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Dental Tribune Swiss Edition

DENTALTRIBUNE Swiss Edition · Nr. 12/2014 · 3. Dezember 2014 Continuing Education 19 Die moderne Füllungstherapie rich- tetsichheutzutageannon-undmini- malinvasivenAnsätzenaus–mitdem Ziel, hartsubstanzopfernde Eingriffe mithilfe präventiver, remineralisie- render Massnahmen und/oder der Infiltration von initialkariösen Lä- sionen möglichst lange hinauszuzö- gern.1 Lässt sich ein füllungsthera- peutischer Eingriff nicht mehr ver- meiden, ist eine schadensgerechte Präparation unter Schonung der ge- sunden Zahnhartsubstanz die obers- te Maxime.Dies wird auch weiterhin das Bestreben sein, doch welche Ma- terialien bieten sich gerade mit Blick auf die Zukunft an und sind sozusa- gen als„zukunftstauglich“ zu bewer- ten? Aktuellere Daten lassen die bis- herige Bewertung von Glasionomer- materialien in einem neuen Licht er- scheinen–auchimVergleichmitden Füllungswerkstoffen Komposit und Amalgam. Adhäsiven Materialien gehört die Zukunft Ermöglicht wird eine minimal- invasive Füllungstherapie durch die adhäsiven Eigenschaften moderner Restaurationsmaterialien wie Kom- posit und Glasionomerzement (GIZ),bei denen imVergleich zu tra- ditionellen Materialien (z.B. Gold, Amalgam) präparationsbedingt we- niger gesunde Zahnhartsubstanz entfernt werden muss. Vor allem das universell einsetzbare Komposit hat sich zunehmend zu einem Werkstoff entwickelt, der nicht nur im ästheti- schen Frontzahnbereich, sondern auch bei grösseren Seitenzahnver- sorgungen zum Einsatz kommt und dessen Portfolio über Klasse III- und Klasse IV-Kavitäten hinaus unter an- deremumästhetischeFrontzahnkor- rekturen sowie Schneidekantenauf- bauten ergänzt wurde. Auch bei den Kavitätenklassen I und II waren im kaubelasteten Bereich lange Zeit nur Komposite indiziert, während GIZ lediglich für definitive Füllungen im nicht kaubelasteten Bereich ver- wendet werden konnten. Wie die nachfolgenden Studiendaten zu Res- taurationsmaterialien auf Glasiono- merbasis zeigen, steuert der An- spruch einer minimalinvasiven Fül- lungstherapie„für alle“ auf eine viel- versprechende Zukunft zu. Moderne Glasionomere auf dem Vormarsch Im Zuge der Weiterentwicklung modernerhochvisköserGIZabMitte der 1990er-Jahre2 (z.B. Fuji IX, GC) wurden auch Konzepte entwickelt, die beide Werkstoffe kombinieren und eine hochvisköse Glasionomer- komponente mit einem nanogefüll- ten Kompositlack überziehen (z.B. EQUIA Fil und EQUIA Coat, GC). Dieses Coating soll die positiven Materialeigenschaften von GIZ bei- behalten (z.B. kariespräventive Wir- kung),begegnet dabei jedoch gleich- zeitig auch einem Nachteil von GIZ, nämlich der geringen Toleranz gegenüber Feuchtigkeit und Aus- trocknung vor dem Abschluss der zweiten Härtungsphase.3 Diesen schützenden Effekt eines Coatings dokumentiert im Falle von EQUIA unter anderem eine von Diem et al. veröffentlichte Drei-Jahres-Studie,4 die das zweistufige Konzept mit und ohneApplikation des Kompositlacks EQUIA Coat verglich. Die Resultate lassen den Trend erkennen, dass das Coating der Füllungskomponente EQUIA Fil einen Extraschutz gegen Verschleiss verleiht. Diese Leistungs- optimierung sorgt dafür, dass das zweistufige EQUIA-System gemäss der Gebrauchsanweisung des Her- stellers neben Restaurationen der KlasseI,unbelastetenRestaurationen der Klasse II unter anderem auch bei kaudruckbelasteten Restaurationen derKlasseII–sofernderIsthmuswe- nigeralsdieHälftedesInterkuspidal- raumes beträgt – anwendbar ist (in Deutschland