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Dental Tribune Austrian Edition

DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 7+8/2015 · 29. Juli 2015 International Science 5 • BG1 = Blutung stoppt innert zwei Minuten • BG2 = Blutung stoppt innert fünf Minuten • BG3 = Blutung dauert länger als fünf Minuten (irreversibel). Der Schmerzbefund Bei der Anmeldung halten die Dentalassistentinnen den Schmerz- grad (SG) fest: • SG0 = keine Schmerzen • SG1 = chronisch leichte Schmer- zen mit schmerzfreien Intervallen • SG2 = akute Schmerzen, die eine rasche Behandlung erfordern. Überkappung mit Syntac® Primer, Adhäsiv und Heliobond werden als hängende Tropfen mit dem Mikroapplikator berührungs- los über die Öffnung und den gelben Bereich (Abb. 2) geträufelt und im grünen Bereich normal verstrichen und bewegt. Nach der Einwirkungs- zeit werden die Flüssigkeiten in der Öffnung indirekt verblasen, indem die Luftdüse nur auf den grünen Be- reich zielt. Zuletzt wird mit einer Sondenspitze ein Tropfen Tetric EvoFlow® über die Öffnung und das angrenzende Dentin gezogen, ohne die Pulpa zu berühren (Abb. 4d). Lichthärtung gleich wie bei einer Füllung. Nachsorge Nach der Überkappung kann der Zahn mehrere Stunden lang schmerzen. Die Patienten erhalten deshalb sechs Ponstan-Kapseln zu 250mgunddieprivateTelefonnum- merdesZahnarztesfürdenFalleines frühen Misserfolges. Intraoralbilder Die Bilder zeigen Merkmale, die bei dieser Methode wichtig sind: • Kaum sichtbare Karies (Abb. 3a, 4a, 5a, 6a, 7a) • Biofilmklumpen ohne/mit Blut (Abb. 3b, 4b, 6b, 7b) • Entzündlich gerötete Pulpa (Abb. 3c, 4c, 6b, 7b) • Weiße, obliterierte Pulpa (Abb. 5b). Resultate Die Rohdaten wurden mit der Praxis-Software Zawin® gesammelt (Martin Engineering AG, Nänikon, Schweiz). Die Histogramme, Chi2- Tests, t-Tests und Wilson-Konfi- denzintervalle wurden mit PHP, die Survival-Plots und Logrank-Tests mit R-Scripts berechnet. Als erfolgreich gelten die Fälle, die subjektiv symptomlos geworden undgebliebensind.Alleanderengel- ten als Misserfolge und wurden ex- stirpiert. Von 18 auf 37 gerettete Pulpen pro Jahr Mit Syntac® konnten jährlich doppelt so viele Pulpen gerettet wer- den wie mit Ca(OH)2-haltigen Pro- dukten (Abb. 8). Der Grund liegt in der berührungslosen Überkappung, welche auch bei hochentzündeten Pulpen keine iatrogene Blutung ver- ursacht. Von 70 auf 80 Prozent Erfolg Die epipulpale Exkavation hal- biertdieZahlderfrühenMisserfolge von 20 auf 10 Prozent. Die Zahl der späten Misserfolge bleibt gleich,was nachdreiJahrenzueinemErfolgvon 80 Prozent führt (Abb. 9). Von 80 auf 93 Prozent Erfolg Abbildung 10a zeigt die grüne Survivalkurve von Abb. 9 getrennt nach den neun möglichen Kombi- nationen von BG und SG. Die irre- versiblenPulpitidenhabendieKom- binationen BG1/SG2, BG2/SG1 und BG2/SG2 (Abb. 10b, rot). Werden sie exstirpiert anstatt überkappt, re- sultiert bei den restlichen Kombina- tionen eine Erfolgsrate von 93 Pro- zent (Abb. 10b, grün). Über 95 Prozent Erfolg bei den Altersklassen 70+ Die Patienten im Alter von 30–39Jahrenundjenemit70+fallen durch ihre hohen Erfolgsraten auf (Abb. 11). Bei den Ersteren