No. 2/2021 WISSENSCHAFT 7 Faktoren Säure und Putzen Abb. 13 zeigt einen extrem kaltempfindlichen Zahn +7. Ursache ist ein breiter, flach ausgerundeter Zahnhalsdefekt. Die 74-jährige Patientin hat im Laufe einer Parodontaltherapie gelernt, den Zahn dreimal pro Tag mit Zahnpasta zu putzen. Sie putzt vor allem palati- nal, wo auch die Zunge immer reibt. Der Molar hat keine okklusalen Schlifffacetten, aber offene Dentinkanäle im Zahnhalsdefekt. Der Defekt wurde praktisch ohne Präparation mit Komposit abgedeckt – mit sofortigem Erfolg, wie der Test mit dem Luftbläser eindrücklich zeigte. Erwähnenswert ist aber, dass die meisten Kaltempfindlichkei- ten wegen einer okklusalen Überlastung entstehen. Ursache ist dann die am Apex mechanisch irritierte Pulpa. Diese benötigt bis zu zwei Wochen Erholungszeit. Abb. 14 zeigt zwei symptomlose, großflächige und seichte Ero- sionen über dem Zahnhals. Der 37-jährige Patient hat in seiner Ju- gend sehr viel Coca-Cola Zero getrunken. Er putzt die Zähne seither sehr schonend, und die Defekte sind bis heute symptomlos geblieben und nicht tiefer geworden. Hingegen erodiert das Dentin in den Hö- ckerspitzen immer mehr durch das Kaugut und zeigt anschaulich, wie weich Chlorapatit ist. Faktoren Säure, Putzen und Mechanik Abb. 15 zeigt eine Linien- und Lochfraßkorrosion (Patientin 65-jährig). Der Zahnhalsdefekt ist sehr alt und war immer nur flach und unauffällig. Doch jetzt sind neue Ursachen hinzugetreten: die Dentinalterung und vermutlich auch eine Abnahme des Speichels und (vorübergehende) Zunahme des Knirschens. Abb. 16 zeigt einen keilförmigen Defekt mit horizontaler Flanke bei einem unteren Frontzahn (Patient 64-jährig). Der ausgeprägte Deckbiss verursacht hohe Zugkräfte. Sie führen zu Mikrorissen im Kerbgrund und dehnen sie, während die zervikale Flanke spannungs- frei bleibt. Abb. 17 zeigt vier tiefe Zahnhalsdefekte bei 65+56 (Patientin 59-jährig). Sie schmerzen bei kalten und sauren Speisen. Anamnes- tisch sind verspannte Schultern seit 40 Jahren ein Dauerthema. Die Patientin kann dank Trimipramin gut schlafen, aber die Zahnhals- defekte zeugen von starkem Bruxismus. Sie putzt die Zähne 1–2-mal täglich, seit einem Jahr mit fluoridfreier Zahnpasta. Eine zusätzliche Ursache ist das Fehlen von 4+−4. Diese haben zwei Wurzeln, und ohne deren Drucksensoren entsteht häufig ein besonders starker Bruxismus. Abb. 18 und 19 zeigen Haarrisse im Kerbgrund zweier Zahnhals- defekte (Patientinnen 56- und 51-jährig). Im Kerbgrund ist das Den- tin manchmal etwas aufgeweicht, sodass dort der kleinste Rosen- bohrer bei minimalem Anpressdruck feinen Staub exkavieren kann. Faktor Alter Im Alter (Patient 76-jährig) nimmt der Schwung beim Zähneput- zen ab. Dann erholt sich die Gingiva bei einer Rezession und beginnt nicht selten, über den Zahnhalsdefekt zu wachsen (Abb. 20). Dr. med. dent. Walter Weilenmann Zentralstr. 4 8623 Wetzikon, Schweiz Tel.: +41 44 9303303 w.weilenmann@hispeed.ch www.zahnarztweilenmann.ch Infos zum Autor Abb. 4: © M. Giannini et al.; Abb. 5: © K. J. Koester et al.; andere Abbildungen: © W. Weilenmann 10 8 9 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Abb. 8: Die papierdünne Außenwand einer Alveole. – Abb. 9: Die Elastifizierung der Zahnhalsregion durch die Pulpakammern. – Abb. 10: Rezessionen bei 1+1 wegen Attrition. – Abb. 11: Rissbildung im Zahnhals wegen Überlastung. – Abb. 12: Hebelkräfte bei einer Fliegerkrone (Skizze Gabriel Weilenmann, Masch.