4 Politics DENTAL TRIBUNE · Swiss Edition · Nr. 3/2020 Rauchen und Coronavirus – eine gefährliche Kombination Zigarettenkonsum ist unbestritten ein wichtiger Risikofaktor für viele Atemwegserkrankungen. BERN – Raucher haben ein deut- lich höheres Risiko für COPD (chronisch-obstruktive Lungen- erkrankung). Rund 400’000 Men- schen leiden in der Schweiz an COPD. Auch COVID-19 ist eine Lungenkrankheit, so wie die dazu im Vergleich harmlosere saisonale Grippe eine Atemwegserkrankung ist. Rauchen schwächt das Immun- system und erhöht das Risiko für einen schweren Verlauf der Atem- wegserkrankungen, dies gilt sowohl für COVID-19 als auch für die sai- sonale Grippe. Die Arbeitsgemeinschaft Tabak- prävention Schweiz fordert die Schweizer Gesundheitsbehörden auf, ANZEIGE die folgenden Massnahmen zu er- greifen: • Als Präventivmassnahme zur Sen- kung des Risikos einer Erkran- kung mit bzw. ernsthafter Kom- plikationen bei COVID-19 emp- fehlen wir, das Rauchen oder den Konsum von E-Zigaretten zu stoppen und Passivrauchen zu vermeiden. Der Bundesrat soll die Bevölkerung über die negativen Auswirkungen des Rauchens im Zusammenhang mit COVID-19 informieren. • Als dringende Massnahme fordern wir ein sofortiges, vollstän diges und dauerhaftes Verbot des Ver- kaufs aller Tabak- und Nikotin- www.fbrb.ch Online! Dentale Updates 24/7 Internationale Aktionswoche «PANGEA» Behörden beschlagnahmen weltweit 48’564 Sendungen mit illegalen Heilmitteln. BERN – Dieses Jahr beteiligten sich 51 Staaten an der von Interpol und anderen Organisationen koordinier- ten Aktionswoche «PANGEA XIII» gegen den illegalen Handel mit Heil- mitteln im Internet. Die Eidgenössi- sche Zollverwaltung und Swissme- dic sind seit Beginn der Operation im Jahr 2007 dabei. Die Initiative gegen den Handel mit gefälschten und illegalen Heilmitteln im Inter- net soll auch das Bewusstsein für die Gefahren in Zusammenhang mit dem Online-Kauf von Heilmitteln und verbotenen Substanzen fördern. Im Jahr 2019 führte Interpol keine internationale Aktionswoche durch, weil die Operation zu vorher- sehbar geworden war. Anfang März 2020 kontrollierten in der Schweiz die Eidgenössische Zollverwaltung, Swissmedic, Antidoping Schweiz und das Amt für Gesundheit Fürs- tentum Liechtenstein über 700 ver- dächtige Sendungen. Diese Behör- den beschlagnahmten 184 ausländi- sche Sendungen mit Tabletten, Kap- seln oder Ampullen. 73.4 Prozent der sichergestellten Ware machten Erektionsförderer aus, gefolgt von Anabolika, Betäu- bungsmitteln, Antibiotika oder anti- viralen und antiparasitären Arznei- mitteln. Die Anzahl der in die Schweiz importierten illegalen Arzneimittel ist leicht rückläufig. Swissmedic und die Eidgenössische Zollverwaltung schätzen, dass jährlich rund 35’000 Sendungen mit Arzneimitteln in die Schweiz eingeführt werden, wäh- rend 2017 die Hochrechnung noch von rund 40’000 Sendungen aus- ging. Über 90 Prozent der Sendun- gen stammen aus Indien, wobei kri- minelle Händler die Lieferungen vor allem über Polen, die Ukraine, Un- garn oder Deutschland abwickelten. Operation PANGEA Dieses Jahr überprüften die zu- ständigen Behörden weltweit 326’379 Sendungen. Davon beschlagnahm- ten sie 48’564 Lieferungen im Wert von ca. 13,5 Mio. Schweizer Franken. 