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Zahnärztliche Assistenz No. 1, 2017

28 AKTUELLES No. 1/2017 ·7. Juni 2017 Der Schlüssel zum Erfolg in der Prophylaxe Prophylaxe in der Zahnmedizin bedeutet die Anwendung von Maßnahmen, die das Entstehen oder die Verschlechterung von Krankheiten der Zähne und des Zahnhalteapparates verhindern. Von Bernita Bush Gissler RDH, BS, Lommiswil. Pathogene Mikroorganismen modifiziert durch 1 – Mundhygiene – Retentionsfaktoren – Ernährung 5 Negativer Stress Psyche – Immunmodulation Genetik – Immundefekte – Syndrom Parodontitis Systemische Erkrankung Viren – Immunmodulation 2 Soziales Umfeld – Familie – Erziehung – Beruf – sozioökonomische Faktoren – Kultur – politische Ausrichtung? 2 4 Gewohnheiten – allgemeiner Umgang mit Gesundheit – Rauchen – Alkohol – Ernährung – Medikamente 3 1 Abb. 1: König-Modell, 1971. – Abb. 2: Ätiologie der Parodontitis-Interaktion zwischen Zahnplaque und Wirt. Vorsorge und frühzeitiges Erken- nen – zwei triftige Gründe für einen Prophylaxetermin. Axelsson, Lindhe und viele andere haben in den 1970er-Jahren oralen Krank- heiten den Kampf angesagt. Sie zeigten uns den Weg und erläuter- ten die Notwendigkeit, diesen Weg gehen zu müssen. Neueste klini- sche Studien und systematische Re- views bestätigen dies und ergän- zen die Kenntnisse mit aktuellen Forschungsergebnissen. Gewachsenes medizinisches Wis- sen sowie die Entwicklung von Medi- kamenten und Therapien sorgen dafür, dass Menschen heute länger leben. Die Herausforderung, die orale Gesundheit der Bevölkerung ab dem 60., 70. sogar 80. Lebensjahr auf- rechtzuerhalten, wird immer größer. Die Patienten von heute unterschei- den sich von jenen von vor 20 Jahren. Die Menschen haben eine höhere Le- benserwartung, in hohem Alter mehr Zähne und sogar Implantate. Sie brin- gen unter Umständen aber auch me- dizinische Voraussetzungen mit, die eventuell die Prophylaxe/kausale Be- handlung beeinträchtigen können. Der erste Schritt ist die Anamnese und eine vorsorgliche Untersuchung zum frühzeitigen Erkennen von krank- haften Zuständen und medizi nischen Risikofaktoren. Durch eine gründliche Recherche der Kranken geschichte be- kommen wir Hinweise, u. a. zu Medi- kamenteneinnahmen und systemi- schen Krankheiten, die den Weg zum Behandlungsplan oder zu anderweiti- gen Empfehlungen weisen. Karies Wissenschaftliche Fakten zeigen die Ursachen von Karies auf: Bekannt als chronische Infektionskrankheit, wel- che als multifaktorieller Prozess der Demineralisation zum irrever siblen Verlust der Zahnhartsubstanz führt. Das König-Modell, 1971, zeigt die Faktoren, die bei der Entstehung von Karies ins Spiel kommen. Mühlemann, 1967; Baehni P, 1983; Axelsson/ Lindhe, 1987 sprachen über die spe- zifi sche Plaquehypothese, dass die Speichelmenge, der pH-Wert und die lokalen Faktoren das Kariesrisiko erhöhen. In der Praxis werden die Maßnah- men ergänzt, Mundhygiene instruktion erteilt, Empfehlungen gemäß des kli- nischen Befundes gegeben. Auch die Industrie hat darauf reagiert und Mundhygiene-Hilfsmittel, d. h. Pro- dukte, die gezielt auf die Prophylaxe ausgerichtet sind und auf wissen- schaftlichen Erkenntnissen basieren, auf den Markt gebracht. Die Zahnpas- ten, Gels, Lacke, Spülungen usw. wir- ken plaque- und karieshemmend, re- mineralisieren Schmelz und dämmen Entzündungen des Weichgewebes ein. Produkte, die patientengerecht eingesetzt sind, unterstützen die häus- liche Pfl ege. Die sichtbaren und spür- baren Verbesserungen des Weichge- webes motivieren die Patienten zum Weitermachen. Prophylaxekonzept Als nächster Schritt soll in der Pra - xis ein Prophylaxekonzept ent wickelt werden, um die aus der gründlichen Anamnese resultierenden Erkennt- nisse in eine Strategie umzusetzen. Das Konzept funktioniert nur, wenn die Patienten individuell informiert und betreut werden. Jene Patienten, die zu den Hochrisikogruppen gehö- ren, bedürfen dabei einer besonderen Aufmerksamkeit. Zu den in der Literatur genannten Kariesrisikogruppen gehören Kinder, Jugendliche ab 14 Jahren und Se- nioren. Bei Kindern und Jugendlichen ist es äußerst