-Ing., ETH). – Abb. 13: Flacher kaltempfindlicher palatinaler Zahnhalsdefekt. – Abb. 14: Flache symptomlose bukkale Zahnhalsdefekte. – Abb. 15: oben: Beginnende Kerbbildung durch eine Linienkorrosion bei Zahn 4+; unten: Lochfraßkorrosion im Kerbgrund. – Abb. 16: links: Keilförmiger Defekt bei −2; rechts: Impregum-Abdruck des Kerbgrunds mit Zeichen einer Lochfraßkorrosion. – Abb. 17: Tiefe Zahnhalsdefekte bei 65+56 wegen starkem Bruxis- mus und fehlenden 4+−4. – Abb. 18: Haarriss im Kerbgrund eines vitalen 6+ mit maximalem Abrieb zwischen den beiden Spannungsmaxima des Schmelz- randes und des Kerbgrundes. – Abb. 19: Haarriss im Kerbgrund eines devitalen −6. Der Aufbau wurde 2012 gemacht. Die Patientin kam seither nur noch zur Prophy laxe-Assistentin, welche ihr mehrmals eine sehr gute Mundhygiene attestiert hat. Unter einer Krone wäre der Haarriss kaum sichtbar geworden. – Abb. 20: Gingiva überwächst die Zahnhalsdefekte bei 54−. Man beachte den Zahnstein im Loch der Gingiva. WERDEN SIE AUTOR Dental Tribune D-A-CH Edition Wir sind interessiert an: · Fundierten Fachbeiträgen · Praxisnahen Anwenderberichten · Veranstaltungsinformationen Kontaktieren Sie Majang Hartwig-Kramer: m.hartwig-kramer@oemus-media.de Tel.: + 49 341 48474-113 T H E L E A D E R I N M A T R I X S Y S T E M S A N Z EIG E A N Z H E I G E a p p y E Neu Der beliebteste Ring mit Ultra-GripTM Retentionsspitzen DENTALTRIBUNE a s t e r - The World’s Dental Newspaper · German Edition WISSENSCHAFT: Zahnhalsdefekte Der Cervix dentis wird weder durch Schmelz noch durch die Alveole geschützt. Zahnschäden am Zahnhals verraten Ernährungs-, Knirsch- und Putzgewohnheiten. Von Dr. Walter Weilenmann, Wetzikon/CH. EVENT: Implantologische Fortbildung 21. Experten symposium / IMPLANTOLOGY START UP 2021 – Die implantologische Fortbildungsveranstaltung fi ndet am 7. und 8. Mai 2021 in Marburg statt. STARTSCHUSS: ParoSwiss Deutschland GmbH gegründet Die ParoSwiss liefert das komplette Sortiment an Zahnprophylaxe- Produkten aus nachhaltiger Produktion mit hohen Schweizer Qua- litätsmerkmalen nun auch nach Deutschland. www.paroswiss.de DPAG Entgelt bezahlt · OEMUS MEDIA AG · Holbeinstraße 29 · Leipzig · No. 2/2021 · 18. Jahrgang · Leipzig, 26. März 2021 · PVSt. 64494 · Einzelpreis: 3,00 # · www.zwp-online.info ANZEIGE Dauerhaft weichbleibend und perfekt unterfüttern „Mehr Studien, mehr Statistik, mehr Wissenschaft“ An der Uni Münster entsteht das bundesweit erste Institut für Versorgungsforschung in der Zahnmedizin. P.U.M.A. soft ® R-dental Dentalerzeugnisse GmbH T 040-30707073-0 F 0800-7336825 gebührenfrei E info@r-dental.com I www.r-dental.com GVWG- Entwurf Für mehr Leistung und mehr Qualität. BERLIN – Mehr Qualität und Transpa- renz, bessere Leistungen und stärkere Vernetzung in der Versorgung: Für die Krankenhäuser soll eine umfassende Qualitätsoffensive gestartet werden und die Versicherten sollen von verbes- serten Leistungen profi tieren. Das sind die zentralen Ziele des Entwurfs eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (Gesundheits- versorgungsweiterentwicklungsgesetz – GVWG) „Wir haben in der Pandemie immer wieder akute Maßnahmen zur Unter- stützung des Gesundheitssystems er- griffen. Aber es gibt auch eine kontinu- ierliche, langfristig angelegte Arbeit, um das Gesundheitswesen strukturell zu verbessern und auf die 20er-Jahre vorzubereiten“, so der Bundesgesund- heitsminister Jens Spahn. Der Gesetzesentwurf kann auf der Website des Bundesgesundheitsminis- teriums eingesehen werden. Quelle: BMG ANZEIGE Z W P D E S I G NP R E I S 2 0 21 Deutschlands schönste Zahnarztpraxis. W W W.DE S IGNP R E I S .OR G MÜNSTER – Versorgungsforschung: Was ist das überhaupt? Diese Frage hört Institutsleiter Prof. Dr. Sebastian-Edgar Baumeister nicht zum ersten Mal – und beantwortet sie in einem Satz: „Allgemein gesagt, nehmen wir den medizinischen Alltag ins Visier.