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Dental Tribune German Edition No.7, 2017

22 CME DENTAL TRIBUNE · D-A-CH Edition · Nr. 7/2017 Implantationsrelevante Erkrankungen der Kieferhöhle Komplikationsbelastete Verläufe bei der Sinusbodenaugmentation – kompakt vorgestellt von Prof. Dr. Hans Behrbohm und Priv.-Doz. Dr. Dr. Steffen G. Köhler, beide Berlin, Deutschland. Obwohl heute die Sinusboden- augmentation – im allgemeinen Sprachgebrauch der Sinuslift – als ein sicheres Verfahren zu den Rou- tineeingriffen in der Hand des ge- übten Implantologen gehört, gibt es auch heute noch eine Reihe Risi- ken. Neben den anatomischen und physiologischen Besonderheiten der Nasennebenhöhlen sind es vor allem Vorerkrankungen der Kiefer- höhlen, die den Erfolg eines opera- tiven Vorgehens im Bereich der Kie- ferhöhlen infrage stellen können. Einleitung In den letzten drei Jahren haben wir unsere Philosophie zu den im- plantationsrelevanten Erkrankun- gen der Kieferhöhle auf über zehn „Expertensymposien“ vorgestellt und mit zahlreichen Kollegen dis- kutiert. Von besonderer praktischer Bedeutung war immer wieder die folgenden Problemen bzw. Symp- tomen gefragt werden: • Probleme mit den Nasenneben- höhlen • Anzeichen für eine Allergie • Störungen des Geruchssinns • behinderte Nasenatmung • Kopfschmerzen • Asthma • Analgetikaintoleranz • Schnarchen Bejaht der Patient eines dieser Symptome, ist eine bildgebende Diagnostik indiziert, die über ein Orthopantomogramm hinausgeht. Ein Fragebogen kann helfen, nichts zu vergessen. Bildgebende Diagnostik Es besteht allgemeiner Konsens, dass im seitlichen Oberkiefer bei reduziertem Knochenangebot eine dreidimensionale Diagnostik (DVT) notwendig ist. Darüber hinaus sollte Sanierung des Siebbeins in die Kieferhöhle. Bei streng einseitiger „Verschattung“ einer Kieferhöhle ist immer auch an eine Tumor- erkrankung oder ein Papillom mit Malignisierungstendenz der Kiefer- höhle oder der Fossa retromaxilla- ris oder pterygopalatina zu denken. Neben der Vermessung der Knochenstrukturen sind selbstver- ständlich alle im DVT erkennbaren Veränderungen zu erfassen und zu dokumentieren. Aus langjähri- gen (zwölf Jahre) Erfahrungen mit dem DVT wissen wir, dass in circa 40 Prozent aller untersuchten Fälle pathologische Befunde – meist ohne klinische Symptomatik – er- kennbar sind. Die gesunde Kieferhöhle Die gesunde Kieferhöhle ist frei von allen pathologischen Verände- rungen. Die – im Röntgenbild nicht 1a 1b 1c 1d Abb. 1a: Diffuse Schleimhautschwellung. – Abb. 1b: Polyposis nasi et sinuum. – Abb. 1c: Fremdkörper, Empyeme. – Abb. 1d: Zysten und Polypen. Frage, ob und wann vor einem Si- nuslift eine Sanierung der Kiefer- höhle erfolgen sollte. Es lassen sich vereinfachend vier häufige und ty- pische Befundkonstellationen un- terscheiden. Zum Vorgehen in der Praxis sollen dazu die nachfolgen- den Hinweise gegeben werden. Exakte Anamnese bewahrt vor Problemen Vor jeder Versorgung eines Pa- tienten mit einem Zahnimplantat sollte der Patient gezielt nach den bei einem geplanten Sinuslift nicht nur die Kieferhöhle, sondern auch das Siebbein vollumfänglich dia- gnostiziert werden können. Dies ist nur mithilfe eines DVTs mit gro- ßem Diagnostikfenster möglich. Das Siebbein ist das morpholo- gische Verbindungsstück und die Sekretschleuse zwischen der Kiefer- höhle und der Nase. Die Kiefer- höhle ist eine dem Siebbein funkti- onell nachgeschaltete Kavität. Des- halb führen die meisten endoskopi- schen Operationen heute über eine darstellbare – Schneider’sche Mem- bran ist erfahrungsgemäß extrem dünn und stellt somit einen erhöh- ten technischen Schwierigkeitsgrad für den Sinuslift dar. Die häufigsten Befund- konstellationen der Kiefer- höhle vor einem Sinuslift Diffuse Schleimhautschwellung Eine diffuse Schleimhautschwel- lung ist meist Ausdruck einer Venti- lationsstörung der Kieferhöhle. Die parietale Schleimhaut ist in unter- 2 4b 3 4a 4a 4c 4d Abb. 2: Gesunde Kieferhöhle mit guter Belüftung, Implantat reizlos. – Abb. 3: Dezente Verdickung der basalen Schleimhaut bei guter Belüftung. – Abb. 4a: Komplette Verschattung der rechten Kieferhöhle mit Abtransport von