2’569 Onlineplattformen, die illegale Heilmittel angeboten haben, wurden geschlossen. Angebote auf Online-Markt- plätzen und über Social-Media-Ka- näle nehmen weiter zu. Damit stei- gen auch die kriminellen Aktivitäten im Internet. Der Bezug illegaler Prä- parate aus dubiosen Quellen ist nicht nur ein Gesundheitsrisiko, sondern auch mit der Gefahr ver- bunden, betrogen zu werden, indem die bezahlte Ware nie eintrifft. Ein weiteres Beispiel sind seriös erschei- nende Onlineshops, die etwa als «the ultimate muscle pill» bezeich- nete Nahrungsergänzungsmittel in einem «Zwangsabonnement-Mo- dell» überteuert anbieten und so ihre Kunden skrupellos abkassieren. Zusätzliche Gefahren verstecken sich in Werbe-E-Mails für illegale Heil- mittelangebote, die Schadsoftware enthalten. DT Quelle: Swissmedic produkte an Personen unter 18 Jahren. Der Bundesrat kann für die schnelle Umsetzung des Verbo- tes, bis zum Inkrafttreten des Ta- bakproduktegesetzes, eine Anpas- sung der Verordnung Nr. 2 über die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus (COVID-19) (818.101.24) vornehmen. Rauchen und Grippe Eine 2019 veröffentlichte Meta- Analyse zum Zusammenhang zwi- schen Rauchen und Grippe ergab, dass Raucher häufiger hospitalisiert werden müssen. Ebenfalls müssen sie mit grösserer Wahrscheinlichkeit auf die Intensivstation verlegt wer- den.1 Potenzielles Risiko durch Konsum von E-Zigaretten Auch der Konsum von E-Ziga- retten kann, wie das Rauchen, die Gesundheit der Lunge beeinträchti- gen. Ob es zu COPD führen kann, ist noch unklar, aber neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Exposi- tion gegenüber Aerosolen aus E-Zi- garetten die Lungenzellen schädigt und das Infektionsrisiko für den Coronavirus erhöht. Bekannt ist, dass bestimmte Aro- men, die in E-Zigaretten enthalten sind, in Zusammenhang mit respira- torischen Pathologien wie Bronchio- litis obliterans stehen.2 Es gibt auch Hinweise, dass gewisse Verbindun- gen in den Liquids, die zur Erzeu- gung des Dampfes dienen, eine im- munosuppressive Wirkung haben.3 Der jüngst erschienene Artikel «Smoking or Vaping May Increase the Risk of a Severe Coronavirus Infection» über das Rauchen und den E-Zigaretten-Konsum, fasst die bekannten Risiken in Bezug auf COVID-19 gut zusammen. Doppelt gestraft Rauchen ist der Hauptrisikofak- tor für die Entstehung vieler Krebs-, Herz- und Lungenkrankheiten. Rau- cher sterben doppelt bis 39(!)-mal häufiger an diesen Krankheiten. Per- sonen, die an einer Krebserkran- kung, einer Herz-Kreislauf-Erkran- kung oder einer Lungenkrankheit leiden, gehören jetzt zu den Risiko- gruppen der Corona-Pandemie. Nutzen eines Rauchstopps Ein Rauchstopp bringt bereits kurzfristig einen Nutzen: Nach 24 Stunden beginnt die Lunge, Schleim und Rauchrückstände aus- zuwerfen. Nach vier Wochen neh- men Husten und Atemnot ab. Die Flimmerhärchen in den Bronchien beginnen nachzuwachsen und kön- nen ihre schützende Funktion wieder wahrnehmen, Fremdstoffe (Staub, Pollen und Krankheitserreger) aus der Lunge zu transportieren. In einem aktuellen Beitrag des BMJ kommen britische Spezialisten zum selben Schluss: Es sei «plausibel, dass ein Anstieg der Rauchstopps dazu beitragen kann, die Übertra- gung von COVID-19 zu reduzie- ren». Mehrgleisige Ansätze, die so- wohl pharmakologische als auch verhaltensbezogene Massnahmen beinhalten, seien am