Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Dental Tribune German Edition No.4, 2017

DENTAL TRIBUNE · German Edition · Nr. 4/2017 Science 7 Wann ist der Einsatz von Antibiotika sinnvoll? Prof. Dr. Dr. h.c. Niklaus P. Lang im Gespräch mit Marlene Hartinger, Redakteurin der OEMUS MEDIA AG. „Update Antibiotika: Rationaler Ein- satz in der Parodontologie“ lautete das Thema einer Anfang April durchgeführten Fortbildungsveran- staltung der Hain Life science GmbH in Stuttgart. Mit Prof. Dr. Dr. h.c. Niklaus P. Lang, einem der hochkarätigen Refe- renten des Events, sprachen wir über die Problematik immer größer wer- dender Antibiotikaresistenzbildung. Marlene Hartinger: Herr Prof. Dr. Dr. Lang, Antibiotika werden im Rahmen einer Parodontitisthera- pie eingesetzt, um gegen Bakterien vorzugehen, die entzündliche Er- krankungen des Zahnhalteappa- rates verursachen. Literatur und klinische Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Anwendung von Antibiotika durchaus kritisch zu betrachten ist, da meist nur eine geringe klinische Wirkung bestä- tigt werden kann. Wann ist der Einsatz von Antibiotika sinnvoll? Prof. Dr. Dr. h.c. Niklaus Lang: Während man bei einer klassischen Infektion ein Antibiotikum appli- ziert, das auf den pathogenen Keim gerichtet ist und diesen eliminiert, ist diese Art der Therapie bei einer opportunistischen Infektion wie der Parodontitis nicht sinnvoll, da man hierbei davon ausgeht, dass bestimmte Bakterienarten sich auf- grund von einem sich verändernden oralen Milieu, das heißt begünsti- genden Faktoren innerhalb der Plaque, optimaler vermehren kön- nen als andere. Bei der Parodontitis geht es somit nicht darum, die patho genen Keime zu eradizieren, sondern diese zu vermindern und un ter das tolerable Niveau zu redu- zieren. Daher muss einer indivi- duellen Antibiotikatherapie immer eine mechanische Therapie voran- gehen, die den Biofi lm zerstört. Nur wenn dies erfolgt, macht die Ver- abreichung von unterstützender Antibiotika nach Abschluss der mechanischen Therapie Sinn. Es besteht grundsätzlich keine Notwendigkeit, bei einer genera- lisierten chronischen Parodontitis Antibiotika zu applizieren, da dies nur eine temporäre Verbesserung der klinischen Situation zur Folge hat und keine wirkliche Therapie der Grundursache darstellt. Viel- mehr bedarf es nur bei einer ein- zigen Indikation – die der aggres- siven Parodontitis, ausgelöst durch den hochpathogenen A.a.-Keim – den unterstützenden Einsatz von Antibiotika, da ein allein rein me- chanisches, chirurgisches Debride- ment als Therapie nicht ausrei- chend wäre. Es muss also immer die Frage gestellt werden: Ist der Patient A.a.-indiziert oder nicht? Stichwort Resistenzproblematik. Inwieweit sehen Sie in modernen Diagnostikverfahren eine Mög- lichkeit, den Einsatz von Antibio- tika abzuwägen beziehungsweise zu reduzieren und so einer Resis- tenzbildung entgegenzuwirken? Fest steht: Eine Parodontitis chronica sollte ohne Antibiotika behandelbar sein. Stellt jedoch die klinische Diagnose eine aggressive Parodontitis fest, helfen mikrobio- logische Tests zu identifi zieren, wel- che Antibiotika genau für die The- rapie notwendig sind. Damit wird der Einsatz von Antibiotika auf das notwendige Maß reduziert und Parodontitis und Leberzirrhose Studie belegt erhöhte