news Was wird nach der Pandemie die neue Normalität in der Chirurgie sein? After the pandemic, what will be the new normal in surgery? Ein redaktioneller Betrag von Dr. Mauro Labanca, Italien. An editorial by Dr Mauro Labanca, Italy. n In den vielen Jahren, in denen ich als Berater in der ganzen Welt tätig war, habe ich nicht nur viele schöne Praxen gesehen, sondern oft auch welche, die trotz des Wissens und der Qualifi kationen der innehabenden Personen scheinbar im neunzehnten Jahrhundert stehen geblieben sind. Zu oft habe ich im Kollegium be- obachtet, dass immer noch wie vor 50 Jahren gearbeitet wird, als würden sie nicht wissen, dass sich unsere Be- rufe ständig sehr radikal verändern und dass wir es uns nicht erlauben können, uns auf dem aktuellen Stand der Dinge auszuruhen. Zunahme an den zu behandelnden Personen in einigen Praxen könnte daher rühren, dass viele andere nicht in der Lage waren ihren Ar- beitsstil zu aktualisieren. Aufgrund dessen mussten Praxen schließen und viele Patientinnen und Patienten standen plötzlich ohne zahnmedizi- nische Versorgung da. Andererseits wurden wir un- mittelbar nach den COVID-19-Lock- downs Zeuge von teils sehr lustigen Situationen. Einige Kolleginnen und Kollegen, die sich mehr um ihre per- sönliche Beförderung und Selbst- vermarktung sorgten, kehrten wie größer sind die Risiken, die wir ein- gehen, wenn wir einige Schritte weg- lassen, ohne zu wissen, wie wichtig die Schritte sind, die wir vergessen haben zu befolgen. Meine persönliche Schluss- folgerung ist, dass die “neue Nor- malität” einfach darin besteht, das richtig zu machen, was schon im- mer richtig gemacht werden sollte. Die bestehenden chirurgischen Standards waren bereits mehr als ausreichend und müssen nicht ak- tualisiert werden; es muss sich ein- fach strengstens an sie gehalten werden. Weltraumreisende gekleidet an ihren Arbeitsplatz zurück. Ich sah einige von ihnen besser geschützt als Mit- glieder aus der Kollegschaft, die im direkten Kontakt mit COVID-19- Erkrankten auf der Intensivstation arbeiteten. Diese Maßnahmen waren offen- sichtlich nutzlos, zumal die Arbeit mit so viel Schutzkleidung auf Dauer nicht bezahlbar ist. Außerdem gilt wie bei jedem Protokoll: Je mehr Schritte wir befolgen müssen, desto Mehrere Studien haben bereits gezeigt, dass zahnmedizinisches Fach- personal im Vergleich zum Durch- schnittsbürger kein erhöhtes In- fektionsrisiko hat. Alles, was wir also tun müssen, ist daran zu den- ken, dass wir auch als solches und nicht als Zimmereifachkräfte ar beiten! 7 n During many years of consulting around the world, I have seen not only many beautiful practices but also quite Bei meinen Vorträgen über Ste- rilitätsmanagement, Nahttechniken und Prävention vermeidbarer Infek- tionen, die ich immer in überfüllten Räumen hielt, wurde mir klar, wie grundlegende Konzepte oft völlig un- bekannt sind oder grob vernachläs- sigt werden. Ich sah, wie Fachleute Operationen mit normalen Tischen, nicht sterilen Handschuhen und normalen Stuhlhandstücken anstelle von Handstücken, die von speziellen chirurgischen Motoren angetrieben werden, durchführten. Scheinbar wird heutzutage mehr Wert auf neue chirurgische Techniken und Materialien gelegt als auf das Ma- nagement chirurgischer Behandlun- gen unter sorgfältiger Beachtung von Sterilität und biologischen Kon- zepten. Diese Arbeitsweise, die da- mals nicht nachvollziehbar war, ist heute undenkbar. Wer in der Ver- gangenheit nicht in der Lage war auf den fahrenden Zug aufzuspringen, wird heute mit den Konsequenzen leben müssen. Ich habe nach den COVID-19- Lockdowns viele Gespräche mit Kol- leginnen und Kollegen aus der gan- zen Welt geführt. Der allgemeine Ein - druck ist einerseits, dass die, die sehr professionell arbeiteten, nach einer anfänglichen Phase der Patienten- desorientierung ihre Arbeit wieder aufnehmen oder sogar mehr Arbeit als vorher erledigen konnten. Die often some offi ces that have appar- ently remained in the nineteenth cen- tury, in spite of the owner’s knowledge and qualifi cations. Too often have I seen colleagues working as they did 50 years ago, not realising that profes- sions like ours change radically very quickly and do not allow us to sit and