“ Daran arbeitet Prof. Baumeister mit einem fünfköpfi gen Team nun in Münster, mit dem großen Ziel, die Forschung und Lehre in der Zahnmedizin stärker zu verwissenschaftlichen: Die Medizinische Fakultät der Universität Münster (WWU) hat dem neu berufenen Professor die Leitung eines Institutes mit den Schwerpunkten Versorgungs- und epidemio- logische Forschung übertragen. In Münster will er Behandlungsmodelle auf Basis vorhandener Krankenkassendaten anfertigen. Diese Modelle sollen adaptiv sein, also anpassungs- fähig, sodass jede Zahnärztin und jeder Zahnarzt damit seine Kontroll- und Nachsorgeintervalle indi- vidueller auf die Patienten abstimmen kann. Ebenso wie in der Humanmedizin ist es auch in der Zahnmedizin seit einigen Jahren der Ansatz, die Studiengänge noch wissenschaftlicher zu gestalten. Fachgebiete wie die Epidemiologie oder Statistik sind Bestandteile der neuen, seit 2020 geltenden Leitet das neue Institut für Versorgungsforschung in der Zahnmedizin: Prof. Dr. Sebastian-Edgar Baumeister. (Foto: privat) Approbationsordnung sowie des Nationalen Kom- petenzbasierten Lernzielkataloges Zahnmedizin. Wechselwirkungen von Zahn- und systemischen Erkrankungen Im Bereich der epidemiologischen Forschung wird die Arbeitsgruppe Wechselwirkungen von Zahn- und systemischen Erkrankungen untersuchen. Dafür gibt es jetzt schon viele Anknüpfungspunkte zu anderen Kliniken und Instituten innerhalb und au- ßerhalb der Zahnmedizin. Beispielsweise sind chro- nische Entzündungsreaktionen im Mundraum – her- vorgerufen durch die enorme Anzahl an Mikroorga- nismen – oftmals Ursache von Herz- oder sogar Nervenerkrankungen. Dieser Schwerpunkt auf der Untersuchung kausaler Zusammenhänge in der Zahnmedizin ist bislang einmalig in Deutschland. Gemeinsam mit Partnerpraxen und Partnerklini- ken sollen Modelle und Behandlungsregister zur Ri- sikobewertung und Früherkennung von Krankheiten erstellt werden, so zur Parodontitis. „Je früher man anhand solcher Modelle den Schweregrad erkennen kann, desto besser kann behandelt werden“, erklärt Baumeister. Neben einer deutlichen Steigerung des Behandlungserfolges sei auch eine fi nanzielle Er- sparnis bei den Krankheitskosten möglich. Für den Dekan der Medizinischen Fakultät der WWU, Prof. Frank Ulrich Müller, ist das neue Institut eine „höchst erfreuliche Verstärkung unserer Zahn- medizin“. Quelle: Universitätsklinikum Münster ANZEIGE Ärzte sind die Spitzenreiter Gehaltsreport 2021: So viel verdienen die Deutschen. BERLIN – 57.000 Euro brutto im Jahr – so hoch liegt derzeit das durch- schnittliche Jahresgehalt von Beschäf- tigten in Deutschland. Die höchsten Gehälter erzielen Ärzte (89.500 Euro), © Defl et/Shutterstock.com Finanzexperten (73.800 Euro), wie bei- spielsweise Vermögensberater oder Controller, und Juristen (68.600 Euro). Bei den Branchen führen Deutschlands Schlüsselindustrien das Ranking an: Auf Platz 1 liegen Banken (69.600 Euro), dicht gefolgt von der Pharma- industrie (69.500 Euro), der Automobil- branche (68.500 Euro) und dem Che- miesektor (66.200 Euro). Das zeigt der StepStone Gehaltsreport 2021, für den die Online-Jobplattform zum zehnten Mal in Folge Gehälter von rund 250.000 Arbeitnehmern in Deutschland ausge- wertet hat. „Das Gehalt ist ein Schlüsselfaktor bei der Entscheidung für einen Job. Und doch ist Gehalt in Deutschland immer noch ein Tabuthema. Das verunsichert Arbeitnehmer. Sie wissen häufi g nicht, welches Gehalt sie in ihrem Job errei- chen können – und Arbeitgeber sorgen zu selten für Transparenz“, sagt André Schaefer, Gehaltsexperte bei Step- Stone. „Wir wollen beiden Seiten mehr Orientierung geben. Mit dem Gehalts- report zeigen wir, welche Gehälter in den einzelnen Branchen, Berufsgrup- pen oder Regionen im Durchschnitt ge- zahlt werden. Außerdem geben wir ab dem 10. März bei allen Jobs auf Step- stone.de Gehaltsspannen an. So fi nden Menschen und Unternehmen künftig schneller und besser zusammen. Denn Menschen sind eher bereit, sich auf einen Job zu bewerben, wenn sie kon- krete Gehaltsinformationen erhalten.“ Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick • Region: Hessen verteidigt seine Spit- zenposition • Führungskräfte verdienen 16 Prozent mehr als der Durchschnitt • Bildung: Wer studiert, verdient im Schnitt 34 Prozent mehr • Studiengang: Mediziner erzielen sechsstelliges Gehalt • Unternehmensgröße: Konzerne zah- len besser als Start-ups Quelle: StepStone FRÜHJAHRSPUTZ FÜR DIE WASSERWEGE. Biofilmen den Kampf ansagen und insgesamt bis zu 1.680 € RABATT sichern! sichern!* #HYGIENEOFFENSIVE Mit SAFEWATER und Mit SAFEWATER und dem Full Service sorgen dem Full Service sorgen Sie dauerhaft für eine Sie dauerhaft für eine zuverlässig hygienische zuverlässig hygienische Wasserqualität! Wasserqualität! *Angebot gültig bis zum *Angebot gültig bis zum *Angebot gültig bis zum 30.4.2021 für SAFEWATER 30.4.2021 für SAFEWATER 30.4.2021 für SAFEWATER Neukunden. 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Die Mundspülung mit dem Plus Curaprox Perio plus ist eine bahnbrechende Familie chlorhexidin- haltiger Antiseptika, aber anders als Sie sie bisher kannten. Das „Geheimnis“ ist der Inhaltsstoff Citrox. w w w . p a r o . c o m No. 2/2021 · 18. Jahrgang · Leipzig, 26. März 2021 Zusammenarbeit zwischen der EU und der Schweiz „Medizinprodukte-Abkommen mit der Schweiz muss aktualisiert werden.“ KÖLN – Die Verbände BAH, BPI, BVMed, VDDI, MedicalMountains, SPECTARIS und fordern in einer ge- meinsamen Initiative, das Abkommen zur gegenseitigen Anerkennung von Medizinprodukten (Mutual Recognition Agreement – MRA) zwischen der Schweiz und der EU zeitnah zu aktuali- sieren, um negative Auswirkungen auf die Patientenversorgung und die euro- päische Medizinprodukte-Industrie zu verhindern. Die notwendige Aktualisie- rung des MRA ist aufgrund der sto- ckenden Verhandlungen zur EU-Medi- zinprodukte-Verordnung (MDR), die ab 26. Mai 2021 gilt, noch nicht vollzogen. Beseitigung von Handelshemmnissen Zwischen der EU und der Schweiz besteht ein MRA, das Medizinprodukte- Herstellern aus der EU und der Schweiz den Zugang zum gesamten europä- ischen Markt nach den aktuell gelten- den Richtlinien über Medizinprodukte (MDD) und über aktiv implantierbare medizinische Geräte (AIMDD) ermög- licht. „Das MRA leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Beseitigung tech- nischer Handelshemmnisse für beide Seiten“, so die Verbände in einem ge- meinsamen Schreiben an die Länder- ebene. im EU-Binnenmarkt mit direkten Aus- wirkungen auf die Patientenversor- gung und die Wirtschaft in der Schweiz und der EU zu erwarten. Dies ist alarmierend, denn bis zum Geltungs- beginn der MDR bleibt nur noch wenig Zeit.