DENTAL TRIBUNE · German Edition · Nr. 5/2018 Science 9 Studie Anzahl Patienten (m/w, Alter) Raucherstatus/Zusatzinfo Defektart/Follow-up (Monate) Testgruppe ST (mm) AL-Gewinn (mm) RDT (mm) Kontrollgruppe Baseline Outcome Baseline Outcome Nichtchirurgische Parodontaltherapie – Lokale Applikation Pradeep & Thorat (2010)36 Pradeep et al. (2012)37 Rath et al. (2012)44 Pradeep et al. (2013)39 Pradeep et al. (2013)38 Rao et al. (2013)43 Pradeep et al. (2015)40 Surve et al. (2015)45 Kumari et al. (2016)35 Kumari et al. (2016)34 Pradeep et al. (2016)42 Pradeep et al. (2016)41 60 (33/31, Ø 31) NR/– Vertikaler KD/6 72 (38/34, 30–50) NR/– Furkationsdefekt/6 60 (33/27, 25–45) NR/– Vertikaler KD/6 38 (20/18, 30–50) NR/DMT2 Vertikaler KD/9 67 (35/32, 30–50) NR/– Vertikaler KD/9 40 (40/0,30–50) R/-– Vertikaler KD/9 70 (33/37, 25–55) NR/– Vertikaler KD/6 45 (NB, 35–55) NR/– –/6 71 (NB, 30-50) R/- Vertikaler KD/9 75 (38/37, 40–50) NR/DMT2 Vertikaler KD/9 99 (53/51, 30–50) NR/– Vertikaler KD/9 90 (45/45, 25–45) NR/– Vertikaler KD/6 SRP + SMV 7,4±1,6 3,2±1,6 4,4±1,9 4,4±1,1 2,9±1,1 SRP + Placebo 6,9±1,6 5,7±2,1 1,6±2,0 4,4±1,2 4,3±1,3 SRP + SMV 7,3±1,5 3,3±0,8 SRP + Placebo 6,8±1,3 5,5±1,3 v: 4,6±1,0 h: 4,3±1,2 v: 2,5±1,5 h: 2,4±1,3 4,6±1,1 3,4±1,0 4,3±1,0 4,3±0,9 SRP + SMV 6,3±1,7 2,3±0,6 4,7±1,4 7,2±1,2 6,6±1,3 SRP + Placebo 6,6±1,5 4,5±1,7 2,3±1,1 7,3±1,1 7,2±1,0 SRP + SMV 8,3±1,0 4,3±1,0 4,0±1,2 4,9±0,5 3,3±0,6 SRP + Placebo 7,9±1,1 6,3±0,9 1,1±0,8 4,9±0,6 4,7±0,6 SRP + ATV 7,8±1,3 4,1±1,0 4,5±0,6 4,8±0,5 3,1±0,4 SRP + Placebo 7,7±1,1 6,3±1,1 2,3±0,5 4,8±0,5 4,7±0,5 SRP + SMV 7,9±0,9 4,0±0,9 3,6±1,1 4,8±0,9 3,2±0,9 SRP + Placebo 7,9±1,1 6,4±1,0 1,5±1,4 4,9±0,5 4,7±0,5 SRP + RSV 7,1±0,7 3,0±0,4 4,2±0,2 4,6±0,6 2,4±0,3 SRP + Placebo 7,1±0,7 5,7±0,9 1,4±0,2 4,6±0,7 4,1±0,7 SRP + SMV SRP + ATV v 5,7±0,7 3,3±0,6 3,4±0,8 1,1±1,6 0,9±1,3 2,5±0,9 3,0±0,8 1,8±0,8 2,4±0,7 SRP 5,5±0,7 3,2±0,6 0,7±1,3 2,8±0,9 2,7±0,8 SRP + ATV 7,0±1,4 3,8±0,8 4,1±1,6 4,7±0,5 3,2±0,4 SRP + Placebo 7,0±1,4 6,1±1,1 1,9±1,3 4,7±0,5 4,6±0,5 SRP + ATV 8,2±1,1 4,4±1,0 3,8±1,4 4,8±0,5 3,3±0,5 SRP + Placebo 8,0±1,2 6,5±1,3 1,4±1,5 4,8±0,5 4,7±0,5 SRP + ATV 6,6±1,4 3,0±0,7 4,3±1,1 5,5±0,8 3,5±0,7 SRP + Placebo 6,8±1,2 5,3±0,6 1,5±1,1 5,2±0,4 5,0±0,4 SRP + ATV SRP + RSV 7,3±0,7 7,4±0,6 5,0±1,0 4,3±0,8 2,3±0,5 2,9±0,4 6,0±0,2 6,0±0,4 3,7±0,1 3,1±0,7 SRP + Placebo 7,3±0,6 5,9±0,6 1,4±0,5 5,9±0,3 5,9±0,5 Garg & Pradeep (2017)33 90 (NB, 30-50) NR/- Furkationsdefekt/6 SRP + ATV SRP + RSV 7,2±1,3 7,4±1,1 4,8±0,9 4,1±0,9 SRP + Placebo 7,6±1,1 6,0±1,1 v: 3,0±1,2 h: 2,7±1,2 v: 3,6±1,2 h: 3,2±1,2 v: 1,8±1,0 h: 1,9±1,2 4,1±0,3 4,2±0,2 3,0±0,1 2,9±0,2 4,1±0,4 3,9±0,3 Nichtchirurgische Parodontaltherapie – Systemische Gabe Fajardo et al. (2010)46 Fentoglu et al. (2012)47 38 (6/32, 40–60) NR/– –/3 80 (40/40, 30–57) NR/HL –/3 SRP + ATV 3,5±0,6 1,7±0,2 SRP + Placebo 3,4±0,4 1,9±0,5 HL: SRP + ATV HL: SRP + Diät Gesund: SRP 2,7 (1,1–4,1) 2,4 (2,0–3,5) 3,1 (1,2–7,1) 2,9 (1,8–3,9) 2,3 (1,8–3,8) 2,3 (1,8–2,7) – – 0,1 0,1 0,4 – – – – – – – – Literatur beobachtet, weder bei klinischen parodontalen Parametern noch bei Entzündungs und Knochenmeta bolismusMarkern. Ein Grund da für könnte die verabreichte Sta tinDosis von 10 bis 20 mg pro Tag darstellen. In einer weiteren Studie ohne Kontrollgruppe wies die Gabe von 10 mg Atorvastatin keine signi fikante Wirkung auf, aber bei einer Dosis von 80 mg pro Tag zeigte sich eine signifikante Reduktion der pa rodontalen Entzündung.52 Jedoch werden 80 mg als Tageshöchstdosis für Atorvastatin angesehen, und berücksichtigt man, dass gerade bei einer höheren Dosis häufig Muskel symptome (ca. bei zehn bis 25 Pro zent der Patienten) auftreten kön nen sowie ein erhöhtes Risiko für Myopathie und ein leicht erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus