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Dental Tribune Austrian Edition

International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 7+8/2015 · 29. Juli 20154 Beschrieben wird im Folgenden eine Methode zur direkten Überkappung offener Pulpen bei tiefer Karies. Sie bestehtausdreiTechniken: 1. EpipulpaleExkavation 2. Prognose mittels Pulpablutungs- indexundSchmerzgrad 3. Berührungslose Überkappung mit Syntac®. Die ersten beiden Techniken hat der Autor im Verlaufe dreier Jahre bei 151, die dritte in sechs Jahren bei 300Pulpenangewendet. Resultate:DieMethodehatinsge- samt je zehn Prozent frühe und späte Misserfolge. Bei einer gezielten Wahl der prognostisch günstigen Fälle mittels Pulpablutungsindex und Schmerzgrad überleben bis 93 Pro- zent. Die höchsten Überlebensraten haben die Fälle ohne Schmerzanam- nese und jene der Altersklassen 70+. Die Zahl der erfolgreichen Überkap- pungenkonnteauf37proJahrverdop- peltwerden. Einleitung Gegen tiefe Karies bildet die Pulpa einen Abwehrwall. Hinter ihm ist mikrobenfreies Gewebe, vor ihm liegen Biofilmklumpen (Abb. 1). Bleibt der Abwehrwall intakt und werden Karies und Biofilmklumpen perfekt exkaviert, so ist die Pulpitis reversibel. In der Praxis sind jedoch nach zehn Jahren gegen 50 Prozent Misserfolge zu beobachten (Willers- hausen et al. „Retrospective study on direct pulp capping with calcium hydroxide“,QI 2011 Feb.).KeinWun- der,denn tiefe Karies ist optisch kaum erkennbar und wegen der Gefahr einer Trepanation nicht auf Härte zu testen. Auch Biofilmklumpen zu ex- kavieren ist schwierig, weil hoch ent- zündete Pulpen bei jeder Berührung sofort zu bluten beginnen. Wahr- scheinlich entstehen die frühen Miss- erfolge durch eine Verletzung des Ab- wehrwalls und/oder wegen unvoll- ständiger Exkavation, und die späten wegen mangelnder Biokompatibilität des Überkappungsmittels. Diese ÜberlegungenundErfahrungenführ- ten den Autor zu den folgenden drei PrinzipienundTechniken: 1. Karies und Biofilmklumpen müs- sen möglichst vollständig entfernt werden.DazuisteinespezielleExka- vationstechniknotwendig. 2. Die Blutung wird nur beobachtet und nicht gestillt. Sie ist ein pro- gnostischwichtigerFaktor. 3. Die Überkappung geschieht berüh- rungslos mit einer Flüssigkeit, um den Abwehrwall nicht einzudrü- cken und keine iatrogene Blutung zuprovozieren. MaterialundMethode Materialien • Ivoclar Vivadent, Liechtenstein: Mikroapplikatoren mit Schaum- stoffpellet, Syntac Primer®, Syntac Adhäsiv®, Heliobond® und Tetric EvoFlow® • Intraoralkamera: ORAL PRO USB MD-740. DieepipulpaleExkavation ExkaviertwirdnurmitneuenRo- senbohrern (0,8 – 3 mm Durchmes- ser,Stahl,400–1.000rpm,0–5Gramm Anpresskraft, trocken, Lupenbrille). Um die nötige Präzision zu erhalten und Ausschläge zu verhindern, wird der Kopf des Winkelstücks an einen Finger der linken Hand gelehnt und/oder der Bohrerschaft am Nach- barzahn oder Kavitätenrand aufge- legt (langer Rosenbohrer). Im gelben Bereich (Abb. 2) wird so lange exka- viert, bis überall trockene Späne er- scheinen. Die Biofilmklumpen auf der Pulpa werden 0,5-millimeter- weise exkaviert (Abb. 3b, c; 4b, c). In irreversiblen Fällen tritt aus der Öffnung plötzlich viel Blut oder gar Pus aus oder es erscheint eine graue, feuchte Masse oder ein leerer Hohl- raum. DerPulpablutungsindex Der Index beurteilt den Entzün- dungsgrad der Pulpa. Es gibt vier Blutungsgrade (BG): • BG0 = keine Blutung Bessere Überkappungen in tiefen Läsionen Erfolgsrate verdoppelt: Direkte Überkappung mit Syntac® und Prognose mit dem Pulpablutungsindex. Von Dr. med. dent. Walter Weilenmann, Wetzikon, Schweiz. 3a 3b 3c 3d 4b 4c 4d 5a 5b 6a 6b 4a Abb.3a: Zahn 25, BG0/SG0 (m, 39 J.) Kavitätenrand fertig exkaviert (10.01 Uhr).– Abb. 3b: Biofilmklumpen im Pulpahorn (10.03 Uhr). – Abb. 3c: Klumpen entfernt. Entzündlich gerötete Pulpa (10.07 Uhr). – Abb. 3d: Röntgenbe- fund. Der Zahn ist seit über 900 Tagen symptomlos. – Abb. 4a: Zahn 47, BG1/SG1 (m, 25 J.) Epipulpale Karies (8.43 Uhr). – Abb. 4b: Freie Biofilmklumpen im Pulpahorn (8.45 Uhr) – Abb. 4c: Biofilmklumpen entfernt (8.55 Uhr). – Abb.4d: Überkappt mitTetric EvoFlow® (9.01 Uhr).Seit drei Jahren symptomlos.–Abb.5a: Zahn 23,BG1/SG2 (f,90 J.)Ansicht durch den eröffneten Brückenpfeiler (12.09 Uhr).– Abb.5b:Während die drei Parapulpärstifte gesetzt werden, stoppt die Blutung spontan. Kurz nach der Applikation von Syntac® ist die Rötung verschwunden (12.20 Uhr). Beachte die starke Obliteration dieser Altersgruppe. Sie ist prognostisch äußerst vorteilhaft. – Abb. 6a: Zahn 28, BG1/SG2 (m, 28 J.) viel freies Blut (10.39 Uhr). – Abb. 6b: Einige Biofilmklumpen belassen (10.45 Uhr). Früher Misserfolg nach sieben Tagen. – Abb. 7a: Zahn 46, BG2/SG1 (f, 22 J.) Gerötete Pulpa, optisch unauffällige Karies (17.34 Uhr).– Abb.7b: Karies entfernt,einige Klumpen verbleiben (17.37 Uhr).Symptomlos seit zwei Jahren. 1 2 Abb. 1: Wall von Abwehrzellen (roter Halbkreis) und anliegende Mikroorga- nismen in Form von Klumpen (nach Prof.Dr.sc.nat.DieterD.Bosshardt,Lei- terdes„RobertK.SchenkLaborfürOrale Strukturbiologie“, Universität Bern). – Abb. 2: Normale Exkavation im grünen (einhändig, hohe Anpresskraft und Drehzahl), epipulpale Exkavation im gelben Bereich (zweihändig), Rot: Öff- nung zur Pulpa,weiße Punkte: freie Bio- filmklumpen. 7b7a

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