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Dental Tribune German Edition

Continuing Education 1+2/2015 Seite 29 DT today benötigt. Die Primärkrone wird aus Zirkon hergestellt. Die Sekundär- krone samt Gerüst und Bügel be- steht aus PEEK. Die Friktion erfolgt mittels Haft/Reibungsprinzip, wie bei einer Goldkrone. Die Friktion ist dauerhaft und lässt auch nicht nach. Wir haben unsere ersten Teleskopprothesen aus PEEK bereits vor acht Jahren hergestellt und bei den jährlichen Kontrollen konnten wir keinen Frik- tionsverlust feststellen. Allerdings sind bestimmte Para- meter notwendig, um die Friktion zu steuern. Diese müssen dem Labor bekannt sein. Auch deswegen ist eine spezielle Schulung des Dental- labors extrem wichtig. PEEK kann nicht mit den üb- lichen Thermoplasten am zahntech- nischen Markt verglichen werden. Diese flexiblen Kunststoffe, die früher eher experimentell getestet wurden, waren für die Verwendung in der Mundhöhle nur provisorisch geeignet. Weder wiesen sie ein ähnliches E-Modul noch die guten Materialeigenschaften in Bezug auf die Säure-Basen-Beständigkeit auf, wodurch Verfärbungen schnell zum Problem wurden. Nach wenigen Jah- ren war das Material porös und mus- ste ersetzt werden. Die Verfärbungs- neigung von PEEK liegt deutlich unter der von Keramik (Universität Jena 2013), und die Langlebigkeit wurde in der Industrie und in der Humanmedizin bereits ausreichend belegt. Festigkeit Die mechanische Festigkeit von PEEK wurde in der Studie (LMU München 2009) intensiv unter- sucht. Dabei wurden 15 formkon- gruente dreigliedrige Brücken aus PEEK hergestellt und am Zwischen- glied mit einer Kugel (D = 6 mm) bis zum Versagen belastet. Die Bruch- lastwerte der Brücken aus PEEK lagen deut-lich über den Durch- schnittswerten von Presskeramik, sodass problemlos bis zu 14-glie- drige Brückenkonstruktionen mit einer maximalen Spannweite von zwei Zwischengliedern hergestellt werden können. Die Haftzugfestigkeit von Ver- blendkunststoffen an PEEK wurde auch durch verschiedene Studien belegt (DENTAL MATERIALS 2013 32(3); 441–448). Von der Firma Bredent wurden ausführliche werkstoffkundliche Untersuchen in Auftrag gegeben (Univ. Jena 2013), die alle positive Ergebnisse im Bezug auf die Mate - rialeigenschaften von PEEK in der Mundhöhle brachten. Die positiven Eigenschaften von PEEK, wie die hohe Bruchlast, die ge - ringe Verfärbungsneigung und Kom- patibilität mit anderen Verblendsys - temen und Kunststoffen wurde also ausreichenduntersuchtundbestätigt. Immunantwort Eine weitere herausragende Ei- genschaft von PEEK ist, dass dieses Material anscheinend tatsächlich allergiefrei ist. In einer über 15-jäh- rigen Implantationszeit, mit über vier Millionen gesetzten Implanta- ten, gibt es bisher keine Hinweise, die auf eine allergische Reaktion gegenüber PEEK hindeuten. Patientenfall 1 Der Patient hat im OK und im UK neue Teleskopprothesen aus einer paladiumfreien Bio-Goldlegie- rung bekommen (Abb. 1–4). Nach mehrwöchiger Tragezeit stellten sich bestimmte Krankheitssymp- tome ein, sodass er die Prothesen nicht mehr einsetzen konnte. Ein darauffolgender LTT-Bluttest bestä- tigte eine Unverträglichkeit gegen Gold sowie gegen Chrom. Der Titan- stimualtionstest war positiv, sodass nur noch eine metallfreie Versor- gung infrage kam. ImOKwarendieZähne17,15,14, 13, 12, 23 und 25 Teleskope, die rest- lichen Zähne waren ersetzt. Im UK waren nur noch drei Teleskope an 33, 34 und 43 vorhanden, die Zähne 32, 31, 41 und 42 waren noch intakt, sodass sich eine Freiendsituation mit Lingualbügel darstellte. Die Primärkronen aus Gold wur- den entfernt und durch Primärkro- nen aus Zirkon ersetzt. Diese waren hier aufgrund der Metallunverträg- lichkeiten das Mittel der Wahl. Grundsätzlich ist es aber immer besser, bei Teleskopprothesen aus PEEK die Primärkronen aus Zirkon zu gestalten. Bei Primärkronen aus Metall bildet sich in der Sekundär- krone aus PEEK mit der Zeit dunkler Abrieb. Beim Friktionserhalt spielt das jedoch keine Rolle. Nach der Einprobe der Zirkon- kronen und erfolgter Überabfor- mung wurde das Gerüst in einem Stück