Mortalitätsrate betroffener Patienten. Dass die Entzündung des Zahnbetts nicht nur Auswirkungen auf die Mundgesundheit und damit auf die direkte Entzündungsumgebung hat, ist bereits durch mehrere Studien belegt, die bewiesen haben, dass Pa- rodontitis auch systemische Auswir- kungen hat. Eine niederländische Studie konnte jetzt sogar zeigen, dass Parodontitis die Sterblichkeit bei Leberzirrhose erhöht. Vergangene Studien konnten be- reits nachweisen, dass eine schlechte Mundhygiene und daraus resultie- rende Parodontitis bei Patienten mit Leberzirrhose sehr häufi g sind. Eben- falls wurde bereits gezeigt, dass eine vorhandene Parodontitis das Voran- schreiten der Krankheit begünstigt und selbst den Erfolg einer Leber- transplantation negativ beeinfl usst. Die aktuelle Studie der nieder- ländischen Forscher mit 184 Pro- banden untersuchte nun die Sterb- lichkeit der Leberzirrhosepatienten. 44 Prozent der 184 Teilnehmer litten zu Studienbeginn an einer schweren Parodontitis. Für die Untersuchung wurden auch Alter, Geschlecht, Rau- cherstatus, Alkoholkonsum usw. in Betracht gezogen. Das Ergebnis zeigt, dass eine vorhandene Parodontitis die Symptome der Leberzirrhose ver- schlimmerte. Innerhalb der Studien- dauer, die ein Jahr betrug, starb fast die Hälfte der Probanden. Als Ur- sache wurden Komplikationen durch die Leberzirrhose ausgemacht. In nachfolgenden Untersuchun- gen muss nun geklärt werden, ob eine bessere Mundhygiene bei Patienten mit Leberzirrhose die Mortalitätsrate in Zusammenhang mit Parodontitis senken kann. DT Quelle: ZWP online zudem viel adäquater der dynami- schen Natur dieser oralen Ökolo- gieprozesse entsprochen werden. All dies braucht ein Umdenken, von dem dann auch die Debatte um eine sinnvolle Antibiotikavergabe profi tieren würde. Abschließend gefragt: Inwieweit spielt die Patientencompliance eine wesentliche Rolle bei der erfolg- reichen Parodontitistherapie? Wird ein Medikament verab- reicht, ist es natürlich absolut wich- tig, dass es eingenommen wird, und zwar konsequent wie vorgeschrie- ben. Setzen Patienten Medika- mente eigenverant- wortlich ab, ist jede Therapie vergebens. Dies gilt natürlich übergrei fend für alle Bereiche der Medi- zin. Infos zur Autorin Vielen Dank für das Gespräch. ANZEIGE 7. / 8. Juli 2017 Forum Ludwigsburg einer Resistenzbildung durch eine falsche, systemische Antibiotika- behandlung entgegengewirkt. Wir müssen in der Zahnmedizin von unserem überwiegend mechani- schen Denken abkommen und langsam – dafür plädiere ich seit Jahrzehnten – Ärzte werden. Neh- men Sie einen Internisten – dieser wird Patienten nicht weiter unter- suchen, wenn er nicht den Blut- druck oder weitere Laborwerte hat. Wir aber in der Zahnmedizin igno- rieren all dies. Wir könnten eine ganz andere zahnmedizinische Be- handlung bereitstellen, wenn wir mit Werten zu Mikrobiotika argu- mentieren würden. Damit könnte SOMMERAKADEMIE2017 in Zusammenarbeit mit Gender Dentistry International Der kleine Unterschied e n / Zahnärzte u n d n r Zahnärztin ü F e iter/-innen Praxismit a r b n g spunkte rtbild u o F 1 4 B ZÄK/DG Z V B M K/KZ Jetzt anmelden auf zfz-stuttgart.de Zahnmedizinisches FortbildungsZentrum Stuttgart Eine Einrichtung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg Körperschaft des öffentlichen Rechts

Seitenübersicht