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Dental Tribune German Edition

n Die moderne Füllungstherapie richtet sich heutzutage an non- und minimalinvasiven Ansätzen aus – mit dem Ziel, hartsubstanzopfernde Ein- griffe mithilfe präventiver, reminera- lisierender Maßnahmen und/oder der Infiltration von initialkariösen Läsio- nen möglichst lange hinauszuzögern.1 Lässt sich ein füllungstherapeuti- scher Eingriff nicht mehr vermeiden, isteineschadensgerechtePräparation unter Schonung der gesunden Zahn- hartsubstanz die oberste Maxime. Dies wird auch weiterhin das Bestre- ben sein, doch welche Materialien bieten sich gerade mit Blick auf die Zukunft an und sind sozusagen als „zukunftstauglich“ zu bewerten? Ak- tuellere Daten lassen die bisherige Bewertung von Glasionomermateria- lien in einem neuen Licht erscheinen – auch im Vergleich mit den Füllungs- werkstoffen Komposit und Amalgam. Adhäsiven Materialien gehört die Zukunft Ermöglicht wird eine minimal- invasive Füllungstherapie durch die adhäsiven Eigenschaften moderner RestaurationsmaterialienwieKompo- sit und Glasionomerzement (GIZ), bei denen im Vergleich zu traditionellen Materialien (z.B. Gold, Amalgam) prä- parationsbedingt weniger gesunde Zahnhartsubstanz entfernt werden muss. Vor allem das universell ein- setzbare Komposit hat sich zuneh- mend zu einem Werkstoff entwickelt, der nicht nur im ästhetischen Front- zahnbereich, sondern auch bei grö- ßeren Seitenzahnversorgungen zum Einsatz kommt und dessen Portfolio überKlasseIII-undKlasseIV-Kavitäten hinausunteranderemumästhetische Frontzahnkorrekturen sowie Schnei- dekantenaufbauten ergänzt wurde. Auch bei den Kavitätenklassen I und II waren im kaubelasteten Bereich lange Zeit nur Komposite indiziert, während GIZ lediglich für definitive Füllungen im nicht kaubelasteten Be- reichverwendetwerdenkonnten.Wie dienachfolgendenStudiendatenzuRes - taurationsmaterialienaufGlasionomer - basis zeigen, steuert der Anspruch einer minimalinvasiven Füllungs- therapie „für alle“ auf eine vielver- sprechende Zukunft zu. Moderne Glasionomere auf dem Vormarsch Im Zuge der Weiterentwicklung moderner hochvisköser GIZ ab Mitte der 1990er-Jahre2 (z. B. Fuji IX, GC) wurden auch Konzepte entwickelt, die beide Werkstoffe kombinieren und eine hochvisköse Glasionomer- komponente mit einem nanogefüllten Kompositlacküberziehen(z.B.EQUIA Fil und EQUIA Coat, GC). Dieses Coating soll die positiven Material- eigenschaften von GIZ beibehalten (z.B.kariespräventiveWirkung),begeg- netdabeijedochgleichzeitigaucheinem Nachteil von GIZ, nämlich der gerin- gen Toleranz gegenüber Feuchtigkeit undAustrocknungvordemAbschluss der zweiten Härtungsphase.3 Diesen schützenden Effekt eines Coatings dokumentiert im Falle von EQUIA unter anderem eine von Diem et al. veröffentlichte Dreijahresstudie4, die das zweistufige Konzept mit und ohne Applikation des Kompositlacks EQUIA Coat verglich. Die Resultate lassen den Trend erkennen, dass das Coating der Füllungskomponente EQUIA Fil einen Extraschutz gegen Verschleiß verleiht. Diese Leistungs- optimierung sorgt dafür, dass das zweistufige EQUIA-System gemäß der Gebrauchsanweisung des Herstellers nebenRestaurationenderKlasseI,un- belastetenRestaurationenderKlasseII unter anderem auch bei kaudruckbe- lasteten Restaurationen der Klasse II – sofern der Isthmus weniger als die