ist EQUIA für diese Indikationen über die gesetzliche Krankenversicherung zudem über GKV abrechnungsfähig). Der Frage, wiesichdasRestaurationskonzeptim direkten Vergleich mit Komposit über einen Zeitraum von vier Jahren behauptet, ging das Forscherteam umProf.Dr.SevilGurgan(Hacettepe Universität,Ankara) nach. EQUIA vs. Komposit: gleichauf nach vier Jahren ImRahmenderauffünfJahrean- gelegten, klinischen Langzeitstudie5 untersuchten Gurgan et al. die Leis- tungsfähigkeit von EQUIA-Versor- gungen in posterioren Kavitäten im Vergleich zum Komposit Solare (GC). Insgesamt wurden bei 59 Pa- tienten 140 posteriore Läsionen der Klasse I (80 Läsionen) und Klasse II (60 Läsionen) bei Molaren und Prä- molaren im Ober- und Unterkiefer zu gleichen Teilen mit EQUIA (EQUIA Fil plus EQUIA Coat) oder dem Seitenzahnkomposit Gradia Direct Posterior (GC) in Kombina- tion mit G-Bond (GC) versorgt. Die Restaurationen wurden nach jeweils 6,12,18,24,36 und 48 Monaten qua- litativ unter dem Rasterelektronen- mikroskop(REM)mithilfevonPVS- Abdrücken (Polyvinylsiloxan) und Negativ-Repliken bewertet; unter anderem hinsichtlich Oberflächen- beschaffenheit, Abrasionsverhalten und Farbgebung. 52 Patienten und damit 126 Restaurationen (76 Klasse I und 50 Klasse II) verblieben für die Evaluation nach vier Jahren; die feh- lenden sieben Patienten waren ver- zogen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Retentionsrate für EQUIA bei Klasse I-Restaurationen bei 100 Pro- zent und für Klasse II-Restauratio- nen bei 92,3 Prozent lag. Weder hin- sichtlichderanatomischenForm,der Entstehung von Sekundärkaries, der Veränderung von Oberflächentextu- ren sowie bei postoperativen Sensiti- vitäten konnten über den untersuch- ten Zeitraum signifikante Unter- schiede zwischen den EQUIA- und Kompositversorgungen festgestellt werden (p>0,05). Minimalinvasiv, zahnfarben, quecksilberfrei – wohin geht die Reise? Diese durchaus beeindrucken- den Resultate stehen nicht für sich alleinundwerdenunteranderemvon der oben erwähnten Drei-Jahres- Untersuchung von Diem et al. sowie den Ergebnissen laufender Untersu- chungen über Zeiträume von 24 Mo- naten6 gestützt; darüber hinaus las- sen auch Gurgans Fünf-Jahres-Re- sultate7 – auf dem diesjährigen IADR-Kongress präsentiert – eine gute Performance von EQUIA im Vergleich mit Komposit erhoffen. Die aktuelle Datenlage legt zu- dem nahe, das Potenzial von GIZ der neusten Generation auch im Ver- gleichmitAmalgamneuzubewerten. Basierte die Sicht auf GIZ bisher auf nichtsystematischen Reviews von überwiegend nichtrandomisierten klinischen Langzeitstudien, zogen neuere Erkenntnisse von Micke- nautsch undYengopal randomisierte kontrollierteStudien(RCT=Rando- mizedClinicalTrials)heran,washin- sichtlich der abschliessenden Beur- teilungeinewesentlichhöhereAussa- gekraftmitsichbringt.DieseStudien fanden keine klinisch signifikanten Belege für die Aussage, dass direkte Restaurationen mit hochviskosen Glasionomeren bei mehrflächigen Versorgungen im Zeitraum bis vier Jahren sowie bei einflächigenVersor- gungen bis sechs Jahren Amalgam- füllungen unterlegen wären.8,9,10 DieseaktuellenDatenwerfenein neues Licht auf die Bewertung und Verwendung von Glasionomeren – gerade mit Blick auf die Zukunft: Das lange Zeit als Goldstandard gel- tende Amalgam (Quecksilbergehalt ≈50 Prozent) steht vor dem Hinter- grund eines möglichen Verarbei- tungsverbots von Quecksilber im Fokus globaler Bemühungen. Unter anderem die im Rahmen des Um- weltprogramms der Vereinten Na- tionen (UNEP) verabschiedete