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Dental Tribune Swiss Edition No. 6, 2017

4 Science DENTAL TRIBUNE · Swiss Edition · Nr. 6/2017 Kieferorthopädische Behandlungsplanung ohne Strahlenbelastung Die Heidelberger Experten sehen grosses Potenzial in der neuen Methode. Prinzip der MRT-basierten lateralen Kephalometrie: I. Aus dem streng sagittal rekonstruierten MRT-Datensatz werden insgesamt neun Schichten ausgewählt, welche die relevanten kephalometrischen Landmarken enthalten. Die paarweisen lateralen Schichten werden zuge- schnitten, die midsagittale Schicht (hier doppelt dargestellt und zur besseren Visualisierung rot eingefärbt) bleibt unverändert. II. Die Midsagittalschicht sowie die bilateralen, zugeschnittenen Schichten werden zu einem lateralen MRT-Kephalogramm fusioniert. Das resultierende Bild ist das MRT-Äquivalent zum Fernröntgenseitenbild. III. Basierend auf 18 Landmarken wird die laterale kephalometrische Analyse auf dem MRT-Kephalogramm und auf dem zugehörigen Fernröntgenseitenbild durchgeführt. Aus diesen Landmarken wird computergestützt eine Vielzahl von Winkel- und Streckenmaßen bestimmt, welche zur kieferorthopädischen Behandlungsplanung dienen. Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Alexander Heil. Abbildung modifiziert nach: Heil et al. Lateral cephalometric analysis for treatment planning in orthodontics based on MRI compared with radiographs: A feasibility study in children and adolescents. PLoS One. 2017. ist die Aufnahme eines Bisher Röntgenbildes gängige Praxis, wenn bei Kindern und Jugendli- chen möglicherweise die Zahnstel- lung korrigiert werden muss. Wis- senschafter des Universitätsklini- kums Heidelberg um Prof. Dr. Martin Bendszus, Ärztlicher Direk- ANZEIGE Neue Online-Seminare! www.fbrb.ch tor der Abteilung Neuroradiologie, und Prof. Dr. Christopher J. Lux, Ärztlicher Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie, veröffent- lichten nun in der renommierten Online-Fachzeitschrift PLOS ONE die Ergebnisse einer Studie, bei der gezeigt werden konnte, dass diese Landmarken mit der Magnetreso- nanztomografie (MRT) ebenso ex- akt wie im Röntgenbild vermessen werden können: „Wir hatten im Vergleich zum Goldstandard – dem Röntgenbild – nur sehr geringe Unterschiede, die im Rahmen der üblichen tolerablen Standard- abweichung liegen. Der grosse Vor- teil der MRT ist jedoch, dass sie ohne Strahlenbelastung auskommt. Auch wenn die Röntgenbelastung bei zahnärztlichen Untersuchun- Aus der Praxis für die Praxis Neue Website bietet Plattform, wertvolles Wissen weiterzugeben. Dr. med. dent. Walter Weilenmann aus Wetzikon initiierte die Website www.gutezahnmedizin.ch, um Fach- wissen aus der Praxis für die Praxis allen Interessierten zugänglich zu machen. „Präsentiert werden Be- handlungsschritte, Tipps, Einsich- ten, hilfreiche Ideen usw., die Ihnen lieb sind und die Sie im Laufe Ihrer jahrelangen Praxistätigkeit für typi- sche Probleme in unserem Beruf ge- funden haben“, so Dr. Weilenmann. Fotos, Skizzen, Bilder, Tabellen etc. sind willkommen. Die Autoren be- halten das Recht über den Eintrag und können jederzeit auf Wunsch ändern oder wieder lö- schen. ihn Die Einträge sind gratis. Sie wer- den mit Ihrem Namen und Ihrer Adresse veröffentlicht, auf Wunsch auch mit einem Link zu Ihrer eige- nen Praxis-Website. Die Homepage ist unabhängig, erzielt keinen Profit und enthält keine Werbung. Sie ist ausschliesslich zur Verbreitung von bewährtem beruflichem Know-how unter Kollegen und Patienten ge- dacht. Senden Sie Ihren Beitrag