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Dental Tribune Austrian Edition No. 5, 2017

6 Science DENTAL TRIBUNE · Austrian Edition · Nr. 5/2017 Der Schlüssel zum Erfolg in der Prophylaxe Prophylaxe in der Zahnmedizin bedeutet die Anwendung von Maßnahmen, die das Entstehen oder die Verschlechterung von Krankheiten der Zähne und des Zahnhalteapparates verhindern. Von Bernita Bush Gissler RDH, BS, Lommiswil, Schweiz. Vorsorge und frühzeitiges Erkennen – zwei triftige Gründe für einen Pro- phylaxetermin. Axelsson, Lindhe und viele andere haben in den 1970er- Jahren oralen Krankheiten den Kampf angesagt. Sie zeigten uns den Weg und erläuterten die Notwendigkeit, diesen Weg gehen zu müssen. Neueste klini- sche Studien und systematische Re- views bestätigen dies und ergänzen die Kenntnisse mit aktuellen For- schungsergebnissen. Gewachsenes medizinisches Wis- sen sowie die Entwicklung von Medi- kamenten und Therapien sorgen da- für, dass Menschen heute länger leben. Die Herausforderung, die orale Ge- sundheit der Bevölkerung ab dem 60., 70. sogar 80. Lebensjahr aufrechtzu- erhalten, wird immer größer. Die Pa- tienten von heute unterscheiden sich von jenen von vor 20 Jahren. Die Menschen haben eine höhere Lebens- erwartung, in hohem Alter mehr Zähne und sogar Implantate. Sie brin- gen unter Umständen aber auch me- dizinische Voraussetzungen mit, die eventuell die Prophylaxe/kausale Be- handlung beeinträchtigen können. Pathogene Mikroorganismen modifiziert durch 1 – Mundhygiene – Retentionsfaktoren – Ernährung 5 Negativer Stress Psyche – Immunmodulation Genetik – Immundefekte – Syndrom Parodontitis Systemische Erkrankung Viren – Immunmodulation 2 Soziales Umfeld – Familie – Erziehung – Beruf – sozioökonomische Faktoren – Kultur – politische Ausrichtung? Gewohnheiten – allgemeiner Umgang mit Gesundheit – Rauchen – Alkohol – Ernährung – Medikamente 4 3 Abb. 1: König-Modell, 1971. Abb. 2: Ätiologie der Parodontitis-Interaktion zwischen Zahnplaque und Wirt. ben. Auch die Industrie hat darauf re- agiert und Mundhygiene-Hilfsmittel, d. h. Produkte, die gezielt auf die Pro- phylaxe ausgerichtet sind und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen ba- sieren, auf den Markt gebracht. Die Zahnpasten, Gels, Lacke, Spülungen usw. wirken plaque- und karieshem- mend, remineralisieren Schmelz und Auf einem Public Health-Niveau kann sogar Gruppenprophylaxe in Schulen oder Heimen für Patienten organisiert werden, die keinen oder nur eingeschränkten Zugang zur Pro- phylaxe haben. Bei der Konzepterarbeitung sind viele Aspekte in Betracht zu ziehen: Zahnstellung, schlechte Gewohnhei- Istzustand, die medizinischen und nichtmedizinischen Risikofaktoren. Vom Praxisteam werden die profes- sionelle mechanische Plaqueentfer- nung (PMPR; ggf. selektive subgingi- vale Instrumentation), eine indivi- duelle Mundhygieneinstruktion mit den entsprechenden Hilfsmitteln und adjuvante Therapien durchgeführt. motiviert sind. Erfolg defi niert sich vor allem dann, wenn die Patienten über Jahre hinweg verbesserte und sta- bile orale Verhältnisse aufweisen. Na- türlich werden nicht alle Patienten „compliant“ sein oder sich überzeu- gen lassen. Für das Team besteht die ständige Herausforderung, sich wei- terzubilden und die Behandlungen Evidenz Ausbildung/Kompetenz Motivation Konzept/Strategie ERFOLG © KOUNADEAS IOANNHS/Shutterstock.com © danleap/Shutterstock.com Abb. 3: Das Team. Der erste Schritt ist die Anamnese und eine vorsorgliche Untersuchung zum frühzeitigen Erkennen von krankhaften Zuständen und medizi- nischen Risikofaktoren. Durch eine gründliche Recherche der Kranken- geschichte bekommen wir Hinweise, u. a. zu Medikamenteneinnahmen und systemischen Krankheiten, die den Weg zum Behandlungsplan oder zu anderweitigen Empfehlungen weisen. Karies Wissenschaftliche Fakten zeigen die Ursachen von Karies auf: Bekannt als chronische Infektionskrankheit, welche als multifaktorieller Prozess der Demineralisation zum irrever- siblen Verlust der Zahnhartsubstanz führt. Das König-Modell, 1971, zeigt die Faktoren, die bei der Entstehung von Karies ins Spiel