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Zahnärztliche Assistenz No. 2, 2017

28 ZAHNFEE No. 2/2017 · 29. November 2017 „Tell – Show – Do“: Kommunikation in der Kinderzahnheilkunde Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes, MME und Dr. Agnes Lackner geben praktische Tipps zur verbalen und nonverbalen Kommunikation mit Kindern in der Praxis. tigt. Die Behandlung ist eingebettet in den Kontext von Sicherheit, Ver- lässlichkeit, Vertrauen und Gebor- genheit (Olness et al. 2001). Nonverbale Kommunikation Idealerweise begegnet die Pa- tientin/der Pa tient dem Arzt erst- mals bereits im frühkindlichen Alter. In dieser Entwicklungsphase des Kindes spielt die nonverbale Kom- munikation eine entschei- dende Rolle (Versloot 2009). Nonverbale Informatio- nen können auf vielfäl- tige Weise codiert sein. Zu den am häufi gsten bemerkten Aus- drucksmöglichkei- ten gehören Ge- sichtsausdruck, Gestik, Körperhaltung und -bewe- gung, Tonfall, Berührung und Haptik. Mitarbeiter einer kin- derzahnärztlichen Praxis sollten eine natürliche, freundliche und empathische Art im Umgang mit Kindern und auch untereinander zeigen. Die innere Einstellung des Behandlungsteams spielt dabei eine große Rolle. Was sie denken, drückt sich in der Körpersprache und Stimmlage aus. Die richtige Basiseinstellung ist wich- tig. Negatives Denken überträgt sich un- weigerlich auf Kin- der (Schmierer et al. 2007). Worte, Wortmelodien, Mimik und Gestik sollten die gleiche Spra- che sprechen. Sonst entstehen In- kongruenzen. Erstkontakt und Begrüßung Der Erstkontakt und die Begrü- ßung des Kindes sind von beson- derer Bedeutung, denn die ersten Sekunden sind entscheidend für den weiteren Verlauf. Aus diesem Grunde sollten Kinder im Warte- zimmer persönlich von der Assisten- tin auf Augenhöhe, lächelnd, mit Sicherheitsabstand und offener Körpersprache mit Namen abgeholt werden (Beckers-Lingener et al. 2011). Der Körper sollte leicht nach vorne und nach unten geneigt sein (Aso- kan et al. 2017). Das vermittelt dem Kind die Wertschätzung seiner Per- son und unterstreicht seine beson- dere Position als Patient (Shigli et al. 2010) (Abb. 1 und 2). Die Eltern werden dabei nur indirekt in das Gespräch einbezogen. Jedes Kind sollte von der ersten Begrüßung am Empfang über die zahnärztliche Sitzung bis hin zur persönlichen Ver- abschiedung spüren, dass es für diese Zeit im Mittelpunkt steht. Behandlung In der kinderzahnärztlichen Be- handlung kommen neben den klas- sischen Elementen der Verhaltens- führung, wie Desensibilisierung und „Tell – Show – Do“, Techniken der verbalen und nonverbalen Kommu- nikation zum Tragen. Diese helfen, die einzelnen Behandlungsschritte optimal vorzubereiten, zu begleiten und zu unterstützen. Generell folgt die Behandlung in der Kinderzahnheilkunde dem Prin- zip der kleinen Schritte. Eine behut- same Einführung in die Behandlung ist das Ziel. Je kleiner das Kind ist, desto weniger Reize verträgt es (Kant 2009). Die Sprache des Be- handlungsteams ist dabei generell positiv geprägt. Kinder benötigen klare Anweisungen. Sie werden mit dem gewünschten Verhalten kon- frontiert, nicht mit dem, was sie nicht tun sollen (Beispiel aus dem Alltag: „Bleibe auf dem Gehsteig“ statt „Gehe nicht auf die Straße“). Diese Sprache muss im Team trainiert wer- den (Kant 2009). Wichtige Elemente der kindgerechten Behandlung sind weiterhin die Verwendung einer Angst vermeidenden Gesprächsfüh- rung und der Nichtnutzung von Reiz- worten wie „Spritze“, „Zange“ oder „Bohrer“. Für solche Instrumente und Materialien werden Synonyme in bildlicher Sprache genutzt und in Geschichten eingebettet: · „Einschlafmarmelade“ (topisches Anästhetikum), · „Traumkügelchen“ (Lokalanäs- thesie) sowie · „Krabbler“ (Bohrer), · „Hubschrauber“ (Rosenbohrer), · „Keksform“ oder „Kuchenform“ (Matrizen), · „Zahnplastilin“ (Füllungsmaterial), · „Zauberlampe“ (LED-Lampe), · „kleinster Radiergummi der gan- zen Welt“ (Poliergummi), · „Regenschirm“ (Kofferdam), · „Schlürfi “ (Sauger groß und klein) und © L-astro/Shutterstock.com Kommunikation ist die vielleicht wichtigste entwicklungstechnische Errungenschaft der Menschen über- haupt. Generisch wird Kommunika- tion stets als