Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Perio Tribune German Edition

20 PERIO TRIBUNE German Edition Nr. 12/2016 · 5. Dezember 2016 Perio News Parodontologie kann noch mehr Zum Ende seiner Amtszeit als Präsident der European Federation of Periodontology (EFP) gab Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen ein Interview. In die Amtsperiode von Prof. Jep- sen als EFP-Präsident fielen wich- tige Meilensteine: das 25-jährige Jubiläum, die EuroPerio8 sowie der Start einer europaweiten Kam- pagne für eine bessere Parodontal- gesundheit. Ungeachtet des jährli- chen Wechsels an der Spitze wird Prof. Jepsen weiter im Vorstand des wissenschaftlichen Dachver- bandes engagiert bleiben. Seine nächsten großen EFP-Projekte sind der Joint EFP/AAP „World Workshop on a New Classification of Periodontal and Peri-implant Diseases“ im November 2017 und der Scientific Chair für die Ausge- staltung des nächsten, weltweit be- deutendsten Parodontologie-Kon- gresses, der EuroPerio9 im Juni 2018 in Amsterdam. In Deutsch- land ist er Koordinator einer neuen AWMF-Leitlinie „Diabetes und Parodontitis“. Seit 25 Jahren gibt es die EFP, und ihre Bedeutung wächst. Was bie- tet sie ihren Mitgliedern und der Zahnärzteschaft? Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen: Die EFP ist der Dachverband von 29 nationalen parodontologischen Fachgesellschaften, die insgesamt rund 15.000 Mitglieder haben. Übergeordnetes Ziel ist die Förde- rung der Parodontalgesundheit als Teil der Allgemeingesundheit durch Aus- und Fortbildung, For- schung und Kommunikation. In diesem Jahr feierte die EFP das 25-jährige Jubiläum und wir hat- ten im April in Berlin eine große Festveranstaltung mit den Präsi- denten und Delegierten (Abb. 2). Zu diesem Anlass konnten wir voller Freude und auch mit Stolz auf 25 Jahre Parodontologie in Europa zurückschauen – auf den großen Erfolg unserer EuroPerio-Kon- gresse, der bedeutendsten und größten Parodontologietagungen weltweit, auf unser hoch angesehe- nes wissenschaftliches Journal of Clinical Periodontology und auf die European Workshops on Perio- dontology, die weltweit führenden wissenschaftlichen Konsensuskon- ferenzen zu Schlüsselthemen der Parodontologie und Implantat- therapie. Aufgrund all dieser Akti- vitäten genießt die EFP ein sehr hohes Ansehen und gilt als die weltweit anerkannte Autorität in der wissenschaftlich fundierten Parodontologie. Dabei werden wir geleitet von der EFP-Vision „Perio- dontal health for a better life“. Die- ses wollen wir als Thema und als Auftrag in die Zahnärzteschaft, aber auch in die Öffentlichkeit transportieren. Und das im euro- päischen Schulterschluss. Was waren die Meilensteine Ihrer Präsidentschaft? Im Fokus stand natürlich die 25-Jahr-Feier der EFP, die wir zu- sammen mit der Generalversamm- lung in Berlin mit einem Festakt be- gehen konnten. Als wichtigsten Schwerpunkt meiner EFP-Präsi- dentschaft haben wir eine europa- weite Aufklärungskampagne mit dem Ziel gestartet, das Wissen und das Bewusstsein über die Bedeu- tung parodontaler Erkrankungen, Gingivitis und Parodontitis ent- scheidend zu verbessern. Die EFP war schon immer sehr gut darin, wissenschaftliche Evidenz zu ge- nerieren und diese global in der Fachwelt zu verbreiten. Allerdings haben wir es bisher nicht vermocht, diese Erkenntnisse genauso erfolg- reich auch in die nicht speziali- sierte Zahnärzteschaft, an die Pa- tienten, in die Öffentlichkeit und zu den gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern zu tragen. Basierend auf den Erkenntnissen und der Evidenz aus zwei bedeu- tenden EFP-Konsensuskonferen- zen zur Prävention und zu den Wechselwirkungen zwischen paro- dontaler und systemischer Erkran- kung haben wir unter dem Motto „Periodontal Health for a better Life“ einige Kernbotschaften for- muliert. 21 nationale Gesellschaf- ten haben am European Perio Day teilgenommen und es wurden zahlreiche sehr originelle öffent- lichkeitswirksame Aktionen ent- faltet, die ein großes Echo in der Presse und in den sozialen Medien fanden. Auch haben wir wichtige Kontakte zur WHO und zur International Diabetes Federation (IDF) ge- knüpft. Wir haben eine Kon- sensuskonferenz mit den europä- ischen Kariologen (ORCA) vorbe- reitet, die im November dieses Jahres stattgefunden hat. Weiter haben wir einen World Workshop zusammen mit unseren amerika- nischen Kollegen (AAP) zur Erar- beitung einer neuen weltweit gül- tigen Klassifikation von parodon- talen und periimplantären Er- krankungen im Jahr 2017 initiiert und intensiv durchgeplant. Und auch die Vorbereitungen