Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Dental Tribune Austrian Edition

International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 9/2015 · 2. September 20156 Antikoagulation beim Hausarzt.4 Dies stellte ein aufwendiges Vorge- hen mit Koordination zwischen Hausarzt und Zahnarzt mit Sen- kung des INR dar. Für den Hausarzt war es oft schwierig, wieder den op- timalen therapeutischen Wert ein- zustellen. Dennoch bestand meist ein Zeitfenster ohne Heparin, wel- ches das Risiko einer Nachblutung förderte.3 Heute liegt eine evidenzbasierte Empfehlung gemäß World Work- shop on Oral Medicine IV (WWOM IV)vor,welchebesagt,dassbiszuei- nem INR von 3,5 die Antikoagula- tion für eine Zahnextraktion nicht verändert werden muss.5 Gemäß AWMF-Leitlinien sind bei einem INR-Wert von 2,0–3,5 die Extrak- tion eines oder mehrerer Zähne so- wie unkomplizierte Osteotomien möglich. Bei einem INR-Wert zwi- schen 1,6 und 1,9 können hingegen umfangreiche chirurgische Sanie- rungen durchgeführt werden.1 Die Einschätzung, Erfahrung, Ausbil- dung und Zugang zum Manage- ment bei Nachblutungen sind wei- tere Bestandteile der Entschei- dungsfindung. Ein Absetzen oder UmstellenderoralenAntikoagulan- tien sollte immer nur in Rückspra- che mit dem zuständigen Haus- arzt/Internisten oder Kardiologen erfolgen. Dies gilt ebenfalls für die Medikation mit ASS (Acetylsalicyl- säure) oder Clopidogrel,da ansons- ten das Risiko für das Auftreten ei- ner Embolie oder Herzinfarkt deut- lich erhöht sein kann. Nachblutungen Bei folgenden Eingriffen ist NICHT mit einer Nachblutung zu rechnen: Konservierende Maßnah- men, Präparation und Abform- ungen von Kronen- und-Brücken- pfeilern sowie endodontische Be- handlungen. Bei folgenden Eingriffen sollte MIT einer Nachblutung gerechnet werden: Zahnextraktionen, opera- tive Zahn- und Wurzelentfernun- gen, implantologische Eingriffe, Abszessinzisionen, Parodontalbe- handlungen und Zahnsteinentfer- nungen (Dentalhygiene). Zur Vermeidung von Nachblu- tungen werden lokale hämostati- sche Mittel eingesetzt. Tranexam- säure wird als lokales Antifibrinoly- tikum eingesetzt und hemmt die Fi- brinolyse (Auflösung des Koa- gulums).In der Praxis wird eine mit zehnprozentigerLösungTranexam- säure (Cyklokapron® Ampulle) ge- tränkte Gaze auf die Wunde appli- ziert und komprimiert. Für den Heimgebrauch wird eine fünfpro- zentige Mundspüllösung (Cykloka- pron® Brausetablette je 1g auflösen in 20ml Wasser) zwei Mal pro Tag zumSpülen(nichtSchlucken)emp- fohlen. Das Management der Extrak- tionsalveoleerfolgtmitderApplika- tion von Kollagen (Kegel oderVlies, z.B. TissueCone E®) zur Verstär- kungdesKoagulumsoderZellulose, die bei Blutsättigung zu einer gal- lertartigen Masse aufquillt und da- bei die Bildung des Koagulums för- dert. Des Weiteren können Fibrin- kleber zur Abdichtung von ver- schlossenen Wunden (Sicherung von Nähten) z.B. Tisseel® in Dop- pelkammer-Fertigspritze eingesetzt werden. Auch Chitosan fördert die rasche Koagulumbildung und kann beistarkenNachblutungenVerwen- dung finden, z.B. HemCon®. Patienten, welche sich telefo- nisch mit Nachblutung melden, sollte Folgendes mitgeteilt werden: Ruhe bewahren, mit Gazetupfer Wunde komprimieren, falls vor- handen mit Tranexamsäure trän- ken, Wange kühlen (Vasokonstrik- tion!), nicht den Mund spülen oder dauernd spucken. Falls die Blutung innerhalb von 20 Minuten nicht stoppt,den Patient sofort in die Pra- xis rufen.1 Bei antikoagulierten Pa- tienten sollten nur folgendeAnalge- tika verabreicht werden: Paraceta- mol (Dafalgan®), Metamizol (No- valgin®), Tramadol (Trama® l); nur bei sehr starken Schmerzen! Acetyl- salicylsäure (ASS) sollte nicht abge- geben werden!8,3 Antibiotika werden nur bei strenger Indikation verabreicht, da dadurch die Antikoagulation ver- stärkt werden kann. Grundsätzlich sollte bei Patienten mit bekannter Hypertonie auf eine gute medika- mentöse Einstellung des Blutdrucks geachtet werden sowie eine mög- lichst – wie bei allen Patienten – schmerzfreie perioperative Phase. Zusammenfassung Seit Kurzem stehen neue Wirk- stoffe zur oralen Antikoagulation zur Verfügung – neue orale Antiko- agulantien (NOAK). Diese haben einedeutlichkürzereHalbwertszeit, jedoch kein Antidot. Die meisten zahnärztlichen Eingriffe können unteroralerAntikoagulationmitei- nem INR bis 3,5 durchgeführt wer- den. Zur Vermeidung von Nachblu- tungen werden lokale hämostati- sche Mittel eingesetzt. ASS sollte nicht als Analagetikum verabreicht werden. DT Dr.med.dent.et MMedSandraFatoriPopovic Zentralstr.2 8003 Zürich,Schweiz www.zahnaerzte-wiedikon.ch Infos zur Autorin Kontakt ➟ Y Fortbildung überall und jederzeit Y über 150 archivierte Kurse Y interaktive Live-Vorträge Y kostenlose Mitgliedschaft Y keine teuren Reise- und Hotelkosten Y keine Praxisausfallzeiten Y Austausch mit internationalen Kollegen und Experten Y stetig wachsende Datenbank mit wissenschaftlichen Studien, Fachartikeln und Anwenderberichten ADA CERP is a service of the American Dental Association to assist dental professionals in identifying quality providersof continuing dental education. ADA CERP does not approve or endorse individual courses or instructors, nor does it imply acceptance of credit hours by boards of dentistry. www.DTStudyClub.de JETZT kostenlos anmelden! ANZEIGE

Seitenübersicht