Hälfte des Interkuspidalraumes be- trägt – anwendbar ist (in Deutschland ist EQUIA für diese Indikationen über die gesetzliche Krankenversicherung zudem über GKV abrechnungsfähig). Der Frage, wie sich das Restaurations- konzept im direkten Vergleich mit Komposit über einen Zeitraum von vier Jahren behauptet, ging das For- scherteam um Prof. Dr. Sevil Gurgan (Hacettepe Universität, Ankara) nach. EQUIA vs.Komposit: gleichauf nach vier Jahren Im Rahmen der auf fünf Jahre angelegten, klinischen Langzeitstudie5 untersuch- ten Gurgan et al. die Leis- tungsfähigkeit von EQUIA- Versorgungeninposterioren Kavitäten im Vergleich zum Komposit Solare (GC). Insge- samt wurden bei 59 Patien- ten 140 posteriore Läsionen der Klasse I (80 Läsionen) und Klasse II (60 Läsionen) beiMolarenundPrämolaren im Ober- und Unterkiefer zu gleichen Teilen mit EQUIA (EQUIA Fil plus EQUIA Coat) oder dem Seitenzahnkom- posit Gradia Direct Posterior (GC) in Kombination mit G-Bond (GC) versorgt. Die Restaurationen wurden nach jeweils 6, 12, 18, 24, 36 und 48 Monaten qualitativ unter dem Rasterelektronenmikroskop (REM) mithilfe von PVS-Abdrücken (Poly- vinylsiloxan) und Negativ-Repliken bewertet; unter anderem hinsicht- lich Oberflächenbeschaffenheit, Ab- rasionsverhalten und Farbgebung. 52 Patienten und damit 126 Restaura- tionen (76 Klasse I und 50 Klasse II) verblieben für die Evaluation nach vier Jahren; die fehlenden sieben Pa- tienten waren verzogen. Die Ergeb- nisse zeigen, dass die Retentionsrate für EQUIA bei Klasse I-Restauratio- nen bei 100 Prozent und für KlasseII- Restaurationen bei 92,3 Prozent lag. Weder hinsichtlich der anatomischen Form, der Entstehung von Sekundär- karies, der Veränderung von Ober- flächentexturen sowie bei postopera- tiven Sensitivitäten konnten über den untersuchten Zeitraum signifikante Unterschiede zwischen den EQUIA- und Kompositversorgungen festge- stellt werden (p > 0,05). Minimalinvasiv, zahnfarben,quecksilberfrei – wohin geht die Reise? Diese durchaus beeindrucken- den Resultate stehen nicht für sich allein und werden unter anderem von der oben erwähnten Dreijahresunter - suchung von Diem et al. sowie den Ergebnissen laufender Untersuchun- gen über Zeiträume von 24 Monaten6 gestützt; darüber hinaus lassen auch Gurgans Fünfjahresresultate7 –aufdemdiesjährigenIADR-Kongress präsentiert – eine gute Performance vonEQUIAimVergleichmitKomposit erhoffen. DieaktuelleDatenlagelegtzudem nahe, das Potenzial von GIZ der neues- ten Generation auch im Vergleich mit Amalgam neu zu bewerten. Basierte die Sicht auf GIZ bisher auf nichtsyste- matischen Reviews von überwiegend nichtrandomisierten klinischen Lang- zeitstudien, zogen neuere Erkennt- nisse von Mickenautsch und Yengopal randomisierte kontrollierte Studien (RCT = Randomized Clinical Trials) heran, was hinsichtlich der abschlie- ßenden Beurteilung eine wesentlich höhere Aussagekraft mit sich bringt. Diese Studien fanden keine klinisch signifikanten Belege für die Aussage, dass direkte Restaurationen mit hoch- viskosen Glasionomeren bei mehrflä- chigen Versorgungen im Zeitraum bis vierJahrensowiebeieinflächigenVer- sorgungen bis sechs Jahren Amalgam- füllungen unterlegen wären.8,9,10 Diese aktuellen Daten werfen ein neues Licht auf die Bewertung und Verwendung von Glasionomeren – ge- rade mit Blick auf die Zukunft: Das lange Zeit als