wait, simply working as we always have done! Lecturing everywhere on sterility management, suturing techniques and preventing avoidable infections, and always to very crowded rooms, I realised how often basic concepts are totally unknown or neglected. I saw professionals performing sur- gery using normal tables, non-sterile gloves, and normal chair handpieces instead of handpieces driven by dedi- cated surgical motors. Perhaps more attention is dedicated nowadays to new surgical techniques and new materials than to the management of surgical treatments with careful focus on sterility and biological concepts. This way of working, incomprehensi- ble in the past, becomes unthinkable today. Whoever was unable to catch the wave in the past is now fated to give up. I had many talks with colleagues all around the world after lockdown. The general feeling is that, on the one hand, after an initial period of patients’ disorientation, those dentists who were very professional started to go back to work as before or even under- took more work than before. The in- crease of patients in some offi ces could have come from the many practices who had not been able to update their style of working and closed, leaving many patients without their old-style dentist. On the other hand, immediately after the lockdown, we witnessed, in some cases, some very funny situa- tions. Some colleagues, more con- cerned about personal promotion and self-marketing, returned to work dressed and equipped like astronauts. I saw some of them more protected than my colleagues who were working with COVID-19 patients in intensive care wards. It was clearly useless, even more so because working in such conditions is not affordable on an ongoing basis. Additionally, as with any protocol, the more steps we have to follow, the more risks we face when we discard some steps, not knowing the importance of the steps we forgot to follow. My personal conclusion is that the “new normal” is simply doing properly what should have always been done properly before. The pre-existing surgi- cal standards were more than suffi - cient, and they do not need any update; they simply need to be followed and strictly applied always. Several studies have already shown that dentists are not at an increased risk of infection compared with the average citizen, so we only have to remember to work as doctors and not as carpenters! 7 5Dr. Mauro Labanca. 5Dr Mauro Labanca. Über den Autor 1986 erwarb Mauro Labanca sei- nen Doktortitel in Medizin an der Universität Mailand, wo er sich auch in Zahnmedizin und allgemeiner Chirurgie qualifi zierte. Seit 1992 praktiziert er Oralchirurgie und Im- plantologie in seiner privaten Zahn- arztpraxis im Stadtzentrum von Mai- land, Italien. Er ist ein internationaler Redner und Meinungsführer für viele führende Dentalunternehmen. Er ist Regent der italienischen Sektion des International College of Dentists (ICD) und Registrar des European Board und International Councilor, Leiter des Kurses „Anato- mische Chirurgie mit Kadaverlabor“ am Institut für Anatomie der Uni- versität Wien, Österreich, und am Institut für Anatomie der Universi- tät Brescia, Italien, seit 2001. Au- ßerdem arbeitet er als beratender Professor für Anatomie an der me- dizinischen Fakultät der Universität Brescia. About the author In 1986 Mauro Labanca earned his Medical Doctor degree from the University of Milan, where he also qualifi ed in dentistry and general surgery. He has practiced oral sur- gery and implantology since 1992 in his private dental offi ce located in the city center of Milan, Italy. He is an international speaker and key opinion leader for many leading dental companies. He is the regent of the International College of Dentists (ICD) Italian sec- tion and registrar of the European Board and International Councilor, director of the course of “Anatomi- cal surgery with cadaver lab” at the Institute of Anatomy at the University of Vienna, Austria and Institute of Anatomy at the University of Brescia, Italy since 2001. Also he works as a consultant professor of anatomy in the department of medicine at the University of Brescia. 39th International Dental Show 2021 • 21. September 21 September 5