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Dental Tribune German Edition No. 3, 2016

DT today news 3/2016Seite 28 n Insgesamt über 250 Teilnehmer waren am letzten Karnevalswochen- ende bei den Veranstaltungen des Bundesverbandes der implantolo- gisch tätigen Zahnärzte in Europa (BDIZ EDI) in Köln dabei, um sich ein Update über kurze, angulierte und durchmesserreduzierte Implantate zu verschaffen und sich zum Antikor- ruptionsgesetz zu informieren. Dabei wurde viel diskutiert: während des 11. Expertensymposiums, in den Workshops und insbesondere in der Europäischen Konsensuskonferenz (EuCC). Die Ergebnisse der EuCC flie- ßen in den neuen, inzwischen 11. Pra- xisleitfaden, den der BDIZ EDI in Kürze vorstellen wird. Expertensymposium und Kon- sensuskonferenz wurden auch in  diesem Jahr mit Unterstützung der Universität Köln vorbereitet. Spiritus Rector ist der Direktor der Interdiszi- plinären Poliklinik für Orale Chirur- gie und Implantologie, Klinik und Po- liklinik für Mund-, Kiefer und Plasti- sche Gesichtschirurgie an der Uni- versität Köln, Univ.-Prof. Dr. Dr. Joachim E. Zöller, Vizepräsident des BDIZ EDI. Fakultätsmitglied sowie Vorstandsmitglied des BDIZ EDI, Priv.-Doz. Dr. Jörg Neugebauer aus Landsberg am Lech, leitete sowohl das Expertensymposium als auch die Konsensuskonferenz. Die Empfehlung der 11. Europäi- schen Konsensuskonferenz, die die Teilnehmer in Köln mit nach Hause nehmen konnten: „Die Anwendung von kurzen, angulierten oder durch- messerreduzierten Implantaten bei reduziertem Knochenangebot stellt heute bei Beachtung der spezifischen Behandlungsparameter eine verläss- liche Therapieoption im Vergleich zu den Risiken bei der Anwendung von Implantaten mit Standarddurchmes- ser in Kombination mit augmentati- ven Verfahren dar.“ Insofern haben sich die hoffnungsvollen Prognosen der 6. Europäischen Konsensuskonfe- renz aus dem Jahr 2011 bestätigt. Vor fünf Jahren hatte sich der BDIZ EDI mit der Praxisreife dieser Implantate beschäftigt, jetzt standen ihre Vor- teile und Grenzen im Fokus. Geän- dert hat sich auch die Definition. Während die Konsensuskonferenz 2011 kurze Implantate mit < 9 mm an- gab, werden diese laut der 11. Europä- ischen Konsensuskonferenz ≤ 8 mm und der Durchmesser ≥ 3,75 mm defi- niert. Ultrakurze Implantate haben eine Implantatlänge von < 6 mm. Die „Kurzen“ auf Erfolgskurs? Zum Auftakt des eintägigen Sym- posiums spannte Prof. Dr. Dr. Rolf Ewers, Wien, mit seiner 45-jährigen Erfahrung ein „alter Hase“ in der Aug- mentationschirurgie, den zeitlichen Bogen: „Früher Beckenkamm – heute kurze Implantate“. Nach wie vor gilt für Prof. Ewers: Es gibt kein Material, das dem autologen Knochen äquiva- lent sei. In der Erkenntnis, dass die Form des Knochens der Funktion auch bei kurzen Implantaten folgt, sieht er die Bestätigung für die guten Ergebnisse in den von ihm mitbetreu- ten prospektiven Studien. Während des Vortrags stellte er fünfjährige Er- fahrungswerte mit kurzen und ultra- kurzen Implantaten den bisher gängi- gen Augmentationsverfahren gegen- über. „Inzwischen können wir feststel- len,dasswirvergleichbareErgebnisse erhalten bei wesentlich geringerem operativen Aufwand, weniger Morbi- dität und geringeren Kosten“. Eng mit dem Thema von Prof. Ewers verknüpft war der Vortrag von Prof. Dr. Mauro Marincola, Rom. Er stellte seine klinischen Erfahrungen besonders unter Berücksichtigung der prothetischen Versorgung vor. Sein Fazit: Kurze Implantate zeigen nicht nur eine stabile periimplantäre Knochensituation bei großem Kro- nen-/Implantat-Längenverhältnis, sondern lassen sich durch die Einzel- zahnversorgung auch leicht und ef- fektiv prothetisch versorgen. Dr. Thomas Fortin, Lyon, erläu- terte seine Erfahrungen mit kurzen Implantaten als Alternative zu risiko- reichen und aufwendigen vertikalen Augmentationen. Als Ergebnis seiner fünfjährigen prospektiven multizent- rischen Studie mit 54 Patienten, die mit zwei unterschiedlichen Verbin- dungselementen im vorderen Unter- kieferbereich versorgt worden waren (Platform Switching abutment und Platform Matching abutment) zeigte