“ Neuer Rechtsrahmen erforderlich Das aktuelle Problem: Mit MDR- Geltungsbeginn am 26. Mai 2021 wer- den die bis dahin geltenden Richtlinien aufgehoben, sodass eine Anpassung des MRA an den neuen Rechtsrahmen erforderlich ist. „Allerdings ist das MRA aus sachfremden politischen Er- wägungen heraus bis jetzt noch nicht rechtsverbindlich aktualisiert worden“, monieren die Experten der Verbände. „Wenn das Abkommen nicht im Mai 2021 aktualisiert oder zumindest Über- gangsbestimmungen, welche den ge- genseitigen Marktzugang ermöglichen, definiert werden, sind erhebliche Stö- rungen der medizinischen Versorgung Auswirkungen einer fehlenden MRA-Aktualisierung Laut einer aktuellen Branchen- studie der Schweizer Medizintechnik- Industrie gehen 46 Prozent der Medi- zinprodukte-Exporte (5,5 Milliarden Schweizer Franken) aus der Schweiz in die EU. Wichtigstes Exportziel ist Deutschland mit 1,9 Milliarden Schwei- zer Franken. Auch der Warenverkehr von der EU in die Schweiz ist mit einem Volumen von 3,2 Milliarden Schweizer Franken äußerst bedeutsam. „Noch profitieren beide Seiten vom ungehinderten Warenfluss. Dieser würde allerdings erheblich gestört, sollte das MRA nicht rechtzeitig aktua- lisiert werden“, warnen die Verbände BAH, BPI, BVMed, MedicalMountains, SPECTARIS und VDDI. Betroffen von den Auswirkungen auf die medizinische Versorgung wären vor allem Produkte für die Notfall-, Trauma- und Diabetesversorgung sowie Produkte für die Dialyse und chronische Atemwegserkrankungen. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen COVID-19-Pandemie muss sicherge- stellt sein, dass keine Versorgungseng- pässe mit Medizinprodukten entstehen und Behandlungen für Risikopatienten ausreichend gewährleistet sind. © Novikov Aleksey/Shutterstock.com Im Interesse der öffentlichen Ge- sundheit und der europäischen Wirt- schaft braucht Europa nach Ansicht der deutschen Industrieverbände daher dringend eine rechtsverbindliche Ak- tualisierung des MRA mit der Schweiz, „zumindest aber eine rechtssichere, pragmatische Anwendung bestehen- der Übergangsbestimmungen, um be- stehende Lieferketten für Medizinpro- dukte in Europa bis zur vollständigen Aktualisierung des MRA zu sichern.“ Quelle: VDDI Kein „Alles oder Nichts“ bei Gesundheitsberufen Europäischer Gerichtshof entscheidet gegen klagende Berufsverbände. LUXEMBURG – Im Gesundheitswesen dürfen EU-Staaten auch Tätigkeiten er- lauben, die nur einen Teil eines be- stimmten Berufsbilds abdecken. Nach einem am 25. Februar verkündeten Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) gilt das auch für die Kernberufe wie Ärzte und Krankenpflege, bei denen die Länder zur gegenseitigen Anerkennung der Ausbildung verpflich- tet sind. Damit bestätigten die Luxem- burger Richter entsprechende Regelun- gen in Frankreich. Die Ausbildung für verschiedene Ge- sundheitsberufe ist EU-weit vereinheit- licht, und die Staaten erkennen ihre Ab- schlüsse daher gegenseitig an. Das gilt etwa für Ärzte und Zahnärzte, Pflege- berufe, Hebammen, Apotheker und Tier- ärzte. In Frankreich haben insbesondere Zuwanderer die Möglichkeit, eine Zulas- sung nur für Teilbereiche solcher Tätigkei- ten zu bekommen, wenn ihre Ausbildung nicht dem vollen Berufsbild entspricht. Dagegen klagen mehrere Berufs- verbände, etwa