Wurzelfüllmaterial. – Abb. 4b: Wurzel- rest linke Kieferhöhle mit kompletter Verschattung und Einengung des Infundibulums. – Abb. 4c: Implantat in der linken Kieferhöhle (PSA). – Abb. 4d: Knochenersatzmaterial auf dem „Abtransport“. schiedlicher Stärke verdickt; das Lumen der Höhle ist lufthaltig. Für das Anheben der Schleimhaut bei einem Sinuslift ist eine etwas ver- dickte Schleimhaut eher hilfreich als ein Handicap. Die Antwort da- rauf, ob eine belüftungsverbessernde Operation vor einem Sinuslift erfol- gen sollte, findet sich allein im Sieb- bein. Die Kieferhöhle enthält respi- ratorische Schleimhaut mit Becher- zellen und seromukösen Drüsen. Diese produzieren ein Sekret, das über das Infundibulum ethmoidale auf die Schleimhaut der lateralen Nasenwand abtransportiert wird. Die wichtigste Engstelle, die dabei passiert werden muss, ist das Infun- dibulum ethmoidale. Es handelt sich um einen engen, dreidimensio- nalen Raum, dessen mediale Wand durch den Processus uncinatus ge- bildet wird. Die häufigste Opera- tion zur Verbesserung der Ventila- tion der Kieferhöhle ist die Infundi- bulotomie. Dabei wird der Proces- sus uncinatus entfernt und dadurch eine breite Verbindung zwischen der Kieferhöhle und der Nase ge- schaffen. Das ist die wichtigste Vo- raussetzung für eine Reparation der verdickten und entzündlich verdickten Mukosa. Finden sich z. B. eine große Bulla ethmoidalis, orbitale Siebbeinzellen mit Ein- engung des Infundibulums, sog. Hal- ler’sche Zellen, ein langer Processus uncinatus, eine pneumatisierte mitt- lere Muschel oder eine Septumdevi- ation mit Kompression der mittle- ren Muschel, so ist zu einer endo- skopischen Sanierung vor einem Sinuslift zu raten. Sowohl die In- fundibulotomie als auch die Sep- tumplastik werden heute minimal- invasiv ausgeführt, sodass ein Si- nuslift je nach Stärke der Schleim- hauthyperplasie nach einem relativ kurzen Intervall möglich ist. Als Faustregel kann man für die Rege- neration der Schleimhaut einen Millimeter in zwei Wochen rech- nen. Bei einer diffusen Schleim- hauthyperplasie von drei Millime- tern, einer atraumatischen Opera- tion und optimalen Dimensionie- rung des Fensters zwischen 4 und 8 mm kann nach eigenen Erfahrun- gen also von einem Reparations- intervall von circa sechs Wochen ausgegangen werden. Weitere häufige Befundkonstel- lationen der Kieferhöhle vor einem Sinuslift (Polyposis nasi et sinuum, Fremdkörper, Empyeme sowie Zysten und Polypen) werden im ausführ- lichen CME-Artikel erläutert. Dieser ist über den QR-Code abrufbar. Zusammenfassung Für den langfristigen Erfolg einer Sinusbodenaugmentation sind bestimmte Voraussetzungen unab- dingbar. Anamnese und Diagnos- tik haben hier einen besonders hohen Stellenwert. Vor einer Ver- sorgung sollte der Patient nach Problemen mit den Nasenneben- höhlen, Allergien, Kopfschmerzen, Asthma, behinderter Nasenatmung, CME-Fortbildung Implantations - relevante Erkrankungen der Kieferhöhle 2 CME-Punkte Prof. Dr. Hans Behrbohm, Priv.-Doz. Dr. Dr. Steffen G. Köhler Infos zur CME-Fortbildung Gesamter CME-Artikel auf ZWP online CME-ID 64160 Zum Beantworten dieses Fragebogens registrie- ren Sie sich bitte unter: www.zwp-online.info/ de/cme-fortbildung Analgetikaintoleranz und Schnar- chen befragt werden. Die häufigs- ten Befundkonstellationen der Kieferhöhle vor einem Sinuslift sind diffuse Schleimhautschwel- lungen, Nasenpolypen, Fremd- körper, Empyeme, Zysten und Polypen. Solche Vorerkrankungen der Kieferhöhle können, neben den anatomischen und physio- logischen Besonderheiten der Na- sennebenhöhlen, den Erfolg einer Operation in diesem Bereich in- frage stellen. Eine vorangehende Abklärung der Vorbelastungen und eine etwaige Sanierung der Kiefer- höhle sind dabei angebracht. DT Kontakt Infos zum Autor Prof. Dr. Hans Behrbohm Park-Klinik Weißensee Schönstraße 80 13086 Berlin, Deutschland Tel.: +49 30 9628-3852 behrbohm@park-klinik.com Infos zum Autor Priv.-Doz. Dr. Dr. Steffen G. Köhler Chefarzt Klinik Garbátyplatz Garbátyplatz 1 13187 Berlin, Deutschland Tel.: +49 30 49989850 info@klinik-garbatyplatz.de www.klinik-garbatyplatz.de

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