14 Service DENTAL TRIBUNE · Swiss Edition · Nr. 3/2019 Mitarbeiterbindung – Fluch oder Segen? Was ist zu beachten, damit es in der Praxis engagierte Mitarbeiter und ein langfristig bestehendes Team gibt? Von Claudia Davidenko, Potsdam, Deutschland. BLEIBT IM TEAM! VERLÄSST DAS TEAM! BLEIBT IM TEAM! BLEIBT IM TEAM! VERLÄSST DAS TEAM! Flexible Arbeitszeiten! So bekomme ich Beruf und Familie unter einen Hut. Mädchen für alles! Fühle mich in meiner Position nicht ernst genommen. Alter Hase! Man schätzt meine Berufs- erfahrung im Team. Nur nicht stehenbleiben! Buh-Mann vom Dienst! Es gibt reichlich Angebote für mich zur Weiterbildung. Andauernd Ärger mit den Kollegen. m o c . e b o d a . k c o t s – s e g a m I o g n m a i l F © : r e d l i B Es wird also schon irgendwie gehen. Nur kann und darf das keine Aus- rede sein! Schon gar nicht in der heutigen Situation, wo es an Fach- kräften mangelt. Erfahrungsgemäss scheinen die Praxen, die sich schon länger und in- tensiv mit dem Thema Mitarbeiter- führung und -bindung beschäftigt haben, genau an der Stelle einen Vor- teil zu haben. Sie wissen, worauf es ankommt, was Menschen brauchen, um motiviert ihre Arbeit zu machen und somit zufriedener sind? Das Rundumpaket muss stimmen Die Bereiche Vergütung, dem- entsprechende Arbeitsbedingungen und Arbeitsvertrag werden in die- sem Beitrag einmal vorausgesetzt, sowie die technische und praxisrele- vante Ausstattung. Denn in der Zu- sammenarbeit und der Mitarbeiter- führung geht es in Wirklichkeit immer um die zwischenmenschli- chen Aspekte. Wie gut können Men- schen zusammenarbeiten? Deshalb sind die folgenden Punkte unter an- derem mit ausschlaggebend für eine möglichst langfristige Bindung. Sorgen Sie für Klarheit Um die eigene Praxis erfolgreich führen zu können, bedarf es klarer Entscheidungen. Leider stehen sich viele Praxisinhaber bzw. Führungs- kräfte dabei manchmal selbst im Weg. Viele haben keine wirklichen Zielvorstellungen oder es mangelt ihnen an Durchsetzungs- oder Umsetzungsvermögen. Fehlt innere Klarheit, wird nichts ins «Aussen» übertragen. Dann kommt es vor, dass Mitarbeiter die Orientierung verlieren oder am Sinn ihrer Arbeit zweifeln. Und genau diese Orientie- rung und diesen Sinn brauchen Mit- arbeiter. Denn damit vermitteln Sie als Führungskraft Sicherheit. Sicher- heit, das Richtige zu tun. Kommunizieren Sie klar und konkret Häufi g führt ein hohes Mass an Harmonie zu einem geäusserten «Ja», obwohl die innere Stimme «Nein» sagt. Nur wenn Sie sich selbst gut genug kennen und selbst führen können, werden Sie auch erfolgreich in der Führung Ihrer Mitarbeiter und Ihrer Praxis sein. Mitarbeiter er- kennen schnell, wie Sie «ticken» und wie mit Ihnen umzugehen ist. Wer- den Sie sich beim Treffen von Ent- scheidungen klar und kommunizie- ren Sie diese konkret. Und das Wich- tigste dabei – setzen Sie diese Ent- scheidungen auch konsequent um. Das betrifft Umsetzungsmassnah- men aus Gesprächen in Ihren Team- sitzungen oder dem Mitarbeiter- Einzelgespräch. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Sie nicht mehr ernst genommen werden. Klären Sie Konfl ikte im Team Konfl ikte im Team sind schlecht für die Stimmung und Atmosphäre. «Banale» Themen, wie z. B. die nicht abgewaschene Kaffeetasse, können zu einem Konfl ikt führen, wo es dann nicht mehr um die Tasse, son- dern nur noch darum geht, Recht zu haben. Nehmen Sie sich Zeit und die Beteiligten, ziehen sie sich zurück und klären Sie genau, was vorgefal- len ist. Berücksichtigen Sie dabei, dass jeder seine Sicht auf die Dinge hat. Das Ziel dabei ist es, einander zu verstehen, jedoch keinesfalls glei- chermassen damit einverstanden zu sein. Ungelöste Konfl ikte, egal ob pri- vat oder berufl ich, führen immer zu einer Trennung. Und, geklärte Kon- fl ikte stärken die zwischenmensch- lichen Beziehungen. Schenken Sie Vertrauen Wer seinen Mitarbeitern (stän- dig) misstraut – wahrscheinlich auch aus einer gemachten Erfahrung heraus –, fängt an, sie zu kontrollie- ren. Das erschwert die Zusammen- arbeit, mal von den Kosten (Arbeits- zeit), die daraus resultieren, abgese- hen. Mitarbeiter verlieren die Lust an ihrer Arbeit und leisten somit we- niger. Fehlendes Vertrauen sorgt auch immer für einen sehr gut funk- tionierenden «Buschfunk». Praxen, in denen das Klima offen und ver- trauensvoll ist, sind in der Lage, die