an w.weilenmann@hispeed.ch, der Ini- tiator der dentalen Praxisplattform kümmert sich um alles Weitere. DT gen gering ist, möchte man sie ins- besondere bei Kindern und Ju- gendlichen so weit wie möglich re- duzieren“, sagt Prof. Bendszus, der das Verfahren nun in eine breitere Anwendung bringen möchte. Die- ser Vorteil kann künftig auch ins- besondere dann zum Tragen kom- men, wenn bei spezifischen kiefer- orthopädischen Fragestellungen, zum Beispiel stark im Knochen ver- lagerte Zähne, eine 3-D-Bildge- bung erforderlich ist. In nur 10 Minuten zum exakten Bild Untersucht wurden im Rah- men der Studie 20 Jugendliche im Alter von 8 bis 26 Jahren, von de- nen eine MRT-Aufnahme und ein Röntgenbild angefertigt wurden. Zwei Experten markierten unab- hängig voneinander 18 wichtige Landmarken im im Bereich des Ge- sichtsschädels. Ein spezielles Com- puterprogramm errechnete dann daraus 14 Winkel und 10 Distan- zen, die für eine kiefer orthopädische Behandlungsplanung wichtig sind. Der Vergleich der Daten zeigt: Die mittlere Abweichung lag zwischen -0,66 und 0,61 mm für Distanzen und -1,33 und 1,14 Grad für Win- kel – Unterschiede, die im Tole- ranzbereich von bildgebenden Ver- fahren liegen. Insbesondere für die jungen Patienten ist die kurze Auf- nahmezeit von unter zehn Minuten bei der in Heidelberg weiterentwi- ckelten MRT-Technik von Vorteil. Die Verabreichung eines Kontrast- mittels ist nicht erforderlich. Der- zeit wird die Methode in weiteren klinischen Studien erprobt. Die Heidelberger Experten se- hen grosses Potenzial in der neuen Methode. „Wir können die Diag- nostik verbessern, denn in Zukunft bieten wir im Rahmen klinischer Studien auch 3-D-Analysen an, die nochmals deutlich genauer sind“, so Prof. Bendszus. Prof. Lux er- gänzt: „Im Gegensatz zum Rönt- genbild erhalten wir auch zusätzli- che Informationen zu den Weich- teilen wie zum Beispiel Muskeln und Zahnhalte apparat, was künftig die kieferorthopädische Behand- lungsplanung beeinflussen kann.“ Die Kieferorthopädie ist nach Ansicht der Wissenschafter nur ein Teil der zukünftigen Anwendungs- möglichkeiten bei Kindern: „Es gibt auch andere Indikationen, zum Beispiel Verlaufskontrollen der Zähne nach Unfällen oder die Frage nach Zahnentwicklungsstö- rungen, die auch eine Einbindung der anderen zahnärztlichen Fächer, z. B. Zahn erhaltung, Zahnärztliche Prothetik und Mund-Kiefer-Ge- sichtschirurgie, sinnvoll erscheinen lässt, was gerade Gegenstand weite- rer klinischer Studien ist“, so Prof. Lux. Das Verfahren der Den- tal-MRT ist somit nicht nur für Kinder geeignet, sondern kann in der Zahnheilkunde auch beim Er- wachsenen wichtige Zusatzinfor- mationen ohne Strahlenbelastung liefern. Gerade bei häufigen Zahn- erkrankungen wie der Parodontitis oder Lockerungen von Zahnim- plantaten könnte die MRT in Zu- kunft durch den hervorragenden Weichteilkontrast bereits früh die Diagnose stellen, bevor Verände- rungen im Knochen auftreten, die man dann erst im Röntgenbild se- hen kann. Diese Möglichkeiten un- tersuchen die Heidelberger Wis- senschafter aktuell in weiteren Stu- dien. DT Literatur: Heil A, Lazo Gonzalez E, Hilgenfeld T, Kickingereder P, Bendszus M, Heiland S, Ozga AK, Sommer A, Lux CJ, Zingler S: Lateral cephalometric analysis for treatment planning in orthodontics based on MRI compared with radio- graphs: A feasibility study in children and ado lescents. PLoS One. 2017. doi. org/10.1371/journal.pone.0174524. Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg

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