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Dental Tribune German Edition No.7, 2017

DENTAL TRIBUNE · German Edition · Nr. 7/2017 Science 9 8 9 Abb. 8: Verbesserung der Weichgewebe mittels FST. – Abb. 9: Positionierung zu bukkal. giert werden. Die Therapie der Pe- riimplantitis teilt sich in (1) nicht- chirurgische Therapie und (2) chi- rurgische Therapie auf. Während bei der periimplan- tären Mukositis adjuvante Maß- nahmen keinen zusätzlichen Nut- zen brachten, sollten diese für die nichtchirurgische Therapie der Peri implantitis angewendet wer- den. Neben der Empfehlung von Pulver- Wasser-Strahlgeräten mit Glycin- Pulver zeigt auch der Er:YAG- Laser Vorteile hinsichtlich des Therapieerfolgs. Lokale Antibio- tika (Doxycyclin) und CHX-Chips können ebenfalls als Adjuvantien empfohlen werden.20 Auch bei Vor- liegen einer Periimplantitis sollte die Reduktion der Risikofaktoren (nicht passende ZE-Versorgung, Rauchen) nicht außer Acht gelas- sen werden. Liegt bereits eine knöcherne Destruktion von mehr als 7 mm vor, ist ein Stopp der Progression (sta biles Ergebnis für mehr als sechs Monate) durch eine rein nicht chirurgische Therapie nicht wahrscheinlich.2, 11, 19 In die- sen Fällen sollte eine frühzeitige chirurgische Therapie bevorzugt werden. Keiner der untersuchten chirurgischen Therapieansätze zeigte im direkten Vergleich einen Vor- teil. Einigkeit besteht nur da- rin, dass das Granulationsgewebe vollständig entfernt werden sollte und die Reinigung der Implan- tatoberfläche eine zen trale Rolle spielt. Die nach der Reinigung ent- stehenden Defekte können mit Knochenersatzmaterial aufgefüllt werden. Rezessionen sind dennoch sehr wahrscheinlich.20 Ausblick Die Forschung der vergangenen Jahre zeigt deutlich, wie unter- schiedlich das Thema periimplan- täre Mukositis und Periimplantitis definiert und beobachtet wird. Von einer unkontrollierbaren Welle der Periimplantitis kann aber nicht ge- sprochen werden und die Beden- ken der vergangenen Jahre haben sich glücklicherweise nicht bestä- tigt. Um für die Behandler mehr Klarheit zu schaffen und ihnen bessere Protokolle für die Thera - pie der periimplantären Mukositis und Periimplantitis zu geben, be- steht noch viel Forschungsbedarf. Ebenso muss das Verständnis be- zogen auf Implantate und die sie umgebende Entzündung steigen. Die Implantation wird als einfache und sichere Methode angepriesen, zahnlose Kieferareale schnell mit festen Zähnen zu versorgen. Dem ist auch so, nur müssen die Rah- menbedingungen stimmen, um nachträgliche Eingriffe auf ein Mi- nimum zu reduzieren. Implantate sind verglichen mit anderen Be- handlungsmethoden ein noch jun- ges Feld in der Zahnmedizin. Die Veränderung der Werkstoffe, die Oberflächenbeschaffenheit, die Art des Implantats (einteilig, mehr- teilig), die Abutmentverbindung, ob der ZE zementiert oder ver- schraubt wurde, der ZE selbst, der Patient (Raucher, Diabetes, Mundhygiene etc.) und nicht zu- letzt der Behandler haben Einfluss auf die Periimplantitiswahrschein- lichkeit. Wir müssen uns über- raschen lassen, ob neuere Implan- tate aus Keramik oder die Behand- lung periimplantärer Entzündun- gen mit Probiotika zu einer Re - duktion des Risikos führen. Es bleibt spannend. Fazit Die periimplantäre Mukositis ist als Inflammation ohne Kno- chenverlust/reduziertes Knochen- niveau definiert. Die vorliegende Entzündung betrifft die an das Implantat angrenzende Schleim- haut, wohingegen beim Vorliegen einer Periimplantitis die Inf lam- mation mit einem Knochenverlust kombiniert ist. Als ätiologischer Faktor wird die „Plaque“ angege- ben. Ähnlich der Gingivitis, wel- che eine Entzündung der margi- nalen Mundschleimhaut darstellt, führt Plaque zu einer Mukositis. Es wird angenommen, dass einige, jedoch nicht alle mukositären Veränderungen, in eine Periim- plantitis