meisten Themen schnell und un- bürokratisch zu klären. Denn das Ziel ist dabei immer, die beste Lö- sung im Sinne der Praxis zu fi nden. Finden Sie eine gute Mischung aus Nähe und Distanz Nähe und Distanz sind zwei ge- gensätzliche Pole in der zwischen- menschlichen Beziehung. Zeigt eine Führungskraft zu viel Nähe, kann das auf die Mitarbeiter erdrückend wir- ken. Zu viel Distanz hingegen signali- siert unter Umständen Desinteresse. Hier ein gutes Mischungsverhältnis hinzubekommen, ist die Kunst. Dazu zählt zum Beispiel, sich ab und zu mal mit dem Team hinzusetzen und eine gemeinsame Kaffee- oder Teepause zu geniessen. Führen Sie private Ge- spräche ebenfalls wohldosiert und passend zum Mitarbeiter. Fazit Grundsätzlich wollen Men- schen, die in einem Angestelltenver- hältnis arbeiten, auch geführt wer- den. Was es dafür braucht, sind klare Ansagen, wie das Ergebnis auszu- sehen hat, und einen dafür entspre- chenden Handlungs- und Verant- wortungsbereich. Doch wer seine Mitarbeiter wie «Mädels» behandelt, wird auch von Mädchen umgeben sein. Wer hingegen seine Mitarbeiter wie Mitarbeiter behandelt, wird Teamplayer bekommen. DT Kontakt Infos zur Autorin Claudia Davidenko Kommunikation • Konfl ikt- klärung • Führung Hegelallee 14 14467 Potsdam, Deutschland www.claudia-davidenko.de Das Thema Mitarbeiter und deren Bindung an die Praxis ist schon lange kein neues mehr. Mittlerweile stellt sich eher die Frage: Warum läuft es in einigen Praxen gut und warum steigen in anderen Praxen die Kosten durch eine zunehmende Mitarbeiterfl uktuation in die Höhe? Es gibt viele Erklärungen über even- tuelle Zusammenhänge und Aus- wirkungen zum Beispiel durch die Y-Generation, Digitalisierung oder «Globalisierung». Nach wie vor sind es jedoch die Menschen, die in einer Praxis zusammenkommen und ge- meinsam arbeiten. Der Bereich Mitarbeiterführung kann für jede Praxisinhaberin und jeden Praxisinhaber zu einer – manchmal täglichen – Herausforde- rung werden. Denn in Ihrer Praxis arbeiten viele verschiedene Men- schentypen, und jeder davon hat auch noch seine persönlichen Be- fi ndlichkeiten. Zudem sollen Sie als Chef auch noch Entscheidungen zum Wohle der Mitarbeiter und der Praxis treffen. Sie als Praxisinhaber haben für ein gutes Arbeitsklima zu sorgen, tragen soziale Verantwor- tung und gleichzeitig sollen Sie die wirtschaftlichen Belange der Praxis an erste Stelle stellen. Mal von Ihren Patienten und deren Behandlung ganz abgesehen. Die Einstellung hat sich geändert Früher war es häufi g so, dass in vielen Firmen (also nicht nur in der Zahnarztpraxis) der Auszubildende anschliessend übernommen wurde Einige Praxisinhaber sind der Meinung, meist aus einer Erfahrung heraus und dadurch zu dem Ent- schluss gekommen, keine jungen Menschen mehr auszubilden oder Mitarbeitern keine Qualifi kations- massnahme zu fi nanzieren. Da ist dann von «Undankbarkeit» oder «die kündigt dann doch eh nur wieder» zu hören oder zu lesen. Wer solche Erfahrungen ge- macht hat, zieht logischerweise da- raus seine Konsequenzen. Die Ge- fahr dabei ist jedoch, dass andere – potenzielle – Mitarbeiter erst gar und für eine lange Zeit in der Praxis beschäftigt war. In vielen Fällen sogar bis zum Eintritt in das Ren- tenalter. Das hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Grund- sätzlich ist davon auszugehen, dass Menschen nur noch für eine gewisse Zeit, ein bestimmtes Projekt zusam- menarbeiten. Viele brauchen dann etwas Neues – eine neue Herausfor- derung, ein anderes Umfeld oder auch neue Kontakte. Und deshalb sind zwei wichtige Punkte zu beach- ten: 1. Nutzen Sie diese gewisse Zeit in- tensiv und so lange wie möglich und 2. wissen und vor allem akzeptieren Sie, dass es so ist bzw. sein kann. keine Chance bekommen, sich be- weisen zu können. Fängt solch ein Mitarbeiter in einer Praxis an und merkt, dass er nichts lernt oder sich gar nicht weiterentwickeln kann, ist dieser schnell wieder weg. Bitte keine Ausreden Durch die tägliche Praxisarbeit, den sogenannten Praxisalltag, kom- men viele Praxisinhaber gar nicht dazu, sich wirklich und intensiv um ihre eigenen bzw. die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu kümmern. Gespräche mit Praxisinhabern zeigen, dass es immer wieder zwei prägnante Punkte gibt: Für Mitarbeiterführung ist gar keine Zeit, und im Studium wurde es ja sowieso nicht vermittelt.