Engagement für Mundgesundheit So arbeiten die 16.000 und Menschlichkeit Zahnärzte in Bayern Erste Koordinierungskonferenz „Bayerische Hilfsinitiativen“. Anzahl der Angestellten steigt. news Zahnbehandlung auf einer Ma- tratze, im Auto oder auf dem Markt? Was in Deutschland undenkbar wäre, ist in Südamerika oder Afrika ein Hoffnungsschimmer. Auch in Asien, Osteuropa und in der eigenen Heimat- gemeinde versorgen Zahnärzte aus Bayern ehrenamtlich bedürftige Menschen. Wie vielfältig die Palette ist, zeigte sich eindrucksvoll bei der ersten Koordinierungskonferenz „Bayerische Hilfsinitiativen“. Zu die- ser Premiere hatte die Bayerische Landeszahnärzte kammer (BLZK) im Februar 2017 nach München ins Zahnärztehaus geladen. Siebzehn Ak- teure berichteten über ihr Engage- ment in elf nichtstaatlichen Organisa- tionen. Einsätze zu Wasser und zu Land, rund um den Globus Die Spannweite der Arbeitsbedin- gungen, Tätigkeitsfelder und persön- lichen Beweggründe ist groß. Den- noch wurde rasch klar: Humanität ist keine Frage des Alters. Die Runde bei der Koordinierungskonferenz um- fasste Studenten- (Campus for Change), Familien- (Karpatenprojekt) und Hilfs - initiativen mit universitärer Einbin- dung (Zahnärzte helfen). Manche Ak- tionen kooperieren mit Schulen, Waisenhäusern oder kirchlichen Ein- richtungen (z. B. Förderkreis Clinica Santa Maria, Zahnärztliches Hilfs projekt Brasilien). Eben- falls dabei waren Vertreter von Großprojekten mit Hun- derten von Unterstützern ver - derten von Unterstützern ver - schiedener Nationalitäten (Mercy schiedener Nationalitäten (Mercy Ships, Dentists without Limits, Den- Ships, Dentists without Limits, Den- tal Volunteers). Bei den meisten Initiativen steht Bei den meisten Initiativen steht die zahnärztliche Behandlung im die zahnärztliche Behandlung im Vordergrund. Weitere fokussieren Vordergrund. Weitere fokussieren sich auf Gesundheitsförderung – etwa Prophylaxeaufklärung für Kinder –, bilden einheimische Hilfs- kräfte aus oder bieten Mentorship- Programme an. Außer dem Aus- tausch von Erfahrungen wurde ange- regt über die Akquisition freiwilliger Helfer, Fundraising und steuerliche Aspekte der Altgoldsammlung disku- tiert. Hilfsbereitschaft als gesellschaftliche Pfl icht Soziales Engagement hat in der Zahnärzteschaft Bayerns eine lange Tradition. Bereits 1988 grün- deten Zahnärzte als private Initia- tive das „Zahnärztliche Hilfsprojekt Brasilien“ (ZHB), dessen Schirmherr- schaft die BLZK später übernahm. Seit knapp einem Vierteljahrhun- dert veranstaltet die Kammer Bene- fi z-Golfturniere und spendet den Reinerlös an soziale Projekte. Damit war sie die erste zahnärztliche Stan- desorganisation, die eine Sport-Cha- rity-Veranstaltung ins Leben geru- fen hatte. Seit 2009 wirken bayerische Zahnarztpraxen – organisiert von der BLZK – ehrenamtlich am Unter- suchungs- und Beratungsprogramm der „Special Olympics“ für Menschen mit geistiger Behinderung mit. Das jüngste soziale Projekt unter der Schirmherrschaft der BLZK ist das „Hilfswerk Zahnmedizin Bayern“ (HZB). Es wurde 2011 gegründet und bietet Patienten ohne Krankenversi- cherungsschutz kostenfrei zahnärzt- liche Behandlungen an. www.blzk.de > Die Kammer > geferate > geferat Soziales Engagement www.hilfswerk-zahnmedizin- bayern.de Schlichten statt richten Neues Verfahren ist ein großer Erfolg. Mediatoren ausbildung – ist der zahnmedizini sche Sachverstand ge- währleistet. Bei jedem Schlichtungs- termin wird die Anwältin unterstützt durch einen der circa 20 zahnärztli- chen Beisitzer der BLZK. Sie alle sind erfahrene Zahnärzte mit verschiede- nen Spezialisierungen und Schwer- punkten. Freiwilliges Verfahren Das Schlichtungsverfahren der BLZK lehnt sich an die Grundsätze der Mediation an. Erst wenn die Zustim- mung beider Parteien vorliegt, das Schlichtungsverfahren zu eröffnen, wird