DENTAL TRIBUNE · D-A-CH Edition · Nr. 4/2019 rativem Verlust ihrer letzten Zähne an der Universität Marburg ihre erste ausschließlich schleimhaut- getragene totalprothetische Ver- sorgung im Ober- und Unterkiefer. ßen Glück ihren Kehlkopf hat be- halten können. Während die Studenten im zahntechnischen Labor die Modell- analyse und Zahnaufstellung nach Gerber absolvierten und dabei von den beiden Trainern professionell angeleitet und unterstützt wurden, erfolgte die Neuanfertigung der Totalprothesen für Frau S. Hierzu zählten vorausgehende Maßnah- men: Abformungen, Festlegung der Kauebene, Gesichtsbogen für die gelenkbezogene Modellmontage, Kieferrelationsbestimmung mit Die Prothesen wurden dort inner- halb ihrer achtjährigen Tragedauer zweifach unterfüttert und saugen weiterhin einwandfrei. Das be- rühmte „Plopp“ während des Aus- gliederns der Ober- und Unterkie- ferprothese (!) war im Hörsaal gut zu vernehmen und die Studieren- den nickten hierzu in Anerkennung für den immer noch sehr guten Pro- thesenhalt. Aufgrund des Vertikal- verlusts durch Abnutzung der Sei- tenzähne um ca. 1,5 – 2 mm ver- kürzte sich ihr Untergesicht. Dies sowie ihr Wunsch, eine „schönere Zahnfarbe“ als die aktuelle (C2) zu erhalten, waren Anlass für eine Neuanfertigung in A2, deren Schritte von den Studierenden während des Aufstellkurses auf- merksam beobachtet wurden. Sie lernten mit Monika S. darüber hin- aus einen bemerkenswerten Men- schen kennen, der sein gesund- heitliches Schicksal mit einer enor- men Lebensfreude, Würde und Be- scheidenheit meistert. Eine im Alter aktive Frau, zu deren Mittelpunk- ten und Leidenschaften das Mana- gen des einzigen Chors in Deutsch- land zählt, dessen Ensemblemit- glieder sämtlich ihren Kehlkopf verloren haben. Der „Kekolo-Chor“; wie er sich in logischer Konsequenz aus dem medizinisch Notwendigen nennt, ist ihr Leben, da sie zu ihrem gro- besetzt war. Nach dem „Trubel“ für und um die Patientin herum hatte sie Gelegenheit, sich in einen Raum mit einem großen Spiegel zurückzu- ziehen, um unbeobachtet mit ihren neuen Prothesen in Wachs sein zu können. Dies auch deshalb, so Dr. Gloerfeld, „um uns Hinweise geben zu können, was gegebenenfalls kor- rigiert werden sollte, damit der Pa- tient Tragekomfort, Funktion, Äs- thetik bewertet und sich damit letztlich die Akzeptanz für das The- rapiemittel so optimal wie möglich entwickeln kann“. Ausnahmen bestätigen die Regel hinsichtlich aktueller Entwick- lungen, denn dieser Kurs des 8. Se- mesters hat mit ca. 30 Prozent einen bemerkenswert hohen Männeran- teil. Die Frage, wer vor dem Studium der Zahnheilkunde eine Ausbil- dung zum Zahntechniker absolvierte, verhallte im Raum. Weshalb, kön- nen sich universitäre Insider den- ken, wobei speziell diese Qualifika- tion in Marburg für das Studium der Zahnheilkunde kein Stigma zu sein scheint. Das Arbeiten während des Kurses war sehr konzentriert, jeder war engagiert bei der Sache und stellte sich dem zahntechni- schen Wissenserwerb ebenso wie der geforderten Er probung eigener labortechnischer Fertigkeiten. Die bereits vermittelte zahnärztliche Umsicht, die junge Menschen hier schrieben. Die Anerkennung der zahntechnischen Kursleiter, Kirch- eis und Koller, kam wie ein Ritter- schlag noch obendrauf. Am Ende verfolgten alle die Eingliederung der inzwischen von Meinrad Maier fertiggestellten obe- ren und unteren Totalprothese für Frau S. Das Labialschild wurde auf ihren Wunsch farblich charakteri- siert, ebenso wurden die Gaumen- falten mittels Silikonstempel von dem Funktionsmodell auf die neue Oberkieferprothese übertragen. Die Vorfreude von Frau S. auf ihre neuen Dritten steckte das gesamte Auditorium an. Nach Überprüfung der Pass- genauigkeit, der Zungen- und Bändchenfreiheit, die nur in der Mundhöhle wirklich