DENTAL TRIBUNE · Austrian Edition · Nr. 8/2020 Science 7 10 13 16 11 14 17 12 15 18 Abb. 10: Das Transplantat wurde in den Tunnel gezogen und mittels Umschlingungsnähten über die Rezession am Zahn 31 befestigt (Fall aus Abb. 1, 4, 5 und 8). – Abb. 11: Ein ausreichend langes und breites SBGT unterstützt die Papillen und verdickt das bukkale Weichgewebe (Fall aus Abb. 2, 6, 7 und 9). – Abb. 12: Das Transplantat wurde in den Tunnel gezogen und mittels Umschlingungsnähten über die Rezessionen an den Zähnen 32, 33 und 44 fixiert (Fall aus Abb. 2, 6, 7, 9 und 11). – Abb. 13: Spannungsfreie laterale Schließung der Rezession und des Transplantats am Zahn 31 (Fall aus Abb. 1, 4, 5, 8 und 10). – Abb. 14: Spannungsfreie Deckung der Rezessionen und des Transplantats an den Zähnen 32, 33 und 44 mittels Umschlingungsnähten (Fall aus Abb. 2, 6, 7, 9, 11 und 12). – Abb. 15: Spannungsfreie Deckung der Rezessionen und des Transplantats an den Zähnen 13, 14 und 15 mittels Umschlingungsnähten (Fall aus Abb. 3). – Abb. 16: Ein Jahr nach Therapie sind eine gute Wurzeldeckung sowie eine optimale Farbe und Verdickung ersichtlich (siehe Anfangsbild von Abb. 1). – Abb. 17: Klinisches Ergebnis ein Jahr nach der Therapie der in Abb. 2 abgebildeten Rezessionen. Eine hervorragende Wurzeldeckung und eine natürliche Farbe und Verdickung konnten erreicht werden. – Abb. 18: Klinisches Ergebnis fünf Jahre nach der Therapie der in Abb. 3 abgebildeten Rezessionen. Eine langzeitstabile, komplette Wurzeldeckung mit einer natürlichen Farbe wurde erreicht. stützen (Abb. 9) (Sculean und Allen 2018; Sculean et al. 2014, 2016; Guldener et al. 2020; Lanzrein et al. 2020). Um eine optimale Stabilisie- rung zu erreichen, wird anschlie- ßend ein subepitheliales Binde- gewebstransplantat oder ein Weich- gewebsersatzmaterial mittels Ein- zelknopf- oder Matratzennähten in den Tunnel gezogen und mit Um- schlingungsnähten an der Schmelz- Zement-Grenze der jeweiligen Zähne fixiert (Abb. 10–12). Zum Schluss wird der Tunnellappen nach koronal oder nach lateral reponiert und mittels Umschlingungsnähten über die Zähne oder über die vorher verblockten Kontaktpunkte befestigt (Abb. 13–15). Komplikationsvermeidung Durch die mukoperiostale Prä- paration wird die Gefahr einer Lap- penperforation oder Lappennekrose minimiert, eine Komplikation, die insbesondere an Stellen mit einem extrem dünnen Weichgewebe auf- treten kann. Durch den Verzicht auf vertikale Inzisionen und von Inzi- sionen der Papillen wird eine ausrei- chende Durchblutung des Muko- periostlappens gewährleistet. Die koronale oder laterale spannungs- freie Verschiebung des Tunnels er- möglicht eine vollständige oder partielle Deckung der Weichgewebs- transplantate und verbessert da- durch deren Ernährung und Über- lebenschance. Der lateral geschlossene Tunnel Der LGT stellt eine Variante der MKVT dar und ist primär zur Be- handlung von tiefen, isolierten RT 1- und RT 2-Rezessionen im UK indi- ziert, wo eine koronale Verschiebung des Lappens, bedingt durch den Zug der Lippenbänder und -muskeln, besonders schwierig ist (Sculean und Allen 2018). Die Präparation des Tunnels erfolgt in der gleichen Weise wie beim MKVT mit dem Unter- schied, dass die Wundränder mittels Einzelknopfnähten oder doppelten Umschlingungsnähten seitlich ver- schlossen werden, um das Trans- plantat und die Rezession zu decken (Abb. 4, 5, 8). Bei singulären und multiplen Miller-Klasse I-, II- und III-Rezes- sionen (heute RT 1 und RT 2) füh- ren die MKVT und LGT in Kombi- nation mit einem subepithelialen Bindegewebstransplantat (SBGT) zu einer mittleren Deckung zwischen 83 und 96 Prozent (Abb. 16–18). Neueste Ergebnisse zeigen eine Sta- bilität der Ergebnisse über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren (Abb. 18). Weiterhin konnte gezeigt wer- den, dass der MKVT auch bei der Behandlung von gingivalen Rezes- sionen an überkronten Zähnen her- vorragende Ergebnisse liefert. Dabei konnte ein Jahr nach Therapie eine mittlere Rezessionsdeckung von 92,62 Prozent erreicht werden (Scu- lean et al. 2017). Chirurgische Technik und Ergebnisse Zusammenfassend kann fest- gehalten werden, dass sowohl der MKVT als auch der LGT eine gute Durchblutung des koronal oder lateral verschobenen Lappens und des darunterliegenden Transplantats sichern und dadurch die Wundhei- lung und das klinische Ergebnis verbessert. Durch den Verzicht auf vertikale Inzisionen wird die Blut- versorgung im operierten Bereich verbessert und eine narbenlose Hei- lung und ein optimales ästhetisches Ergebnis ermöglicht. Trotz des Ver- zichts auf vertikale Entlastungsinzi- sionen kann der MKVT zu einer kompletten und spannungsfreien Mobilisierung des Lappens und zu einer kompletten Deckung der Re- zessionen führen. Eine Langzeitsta- bilität der Ergebnisse wird am bes- ten durch die Anwendung eines SBGTs oder von einem kollagen- basierten Weichgewebsersatzmate- rial gewährleistet, damit der Lappen verdickt und das darunterliegende Blutkoagulum besser geschützt wer- den kann (Cosgarea et al. 2020; Scu- lean 2018). DT Literatur – Cosgarea R, Miron R, Bora R, Rosu A, Buduru S, Sculean A. Long-term results after treatment of multiple adjacent gingival recessions with the modified coronally advanced tunnel and a por- cine acellular dermal matrix. Quintes- sence Int. 2020 Sep 8:2–14. – Guldener K, Lanzrein C, Eliezer M, Katsaros C, Stähli A, Sculean A. Treat- ment of single mandibular recessions with the modified coronally advanced tunnel or laterally closed tunnel, hyalu- ronic acid, and subepithelial connective tissue graft: a report of 12 cases. Quin- tessence Int. 2020;51:456–463. – Lanzrein C, Guldener K, Imber JC, Katsaros C, Stähli A, Sculean A. Treat- ment of multiple adjacent recessions with the modified coronally advanced tunnel or laterally closed tunnel in con- junction with cross-linked hyaluronic acid and a subepithelial connective tis- sue graft: a report of 15 cases. Quintes- sence Int. 2020;51(9):710–719. – Sculean A, Cosgarea R, Stähli A, Katsa- ros C, Arweiler NB, Brecx M, Deppe H. The modified coronally advanced tun- nel combined with an enamel matrix derivative and subepithelial connective tissue graft for the treatment of isolated mandibular Miller Class I and II gin- gival recessions: a report of 16 cases. Quintessence Int 2014;45:829–835. – Sculean A, Cosgarea R, Stähli A, Katsa- ros C, Arweiler NB, Miron RJ, Deppe H. Treatment of multiple adjacent maxillary Miller Class I, II, and III gin- gival recessions with the modified cor- onally advanced tunnel, enamel matrix derivative, and subepithelial connective tissue graft: A report of 12 cases. Quin- tessence Int 2016;47:653–659. – Sculean A, Cosgarea R, Katsaros C, Arweiler NB, Miron RJ, Deppe H. Treatment of single and multiple Miller Class I and III gingival reces- sions at crown-restored teeth in max- illary esthetic areas. Quintessence Int 2017;48:777–782. – Sculean A, Allen EP. The laterally closed tunnel for the treatment of deep iso- lated mandibular recessions: surgical technique a report of 24 cases. Int J Periodontics Restorative Dent 2018; 38: 479–487. – Sculean A. Der modifizierte, koronal oder lateral verschobene Tunnel zur Behandlung singulärer und multipler Re zessionen. Parodontologie 2018; 29: 1–10. Kontakt Infos zum Autor Prof. Dr. med. dent., Dr. h.c. mult. Anton Sculean, M.S. Universität Bern Klinik für Parodontologie Freiburgstr. 7 3010 Bern, Schweiz Tel.: +41 31 6322577 anton.sculean@zmk.unibe.ch