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Dental Tribune German Edition No.7, 2017

8 Science DENTAL TRIBUNE · German Edition · Nr. 7/2017 Periimplantitis behandeln – geht das? Die frühe Therapie der periimplantären Mukositis und Vermeidung der Periimplantitis hat oberste Priorität. Von Dr. Frederic Kauffmann, Würzburg, und Dr. Alexander Müller-Busch, Ingolstadt. Implantate haben sich längst als Standardverfahren etabliert. So- wohl Patienten als auch Behandler schätzen ihren Wert und die Möglichkeit, vorhersagbar zahn- lose Kieferareale zu versorgen. Neue Implantatoberfl ächen erlau- ben die Verwendung auch in kom- promittierten Situationen mit kür- zeren Einheilzeiten. Es scheint, als gäbe es kein Risiko. Überlebens- raten deutlich über 95 Prozent werden als selbstverständlich an- gesehen. Ist es so einfach? Ist das stehenden Hilfsmittel bestimmt werden kann.6 Neben den Sondie- rungstiefen steht das Bleeding on Probing (BOP) im Fokus, welches dem Behandler einen ersten Ein- blick über den entzündlichen Zu- stand der Mukosa gibt. Während ein positives BOP mindestens für eine periimplantäre Mukositis spricht, ist eine Suppuration ein Zeichen für eine vorliegende Peri- implantitis. Für den Knochenver- lust sind in der Literatur Grenz- werte zwischen 0,4 mm und 5 mm Prävalenz und Risikofaktoren Ein systematischer Überblick der Epidemiologie periimplantärer Gesundheit und Erkrankungen aus dem Jahre 2015 befasste sich mit den postimplantologischen Kom- plikationen. Die Prävalenz der pe- riimplantären Mukositis und Peri- implantitis reichte, abhängig von verwendeten Falldefi nitionen, von 19 bis 65 Prozent und von einem bis 47 Prozent. In folgenden Meta- analysen wurde der Prävalenzmit- telwert für die periimplantäre Mu- konnte hingegen sowohl für eine Mukositits als auch für eine Peri- implantitis ein erhöhtes Risiko bei dem Vorliegen von attached/kera- tinisierter Gingiva belegt werden.14 Einen weiteren Einfl uss auf peri - implantäre Erkrankungen könnte auch die Art der prothetischen Implantatversorgungen, festsitzend oder herausnehmbar, und der soge- nannte Prosthetic Misfi t bzw. „feh- lerhafte Suprakonstruktion“ neh- men. Für beide Faktoren liegen noch keine wissenschaft lichen Er- tisch signifi kant höheres Risiko für periimplantäre Erkrankungen.13 In einer Querschnittsstudie von Mir-Mari et al. aus dem Jahre 201210 wurde die Prävalenz periim- plantärer Erkrankungen einer Pa- tientengruppe, integriert in ein pa- rodontales Nachsorgeprogramm, untersucht. Alle Probanden ent- stammten derselben privaten Pra- xis und das Nachsorgeprogramm enthielt kontinuierliche Neuvor- stellungen alle drei bis sechs Mo- nate. 1 5 2 6 3 4 7 Abb. 1: Sondierung von Implantaten, TST im Normbereich. – Abb. 2: Röntgenkontrolle Ausgang. – Abb. 3: Röntgenkontrolle nach zwei Jahren. – Abb. 4: Pusentleerung bei Sondierung. – Abb. 5: Spontane Pusentleerung. – Abb. 6: Periimplantitis – röntgenologisch. – Abb. 7: Fehlende keratinisierte befestigte Mukosa. Implantat ein risikoarmes Instru- ment für die Versorgung im zahn- ärztlichen Alltag? Survival rates sind nicht gleichzusetzen mit Suc- cess. Studien deuten darauf hin, dass bis zu 65 Prozent der Fälle von einer periimplantären Mukositis und 47 Prozent von einer Periim- plantitis betroffen sind.3 Die frühe Therapie der periimplantären Mu- kositis und Vermeidung der Peri- implantitis hat oberste Priorität. Diagnosik Für die Diagnostik der peri- implantären Mukositis und der Periimplantitis sind lediglich eine Parodontalsonde und ein Einzel- zahnfi lm notwendig. Die regelmäßige Sondierung der periimplantären Sondierungs- tiefen nach der Einheilungsphase wird empfohlen. Hierbei sollte der Druck 0,25 N nicht übersteigen.8 Die Gefahr, durch den Sondie- rungsvorgang die Implantatober- fl äche zu beschädigen, ist unbe- gründet, sodass herkömmliche Messsonden nicht durch spezielle Messsonden ersetzt werden müs- sen.21 Das frühzeitige Erkennen einer periimplantären Mukositis ist wichtig, da der Übergang zu einer Periimplantitis fl ießend ist und das Stadium der Erkrankung aktuell mit keinem zur Verfügung angegeben, ab welchem von einer Periimplantitis gesprochen werden kann.17 Auch sind Fälle berichtet, in denen ein Knochenverlust von bis zu drei Schraubenwindungen nicht als Periimplantitis gewertet