eine Gebühr von 400 Euro fällig. Diese übernimmt unter Umständen eine Rechtsschutzversicherung. Derzeit beantragen überwiegend Patienten das Schlichtungsverfahren. Zahnärzte, die in Bayern praktizieren, haben jedoch ebenfalls die Möglich- keit, Streitigkeiten mit ihren Patienten von der Schlichtungsstelle klären zu lassen – und so belastende gerichtli- che Verfahren zu vermeiden. Schlichtungsstelle der BLZK Fallstraße 34, 81369 München Tel.: 089 72480-154 Fax: 089 72480-155 schlichtung@blzk.de www.blzk.de > Die Kam- mer > Einrichtungen > Schlichtungsstelle Auch bei den Besuchern der Publikumsmesse „Die 66“ in München kam das Schlichtungsver- fahren der BLZK gut an. (Foto: © BLZK) Neue Wege geht die Bayerische Landeszahnärztekammer (BLZK) bei der außergerichtlichen Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Zahnärz- ten und Patienten. Die außerordent- lich hohe Erfolgsquote gibt den Initia- toren des Mediationsmodells Recht. Hintergrund Bei weiteren rund 50 Verfahren verständigten sich beide Parteien auf eine gemeinsam getroffene Vereinba- rung, um den Streit beizulegen. Die Möglichkeit, diese Vereinbarung zu widerrufen, wurde fast nicht genutzt. Rechtsverbindliche Streitbeilegung Seit Einführung des neuen Schlichtungsverfahrens zu Beginn des Jahres 2016 gingen etwa 150 Schlichtungsanträge bei der Berufs- vertretung der bayerischen Zahn- ärzte ein. In einem Drittel der Fälle verweigerten die betroffenen Zahn- ärzte ihre Zustimmung zur Eröffnung eines Schlichtungsverfahrens. Ziel des neuen Schlichtungsver- fahrens ist die gütliche und rechtsver- bindliche Beilegung von Streitigkei- ten aus dem Behandlungs ver hält - nis zwischen Zahnarzt und Pa tient, etwa infolge behaupteter Behand- lungsfehler. Neben der juristischen Expertise – die Leiterin der Schlich- tungsstelle ist Rechtsanwältin mit 38 München 2017 Die Zahl der Zahnärzte in Bayern hat die Marke von 16.000 erreicht. Das zeigen die aktuellen Mitglieder- statistiken der Bayerischen Landes- zahnärztekammer (BLZK) und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB). gen (2006: 13.660; 2016: 15.967). Da- bei wuchs die Anzahl der Zahnärz- tinnen deutlich: Waren 2006 nur 4.626 Zahnärztinnen gemeldet, wa- ren es Ende 2016 bereits 6.505. Das entspricht einem prozentualen Zu- wachs von knapp 41 Prozent. Im Abbildung 1: Zahnärzte in Bayern, 2006 bis 2016, nach Geschlecht. Forderung nach Planungs- sicherheit für Berufs einsteiger „Die niedergelassenen Zahn- ärzte sichern die fl ächendeckende, wohnortnahe Versorgung in ganz Bayern. Wenn der Trend zur Anstel- lung anhält, wird es für viele ältere Kollegen schwer, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für ihre Praxis zu fi nden. Junge Zahnärzte brauchen finanzielle Planungs- sicherheit und eine Entlastung von den zahlreichen bürokratischen Vorschriften. Nur so wird die Nie- derlassung wieder attraktiv“, beto- nen Christian Berger und Dr. Rüdi- ger Schott, die an der Spitze der beiden großen zahnärztlichen Kör- perschaften in Bayern stehen. Insgesamt ist die Zahl der Zahn- ärzte in Bayern in den letzten zehn Jahren um knapp 17 Prozent gestie- gleichen Zeitraum verzeichnet die BLZK-Statistik bei den männlichen Berufsträgern eine Steigerung um lediglich 5 Prozent (2006: 9.034; 2016: 9.462). Doppelt so viele Angestellte wie vor zehn Jahren 2006 waren 11 Prozent der zahnärztlich tätigen Zahnärzte in Bayern in einer Praxis angestellt (1.140 von 10.299). Ende 2016 hat sich der Anteil der angestellten Zahnärzte (mit einer Quote von 26 Prozent an den zahnärztlich tätigen Zahnärzten) mehr als verdoppelt (3.028 von 11.822). 64 Prozent der angestellten Zahnärzte waren Frauen (1.971 von 3.028). Quelle und Grafi ken: Zahnärztestatistik der BLZK, Stand: Ende 2016 Abbildung 2: Angestellte Zahnärzte in Bayern, 2006 bis 2016, nach Geschlecht.