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Dental Tribune German Edition No.2, 2017

8 Science DENTAL TRIBUNE · German Edition · Nr. 2/2017 Behandlung eines zentralen avitalen Schneidezahns mit offenem Apex mittels Anwendung von MTA-basiertem Reparaturmaterial Die Professoren Dr. Mario Luis Zuolo, DDS, MSc, und Arthur de Siqueira Zuolo, DDS, MSc, São Paulo, Brasilien, stellen die klinische Erkennung, Diagnose und Behandlung eines zentralen, avitalen Schneidezahns mit offenem Apex vor. Die Behandlung nekrotischer, un- reifer Zähne mit avitaler Pulpa und offenem Apex stellt öfter eine He- rausforderung für den Zahnarzt dar. Die Reinigung und Formung der dünnen Wände des Kanals, die Kontrolle der Infektion und die Herstellung einer zufriedenstellen- den Dichtung des Apex sind manch- mal nicht möglich.1 In den meisten Fällen schließt die Behandlung die Induktion von apikaler Verschlie- ßung mittels Apexifizierung ein, um bessere Bedingungen für die herkömmliche Behandlung zu er- möglichen.2 Calciumhydroxid ist traditio- nell das gewählte Material zwecks Induktion der Bildung einer Bar- riere aus apikalem Hartgewebe vor der Anbringung des endgültigen Restaurationsmaterials.3 Obwohl verschiedene Studien günstige Er- gebnisse bei dieser Behandlung nachweisen,4–7 wurden auch einige Nachteile berichtet. Die Anwen- dung von apikalen Calciumhydro- xidbarrieren wurde mit Problemen wie Unvorhersehbarkeit der apika- len Verschließung,8 Risiko von neuer Infizierung aufgrund Infil- tration in die provisorische Versor- gung9 sowie Risiko von Wurzel- fraktur als Folge der langfristigen Anwendung von Calciumhydroxid verbunden10–11. Außerdem hat die niedrige The- rapietreue einen negativen Einfluss auf die Prognose traditioneller Apexifizierungsvorgänge.12 Behandlungsoption Seit Erscheinen des Mineral Trioxid Aggregats (MTA), ein nicht absorbierbares und biokompatibles Material basierend auf Calcium- silicat, gibt es eine andere Behand- lungsoption.13 Dieses Material weist auch bei Feuchtigkeit eine kurze Aushärtungszeit auf. Es erhält in weniger als drei Stunden eine harte 4a 4b 1 2 3a 3b Abb. 1: Anfängliches Röntgenbild des Zahnes 11 mit offenem Apex und periradikulärer Läsion. – Abb. 2: Röntgenbild nach dem ers- ten Praxisbesuch, mit Calciumhydroxidpaste im Kanal. – Abb. 3a und b: Röntgenbilder während der Verschließung. 3a: Man beachte die Lage der apikalen Barriere (Pfeile). 3b: Verschluss und Restauration. Struktur.14 Diese Eigenschaft, samt seiner Fähigkeit zur Bildung von Hartgewebe zu führen, ermöglicht bei der Anwendung an periradi- kulären Geweben15 die sofortige Füllung von Zähnen mit offenem Apex.16–18 Verschiedene Studien be- weisen, dass die Apexifizierung mit MTA eine hohe Erfolgsrate hat, mit weniger häufigen Praxisbesuchen und früherem Abschluss.18–21 Bei einer Vergleichsstudie zwischen klinischen und radiologischen Er- gebnissen von Apexifizierung mit MTA oder Calciumhydroxid er- folgte bei allen mit MTA behandel- ten Fällen eine Heilung, während bei den mit Calciumhydroxid be- handelten Fällen zwei von 15 er- krankt blieben.9 Das MTA weist jedoch auch Nachteile auf. Aufgrund seiner Konsistenz kann die Handhabung und Anwendung an der Reparatur- stelle schwierig sein.22 Der Ge- brauch kann auch zur Verfärbung des Zahnes führen und muss daher in ästhetischen Bereichen sehr vor- sichtig erfolgen.23 Ein neues Mate- rial, MTA REPAIR HP – MTA von „hoher Plastizität“ (Angelus®, Lon- drina, PR, Brasilien) – wurde kürz- lich mit dem Ziel eingeführt, einige dieser Eigenschaften zu verbes- sern.24 Die neue Formel behält sämtliche biologischen und chemi- schen Eigenschaften des originalen MTA bei, die physischen Eigen- schaften sind jedoch geändert und führen zu mehr Plastizität, sodass die Handhabung und Einfügung erleichtert werden. Außerdem ent- hält die Formel Calciumwolframat (CaWO4), ein röntgendichtes Ma- terial, welches laut Hersteller weder die Wurzel noch die Zahnkrone verfärbt.24 Fallbericht In diesem Bericht stellen wir die klinische Erkennung, die Diagnose und die Behandlung eines zentra- len, avitalen Schneidezahns mit of- fenem Apex vor, mit der Anwen- dung eines innovativen, auf MTA basierten Reparaturmaterials. Ein zwölfjähriger Patient suchte die Praxis mit der Hauptbeschwerde von Schmerzen am Zahn 11 auf. Die klinische Untersuchung zeigte, dass der Zahn eine provisorische Füllung enthielt und auf Aufschlag