für den nächsten EuroPerio-Kon- gress 2018 in Amsterdam laufen be- reits auf Hochtouren. Das Thema Prävention ist in der aktuellen Diskussion. Auch die EFP hat dies zu einem Thema gemacht. Prävention war das Leitthema unseres EFP Workshops Ende 2014. In vier Arbeitsgruppen wurden von 75 internationalen Experten Forschungsergebnisse zu diesem Thema systematisch begutachtet und aufbereitet. Sie betreffen die Grundlagen von Präventionskon- zepten sowie die Behandlung von Gingivitis und periimplantärer Mukositis zur primären Präven- tion von Parodontitis und Periim- plantitis. Außerdem beschäftigten wir uns mit den Konzepten, die bei zuvor erkrankten und bereits the- rapierten Patienten ein Wieder- auftreten der Erkrankung verhin- dern sollen (sekundäre Präven- tion). Wie überführen Sie diese um- fangreichen wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis? Das ist natürlich ein ganz wichtiger Punkt für uns. Deshalb haben wir die Erkenntnisse aus den Workshops in neun klinische Empfehlungen für die Praxis überführt. Diese können Zahn- mediziner auf der EFP-Website nachschlagen. Was sind darin die leitenden Ge- danken zum Thema Prävention? Wichtig ist für uns, zu diffe- renzieren zwischen der Primär- prävention für Gesunde bzw. le- diglich an Gingivitis Erkrankten und einer Sekundärprävention bei zuvor erkrankten, bereits thera- pierten Patienten. Die PZR ist eine wichtige Maßnahme der Primär- prävention. Wichtig ist, Risiko- faktoren wie z.B. Rauchen und Diabetes zu berücksichtigen, da- rüber aufzuklären und Verhaltens- änderungen in Richtung eines ge- sunden Lebensstils zu vermitteln. Zur Therapie einer Parodontitis ist eine alleinige PZR allerdings nicht geeignet. Sekundärpräven- tion nach aktiver Parodontitisthe- rapie beginnt, wenn ein definierter Endpunkt (nach Möglichkeit deutliche Reduktionen von Son- dierungstiefen [< 5 mm] und Son- dierungsblutung [<15%]) erreicht ist und bedeutet unterstützende Parodontitistherapie (UPT), wel- che die regelmäßige jährliche Er- hebung des Parodontalstatus und gegebenenfalls frühzeitige erneute aktive Therapie mit subgingiva- lem Scaling beinhaltet. Sie sind Koordinator einer neuen AWMF-Leitlinie „Diabetes und Parodontitis“. Heißt das, Sie räu- men den Zahnärzten eine neue Rolle im Gesundheitssystem ein? Wir sind überzeugt, dass Paro- dontologen und Zahnärzte eine wichtige Rolle spielen können, um Verhaltensänderungen und Ge- sundheitsförderung zu unterstüt- zen. Es ist doch so, dass die Zahn- arztpraxis eine Gesundheitsein- richtung ist, die von gesunden Men- schen am häufigsten besucht wird. Darin liegt eine Chance, Krank- heiten vorzubeugen oder sie zu- mindest im Frühstadium zu erken- nen. Deshalb haben wir konsequen- terweise die Gesundheitsfachkräfte dazu aufgerufen, das EFP-Manifest „Perio and General Health“ zu un- terzeichnen. Darin geht es um die Schlüsselrolle, die das zahnmedizi- nische Team bei der Verbesserung der Allgemeingesundheit spielen kann. Möglichkeiten speziell im Hinblick auf Diabetes wären zum Beispiel, ein Screening auf Diabe- tes in der zahnärztlichen Praxis durchzuführen oder umgekehrt die Selbsttest-App der DG PARO in Arztpraxen einzusetzen. Mit der Leitlinie „Diabetes und Paro- dontitis“ wollen wir die Vernet- zung von Arzt- und Zahnarztpra- xen bei der Prävention und Be- handlung der beiden Erkrankun- gen weiter vorantreiben. Die Leitlinie soll im Sommer 2017 be- schlossen werden und eine wich- tige Orientierungshilfe für die Praxis sein. Was steht denn nun für Sie per- sönlich auf der Agenda? Zunächst gilt es, unsere EFP- Patientenkampagne „Perio for a better life“ zu fördern. Die neue AWMF-Leitlinie „Diabetes und Parodontitis“ wird wesentlich dazu beitragen, das große gemeinsame Thema von EFP und DG PARO zum Zusammenhang von Mund- und Allgemeingesundheit weiter voranzutreiben – auch im Schul- terschluss mit Ärzten und Dia- betologen. Und natürlich ist die EuroPerio9 2018 in Amsterdam ein äußerst spannendes und heraus- forderndes Projekt. Ich möchte gerne weiterhin Bindeglied zwi- schen den EFP-Ländern sein, aber auch zwischen Wissenschaft und Praxis – sowie ein Botschafter für Mundgesundheit in Richtung Be- völkerung und Politik. PT Quelle: DG Paro Abb. 1: Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen. „Periodontal health for a better life – dieses wollen wir als Thema und als Auf- trag in die Zahnärzteschaft, aber auch in die Öffentlichkeit transportieren.“ Abb. 2: Präsidenten und Delegierte der 25-Jahr-Feier der EFP in Berlin, April 2016.– Abb. 3: Der EFP-Vorstand. 1 2 3 © EFP

Seitenübersicht