wurde, sondern noch in den Defi nitions- bereich der periimplantären Mu- kositis fi el.3 Diese knöchernen Umbauprozesse sind jedoch nur im Röntgenbild zu erkennen und je nach angefertigter Aufnahme auswertbar. Allgemein empfohlen ist hier der Einzelzahnfi lm, welcher in Rechtwinkeltechnik aufgenommen wird. Um die Umbauprozesse bes- ser beurteilen zu können, wird empfohlen, neben einem Sondie- rungsbefund zum Zeitpunkt der Eingliederung des Zahnersatzes (ZE) auch ein Röntgenbild anzu- fertigen. Die Ausgangssituation kann so besser mit evtl. im Verlauf auftretenden Resorptionsgesche- hen verglichen werden.16 Nicht jeder Verlust von Knochen um Im- plantate ist mit einer Periimplan- titis gleichzusetzen. Vielmehr kön- nen auch physiologische Remodel- lationsvorgänge nach ZE-Versor- gung dazu führen, dass Knochen verloren geht.17 Diese sind, vergli- chen mit einer Periimplantitis, nicht entzündlich und nicht pro- gredient. kositis auf 43 (CI: 32 –54 Prozent) und für die Periimplantitis auf 22 Prozent (CI: 14–30 Prozent) ge- schätzt.3 Allgemeine Risikofaktoren Da die Periimplantitis auf bak- terielle „Plaque“ zurückzuführen ist, kommt insbesondere der An- heftungsmöglichkeit der Plaque an die Implantatoberfl äche eine große Bedeutung zu. Es konnte nachge- wiesen werden, dass sich auf glat- ten Implantatoberfl ächen weniger Biofi lm anheftet.1 Darüber hinaus wurde in präklinischen Studien gezeigt, dass der Knochenverlust bei Implantaten mit polierten Ober- fl ächen gegenüber rauen deutlich geringer war.1 Als ein wesentlich beeinfl us- sender Risikofaktor für die Ent- stehung der Periimplantitis wird das Rauchen angesehen.12, 14 Ob das Fehlen oder Vorhan- densein einer attached/keratini- sierten Gingiva als ein weiterer Ri- sikofaktor für die Entstehung peri- implantärer Erkrankungen eine Rolle spielt, wird wissenschaftlich kontrovers diskutiert. Es liegt eine Studie vor, in der keine signifi- kante Assoziation zwischen einer attached Gingiva und einer Peri- implantitis nachgewiesen werden konnte.7 In einer anderen Studie gebnisse vor. Zusätzlich wird die Hygienefähigkeit diskutiert. Se- rino und Ström (2009)22 haben festgestellt, dass Implantate mit nicht reinigungsfähigen Supra- konstruktionen häufi ger von Peri- implantitis betroffen waren. Darüber hinaus konnte in der systematischen Übersicht von Derks und Tomasi (2015)3 eine positive Korrelation zwischen „Im- plantatalter“ und Periimplantitis- prävalenz beschrieben. Parodontitis als Risikofaktor Eine Vielzahl von Studien nimmt den parodontalen Gesund- heitszustand mit in die Befundung auf, sodass mögliche Assoziatio- nen zwischen periimplantären Er- krankungen und einer Parodonti- tis festgestellt werden können.5, 7, 9 Marrone et al. 20139 zeigten, dass Patienten mit einer aktiven Parodontitis anfällig für das Auf- treten einer Periimplantitis sind. Auch bei den Untersuchungen von Koldsland et al. 20117 und Fer- reira et al. 20065 wurde eine posi- tive Korrelation zwischen dem Vorliegen einer parodontalen Er- krankung und der Periimplantitis festgestellt. Patienten mit parodontalen Erkrankungen zeigen ein statis- Nach Abschluss der Untersu- chungen konnte gezeigt werden, dass die Periimplantitisprävalenz bei Patienten einer privaten Praxis, mit parodontaler Nachbehand- lung, zwischen 12 und 22 Prozent liegt. Bei nahezu 40 Prozent lag eine periimplantäre Mukositis vor. Diese Prävalenzwerte sind mit Er- gebnissen, ermittelt aus universitä- ren Klinikpatienten, vergleichbar.10 Therapie Auch wenn die Therapie der periimplantären Mukositis nicht in allen Fällen zu einer vollständi- gen Abheilung führt4, ist sie besser und für den Patienten kostengüns- tiger durchführbar, sollte aber in kurzen Intervallen von drei Mo- naten nachkontrolliert werden. Die empfohlene Therapie beschränkt sich auf die regelmäßige, systema- tische und professionell durch- geführte Plaqueentfernung4 und das Verbessern der häuslichen Mundhygiene.15 Ergänzende Hilfs- mittel wie Spülungen, Salben mit verschiedenen Inhaltsstoffen, An- tibiotika oder Laser haben keinen zusätz lichen Nutzen in der Be- handlung einer periimplantären Mukositis.18, 20 Rauchen sollte, wenn möglich, eingestellt und der ZE auf korrekten Sitz hin über- prüft und wenn notwendig korri-

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