und Palpation mit Schmerz re- agierte. Es befand sich außerdem ein diskretes Ödem in diesem Bereich. Es bestand kein Sondie- rungsfehler oder Ausgang des Sinustraktes. Laut Aussage des Patienten wurde vor etwa zwölf Monaten eine Behandlung des Wurzelkanals begonnen. Die Rönt- genuntersuchung zeigte ein rönt- gendichtes Material im Kanal, we- nige Millimeter vom Apex entfernt. Außerdem ließ sich erkennen, dass der Apex nicht vollständig gebildet war und eine periapikale Läsion aufwies (Abb. 1). Es wurde die klinische Diagnose eines avitalen Zahnes mit bereits begonnener Therapie und apikaler symptoma- tischer Periodontitis gestellt. Der Behandlungsplan umfasste anfänglich das Reinigen und Mo- dellieren des Kanals sowie die Anbringung eines Calciumhydro- xid-Heilmittels. Nach ein bis zwei Wochen, mit dem Abklingen der Symptome, würden wir dann eine apikale Barriere mit einem neuen MTA-basierten Material erstellen, den Zahn füllen und versorgen. Dieser Plan wurde den Eltern des Patienten dargelegt, die sich damit einverstanden erklärten. Mit der Unterzeichnung der Einverständniserklärung wurden 1,8 ml Lokalbetäubung (Lidocain zu 2 % mit Epinephrin 1:100.000) verabreicht, das Reparaturmaterial wurde entfernt und der endodonti- sche Zugang korrigiert. Nach der 5a 5b Abb. 4a und b: Cone-beam-Computertomografie (CBCT). 4a: Axiale Sicht unmittelbar nach der Anbringung des MTA HP. 4b: Axiale Sicht bei der Nachbetreuung nach neun Mo- naten. Man beachte die Knochenbildung einschließlich Kortikalplatte. – Abb. 5a und b: Cone-beam-Computertomografie (CBCT). 5a: Sagittale Sicht unmittelbar nach der Anbrin- gung des MTA HP. 5b: Sagittale Sicht beim Praxisbesuch nach neun Monaten. Sichtbar sind die Bildung der Kortikalplatte sowie dier teilweise vorgenommene Apikalverschluss. absoluten Isolierung wurde das Material mit der geeigneten Spü- lung mittels Anwendung einer Na- triumhypochloritlösung zu 2,5% (Fórmula & Ação, São Paulo, SP, Brasilien) und einer Ultraschall- spitze CPR 7® (Obtura Spartan® Endodontics, Algonquin, IL, USA) aus dem Kanal entfernt. Nach der Entfernung des Mate- rials aus dem Kanal wurden Lar- go-Bohrer (#2 und #3) für die Vor- bereitung der ersten zwei Drittel des Kanals benutzt. Anschließend wurde das Apikalforamen mithilfe eines Apexfinders (Raypex®, VDW, München) ermittelt, die Arbeits- länge auf „0.0“ festgelegt und mit- tels Röntgenbild bestätigt. Es wurde mit der Instrumen tierung fortgefahren, mit Anwendung von Edelstahl-Handfeilen des K-Typs in einer Crown-down-Technik, bis eine Handfeile der Größe #80 die Arbeitslänge erreichte. Bei jedem Instrumentenwechsel erfolgte eine ausgiebige Spülung mit Natrium- hypochloritlösung zu 2,5 % (ca. 100 ml während der gesamten Be- handlung). Die passive Ultraschall- spülung erfolgte mehrmals für je eine Minute, um die komplette Ent- fernung des vorherigen Füllungs- materials sicherzustellen und die Spültechnik optimal zu gestalten. Nach Beendigung der Instru- mentierung wurde der Kanal mit 5 ml EDTA (Fórmula e Ação, São Paulo, SP, Brasilien) zu 17 % drei Minuten lang gespült, die Endspü- lung erfolgte mit 5 ml Kochsalz- lösung. Als Heilmittel zwischen den Praxisbesuchen wurde eine Cal- ciumhydroxidpaste in den Kanal eingeführt und der Zahn wurde zeitweilig restauriert (Abb. 2). Nach zehn Tagen kam der Pa- tient in die Klinik, um die Behand- lung zu beenden. Der Zahn war asymptomatisch, das Ödem ver- schwunden. Nach Entfernung der vorläufigen Versiegelung konnte die Calciumhydroxidpaste mit Natri- umhypochloritlösung zu 2,5 % und passiver Ultraschallspülung entfernt werden. Es wurde erneut eine Hand- feile #80 in der Arbeitslänge benutzt. Der Kanal wurde dann drei Minuten lang mit 5 ml EDTA (Fórmula & Ação, São Paulo, SP, Brasilien) zu 17 % gespült, um die Smearlayer zu entfernen, und mit 5 ml Kochsalz- lösung endbespült. Der Kanal wurde mit Papierspitzen getrocknet und es wurde MTA HP (Angelus®, Lon- drina, PR, Brasilien) laut den Her- stelleranweisungen verwendet, das mithilfe von vertikalen Kondensato- ren (B&L Biotech Inc., Fairfax, VA, USA) in die letzten 3 mm des Wur- zelkanals eingebracht wurde und einen Apexstopfen bildete. Nach zehn Minuten verfestigte sich das Material und der Zahn wurde mit BC (Brasseler USA®, Savannah, GA, USA) und mit Gutta- percha anhand lateraler Kondensa- tion verschlossen (Abb. 3). Sealer™

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