Kieferchirurgen, Labore und Apotheker. Sie meinen, bei Beru- fen, bei denen EU-Recht die gegensei- tige Anerkennung der Abschlüsse vor- sieht, könne es nur ein „Alles oder Nichts“ geben. Ein „partieller Zugang“ sei ausgeschlossen. © nitpicker/Shutterstock.com Dem widersprach nun der EuGH. Die entsprechende Richtlinie unter- scheide zwischen den Berufen und den Personen. Letztere dürften nicht mit unnötigen „Mobilitätshindernis- sen“ konfrontiert werden. Das wäre aber der Fall, wenn eine Ausbildung, die nur einen Teil der Ausbildung für einen der Gesundheitsberufe umfasst, im Gastland nicht anerkannt würde. Eine Ergänzung der Richtlinie aus 2013 sehe einen partiellen Zugang daher ausdrücklich vor. Voraussetzung seien eine entsprechende Qualifizie- rung und die Trennbarkeit der an- erkannten Tätigkeit vom restlichen Beruf. Aus Gründen des Allgemeininte- resses sei es aber im Einzelfall zulässig, die Anerkennung zu verweigern. Quelle: www.medinlive.at Vorbereitungen laufen auf Hochtouren Ab sofort online verfügbar: Anmeldeunterlagen für IDS 2021 mit IDSconnect im September. KÖLN – Die Vorbereitungen für die Internationale Dental- Schau (IDS) laufen auf Hochtouren. Die ursprünglich für März 2021 angesetzte internationale Leitmesse der Dentalbranche findet aufgrund der aktuellen Pandemie in diesem Jahr vom 22. bis 25. September 2021 statt. Positive Resonanz Mit der nun erfolgten Bereitstellung der Online-Anmel- dung gehen die Planungen in die heiße Phase. Fast alle be- reits für März angemeldeten Unternehmen haben ihre Teil- nahme auch für die neu terminierte Veranstaltung bestätigt. Zudem liegen aktuell zahlreiche Anfragen von Unternehmen vor, die zum Märztermin aussetzen wollten, nun aber die ver- änderte Terminkonstellation als wichtiges Zeichen für eine erfolgreiche, richtungsweisende Branchenentwicklung sehen. Hybrides Messeformat Dabei wird die IDS erstmalig als hybrides Messeformat stattfinden. Neben der Präsenzausstellung bietet die digitale Plattform IDSconnect Informationen über Produkte sowie Systemlösungen und ermöglicht das Streaming von Webina- ren, Pressekonferenzen, Events sowie Eins-zu-eins-Kommu- nikation mit Kunden. Die Gesellschaft zur Förderung der Dental-Industrie mbH (GFDI), Wirtschaftsunternehmen des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie e.V. (VDDI) und die Koelnmesse sind überzeugt, dass die Messe Ende Septem- ber von der zu erwartenden verbesserten Gesundheitslage und den damit verbundenen Erleichterungen im Reiseverkehr nachhaltig beeinflusst wird. Gute Vorbereitung Bis zum Start der 39. IDS haben alle Aussteller sechs Mo- nate Zeit, ihre Präsenz und ihren digitalen Auftritt auf der Weltleitmesse vorzubereiten und Innovationen voranzutrei- ben. Die Verlegung der IDS in den September 2021 ermöglicht Ausstellern und Besuchern, wieder in einen physischen und © koelnmesse persönlichen Austausch zu treten und das ausgeprägte Ge- meinschaftsprinzip, das die Dentalbranche seit Jahrzehnten ausmacht, erneut live zu erleben. Die Aussicht auf einen kraftvollen und wirtschaftlich attraktiven Re-Start nach der Corona-Pandemie ist somit gegeben. Aussteller der IDS und interessierte Unternehmen können ab sofort bequem und benutzerfreundlich das Online-Anmelde- verfahren unter https://anmeldung.ids-cologne.de/ nutzen. Quelle: Koelnmesse www.oemus.com O E M U S M E D I A A G Holbeinstraße 29 · 04229 Leipzig · Deutschland · Tel.: +49 341 48474-0 · info@oemus-media.de