beurteilt wer- den kann und hier an zwei Stellen leicht korrigiert wurde, sowie dem Check der autonomen Kaustabilität der Seitenzähne folgte die Sprech- probe, das Zählen von 50 bis 60. Die phonetische Aufstellung der Frontzähne sowie die Nachbil- dung der Gaumenfalten erwiesen sich hierbei als wertvoll investierter Aufwand, was nicht nur Frau S. be- geisterte, obgleich die Gewöhnung und Adaption an die neuen Prothe- sen noch ausstanden. Beim ersten Blick in den Spiegel, wenn ein Pa- tient zuerst etwas zögerlich und kurz darauf zufrieden sich selbst „Für die hier lebenden Menschen sind wir ein wichtiger frequentierter zahnärztlicher Ansprech- partner. Für unsere Lehre, unsere Studierenden ist das essenziell. Dafür sind wir den vielen, die sich bei uns behandeln lassen, sehr dankbar.“ Prof. Dr. Ulrich Lotzmann intraoraler Stützstiftregistrierung, das Festlegen der ästhetischen Pa- rameter mithilfe der sog. ästheti- schen Kontrollschablone als Ar- beitsunterlage für die Zahnaufstel- lung im Labor. Die Aufstellung der oberen Inzi- siven erfolgte an und mit der Patien- tin; Dr. Gloerfeld und Meinrad Maier wählten hierfür die phoneti- sche Aufstellung. Die vollständige Zahnauf stellung übernahm Mein- rad Maier. Dann folgte die Wachseinprobe im kleinen Hörsaal der protheti- schen Abteilung, der bis auf den letzten Platz mit den Studierenden erlernen, führte schnell zur Ein- sicht, dass die totalprothetische Modellanalyse nach dem Gerber- Konzept den Dreh- und Angel- punkt für die Zahnaufstellung bil- det. Auf den Punkt brachte ihren Nutzen eine Studentin: „Die Mo- dellanalyse macht Sinn, denn ich gehe schließlich auch nicht mit bei- den Beinen ins Wasser, um heraus- zufinden, wie tief es ist.“ Am Ende haben alle das Ziel, die Zahnaufstel- lung in autonomer Kaustabilität, erreicht. Die Freude über den erar- beiteten Erfolg war vielen nach Selbst- und Fremdkontrolle mit dem Statik Pointer ins Gesicht ge- anlächelt, dabei zu sein, ist gleicher- maßen eine Belohnung für Zahn- arzt und Zahntechniker. Hier begleitet von herzlichem Applaus der Studierenden, die in diesem Moment erkannt haben mögen, was vor allem die Totalpro- thetik zurückgibt und damit leistet. Der Zahnmedizinstudent Moha- med sagte resümierend: „Ich habe gelernt, wie natürlich und echt kleine Un regelmäßigkeiten in der oberen Front wirken und welche Sicher heit eine farbliche Charakte- risierung des labialen Prothesen- körpers dem Pa tienten gibt, sodass ihr Umfeld den Zahnersatz nicht als solchen wahrnehmen wird.“ In Gesprächen mit den Studen- ten wurde deutlich, dass sie sich an der Uni Marburg gut ausgebildet und vorbereitet fühlen. Sowohl mit Blick auf den diesjährigen Totalpro- thetik-Kurs als auch auf ihre Studi- ensituation insgesamt gerichtet, bemerkt Christina, Studentin im gleichen Kurs: „Je besser wir hier ausgebildet werden, desto besser werden wir später in unserem Beruf sein können.“ Damit das auf dem totalprothetischen Weg nach Rom so bleibt, ist der nächste Kurs be- reits für das kommende 8. Semester im Mai 2019 an der Universität Marburg mit dem Referententeam von CANDULOR im Semesterplan fest eingeplant. DT 7 8 9 Abb. 7: Kursleiter Martin Koller (CANDULOR) in seinem Element. Zahntechnik mit schwarzem Golfhandschuh? Hält man ihn hinter die Aufstellung, sehen Kursteilnehmer Konturen und Kontakte deutlich besser. – Abb. 8: Wenn es gut werden muss, ist sorgfältige Über- prüfung angesagt – eine Studentin mit Helmut Kircheis (CANDULOR). – Abb. 9: Frau S. mit ihren neuen Dritten. (Fotos: © CANDULOR) Quelle: CANDULOR I E G E Z N A 19 Jetzt Stand- fläche buchen! DER Treffpunkt der Schweizer Dentalbranche. DIE Fachmesse ohne Wenn und Aber. DAS Ereignis mit SSO- Kongress. 1! 2! 3! Summa summarum: IHR Event im April 2020. WER hingeht, weiss mehr!