verbale Kommunikation gedeutet, wobei der menschliche Körper auf sehr viele bewusste und unbewusste Weisen mit seinem Um- feld kommuniziert. Kinderzahnärzte sind alltäglich mit Kindern und Ju- gendlichen konfrontiert, die in ihren unterschiedlichen Entwicklungspha- sen verschiedene Kommunikations- methoden benötigen, damit sie er- folgreich betreut werden können. Die Kommunikation mit Kindern stellt für den behandelnden Zahn- arzt und sein Team eine besondere Herausforderung dar. Sie prägt die Behandlung und muss ungeachtet des Alters, der Entwicklung sowie des kulturellen und sozialen Hinter- grunds hergestellt werden. Ein Wort, ein Satz kann über Gelingen oder Nichtgelingen einer Behandlung oder ihre Dauer entscheiden (Kant 2009). Dabei erfolgt Kommunika- tion in der Regel auf zwei Ebenen: verbal und nonverbal (Kossack et al. 2014). Verbale Kommunikation meint das gesprochene Wort, den Inhalt, die Sprache. Nonverbale Kommunikation geschieht nicht- sprachlich auf einer zwischen- menschlichen Ebene. Diese zwei Kommunikationsformen sind – ge- meinsam mit den Verhaltensfüh- rungstechniken – feste Bestandteile der kinderzahnärztlichen Behand- lung. Eine Kinderbehandlung ohne Verhaltensführung ist nur schwer möglich (Kant 2009). Die Vertrau- ensbasis zwischen dem Kind und seinen Eltern einerseits und dem zahnärztlichen Team andererseits wird dadurch aufgebaut und gefes- 1 2 Abb. 1: Begrüßung im Wartezimmer. – Abb. 2: Führen in das Behandlungszimmer. · „Regen- und Windmaschine“ (Luft-, Wasserpuster). Eine gute Methode, kindgerecht Informationen zu vermitteln, ist „Tell – Show – Do“ (Paryab et al. 2014). Diese beinhaltet, dass der Behand- lungsschritt zunächst angekündigt wird, dann wird dieser gezeigt (am Modell, an der Puppe oder am Finger des Kindes) und anschließend im Munde des Kindes durchgeführt. Ziel ist es dabei, dem Kind das Behand- lungsumfeld mit all seinen Ge räten und Instrumenten vertraut zu ma- chen. Die Abbildungen 3 und 4 zei- gen das Vorstellen des Prophylaxe- bürstchens mittels dieser Technik, die Abbildung 5 die Vermittlung der Funktionsweise des Saugers. Darüber hinaus ist es sinnvoll, Kin- der in die Behandlung mit einzube- ziehen. Mittels einer Scheinwahl soll ihnen durchaus das Gefühl gegeben werden, dass sie mitentscheiden dürfen: „Möchtest Du das Gel mit Kirsch- oder Melonengeschmack?“ Durch diesen Umgang fühlen sich die Kinder als Partner anerkannt. Andere verhaltensführende Maß- nahmen sind der Einsatz von struk- turierten Abzählzeiten. Dabei wird mit dem Kind gemeinsam die Zeit bis „drei“ oder „fünf“ während eines Behandlungsschritts gezählt, die seitens des Behandlers beliebig gestreckt werden kann (Kant 2009). Behandlungsende und Belohnung Zum Abschluss der erfolgreichen Behandlung werden die Kinder nochmals gelobt. Weiterhin kann dem Kind mittels Spiegels gezeigt werden, was es bereits alles Posi- tives erreicht hat. Dies ist wichtig für die Steigerung des Selbstwert- gefühls und der Selbstzufriedenheit. Posi tive Ereignisse steigern die Glücks gefühle von Kindern und er- höhen so die Chancen auf eine weitere, vom Erfolg gekrönte Be- handlung. Nach jeder Behandlung gibt es dann einen zusätzlichen po- sitiven Verstärker in Form eines kleinen Geschenkes. Dies können Sticker, Ringe oder Sonstiges sein. Weitere Hilfsmittel Die kinderzahnärztliche Behand- lung kann auch durch weitere Hilfs- mittel unterstützt werden. Möglich ist es, mithilfe eines Fernsehers, der unter der Decke befestigt ist, zu ar- beiten. Eine weitere Möglichkeit der Ablenkung ist das Nutzen eines „Zauberstabs“, bei welchem es sich um einen mit träger Flüssigkeit und bunten Glitzerpartikeln gefüllten Plexiglasstab handelt. Wird der Stab senkrecht gehalten, schweben bunte Teilchen in der Flüssigkeit langsam nach unten. Aufgabe des Kindes sollte es sein, einen imaginären Ge- genstand im Inneren des Zauber- stabes zu suchen. Hat sich die Flüs- sigkeit im unteren Teil des Stabes ge- sammelt, wird er herumgedreht und das Suchspiel beginnt von Neuem. Ein neuer Ansatz bietet auch die Verwendung von audiovisuellen Sys- temen in Form von Videobrilllen, die insbesondere bei älteren Kin-

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