilkunde. Die Protagonis- ten der computergestützten Chair- side-Versorgung wollten eine in- dustriell hergestellte Silikatkera- mik unmittelbar an der Behand- lungseinheit bearbeiten und den Patienten in einer Sitzung ohne kavitätschwächendes Provisorium und somit ohne das Risiko von Schmelzranddefekten versorgen. In klinischen Langzeitstudien wurde für die CAD/CAM-Restau- ration ein Qualitätsniveau bewie- sen,daszuvorvom„Goldstandard“ metallgetragener Versorgungen dominiert wurde. Die Durchsetzung des CAD/ CAM-Verfahrens wurde vom WunschvielerAnwendergetragen, Behandlungsabläufezuverändern. Zahnärzte erbringen eine medi- zinische Leistung und sind als Pra- xisinhaber auch Unternehmer. In vielen Ländern ist die zahnmedizi- nischeVersorgung in ein Sozialsys- temeingezwängt,dasdemBehand- ler zur Pflichterfüllung die Kri- terien „notwendig, zweckmäßig, wirtschaftlich“ vorschreibt. Das erfordert vielfach Kompromisse. Sozialsysteme möchten offensicht- lich, dass Praxen wirtschaftlich angespannt agieren, die Behandler unter Zeitdruck arbeiten und die daraus entstehenden Risiken billi- gend in Kauf genommen werden. Viele Zahnärzte erkannten, dass der Spagat zwischen klinisch er- forderlicher Perfektion und dem wirtschaftlichnotwendigenErgeb- nis auf Dauer nicht zu halten ist. Entweder droht eine existenzielle Falle – oder eine Umorientierung in eine neue Restaurationstechnik ist unabdingbar, die klinisch mehr AlternativensowiederPraxiseinen Mehrwert gibt und vom Patienten verstanden und honoriert wird. Unter diesen Rahmenbedingun- gen wurde das Chairside-Verfah- ren für die Anwender zum Schlüs- sel für höherwertige Versorgungs- leistungen. Das CAD/CAM-System ist nicht stehen geblieben.DieVernet- zung mit der digitalen Volumen- tomografie bringt Planungssicher- heit und Risikominimierung in die Implantologie. Der Datenaus- tausch des digitalisierten Teilkie- fermodells fördert die Arbeitstei- lunginderProthetikunddieKom- munikation mit dem Zahntechni- ker. Es zeichnet sich ab, dass CAD/ CAM sich noch mit weiteren Ar- beitsprozessen in Praxis und Labor vernetzen wird. Die Jahrestagung der DGCZ am 17. und 18. Septem- ber2010inEttlingenwirdhierneue Perspektiven aufzeigen. 4Seite 22 NeuesKonzeptfürQualitätszahnersatz 2010 ging das Schweizer Dentalunter- nehmenSwissBlendAGmiteinemneuen Konzept auf den Markt. Dental Tribune sprachdarübermitZTMDieterHierth. 4Seite 23 Produktnews im Überblick NeuesüberPolierkörperfürdieklinische Haltbarkeit von CEREC Restaurationen oder zur aktuellen Zertifizierung nach ISO 13485 bei dentaltrade lesen Sie auf 4Seite 20f International CEREC Symposium Im August 2010 trafen sich über 5.000 Zahnärzte aus aller Welt in Las Vegas, USA, um ihre Erfahrungen mit dem CAD/CAM-Verfahren auszutauschen. LAB TRIBUNE The World’s Lab Newspaper · German Edition DentaleZukunftCAD/CAM-Technologie AufgrundderhohenInnovationsrateanMethodenundMaterialieninderdigitalenZahnmedizinfälltesnicht leicht,denÜberblickzubehalten.EinaktuellerStandvonDr.TeresaGalosiundProf.Dr.DanielEdelhoff. Fortsetzung auf Seite 18 Ë 1 3 Abb.1: Digitale intraorale Erfassung mit dem LavaTM Chairside Oral Scanner C.O.S.(3M ESPE, Quelle: 3M ESPE). – Abb. 2: CAD/CAM-System CEREC: Intraoraler Scanner, Konstruktions- software und Fertigungseinheit (Sirona, Quelle: Sirona). – Abb. 3: CAD/CAM-Rohlinge aus Hochleistungskeramik und -polymere Feldspatkeramikblock VITA, Kompositblock VITA und Leucit-GlaskeramikblöckeIvoclarVivadent(v.linksn.rechts).–Abb.4:IntraoralerScannerCERECACmitBluecam(Sirona,Quelle:Sirona). 4 2 Computerdominiertkonventionelle Verfahren Statementvon ManfredKern, DeutscheGesellschaftfürComputergestützteZahnheilkundee.V.