deuten die leichte Überlappung des Konfidenz- intervalls mit jenem der 30–39-Jäh- rigen und die kleine Fallzahl auf ei- nen Zufall. Bei den Zweiten ist die Obliteration die Ursache des hohen Erfolgs. Diskussion Diese Arbeit steht im scharfen Kontrast zur Expertenmeinung, es sollten nur symtomlose, akzidentell eröffnete Pulpen in kariesfreiem Dentin unter Kofferdam überkappt werden. Die epipulpale Exkavation dauert bis zu 15 Minuten. Dabei ist derKofferdamnurinwenigenFällen anwendbar, wird die Öffnung oft vergrößert und die Pulpa gegenüber Luft,WasserundSpeichelexponiert. So entstehen nur noch halb so viele frühe Misserfolge wie bei normaler Exkavation (Abb. 9). Sie treten vor- wiegend dann auf, wenn der Ab- wehrwall verletzt wird, Gefäße zer- reißen und die Biofilmklumpen mit Blut versorgt werden. Die Kom- bination aus Blutungsgrad und Schmerzgrad ergibt verlässliche Prognosen im Gegensatz zu Sur- rogatmerkmalen wie Kältetest, Schmerzanamnese, Klopfdolenz oder Röntgenbild. Die Fälle BG1/SG2 sowie BG2 mit SG1/2 haben das höchste Risiko (Abb. 10). Sie erfordern die informierte Ein- willigung des Patienten. Alle ande- ren Fälle haben eine erstaunlich hohe Erfolgsrate von 93 Prozent nach drei Jahren mit prognostisch sehr guter Aussicht für weitere drei Jahre (Abb. 9, rote Kurve). Syntac® bildet weniger Dentin- brücken als MTA und wird deshalb in der Literatur zur direkten Über- kappung nicht empfohlen. Folgen- des spricht jedoch für Syntac®: • Als hochfluides Adhäsiv penetriert es bei tiefen Kavitäten bis zur Pulpa.TrotzseinergroßenVerbrei- tung sind keine Schäden bekannt. • Mit Flüssigkeiten sind mehr Über- kappungen möglich als mit Pasten und Pulvern, weil Letztere auf die Pulpa gedrückt werden und iatro- gene Blutungen verursachen. • Die Survivalkurven von Syntac® verlaufen flacher als jene von Ca(OH)2, was bessere Heilungsvor- gänge bedeutet. • Bei einer Überkappung mit Syntac® wird die maximale Adhäsion und Abdichtung erzielt. • Syntac® inaktiviert die Biofilm- klumpen durch Einbettung. Verdankung Ich möchte Herrn Kollegen med. dent. Christian Ruckstuhl (Rorschach, Schweiz) herzlich dan- ken für sein motivierendes Interesse und die sorgfältige Durchsicht des Manuskripts. DT Dr.med.dent. WalterWeilenmann Zentralstr.4 8623Wetzikon,Schweiz Tel.: +41 44 9303303 w.weilenmann@hispeed.ch www.zahnarztweilenmann.ch Infos zum Autor Kontakt Abb.11:Beiden40-bis49-jährigenPatientenistwohlzufällignochkeinMisserfolgpassiert, beiderGruppe70+istwahrscheinlichdieObliterationeinGrund.SchwarzeBalken:Wilson- Konfidenzintervalle. 11 Abb. 8: Mit Syntac® konnten jährlich doppelt so viele Pulpen gerettet werden wie mit Ca(OH)2-haltigen Produkten. – Abb. 9: Die epipulpale Exkavation halbiert die Zahl der frühen Misserfolge auf zehn Prozent. n/k: überkappte/ gestorbene Pulpen. 10b10a Abb. 10a: Aufspaltung der grünen Survivalkurve von Abb. 13 in die neun möglichen Kombinationen von Blutungs- und Schmerzgrad. Abb.10b:Grün:dieFällemitguterPrognose(93ProzentErfolg),rot:dieriskantenFälle(43ProzentErfolg).InKlammern:lebende/totePulpen. 8 9 Tel.: +41449303303 89

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