wichtig, Ernährungs- beratung/Lenkung in die Prophylaxe einzubeziehen. Frühzeitige Mund- m o c . k c o t s r e t t u h S / S H N N A O I S A E D A N U O K © hygiene instruktionen für Kinder, die An leitung zur selbstständig durch- führbaren häuslichen Pfl ege – unter Einbezug der Eltern – gehören in ein umfassendes Konzept. Auf einem Public Health-Niveau kann sogar Gruppenprophylaxe in Schulen oder Heimen für Patienten organisiert werden, die keinen oder nur eingeschränkten Zugang zur Pro- phylaxe haben. Bei der Konzepterarbeitung sind viele Aspekte in Betracht zu ziehen: Zahnstellung, schlechte Gewohnhei- ten, Eigenmotivation und die Entwick- lung des Bewusstseins der jungen Pa- tienten. Senioren mit erhöhtem Ka- riesrisiko benötigen ebenfalls Ernäh- rungsberatung/Lenkung. Speziell bei ihnen sind Speichelmenge und -quali- tät, Medikamenteneinnahme, moto- rische und Sehfähigkeiten zu berück- sichtigen. Wenn diese Faktoren bei der Kariesprophylaxe-Strategie Be- achtung fi nden, ist man bereits auf Erfolgskurs. Parodontalerkrankungen Die wissenschaftliche Forschung liefert ebenfalls Erkenntnisse, die mul- tifaktoriellen Ursachen von Parodon- talerkrankungen betreffend, und un- terscheidet dabei chronische und ag- gressive Formen. Der „Haupttäter“ befi ndet sich wiederum im Biofi lm. Der Verlauf der Parodontitiden kann und wird durch Risikofaktoren wie die Mikrofl ora, Genetik, Rauchen, syste- mische Erkrankungen, Arzneimittel usw. beeinfl usst. Diese Faktoren müs- sen im Prophylaxekonzept und in der Behandlungsstrategie berücksichtigt werden. Im Fokus der Parodonti- tisprophylaxe der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) stehen der Istzustand, die medizinischen und nichtmedizinischen Risikofaktoren. Vom Praxisteam werden die profes- sionelle mechanische Plaqueentfer- nung (PMPR; ggf. selektive subgingi- vale Instrumentation), eine indivi- duelle Mundhygieneinstruktion mit den entsprechenden Hilfsmitteln und adjuvante Therapien durchgeführt. Ein Praxisteam-Konzept, welches auf Wissen und Evidenz basiert, trägt zum Erfolg der Prophylaxe bei. Selbst- verständlich ist die Fähigkeit, dass das Team die Patienten zu motivieren ver- mag, ein großer Teil des Erfolgs. Wichtig sind formulierte Strategien mit konkreten Zielsetzungen, wobei die Aufgabenbereiche auf jedes Teammitglied entsprechend seiner Ausbildung und Kompetenz abge- stimmt sein sollten. Im Plenum wer- den die zu empfehlenden Mund- hygieneartikel bestimmt und Infor- mationen über dessen Anwendun- gen ausgetauscht. Team playing Wenn das ganze Team an einem Strang zieht und den Patienten von den Praxisstrategien überzeugen kann, dann ist der letzte Schritt er- reicht und der Erfolg bald in Sicht. Erfolg – das positive Ergebnis einer Bemühung Das Team bemüht sich umfassend darum, dass die Ziele bzw. das Praxis- konzept kommuniziert und verstan- den werden. Der Weg zum Erfolg kann erst dann beginnen, wenn die Patienten vom Konzept überzeugt und motiviert sind. Erfolg defi niert sich vor allem dann, wenn die Pa- tienten über Jahre hinweg verbesserte und stabile orale Verhältnisse aufwei- sen. Natürlich werden nicht alle Pa- tienten „compliant“ sein oder sich überzeugen lassen. Für das Team be- steht die ständige Herausforderung, sich weiterzubilden und die Behand- lungen nach neusten wissenschaft- lichen Erkenntnissen und entspre- chend ihrer Kompetenzen durchzu- führen. Die UPT ist ein Leben lang zu beachten und notwendig, um die orale Gesundheit der Patienten zu er- halten. Die Kombination aller Fakto- ren kann zum Erfolg führen. Das ist auch die Grundlage, auf der es ge- lingt, Prophylaxemaßnahmen des UPT-Termins in den Vordergrund zu rücken und der Kausaltherapie einen nachfolgenden Rang einzuräumen. Der Schlüssel zum Erfolg in der Pro- phylaxe liegt in Ihrer Hand.  Infos zur Autorin Kontakt Bernita Bush Gissler RDH, BS Sonnenrainweg 5 4514 Lommiswil Schweiz bbush@solnet.ch 3 4 Abb. 3: Das Team. – Abb. 4 : Die beitragenden Faktoren zum Erfolg. Evidenz Ausbildung/Kompetenz Motivation Konzept/Strategie ERFOLG © danleap/Shutterstock.com

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