14 Service DENTAL TRIBUNE · Swiss Edition · Nr. 4/2019 Eine schwierige Aufgabe: Mitarbeitern kündigen Der Praxisinhaber als Arbeitgeber steht mitunter vor schwerwiegenden Entscheidungen. Von Dr. Albrecht Müllerschön, Starzeln, Deutschland. Die Kündigung eines Mitarbeiters – vor dieser Aufgabe graust es den meisten Praxisinhabern. Denn sie können sich nicht hinter der Ent- scheidung einer fernen Zentrale ver- stecken. Viele Inhaber und Geschäfts- führer zahnmedizinischer Praxen wälzen sich nächtelang schlaflos in ihren Betten, bevor sie beschlies- sen: Ich entlasse diesen Mitarbei- ter. Scheinbar endlos überlegen sie «soll ich oder soll ich nicht», bevor sie zur Einsicht gelangen: An der Kündigung führt kein Weg vorbei. Problem: persönliche Beziehung zum Mitarbeiter Sogar ansonsten entschluss- freudigen Führungskräften fällt der Beschluss, sich von einem Mitglied des Praxisteams zu trennen, meist schwer. Denn er bedeutet stets, des- sen künftiges Schicksal mit zu ent- scheiden – und das der anderen Personen, die von dem Gehalt leben. Hinzu kommt: In kleinen und mittelgrossen Praxen arbeiten der Chef und seine Mitarbeiter meist enger zusammen als in Grosspraxen mit mehreren Standorten; deshalb wachsen zwischen ihnen persönli- chere Bande. Entsprechend schwer fällt es den Vorgesetzten, einem Mitarbeiter zu sagen: «Ich muss ...» oder «Ich möchte mich von Ihnen trennen». Dies gilt insbesondere dann, wenn die Kündigung auf- grund von Verhaltens- oder Kom- petenzdefi ziten erfolgt. Dann geht mit der Kündigung meist das Be- endigen der persönlichen, zuweilen sogar freundschaftlichen Beziehung einher. © Andrii Yalanskyi/Shutterstock.com Notwendigkeit: sich eigene Fehler eingestehen Auch aus folgendem Grund fällt vielen Praxisinhabern das Kündigen schwer: Sie müssen sich dann nicht selten eigene Fehler eingestehen. Zum Beispiel, dass sie den falschen Mitarbeiter eingestellt, die Entwick- lung der Praxis falsch eingeschätzt oder bei Fehlentwicklungen nicht rechtzeitig gegengesteuert haben. Zudem geraten viele Führungs- kräfte, wenn sie einen Mitarbeiter entlassen, mit ihrem Selbstbild in Konfl ikt – insbesondere solche, die ansonsten einen partnerschaftlichen Umgang mit ihrem Team pfl egen. Denn plötzlich müssen sie ihre Macht und Stellung als Führungskraft offen zeigen. Das versetzt sie in innere Kon- fl ikte. Sie fragen sich unter anderem: Was denken die anderen Mitarbeiter von mir, wenn ich einen ihrer Kolle- gen entlasse, und wie ändert sich dann deren Verhältnis zu mir? Kollegen sehen Kündigung oft voraus Solche Befürchtungen sind meist unbegründet. Denn gerade erfah- rene Mitarbeiter haben einen sechs- ten Sinn dafür, was betrieblich not- wendig ist. Zudem verfügen sie oft über ein feines Gespür für die Stär- ken und Schwächen ihrer Kollegen. Sie registrieren sehr wohl: Dieser Kollege ist zwar nett, doch überfor- dert. Oder: Dieser Kollege tut zwar stets beschäftigt, doch er hat das Ar- beiten nicht erfunden. Meist haben sie sogar wenig Verständnis für den Langmut ihrer Vorgesetzten. Sie er- warten von ihrem Vorgesetzten gera- dezu Konsequenz. Hier liegt das Hauptproblem, wenn Führungskräfte nötige Kündi- gungen auf die lange Bank schieben. Bei ihren Mitarbeitern verdichtet sich das Gefühl: Die Führungskraft misst mit zweierlei Mass: «Während sie von uns ein professionelles Ar- beiten fordert, lässt sie beim Kolle- gen Nachlässigkeiten durchgehen.» Verdichtet sich dieses Gefühl über einen längeren Zeitraum bei ihnen, stellen sie ihr eigenes Verhalten in- frage: Warum soll ich stets die Ver- säumnisse meines Kollegen ausbes- sern? Die Folge: Auch die Leistung der anderen Mitarbeiter sinkt. Kernfrage: Was passiert, wenn der Mitarbeiter bleibt? Deshalb sollten sich Führungs- kräfte der Aufgabe, notwendige Kündigungen auszusprechen, stel- len. Sie ist ein Teil ihrer Führungs- aufgabe – niemand nimmt ihnen diese Last von den Schultern. Hilf- reich ist es in solchen Situationen je- doch oft, mit einem unbeteiligten Dritten – zum Beispiel einem Coach – die Pro’s und Kontra’s abzuwägen. Hilfreich ist es auch, sich zu fragen: Welche Konsequenzen hat es, wenn der Mitarbeiter bleibt? Für mich als Führungskraft? Für die Praxis? Für das Verhalten der Kollegen? Danach fällt es dem Vorgesetzten meist leicht, sich zu entscheiden. DT Kontakt Infos zum Autor Dr. Albrecht Müllerschön Kirchsteige 6 72393 