Erfolg verspre- chendsten. Der Rauchstopp könne einen kleinen Teil dazu beitragen. Hilfe beim Rauchstopp Wer für einen Rauchstopp Hilfe in Anspruch nimmt, erhöht seine Chancen auf einen Rauchstopp. In- formationen zum Rauchstopp finden Sie im Internet auf der Seite Stop- smoking.ch und telefonisch bei der Rauchstopplinie. Unter der Telefon- nummer 0848 000181 stehen Ihnen von 11 bis 19 Uhr professio- nelle Rauchstoppberater zur Verfügung. DT Literatur Quelle: Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz Luftverschmutzung in Zeiten von Corona Empa-Forscher analysieren und beurteilen die Werte der schweizweiten Messstationen. DÜBENDORF – Die Welt steht still. Menschen arbeiten meist im Home- office, Autos bleiben in den Garagen, Flugzeuge am Boden. Doch nicht überall herrscht Stillstand; die Er- mittlung der Schadstoffmengen in unserer Atmosphäre ist gerade in diesen Zeiten äusserst spannend. Ausstoss ab; das Wetter – allem voran Wind- und Temperaturver- hältnisse – spielt eine wesentliche Rolle. So führen ruhige Inversions- wetterlagen, also wenn die höheren Luftschichten wärmer sind als die unteren, eher zur belasteter Luft als starke Winde. Einfache Vergleiche auf die Massnahmen des Bundes im Zusammenhang mit COVID-19 zu- rückführen. Hilfreich sind aber Computermodelle, die aufgrund von langen Messreihen und Infor- mationen wie Wetter, Jahres- und Tageszeit eine Vorhersage der Luft- qualität ermöglichen – vorausge- © Anton_Medvedev/Shutterstock.com Die Massnahmen des Bundes haben nicht nur Auswirkungen auf unseren Alltag, sondern auch auf die Luftqualität. Die 16 Messstationen des nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoff (NABEL) über- wachen und analysieren zahlreiche Schadstoffe in der Atmosphäre. Diese Daten zeigen, wie es seit dem Lockdown um die Luftqualität hier- zulande bestellt ist. Die Forscher der Empa-Abteilung «Luftfremdstoffe/ Umwelttechnik» sind dieser Tage besonders beschäftigt und aktuali- sieren ihre Daten laufend. Die Analyse dieser Messdaten ist jedoch äusserst komplex. Denn wie sehr die Luft mit Schadstoffen belas- tet ist, hängt nicht nur von deren der Luftschadstoffe vor und nach dem Lockdown sind deshalb nicht ausreichend. Das Wetter als wichtiger Faktor Zum Beispiel führten die milden Temperaturen in den letzten Mona- ten zu einer guten Durchmischung der bodennahen Luftschicht und dadurch zu einer guten Luftqualität. In der zweiten Märzhälfte sorgte zudem eine ausgeprägte Bise für eine hohe Verdünnung und eine tiefe Luftschadstoffbelastung. Des- halb wurde zwar an vielen Standor- ten eine Reduktion der Schadstoffe im Vergleich zum Vorjahr beobach- tet, doch diese lässt sich nicht direkt © em_concepts/Shutterstock.com setzt es treten keine aussergewöhn- lichen Ereignisse ein. Die Massnahmen seit Mitte März sind aber genau ein solch aus- sergewöhnliches Ereignis. Aus dem Vergleich von Vorhersagen und Be- obachtungen lässt sich deshalb trotz allem etwas über den Einfluss von COVID-19 auf die Luftqualität aus- sagen. So sind etwa die Stickoxide aufgrund der Massnahmen an stras- sennahen Standorten deutlich ge- sunken, während deren Konzentra- tion in ländlichen Gebieten fast aus- schliesslich durch die Wetterbedin- gungen bestimmt bleiben. DT Quelle: Eidg. Materialprüfungs- und Forschungsanstalt