übergehen. Die Diagnosik erfolgt mithilfe einer Parodontalsonde und einer Röntgenaufnahme. Die regelmä- ßige Kontrolle der periimplantären Sondierungstiefen nach der Ein- heilungsphase wird empfohlen. Hierbei sollte der Druck 0,25 N nicht übersteigen. Darüber hinaus sollte das Bleeding on Probing (BOP) ermittelt werden. Die Prävalenz der periimplan- tären Mukositis und Periimplan- titis erreicht in Studien, abhängig von verwendeten Falldefinitionen, Werte von 19 bis 65 Prozent und ein bis 47 Prozent. In folgenden Metaanalysen wurde der Prävalenz- mittelwert für die periimplantäre Mukositis auf 43 und für die Peri- implantitis auf 22 Prozent ge- schätzt. Es konnte nachgewiesen wer- den, dass sich auf glatten Implan- tatoberflächen weniger Biofilm an- heftet. In einer systematischen Li- teraturarbeit konnte ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Rauchen und den periimplantären Komplikationen beschrieben wer- den. Ob das Fehlen einer attached/ keratinisierten Gingiva ein mög- licher Risikofaktor für die Entste- hung periimplantärer Erkrankun- gen ist, wird wissenschaftlich kontrovers diskutiert. Es existieren sowohl Studien, die keinen Zu- sammenhang zwischen Parodon- titis und Periimplantitis feststellen konnten, als auch Studien, die eine signifikante Assoziation beider Krankheiten zueinander zeigen. Es wird angeraten, Patienten mit Pa- rodontitis über das mögliche er- höhte Risiko, an einer Periimplan- titis zu erkranken, aufzuklären. Das frühzeitige Erkennen und die anschließende Therapie der periimplantären Mukositis ist das oberste Ziel in der Prävention der Periimplantitis. Die empfoh- lene Therapie für eine periim- plantäre Mukositis beschränkt sich auf die regelmäßige, syste- matische und professionell durch- geführte Plaqueentfernung und das Ver bessern der häuslichen Mundhygiene. Während bei der periimplantären Mukositis adju- vante Maßnahmen keinen zu- sätzlichen Nutzen brachten, sollte diese für die nichtchirurgische Therapie der Peri implantitis an- gewendet werden. Neben der Empfehlung von Pulver-Wasser- Strahlgeräten mit Glycin-Pulver zeigt auch der Er:YAG- Laser oder lokale Anti biotika (Doxy cyclin) und CHX-Chips Vorteile hin- sichtlich des Therapieerfolgs. Liegt bereits eine knöcherne Destruk- tion von mehr als sieben Milli- metern vor, ist ein Stopp der Progression (stabiles Ergebnis für mehr als sechs Monate) durch eine rein nichtchirurgische Therapie nicht wahrscheinlich. In diesen Fällen sollte eine frühzeitige chi- rurgische Therapie bevorzugt wer- den. Ungeachtet der verschiede- nen Operationsmethoden besteht Einigkeit darin, dass das Granula- tionsgewebe vollständig entfernt werden sollte und die Reinigung der Implantatoberfläche eine zen- trale Rolle spielt. Für die Zukunft besteht weiter- hin viel Forschungsbedarf, um die Prävalenzraten der Periimplanti- tis stetig zu senken, die negative Beeinflussung der periimplantären Gesundheit durch Risikofaktoren zu ermitteln und neue Therapie- ansätze zur Behandlung der pe- riimplantären Mukositis und Peri- implantitis zu erlangen. DT Literatur Kontakt Infos zum Autor Dr. med. dent. Frederic Kauffmann Zahnklinik Würzburg Abteilung für Parodontologie Pleicherwall 2 97070 Würzburg, Deutschland kauffmann_f@ukw.de Infos zum Autor Dr. med. dent. Alexander Müller-Busch BAG Dres. Müller-Busch, Wildenhof, Drechsler Hofmillerstraße 21 85055 Ingolstadt, Deutschland a.mueller-busch@web.de 10 11 12 13 14 15 Abb. 10 : Plaquekontrolle sollte patientenseitig möglich sein. – Abb. 11: Pulver-Wasser-Strahlgerät. – Abb. 12: Periimplantärer Defekt intraoperativ. – Abb. 13: Periimplantärer Defekt röntgenologisch. – Abb. 14: Periimplan- tärer Defekt intraoperativ mit KEM aufgefüllt. – Abb. 15: Misserfolg nach zwölf Monaten – erneut deutliche Progression.

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