er auf, dass sich keine signifikanten Unterschiede gezeigt hätten. Aus prothetischer Sicht: besser eins als keins? Prof. Dr. Matthias Kern von der Universität Kiel beleuchtete die Ver- sorgungsproblematik von Patienten mit atrophiertem, zahnlosem Unter- kiefer aus prothetischer Sicht. Dabei zeigte er die Vor- und Nachteile bei der Versorgung mit zwei oder vier Im- plantaten, die Option der Insertion von nur einem Implantat als geriatri- sche, sozialorientierte Versorgung zur Stabilisierung der in der Regel vorhandenen, erweiterten Prothese. Der Verfechter des mittigen Einzelim- plantats im zahnlosen Unterkiefer il- lustrierte anhand ausgewählter Pati- entenfälle die Ergebnisse nach über sechs Jahren. Sein Ergebnis: Wäh- rend der ersten fünf bis sechs Jahre weisen alle klinischen Studien bezüg- lich des mittigen Unterkiefer-Einzel­ implantates eine Verbesserung des OHIP (Oral Health Impact Profile) auf. Der Kanadier Prof. Dr. Douglas Deporter berichtete aus seiner über 20-jährigen Erfahrung mit kurzen Im- plantaten (≤ 7 mm) und mit gesinter- ten Implantatoberflächen und legte die wissenschaftlichen Grundlagen und die Konzeption eines Implantat- systems, basierend auf kurzen Im- plantaten, dar. Die Versorgung der sog. SPS-Implantate (sintered porous surface) erfolgt zementfrei mittels mechanischer Verriegelung und böte exzellenten Widerstand bei Zugbelas- tung, Druckspannung und Torsions­ kräften. Diese Versorgungsmöglich- keit („Osseoconsolidation“) eröffne minimalinvasive Möglichkeiten im zahnlosen Bereich bei fortgeschritte- nem Rückgang des Kieferkamms. Blick auf die angulierten Implantate Dr. Wolfgang Bolz, München, stellte die Sofortversorgung des zahn- losen bzw. bald zahnlosen Patienten mit angulierten Implantaten bzw. Zy- goma-Implantaten und insbesondere die Patientenführung vor. Anschau- lich zeigte er aus seinem Datenschatz von nahezu 500 behandelten Patien- ten die Behandlung und Versorgung extremer Einzelfälle. Besonders auf- schlussreich war die Diskussion zum Vortrag im Anschluss. Befragt, was zu tun sei, wenn ein Zygoma-Implan- tat verloren geht, antwortete Dr. Bolz, dass dies noch nicht passiert sei. Die Stabilität der Zygoma-Implantate er- reicht Dr. Bolz durch die Insertion ausschließlich im Jochbein. Auf­ bauend darauf zeigte Prof. Dr. Nor- bert Schmedtmann, Hamburg, die  indikationsorientierte prothetische Versorgung auf angulierten Implan- taten und wog Vor- und Nachteile der unterschiedlichen prothetischen Be- handlungskonzepte gegeneinander ab. Chirurgische Aspekte Last, but not least gab Priv.-Doz. Dr. Jörg Neugebauer, Landsberg am Lech, praktische Hinweise aus chi­ rurgischer Perspektive zur Aufberei- tung des Implantatlagers, der Implan- tatinsertion und regionaler Knochen- aufbaumaßnahmen für anguliert ge- setzte oder kurze Implantate. Zu be- rücksichtigen sei dabei die Knochen- qualität und der Zeitpunkt des Zahnverlustes. Er erläuterte des Wei- teren, wann eine 3-D-Bohrschablone notwendig und wo eine Freihand­ implantation aus seiner Sicht mög- lich sei. Fazit Laut Empfehlung der 11. Europä- ischen Konsensuskonferenz stellen kurze, angulierte und durchmesser- reduzierte Implantate eine Thera- pieoption dar. Allerdings gibt es auch Grenzen: Wenn kurze Implantate gleichzeitig durchmesserreduziert sind, ist mit einer erhöhten Verlust­ rate von bis zu zehn Prozent nach drei bis fünf Jahren zu rechnen. Dies untermauern einschlägige Literatur- hinweise. Außerdem weist die Konsensus- konferenz darauf hin, „dass der im- plantierende Zahnarzt und der pro- thetische Behandler eine angemes- sene Ausbildung erhalten haben müssen, um für den jeweiligen Pa­ tienten die bestmögliche Therapie- form zu wählen“. 7 Quelle: BDIZ EDI Die „Kurzen“ haben sich etabliert Bericht zum 11. Expertensymposium des BDIZ EDI in Köln: Update kurze und angulierte Implantate – Vorteile und Grenzen. Abb. 1: 11. Expertensymposium in Köln. – Abb. 2: Dr. Thomas Fortin. – Abb. 3: Prof. Dr. Mauro Marincola. (Fotos: © BDIZ EDI/Wuttke) 1 2 3 Infos zur Fachgesellschaft 23

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