vor liegt53, sollte der lokalen Anwen dung in der Parodontaltherapie der Vorzug gegeben werden; nach lo kaler Applikation wurden bislang keine Nebenwirkungen beschrie ben. Bei der Interpretation dieser Ergebnisse sollte jedoch berück sichtigt werden, dass der Großteil der Studien zur lokalen Statin Applikation bislang von derselben Forschungsgruppe durchgeführt wurde, und jene zwei Studien, die von einer anderen Forschungs gruppe veröffentlicht wurden, konn ten diesen sehr stark positiven Ef fekt nicht bestätigen; daher bleiben die Ergebnisse zukünftiger Studien ebenso wie ein kommerziell erhält liches Produkt noch abzuwarten. Schlussfolgerung • Die lokale Applikation von Stati nen als Zusatz zur nichtchirurgi schen Parodontaltherapie führt im Speziellen bei vertikalen Knochendefekten zu signifikan ten zusätzlichen klinischen und radiologischen Verbesserungen im Vergleich zur alleinigen nichtchirurgischen Parodontal therapie. • Dieser Vorteil nach StatinGabe scheint auch bei Rauchern und gut regulierten Diabetikern so wie bei Furkationsdefekten vor zuliegen. • Bislang wurde zumeist nur eine StatinKonzentration (1,2% Sta tingel) als einmalige Applikation nach der nichtchirurgischen Pa rodontaltherapie getestet. • Die systemische StatinGabe zeigte keine Verbesserung des Ergebnisses nach der nichtchi rurgischen Parodontaltherapie. Tabelle 1: Übersicht zu den Charakteristika und Ergebnissen der (randomisierten) kontrollierten Studien zur lokalen und systemischen Gabe von Statinen als Zu- satz zur nichtchirurgischen Parodontaltherapie. – Legende: AL - Attachmentlevel, ATV – Atorvastatin, DMT2 – Diabetes mellitus Typ 2, HL – Hyperlipidämie, h – horizontal, KD – Knochen defekt, m – Monate, NB – nicht beschrieben, NR – Nichtraucher, R – Raucher, RDT – radiologische Defekttiefe, RSV – Rosuva statin, SRP – Scaling & Root Planing/nichtchirurgische Parodontaltherapie, SMV – Simvastatin, ST – Sondierungstiefe, v – vertikal. Kontakt und Reduktion der radiologischen Defekttiefe wies in etwa 1,0 bis 3,0 mm bei tiefen Sondierungstie fen (d. h. > 6,5 mm vor Therapie) auf. Dementsprechend erscheint die Größenordnung des zusätz lichen klinischen Nutzens einer lo kalen Statinapplikation als Zusatz zur nichtchirurgischen Parodon taltherapie bemerkenswert größer zu sein als jener von bislang ver öffentlichten nicht antibiotischen Zusätzen. Zusätzlich sollte erwähnt werden, dass für tiefe Sondierungs tiefen nach nichtchirurgischer Pa rodontaltherapie im Durchschnitt eine Sondierungstiefenreduktion und ein AttachmentlevelGewinn von etwa 1 bis 2 mm beziehungs weise 0,5 bis 1 mm erwartet werden kann51; da diese Werte auch in den Kontrollgruppen (ohne StatinAp plikation) erreicht wurden, können die beobachteten zusätzlichen Vor teile nicht auf ein schlechteres The rapieansprechen in der Kontroll gruppe zurückzuführen sein. In wieweit die Applikation von Stati nen auch zu einer parodontalen Regeneration führen können, ist bislang noch unklar und humane Histologien liegen noch nicht vor. Eine Übersicht über die vorhande nen präklinischen Studien zeigte jedoch, dass eine Heilung nach lokaler Applikation von Statinen bei akuten/chronifizierten Pa ro don taldefekten nicht durch eine vollständige parodontale Regene ration gekennzeichnet ist; insbe sondere konnte bis dato keine neue Zementbildung beobachtet wer den.31 Im Gegensatz zu den positiven Effekten nach lokaler StatinAppli kation scheint die systemische Sta tinGabe als Zusatz zur nichtchi rurgischen Parodontaltherapie kei nen signifikanten Effekt zu haben. In beiden inkludierten Studien mit systemischer StatinGabe46, 47 wurde kein signifikanter Vorteil Infos zur Autorin Priv.-Doz. Dr. Kristina Bertl, PhD, MSc Abteilung für Parodontologie Universität Malmö, Schweden kristina.bertl@mau.se