kommen. Mühle- mann, 1967; Baehni P, 1983; Axelsson/ Lindhe, 1987 sprachen über die spe- zifi sche Plaquehypothese, dass die Speichelmenge, der pH-Wert und die lokalen Faktoren das Kariesrisiko er- höhen. In der Praxis werden die Maß- nahmen ergänzt, Mundhygiene- instruktion erteilt, Empfehlungen ge- mäß des klinischen Befundes gege- Abb. 4: Die beitragenden Faktoren zum Erfolg. dämmen Entzündungen des Weich- gewebes ein. Produkte, die patienten- gerecht eingesetzt sind, unterstützen die häusliche Pfl ege. Die sichtbaren und spürbaren Verbesserungen des Weichgewebes motivieren die Pa- tienten zum Weitermachen. Prophylaxekonzept Als nächster Schritt soll in der Praxis ein Prophylaxekonzept ent- wickelt werden, um die aus der gründ- lichen Anamnese resultierenden Er- kenntnisse in eine Strategie umzuset- zen. Das Konzept funktioniert nur, wenn die Patienten individuell infor- miert und betreut werden. Jene Pa- tienten, die zu den Hochrisikogrup- pen gehören, bedürfen dabei einer besonderen Aufmerksamkeit. Zu den in der Literatur genannten Kariesrisikogruppen gehören Kinder, Jugendliche ab 14 Jahren und Senio- ren. Bei Kindern und Jugendlichen ist es äußerst wichtig, Ernährungsbe- ratung/Lenkung in die Prophylaxe einzubeziehen. Frühzeitige Mundhy- gieneinstruktionen für Kinder, die Anleitung zur selbstständig durch- führbaren häuslichen Pfl ege – unter Einbezug der Eltern – gehören in ein umfassendes Konzept. ten, Eigenmotivation und die Ent- wicklung des Bewusstseins der jungen Patienten. Senioren mit erhöhtem Ka- riesrisiko benötigen ebenfalls Ernäh- rungsberatung/Lenkung. Speziell bei ihnen sind Speichelmenge und -qua- lität, Medikamenteneinnahme, moto- rische und Sehfähigkeiten zu berück- sichtigen. Wenn diese Faktoren bei der Kariesprophylaxe-Strategie Be- achtung fi nden, ist man bereits auf Erfolgskurs. Parodontalerkrankungen Die wissenschaftliche Forschung liefert ebenfalls Erkenntnisse, die multifaktoriellen Ursachen von Paro- dontalerkrankungen betreffend, und unterscheidet dabei chronische und aggressive Formen. Der „Haupttäter“ befi ndet sich wiederum im Biofi lm. Der Verlauf der Parodontitiden kann und wird durch Risikofaktoren wie die Mikrofl ora, Genetik, Rauchen, systemische Erkrankungen, Arznei- mittel usw. beeinfl usst. Diese Fakto- ren müssen im Prophylaxekonzept und in der Behandlungsstrategie be- rücksichtigt werden. Im Fokus der Parodontitispro- phylaxe der unterstützenden Paro- dontitistherapie (UPT) stehen der Ein Praxisteam-Konzept, welches auf Wissen und Evidenz basiert, trägt zum Erfolg der Prophylaxe bei. Selbstverständlich ist die Fähigkeit, dass das Team die Patienten zu moti- vieren vermag, ein großer Teil des Er- folgs. Wichtig sind formulierte Stra- tegien mit konkreten Zielsetzungen, wobei die Aufgabenbereiche auf jedes Teammitglied entsprechend seiner Ausbildung und Kompetenz abge- stimmt sein sollten. Im Plenum wer- den die zu empfehlenden Mund- hygieneartikel bestimmt und Infor- mationen über dessen Anwendungen ausgetauscht. Team playing Wenn das ganze Team an einem Strang zieht und den Patienten von den Praxisstrategien überzeugen kann, dann ist der letzte Schritt er- reicht und der Erfolg bald in Sicht. Erfolg – das positive Ergebnis einer Bemühung Das Team bemüht sich umfassend darum, dass die Ziele bzw. das Praxis- konzept kommuniziert und verstan- den werden. Der Weg zum Erfolg kann erst dann beginnen, wenn die Pa- tienten vom Konzept überzeugt und nach neusten wissenschaftlichen Er- kenntnissen und entsprechend ihrer Kompetenzen durchzuführen. Die UPT ist ein Leben lang zu be- achten und notwendig, um die orale Gesundheit der Patienten zu erhalten. Die Kombination aller Faktoren kann zum Erfolg führen. Das ist auch die Grundlage, auf der es gelingt, Pro- phylaxemaßnahmen des UPT-Ter- mins in den Vordergrund zu rücken und der Kausaltherapie einen nach- folgenden Rang einzuräumen. Der Schlüssel zum Erfolg in der Prophylaxe liegt in Ihrer Hand. DT Kontakt Infos zur Autorin Bernita Bush Gissler RDH, BS Sonnenrainweg 5 4514 Lommiswil, Schweiz bbush@solnet.ch

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