44 THEORIE & PRAXIS No. 2/2019 · 27. November 2019 S A U B E R ist nicht gleich S A U B E R Text Iris Wälter-Bergob Infos zur Autorin Was früher lediglich anstelle oder zum Schutz der privaten Kleidung getragen wurde, spielt mittlerweile in vielen Praxen eine entscheidende Rolle: Die Berufskleidung. Häufig wird sie modisch aufein- ander abgestimmt – vor allem in der Farbgebung und in der Passform. Dabei dient sie als optisches Erkennungsmerk- mal der Teammitglieder, als Zeichen eines professionellen Corporate Designs, aber nicht zuletzt auch als Qualitäts- merkmal für ein einheitliches Vorgehen in der Praxis. Während mit Berufskleidung das ganz normale Outfit von Zahnarzt und Team am Arbeitsplatz bezeichnet wird, handelt es sich bei der Schutzkleidung um Gegenstände, die zusätzlichen Schutz vor Verletzungen oder Infektionen bieten sollen. Dazu gehören beispielsweise Handschuhe, Kopfbedeckung, Schutzbrillen sowie ein gut anliegender Mund- und Nasenschutz. Unter Umständen sind aufeinander abgestimmte, mo- dische Berufsmoden teurer als herkömmliche weiße Klei- dung aus dem Kaufhaus. Bunte Farben können leichter einmal ausbleichen, oder die Kleidungsstücke können ein- laufen und müssen neu angeschafft werden. Da stellt sich generell die Frage, wer denn eigentlich die Kosten für die Anschaffung bzw. Wiederbeschaffung trägt. Arbeitskleidung ≠ Schutzkleidung Bei dieser Fragestellung muss unterschieden werden, ob es sich um normale Arbeitskleidung (also Berufskleidung) oder gesetzlich vorgeschriebene Schutzkleidung handelt. Ist Letzteres der Fall, schreibt § 3 ArbSchG dem Arbeitgeber vor, die jeweiligen Elemente kostenlos bereitzustellen. Be- steht ein Arbeitnehmer aus persönlichen Gründen darauf, spezielle Berufskleider zu seinem Schutz zu tragen, ohne dass dies gesetzlich geregelt ist, muss er allerdings anteilig oder ganz dafür aufkommen. So wie der Arbeitgeber dazu verpflichtet ist, spezielle Berufskleidung zur Verfügung zu stellen, müssen Arbeitnehmer diese im Umkehrschluss natürlich auch tragen. Außerdem darf sie nicht zweckent- fremdet werden, sondern muss genau so genutzt werden, wie der Vorgesetzte es anordnet. Wascht eure schmutzige Wäsche l m o c . h s a p s n u - n a l l i m c a m k n i © woanders! wo anders! Der Redewendung kann sich die ZFA hier nur anschließen: Praxiswäsche selbst zu waschen raubt Zeit und Nerven. Eine Meinung. Jetzt mal Butter bei die Fische: Praxiswäsche uns Angestellten zu überlassen, ist echt das Letzte. Als hätten wir nicht eh schon genug Arbeit, hinter der wir kaum hinterherkom- men, will meine Chefin einfach nicht davon ablassen. „Es ist billiger“, sagt sie. „Das dauert ja nicht lange“, meint sie. Klar, sie muss das ja auch nicht selbst machen, sondern delegiert schön an ihre Angestellten. Meine Kollegin- nen und ich haben langsam die Faxen dicke. Das geht wohl schon seit Praxisgründung so, hat mir eine ältere Kollegin erzählt, die schon ewig hier arbeitet. Da wurde noch abwechselnd bei einer ZFA zu Hause (!) ge- waschen. Seit einigen Jahren haben wir aber einen separaten Waschraum, mit Maschine und Trockner und verschließbarem Wäsche- korb. Jeder „darf“ mal. Bürokratie stapelt sich vorne, hinten wartet die Aufbereitung der In- strumente, alles muss bis Praxisschluss durch sein. Und dann soll auch noch gewaschen werden, und natürlich getrocknet, und dann noch gebügelt, der Auftritt soll ja professio- nell sein. Und das verstehen wir echt alle, da ist nichts dran auszusetzen. Aber bei dem Pa- tientenaufkommen in unserer Praxis und bei den vorgeschriebenen Wechseln unserer Ar- beitskleidung (mindestens zweimal die Wo- che und nach jeder Kontamination) kommt wirklich viel Wäsche zusammen. Das dauert einfach! In die Maschine passt ja auch nicht alles gleichzeitig, da müssen wir mehrere Wäschen ansetzen. Also im Grunde raubt es uns einfach die Zeit für die Dinge, die wir als Fachange- stellte eher mal erledigen sollten. Der Pra- xisbetrieb leidet da eigentlich am meisten darunter. Neulich haben wir geschlossen unserer Che- fin versucht, zu erklären, welchen irren Mehr- aufwand sie uns da eigentlich aufbürdet. Dabei könnte man das wirklich gut auslagern, und die Hygienevorschriften wären dann auch zu 100 Prozent erfüllt, da gäbe es keine Testverfahren mit Behörden, das hätte sich dann alles erledigt. Sie zeigte sich zwar erst einmal einsichtig und meinte, sie verstehe unsere Lage ja. Aber wir sollten die Sache auch mal aus ihrer Perspektive betrachten: Bisher habe es ja auch zeitlich funktioniert, und die Praxis müsse sich wirtschaftlich lohnen, um uns halten zu können. Da müsse sie sparen, wo es nur gehe, und das gehe halt besonders gut bei der Praxiswäsche. Da mussten wir erst mal schlucken, denn, klar, wir wollen hier trotz der Wascherei arbeiten, es macht Spaß, das Team stimmt, die Chefin ist im Prinzip auch eine gute. Aber im Nach- hinein dachte ich mir dann, dass es eigentlich doch viel wirtschaftlicher wäre, wenn wir diese Zeit für unsere tagtägliche Arbeit in der Praxis nutzen könnten – dann würden sich bestimmt auch weniger Flüchtigkeitsfehler einschleichen. Wir hätten dann auch viel- leicht Platz für mehr Patienten. Ich glaube, das werde ich nächste Woche noch mal ansprechen ... Wie steht ihr zum Thema Praxiswäsche? Diskutiert mit uns auf unserer Facebook- Seite Zahnärztliche Assistenz.