Mi- namata-Konvention sieht neben ei- nem Verbot für Herstellung, Import und Export von bestimmten queck- silberhaltigen Geräten bis zum Jahr 2020auchdiestufenweiseReduktion („phase-down“) des Quecksilber- einsatzes bei Zahnfüllungen vor.11 Dies erfordert die Entwicklung und den Einsatz alternativer Materialien, was sich jedoch bei genauer Betrach- tung bereits heute aufdrängt. Auch ein kürzlich veröffentlichter Leitfa- den der FDI zur Minamata-Konven- tionlegtdieFörderungvon„research and development of quality mer- cury-free materials for dental resto- ration“ sowie „the use of cost-effec- tive and clinically effective mercury- free alternatives for dental restora- tion“ nahe.12 Abgesehen davon geht, daAmalgamnichtzahnfarbenist,die Akzeptanz des Materials beim Pa- tienten in den vergangenen Jahren ohnehin zurück; zahnfarbene Werk- stoffe „have become increasingly morepopular.Thisisconsistentwith the trend towards minimal interven- tional, adhesive, techniques in den- tistry“,sozudemeinerstkürzlichak- tualisierter Bericht der von der EU einberufenen SCENIHR (Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks).13 Dies könnte künftig gerade für Deutsch- land relevant sein, denn hierzulande ziehen die gesetzlichen Krankenver- sicherungen (GKV) die Amalgam- füllung als Regelleistung für Seiten- zahnversorgungen heran, während der Einsatz zahnfarbener Komposite im Seitenzahnbereich für den Pa- tienten im Normalfall mit einer Zu- zahlung verbunden ist – bleiben GIZ als weitere mögliche Restaurations- alternative, insbesondere für die mi- nimalinvasive Therapie. Unabhän- gig vom gesetzlich vorgegebenen Rahmen ist es jedoch am Behandler, selbst abzuwägen, was für den jewei- ligen Patienten die beste Therapie darstellt. Fazit Blickt man auf die oben genann- tenAnsprücheundHerausforderun- gen der heutigen Zahnmedizin, so bieten sich adhäsive Materialien der neuen Generation zweifelsohne als zukunftsorientierte Möglichkeiten an – zahnfarben, minimalinvasiv, quecksilberfrei. Neben Komposit sind moderne glasionomerbasierte Konzepte wie EQUIA auf dem Vor- marsch und beweisen mit Blick auf die jüngste Datenlage ihr hohes Po- tenzial im Sinne einer minimalinva- siven Präparation (im Rahmen der freigegebenen Indikationen). Dies lässt auf eine Zukunft hoffen, in der nahezu allen Patienten – unabhängig von deren finanziel- len Voraussetzungen – eine zeitgemässe minimalinvasive Füllungstherapie zur Verfügung gestellt werden kann. DT AchademyAG·Tel.: +41 55 442 76 41·www.achademy.ch „Es gefällt mir, wenn man als Teilnehmer an einer Fortbildung gefordert wird. Ich denke, das interaktive Format bei Achademy trägt dazu bei, sich mit einer Thematik eingehender und ernsthafter zu beschäftigen, als wenn man bequem in einem Referat sitzt.“ Kursteilnehmer „Klinische Kompetenz in Allgemeiner Zahnmedizin“ ANZEIGE Ein zukunftsweisendes Fortbildungsmodell für Zahnärzte Neue Sicht auf Glasionomermaterialien EQUIA: Vergleichsstudie mit Komposit zeigt Potenzial über vier Jahre. Von Prof. Dr. Andrej M. Kielbassa, Krems, Österreich. Präparierte Kavität. (Quelle GC Europe NV) Fertige Restauration mit EQUIA. (Quelle GC Europe NV) Prof.Dr.Dr.h.c. AndrejM.Kielbassa Danube Private University Fakultät für Zahnmedizin Zentrum für Zahnerhaltungs- kunde,Parodontologie und Endodontie Steiner Landstr.124 3500 Krems Österreich www.danube-private- university.at Infos zum Autor Kontakt Literaturliste AchademyAG·Tel.: +41554427641·www.achademy.ch

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