Interview Spezial | lich ist ein Versorgungssystem, das die medizinische Betreuung für alle gleichermaßen offeriert, mit Limita- tionen und Schwächen konfrontiert. Letztlich aber unter- liegen alle Zahnärzte, egal, wo sie tätig sind, den gleichen Prinzipien, Prozessen und Vorgaben – zu jeder Zeit im besten Interesse aller Patienten zu handeln! Und die Mehrzahl der Zahnärzte, davon bin ich überzeugt, ver- sucht wirklich ihr Bestes. Gleichzeitig wähle ich als Pa- tient den (Zahn-)Arzt, der sich ehrlich meinem Problem annimmt und dem ich so vertrauen kann. Diese Ent- scheidung ist unabhängig vom System, sondern hängt mit der Glaubwürdigkeit des Zahnarztes zusammen. Lang gehegter Berufswunsch oder zufällige Fügung – Wie sind Sie zur Zahnmedizin gekommen? Mit 18 wusste ich eigentlich noch nicht, was ich später machen wollte. Meine Eltern schlugen mir das Medizin- studium vor, aber so richtig sicher war ich mir nicht. Deshalb entschied ich mich erstmal, den „Bachelor in Me dical Science“ zu absolvieren, danach bin ich eine Zeit lang gereist, unter anderem nach Südkorea, und gleichzeitig schaute ich, was mich genau interessierte. Später kristallisierte sich die Zahnmedizin als mein Ge- biet he raus, auch weil ich gerne mit Menschen umgehe und mich für Wissenschaft und Forschung interessiere. Von 2008 bis 2013 habe ich dann Zahnmedizin an der University of Birmingham studiert. Momentan arbeite ich stundenweise in drei unabhängigen Praxen in London. Diese Aufteilung hat sich durch verschiedene Job- angebote ergeben und ist nicht immer optimal, denn ich muss mein Material ständig von einer Stelle zur ande- ren transportieren. Insofern denke ich schon, dass ich später meine eigene Praxis haben möchte. Sie sind auf Facebook, Twitter und Instagram aktiv ver- treten – Wie stehen Sie als Zahnarzt zu Social Media? Ich sehe Social Media als ein großes Informationstool und halte eigentlich nichts davon, es per se abzuleh- nen, auch wenn es sicherlich Fallstricke gibt. Man sollte wissen, wie es funktioniert, und es für sich positiv nutzen. Es vereinfacht das Lernen und Teilen von Infor mationen und durchzieht letztlich alle Bereiche unseres Lebens – wenn man zum Beispiel wissen möchte, welches Res- taurant gut ist, geht man auf Facebook und schaut, was andere empfehlen. Das abzulehnen, wäre zu kurz ge- dacht, und letztlich ist Social Media der Ort der Zukunft. Ich habe zwei Instagram-Accounts, einen Account als „Privatperson“, auf dem ich un ter anderem Bilder von mir als Street Dancer, auf Reisen und mit Freunden poste und meine Vorliebe für coole Outfi ts zeige. Der andere Account gibt Einblicke in meine Tätigkeit als Zahnarzt und Re ferent. Hier konzentriere ich mich auf klinische Vorher-Nachher- Bilder und zeige meine Schwerpunkte und Arbeiten. Bilder von mir als Privatperson wären hier nicht wirklich relevant. Ich trenne also beide Bereiche, gleichzeitig sind die Accounts verlinkt und leicht zugän- gig, denn letztlich gehören beide Seiten zu mir. Stichwort Fehlermanagement – Wie gehen Sie mit Fehlern im zahnmedizinischen Alltag um? Wichtig ist zu allererst, dass man akzeptiert, dass wir keine Maschinen sind und Fehler passieren können. Gleichzeitig gilt es – und das haben wir früh in unserer Ausbildung im NHS gelernt –, uns und unsere Arbeit fort- während zu refl ektieren. Im ersten Jahr der Ausbildung mussten wir ein sogenanntes „personal development portfolio“ führen. Dabei haben wir festgehalten, wie wir was gemacht haben und vor allem, was in unseren Ar- beiten warum nicht geklappt hat. Durch die ständige Ich bin überzeugt, dass Fehler, Erfahrungen und Training in einem engen Verhältnis stehen – je mehr Erfahrung man sammelt und je weiter man sich fortbildet, desto weniger Fehler treten auf. Refl ektion wurden Fehler sichtbar, die wir zukünftig ver- meiden konnten. Das ist unglaublich wichtig für die eigene Entwicklung. Fehler werden so Teil eines kon- tinuierlichen Lernprozesses und verlieren ein Stück weit ihre Wucht. Ich bin überzeugt, dass Fehler, Erfahrungen und Training in einem engen Verhältnis stehen – je mehr Erfahrung man sammelt und je weiter man sich fortbil- det, desto we niger Fehler treten auf. Natürlich bleibt in der (Zahn-)Medizin immer ein Teil, eine Variable, die man nicht komplett abstecken kann, wenn man aber nach bestem Wissen und Gewissen handelt und genau nachvollziehbar ist, warum man etwas wie gemacht hat, kann man trotzdem mit sich im Reinen sein. Man hat sein Bestes gegeben. Am Ende sind wir Dienstleister – wir offerieren denen Hilfe, die Hilfe brauchen. Und wir sollten das professionell, ehrlich und aufrichtig tun. Das sind in meinem Verständnis die Kernwerte unserer Be- rufsausübung. Deshalb rate ich jungen Zahnärzten, eine bestimmte Summe ihres monatlichen Gehalts für Fort- bildungen zur Seite zu legen und damit gezielt in das eigene Können zu investieren. Blicken wir auf Ihre Arbeit. Sie haben sich als Zahn- arzt auf Ästhetische Zahnmedizin spezialisiert. Heute haben Komposite hohe Konkurrenz durch kerami- sche und plastische Materialien. Warum sind Kom- cosmetic 1 2020 dentistry 33