Fachbeitrag Von den Maya inspiriert – Schädel- und Gebiss- rekonstruktion mit 3D-Druck Seit jeher hat der Mensch versucht, sein Wissen zu transkribieren. Ob auf Stein, Papier oder Holz – die ver- schiedenen Zivilisationen unserer Welt haben unterschiedliche Medien benutzt, um ihre Kultur zu teilen. Die Maya-Zivilisation ist keine Ausnahme. Ein Maya-Kodex ist eine Enzyklopädie, die das Wissen und Können dieser alten Kultur enthält: darunter zählt sogar die Zahnmedizin. Der folgende Fachartikel zeigt die Restauration eines reproduzierten Maya-Gebisses mithilfe von 3D-Druck und verschiedener Composites. Dr. Yassine Harichane, DDS, M.Sc., PhD Ein Maya-Kodex wird in Form eines Ziehharmonika- Faltbuchs präsentiert und enthält Glyphen und Dar- stellungen, die zusammen eine Erzählung bilden. Diese weltweit einzigartige Geschichte handelt von ihren Überzeugungen, ihren Prakti- ken, ihren Riten, aber auch ihren Wis- senschaften. In der Tat beherrschte die Maya-Zivilisation Architektur, As tro - nomie, Medizin, Pharmakologie und sogar Zahnmedizin. Leider ist dieses Wissen mit der Ankunft der Eroberer in Flammen aufgegangen. Die Maya - Kodizes galten als Sakrilegien, für die das einzige Mittel zur Reinigung das Feuer war. Deshalb verbrannten die Priester die Maya-Schriften. Heutzu- tage sind nur drei Maya- Kodizes dem Feuer entkommen, jedoch sind zwei von ihnen in einem so schlechten Zu- stand, dass sie nicht manipuliert wer- den können. Der dritte Maya-Kodex, der als der schönste und am besten erhaltene gilt, wird in Deutschland an der Universität Dresden aufbewahrt. Chichen Itza ist eine Maya-Stadt, die heute für ihre archäologische Stätte bekannt ist, einschließlich der Pyra- mide von Kukulcan (Abb. 1). Was viele Touristen nicht wissen, ist, dass der Dresdner Kodex auch aus dieser Maya- Stadt stammt. Das Problem liegt in der Tatsache, dass dieser Kodex nur In formationen enthält, die sich nur auf den Maya-Kalender beziehen. Wissen- schaften wie die Zahnmedizin werden nicht erwähnt. Wir haben jedoch Arte- fakte, die belegen, dass die Mayas Zahnbehandlungen nicht nur zu the ra- peutischen, sondern auch zu ästhe- tischen Zwecken durchgeführt ha- ben.1–21 Heut zutage gibt es keine Möglichkeit, einen vor fünf Jahrhun- derten verbrannten Maya-Kodex aus der Asche zurückzubringen. Trotzdem verfügen wir über die Technologie, um 1.500 Jahre alte Artefakte nachzubil- den. In diesem Artikel werden wir zei- gen, wie wir es geschafft haben, Maya- Stücke mit digitalen Werk zeugen zu reproduzieren. Maya-Schädel Überraschenderweise praktizierten die Mayas bereits zu ihrer Zeit die kra- niofaziale Orthopädie. Wenn wir uns die Skelette ansehen, können wir fest- stellen, dass dieses Volk ein bestimm- tes Profil hatte. Der Schädel war ge- streckt und hochgezogen, die Stirn floh und der Nasenrücken war durch- gehend mit der Stirn, bis er die Schädel- spitze erreichte. Diese kraniofazialen Kriterien waren das Ergebnis einer ritu- ellen Praxis: Frauen brachten starre Platten auf dem Kopf ihrer Kinder an, die zusammen gebunden waren, um 10 cosmetic dentistry 1/21 01 Kukulcan- Tempel. 01