Goldstandard geltende Amalgam(Quecksilbergehalt≈50Pro- zent) steht vor dem Hintergrund eines möglichen Verarbeitungsverbots von Quecksilber im Fokus globaler Be- mühungen. Unter anderem die im Rahmen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) verab- schiedete Minamata-Konvention sieht neben einem Verbot für Herstellung, Import und Export von bestimmten quecksilberhaltigen Geräten bis zum Jahr2020auchdiestufenweiseReduk- tion („phase-down“) des Quecksilber- einsatzesbeiZahnfüllungenvor.11 Dies erfordert die Entwicklung und den Einsatz alternativer Materialien, was sich jedoch bei genauer Betrachtung bereits heute aufdrängt. Auch ein kürzlichveröffentlichterLeitfadender FDI zur Minamata-Konvention legt die Förderung von „research and development of quality mercury-free materials for dental restoration“ sowie „the use of cost-effective and clinically effective mercury-free alternatives for dental restoration“ nahe.12 Abgesehen davongeht,daAmalgamnichtzahnfar- ben ist, die Akzeptanz des Materials beim Patienten in den vergangenen Jahren ohnehin zurück; zahnfarbene Werkstoffe„havebecomeincreasingly more popular. This is consistent with the trend towards minimal interven- tional, adhesive, techniques in den- tistry“,sozudemeinerstkürzlichaktu- alisierterBerichtdervonderEUeinbe- rufenen SCENIHR (Scientific Commit- tee on Emerging and Newly Identified Health Risks).13 Dies könnte künftig gerade für Deutschland relevant sein, denn hierzulande ziehen die gesetz- lichen Krankenversicherungen (GKV) die Amalgamfüllung als Regelleistung für Seitenzahnversorgungen heran, während der Einsatz zahnfarbener Komposite im Seitenzahnbereich für den Patienten im Normalfall mit einer Zuzahlungverbundenist–bleibenGIZ als weitere mögliche Restaurations- alternative, insbesondere für die mi- nimalinvasive Therapie. Unabhängig vomgesetzlichvorgegebenenRahmen ist es jedoch am Behandler, selbst ab- zuwägen, was für den jeweiligen Pa- tienten die beste Therapie darstellt. Fazit Blickt man auf die oben genann- ten Ansprüche und Herausforderun- gen der heutigen Zahnmedizin, so bieten sich adhäsive Materialien der neuen Generation zweifelsohne als zukunftsorientierte Möglichkeiten an – zahnfarben, minimalinvasiv, queck- silberfrei. Neben Komposit sind mo- derne glasionomerbasierte Konzepte wie EQUIA auf dem Vormarsch und beweisen mit Blick auf die jüngste Datenlage ihr hohes Potenzial im Sinne einer minimalinvasiven Prä- paration (im Rahmen der freigegebe- nen Indikationen). Dies lässt auf eine Zukunft hoffen, in der nahezu allen Patienten – unabhängig von deren finanziellen Voraus- setzungen – eine zeit- gemäße minimalinva- siveFüllungstherapie zur Verfügung gestellt werden kann. 7 News 1+2/2015Seite 26 DT today Neue Sicht auf Glasionomermaterialien EQUIA:Vergleichsstudie mit Komposit zeigt Potenzial über vier Jahre.Von Prof.Dr.Andrej M.Kielbassa,Krems,Österreich. Prof.Dr.Dr.h.c.AndrejM.Kielbassa Danube Private University in Krems Niederösterreich Fakultät für Zahnmedizin Zentrum für Zahnerhaltungskunde, Parodontologie und Endodontie, Steiner Landstraße 124 3500 Krems,Österreich www.danube-private-university.at Kontakt Infos zum Autor Literaturliste 1 2 ©Pressmaster DTG0115_26_Kielbassa 19.01.15 14:48 Seite 1 12 DTG0115_26_Kielbassa 19.01.1514:48 Seite 1

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