Ästhetik Fachbeitrag schuss eignen sich diese Vorgehen allerdings nicht. Ist die Gynäkomastie exogen, also durch äußere Einflüsse be- dingt, können sich die vergrößerten Brüste von selbst zurückbilden, wenn die von außen wirkenden Ursachen wie Hormone, Medikamente oder Drogen beseitigt wer- den. Schmerzen treten zwar lediglich in seltenen Fällen auf, sind sie jedoch vorhanden, kann eine Brustgewebe- verkleinerung Abhilfe schaffen. Die meisten Fälle werden allerdings nicht aufgrund auf- tretender Schmerzen behandelt, sondern wegen der feh- lenden Ästhetik, da das weibliche Aussehen häufig psychische Auswirkungen mit sich bringt. Für den Thera- pieansatz ist die Untergliederung der Gynäkomastiebil- dung wichtig, welche in zwei Phasen erfolgt. In der ersten, der proliferativen Phase, wächst der Brustdrüsenkörper zwar, aber das Gewebe kann sich wieder zurückbilden. Das ist beispielsweise während der Pubertät, durch das Absetzen von Medikamenten oder mithilfe von medi- kamentösen Gegenmaßnahmen möglich. In der zweiten Phase, der fibrosierenden, festigt sich das Gewebe schließlich. Ohne operative Maßnahmen, wie beispiels- weise das Chestlift, ist eine Veränderung des Erschei- nungsbildes kaum noch möglich. Ziel eines solchen äs- thetisch-plastischen Eingriffes ist es, ein männliches Erscheinungsbild und gleichzeitig auch das Wohlbefin- den des Patienten wiederherzustellen. Die Herausfor- derung: eine flache Brust zu formen, ohne auf dem Brustkorb sichtbare Narben zu hinterlassen, da diese nicht wie bei Frauen vom Schatten des weiblichen Organs verdeckt werden. Chestlift ohne sichtbare Narben Bei einer klassischen Gynäkomastie-Behandlung werden oftmals Schnitte am Rand des Brustwarzenvorhofs ge- setzt, über die sich das überschüssige Drüsengewebe entnehmen lässt. Allerdings ist es damit in vielen Fällen noch nicht getan, denn die Menge der Gewebeentnahme ist begrenzt. Im Falle eines Hautüberschusses kann es also sein, dass dieser weiterhin bestehen bleibt und unansehnliche Falten wirft. Für ein ästhetisches Ergebnis muss die Haut deshalb anschließend gestrafft werden. Bei Frauen kommt bei einer Bruststraffung beispielsweise der sogenannte I-Schnitt zum Einsatz: Ein Schnitt führt um die Brustwarze herum und von dort senkrecht nach unten bis zur Brustumschlagfalte. Dieses Vorgehen wäre bei Männern viel auffälliger, da sich die dabei entstehende Narbe nicht auf der Unterseite der Brust verstecken lässt. Als Alternative wurde das sogenannte Chestlift für den Mann entwickelt. Dabei wird der Schnitt in die Achsel- höhle gelegt. Auf diese Weise sind Wunde und Narben unter dem Arm versteckt. Weisen Patienten lediglich zu viel Drüsengewebe auf, kann dieses über den Schnitt in der Achsel entfernt werden, ohne Narben in der Vorder- ansicht des Brustkorbs zu hinterlassen. Doch auch über- schüssiges, schlaffes Hautgewebe kann über den Achsel- höhlenbereich vom behandelnden Arzt entfernt werden. Folgendes Bewegungsmuster der Haut nutzen Plastische Chirurgen beim Chestlift zu ihrem Vorteil: Strecken Pa- tienten ihre Arme über den Kopf, straffen sich die über- schüssige Haut und das Brustgewebe nach oben. Ähnlich wie bei einem Facelift, bei dem die Ohren als Straffungs- punkte dienen, wird die Stelle unter der Achsel markiert, bis wohin das Gewebe angehoben werden kann. Das überschüssige Haut-, Fett- und Brustgewebe wird ent- fernt und die übrig gebliebene Haut wird an die markierte Stelle unter der Achsel nach oben geliftet. Anschließend wird die Brustwarze versetzt, damit sie wieder an der richtigen Stelle sitzt. Durch dieses Verfahren wird der Brustkorb wieder in Form gebracht und die Brust wird ohne von vorne sichtbare Narben wieder männlich flach. Wenige Tage Schonzeit Kleinere Eingriffe führen Ärzte bereits ambulant mit Lokalanästhesie und Dämmerschlaf durch, für aufwen- digere Resektionen empfiehlt sich jedoch eine Vollnar- kose. Je nach Größe der Männerbrust beläuft sich die OP-Dauer auf eine oder zwei Stunden. In der Regel ist das Chestlift mit einer geringen Belastung für den Körper verbunden, da nur die Körperoberfläche behandelt wird. Nach dem Eingriff erhalten Patienten einen speziellen Kompressionsgurt, den sie drei Wochen tragen. Dieser stützt die operierte Brust und regt gleichzeitig den Lymphfluss an. Schwellungen, blaue Flecken und Taub- heitsgefühle können auftreten, lassen in der Regel aber nach einigen Wochen wieder nach. Alltägliche Tätigkeiten wie Büroarbeiten nehmen Patienten, je nach Umfang des Eingriffs, bereits nach wenigen Tagen Schonzeit wieder auf. Bewegungen und sportliche Aktivitäten, bei denen Betroffene ihre Arme über den Kopf heben, sollten aller- dings für mindestens drei Wochen vermieden werden. Diese Zeit kann sich verlängern, wenn der Patient im Wundgebiet noch Schmerzen hat, sobald er beispiels- weise Sport treibt. Je nach Ausprägung und Aufwand liegen die Kosten für die Behandlung zwischen 2.800 und 5.250 Euro. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen übernehmen oftmals die Kosten für die Diagnosestellung der ausgeprägten Männerbrust. Liegt eine krankhafte Vergrößerung des Drüsengewebes vor, übernehmen die Krankenkassen in manchen Fällen einen Teil der Behand- lungskosten. Dr. med. Joachim Graf von Finckenstein Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, medizinischer Leiter der Praxisklinik in den Seearkaden Wittelsbacherstraße 2 a 82319 Starnberg Tel.: +49 8151 29968 dr.med@fi nckenstein.de www.fi nckenstein.de Infos zum Autor 14 face and body 4/21