Starzeln, Deutschland Tel.: +49 7477 1511-05 Fax: +49 7477 1511-06 www.muellerschoen-beratung.de Endodontologen laufen Sturm gegen Doku «Root Cause» Zahnärzte warnen vor Panikmache, Patienten sind dennoch verunsichert. hezu keine Option: von klassischer Schulmedizin, über Therapien, Hypnose, Entgiftungskuren oder dem Trinken des eigenen Urins bis dem Trinken des eigenen Urins bis hin zu geistiger Heilung. Erfolglos. Dann die lang ersehnte Lösung: Dann die lang ersehnte Lösung: Die bei ihm als junger Mann durch- Die bei ihm als junger Mann durch- geführte Wurzelkanalbehandlung geführte Wurzelkanalbehandlung ist die Ursache allen Übels. Auf ist die Ursache allen Übels. Auf Grundlage dieser Geschichte kom- Grundlage dieser Geschichte kom- men Experten unter anderem der men Experten unter anderem der Zahnmedizin zu Wort, die den Zahnmedizin zu Wort, die den Eindruck erwecken, Wurzelkanal- Eindruck erwecken, Wurzelkanal- behandlungen seien grundlegend behandlungen seien grundlegend schlecht. Experten kommunizieren, Wurzelkanalbehandlungen würden Krebs, Herzerkrankungen, Auto- immunerkrankungen, chronische immunerkrankungen, chronische Gesundheitsstörungen usw. auslö- Gesundheitsstörungen usw. auslö- sen. «Root Cause» vermittelt «Fak- sen. «Root Cause» vermittelt «Fak- ten» wie, 98 Prozent der Frauen mit ten» wie, 98 Prozent der Frauen mit Brustkrebs hät- Brustkrebs hät- ten zuvor eine ten zuvor eine Wurzelkanal- Wurzelkanal- b e h a n d l u n g b e h a n d l u n g gehabt und der gehabt und der Tumor sei auf Tumor sei auf der Seite, auf der Seite, auf der auch die endodontologische Be- handlung stattgefunden habe. Fake News? Fake News? Seit auch Netfl ix den Film im Seit auch Netfl ix den Film im Programm hat, ist die Aufmerksam- Programm hat, ist die Aufmerksam- keit für «Root Cause» und damit die keit für «Root Cause» und damit die Angst unter den Patienten extrem gestiegen, wie theguardian.com schreibt. Endodontologen sowie an- dere Wissenschaftler der Zahnmedi- dere Wissenschaftler der Zahnmedi- zin warnen vor Panikmache und zin warnen vor Panikmache und Verbreitung von Fehlinformatio- Verbreitung von Fehlinformatio- nen. Die American Dental Associa- nen. Die American Dental Associa- tion (ADA), American Association tion (ADA), American Association of Endodontists (AAE) und Ameri- of Endodontists (AAE) und Ameri- can Association of Dental Research can Association of Dental Research (AADR) haben die Medienunter- (AADR) haben die Medienunter- nehmen sogar in einem privaten nehmen sogar in einem privaten Brief darum gebeten, den Film off- Brief darum gebeten, den Film off- line zu nehmen. Die European Society of Endo- Die European Society of Endo- dontology (ESE) äusserte ebenfalls dontology (ESE) äusserte ebenfalls ihre Bedenken zu den Aussagen des ihre Bedenken zu den Aussagen des Dokumentarfi lms und stellt noch Dokumentarfi lms und stellt noch einmal den Nutzen von Wurzel- einmal den Nutzen von Wurzel- kanalbehandlungen heraus. DT DT Quelle: ZWP online Wurzelkanalbehandlungen führen zu Brustkrebs. Mit Behauptungen wie dieser sorgt derzeit der Doku- mentarfi lm «Root Cause» für Auf- mentarfi lm «Root Cause» für Auf- ruhr. Zahnärzte warnen vor Panik- ruhr. Zahnärzte warnen vor Panik- mache, Patienten sind dennoch zu- mache, Patienten sind dennoch zu- nehmend verunsichert. «Root Cause» ist ein aufwendig «Root Cause» ist ein aufwendig produzierter Dokumentarfi lm, der produzierter Dokumentarfi lm, der auf Netfl ix, Amazon Prime, iTunes auf Netfl ix, Amazon Prime, iTunes und Vimeo bereitgestellt wird. Er ist und Vimeo bereitgestellt wird. Er ist gespickt mit unzähligen Experten- gespickt mit unzähligen Experten- aussagen, die dem Zuschauer ein aussagen, die dem Zuschauer ein hohes Mass an Glaubwürdigkeit hohes Mass an Glaubwürdigkeit vermitteln. In 72 Minuten erzählt vermitteln. In 72 Minuten erzählt der Film die Geschichte des austra- der Film die Geschichte des austra- lischen Filmemachers Frazer Bailey, lischen Filmemachers Frazer Bailey, der sich auf die lange Suche nach der sich auf die lange Suche nach den Ursachen für seine Panikatta- den Ursachen für seine Panikatta- cken, Depression und für das chro- cken, Depression und für das chro- nische Erschöpfungssyndrom be- nische Erschöpfungssyndrom be- gibt. Ausgelassen hat er dabei na- gibt. Ausgelassen hat er dabei na- © voyata/Shutterstock.com