auf ein speziell vorbereitetes Einbettmodell in Wachs aufmodel- liert und in eine Küvette eingebet- tet. Das Wachs wurde ausgebrüht und der Kunststoff, der mittler- weile auf 380 °C erhitzt und da- durch verflüssigt wurde, unter Druck in die Form gepresst. Dafür ist ein spezielles Spritzgusssystem notwendig. Nach einer 24-stündigen Abkühl- phase wurde die Prothese ausge- arbeitet und mit einem handels - üblichen Kunststoff-Verblendsystem verblendet. Die Seitenzähne wurden, wie gewohnt, in Wachs aufgestellt. Nach erfolgreicher Wachsein- probe konnte die Prothese fertig- gestellt werden (Abb. 5–10). Erwähnenswert ist noch, dass die UK-Prothese im fertiggestellten Zustand lediglich 11,4 Gramm wog. Der Patient war mit der leichten, ästhetisch schönen und vor allem metallfreien Versorgung sehr zu - frieden. Die guten Gleiteigenschaf- ten von PEEK erleichtern ihm das Einsetzen der Prothese. Wir haben die Erfahrung ge- macht, dass eine Prothese aus PEEK deutlichschnellervondenPatienten akzeptiert wird, da das Fremdkör- pergefühl in weit geringerem Maße auftritt als bei einer Prothese aus Metall. Der Patient trägt die Prothese bereits seit fünf Jahren und kommt jährlich zur Unterfütterung. Wir konnten bisher keinerlei Verfärbun- gen und nur moderate Zahnstein- ablagerungen feststellen. Patientenfall 2 Die Patientin äußerte beim Zahnarzt den Wunsch einer abso- lut metallfreien Versorgung. Hinzu kam noch eine Methylmethacrylat- (MMA-)Allergie. Im OK wurden die Zähne 17, 14, 13, 23 und 25 und im UK die Zähne 33, 32, 31, 41 und 42 mit Primär- kronen aus Zirkon versorgt. Die rest- lichen Zähne wurden ersetzt, 12 war Lückenschluss (Abb. 11). Nach er- folgreicher Einprobe der Primärkro- nen und anschließender Überabfor- mungwurdenimOKundimUKzwei herausnehmbare Teleskopprothesen aus PEEK hergestellt. Dabei liegt die erforderliche Mindeststärke leicht über denen von Metall. Beide Prothesen wurden wieder im Spritzgussverfahren verarbeitet. Bei den eingesetzten Kunststoffen für die Verblendungen, Kunststoff- zähneunddierosaSättelwurdenauf MMA-freie Sonderkunststoffe zu- rückgegriffen. Die Wachseinprobe verlief erfolgreich, sodass die Pro- thesen fertiggestellt werden konn- ten (Abb. 12–15). Durch die helle Farbe der Sekundärkonstruktion kann eine deutlich bessere Ästhetik erreicht werden, da eine gewisse Grundtransluzenz vorhanden ist und die Schichtstärke auch etwas dün- ner gehalten werden kann. Auffallend war auch hier wie- der, wie schnell die Patientin die Prothesen akzeptierte. Das Fremdkörpergefühl ist bei Prothe- sen aus PEEK deutlich weniger ausgeprägt als bei Prothesen aus Metall. Resümee Die fortschreitende Entwick- lung im Bereich der Kunststoffe macht auch vor der Zahntechnik nicht halt. Die moderne Zahn- medizin muss offen sein für neue Materialien, die eine qualitativ hochwertigere und anspruchs- vollere Versorgung der Patienten zulassen. Mit PEEK steht uns ein Material zur Verfügung, dass mit seinen posi- tiven Eigenschaften alle Maßstäbe, diewiraneinGerüstmaterialstellen, über die Maßen erfüllt. Ein innovatives Material für innovative Zahntechnik! 7 Claudia Herrmann Dentallabor Herrmann Höhenbergweg 18a 83664 BadTölz,Deutschland Tel.:+49 8041 72471 www.dl-herrmann.de Kontakt Infos zur Autorin Y Fortbildung überall und jederzeit Y über 150 archivierte Kurse Y interaktive Live-Vorträge Y kostenlose Mitgliedschaft Y keine teuren Reise- und Hotelkosten Y keine Praxisausfallzeiten Y Austausch mit internationalen Kollegen und Experten Y stetig wachsende Datenbank mit wissenschaftlichen Studien, Fachartikeln und Anwenderberichten ADA CERP is a service of the American Dental Association to assist dental professionals in identifying quality providersof continuing dental education. ADA CERP does not approve or endorse individual courses or instructors, nor does it imply acceptance of credit hours by boards of dentistry. www.DTStudyClub.de JETZT kostenlos anmelden! ANZEIGE DTG0115_28-29_Herrmann 19.01.15 15:15 Seite 2 Tel.:+49804172471 DTG0115_28-29_Herrmann 19.01.1515:15 Seite 2

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