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Zahnärztliche Assistenz No. 1, 2016

38 No. 1/2016·8. Juni 2016 Nach mehrjähriger Vorbereitungs- zeit gibt es ab diesem Jahr in Baden-Württemberg den/die „DH Professional“ als neuen Fortbil- dungsmeilenstein – wie kam es dazu? Prof. Dr. Johannes Einwag: Die Landeszahnärztekammer Baden- Württemberg hat seit Einführung der ZMF 1974 immer wieder inno- vative Konzepte zur Stärkung der Attraktivität des Berufsbildes der Zahnarzthelferin/Zahnmedizini- schen Fachangestellten vorgelegt, z.B. mit der Etablierung der Auf- stiegsfortbildung zur Dentalhygie- nikerin in Deutschland. Derartige Konzepte werden regelmäßig auf Kompatibilität mit den fachlichen, gesellschaftlichen und gesund- heitspolitischen Rahmenbedingun- gen überprüft und ggf. optimiert. In diesem Zusammenhang regis- trieren wir seit einiger Zeit eine zunehmende Theoretisierung der Ausbildung/Fortbildung, die unter dem Etikett „Akademisierung“ ver- marktet wird. Wir halten diese Ent- wicklung im Interesse des Patien- tenschutzes nicht für zielführend und setzen diesem Trend ganz be- wusst die Einführung der Aufstiegs- fortbildung zur „DH Professional“ entgegen. Im Interesse des Patien- ten wird im Zuge der inhaltlichen Neubeschreibung der bisherigen DH-Fortbildung in Baden-Würt- temberg auf der Basis einer qualifi- zierten theoretischen Ausbildung jetzt verstärkt auch die praktische und kommunikative Kompetenz der Mitarbeiter geschult. Auch den „Dentalen Fachwirt“ haben Sie als neue Weiterbildungs- option ins Leben gerufen – was er- hoffen Sie sich davon? Dr. Bernd Stoll: Wir möchten allen ZMV in Baden-Württemberg eine weitere Aufstiegsfortbildung ermöglichen. Hier sollten wir für die Zukunft vordenken. So wie wir die DH in der Dentallandschaft imple- mentiert haben, wird die „Dentale Fachwirtin“ ihre Berechtigung in den Praxen finden. Es ist offensicht- lich, dass die Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeiter nicht nur im Bereich der Assistenz, son- dern auch im Bereich der Praxisor- ganisation und -verwaltung sowie im Praxismanagement ständig ge- stiegen sind. Dieser Trend wird sich in Zukunft noch verstärkt fortset- zen. Die neue Fortbildungsmöglich- keit vermittelt deshalb zusätzlich zu operativen Kenntnissen eine stra- tegische Handlungskompetenz für die praktische Anwendung in der Zahnarztpraxis. Welchen Mehrwert bieten diese neuen Abschlüsse? Stoll: Der Mehrwert lässt sich auf verschiedenen Ebenen beobachten. Für die Patienten wirkt es sich posi- tiv aus, von hoch qualifizierten Mit- arbeitern betreut zu werden. In der Praxis erfolgt eine Entlastung des Chefs, denn qualifizierte Mitarbei- ter verbessern das Niveau der Pra- xen und ermöglichen durch Aus- weitung der Delegationsmöglich- keiten und Verbesserung der Effi- zienz eine höhere betriebliche Wertschöpfung. Durch die höhere berufliche und gesellschaftliche Anerkennung ohne Etiketten- schwindel ergibt sich letztendlich auch ein Mehrwert für die Mitar- beiter, von denen vermehrt eigenver- antwortliches Arbeiten gewünscht wird. Zusätzlich haben Sie, erstmalig in der Bundesrepublik Deutschland, aktualisierte, mit den Vorgaben des Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen (DQR) und des EQF (European Qualifications Framework) kompatible Fortbil- dungsordnungen für sämtliche Auf- stiegsfortbildungen erlassen. Kön- nen Sie uns das mehr als 400 Seiten starke Richtlinienpaket kurz zusam- menfassen? Einwag: Der in acht Niveaus ein- geteilte DQR ist ein Instrument zur Einordnung der Qualifikationen des deutschen Bildungssystems. Er soll zum einen die Orientierung innerhalb Deutschlands erleichtern und zum anderen zur Vergleichbar- keit deutscher Qualifikationen in Europa beitragen. Der DQR ist mit Wirkung vom 1. Mai 2013 in Kraft getreten. Die Musterfortbildungsordnung der Bundeszahnärztekammer sowie die Fortbildungsordnungen der Lan- deszahnärztekammern wurden aber bereits früher verabschiedet. Folglich müssen sowohl die Mus- terfortbildungsordnungen der BZÄK wie auch der Landeszahnärzte- kammern erst angepasst werden, bevor überhaupt eine „Verortung“ der einzelnen Berufsbilder bzw. der darauf aufbauenden Qualifikatio- nen im DQR möglich ist. Stoll: Auf Bundes- wie auf Lan- desebene Baden-Württemberg wur- den hierfür die erforderlichen Vor- arbeiten geleistet und mithin die Weichen gestellt, um die nunmehr vorliegenden Ordnungen in mo- derner Darstellung handlungsori- entiert und aktuell zu beschreiben. Das Niveau einer Qualifikation wird hierbei durch Kompetenzen in Form von Lernergebnissen auf fachlichen und personalen Ebenen beschrieben. Alljährlich zum 1. Au- gust erfolgt eine Aktualisierung der „Liste der zugeordneten Qualifika- tionen“. Für die Zahnmedizin verortet ist bisher die ZFA (auf Level 4). ZMP/ ZMF/ZMV sollen – entsprechend der Kompetenzbeschreibung – auf Level 5, die „DH Professional“ sowie der „Dentale Fachwirt“ auf Level 6 verortet werden. Wie können sich die neuen Weiter- bildungsoptionen an kommende Veränderungen des Berufsfeldes anpassen? Einwag: In Baden-Württemberg haben wir mit der Aufstiegsfortbil- dung ein ideales Werkzeug ge- schaffen, dass es uns ermöglicht, in kürzester Zeit auf Veränderungen zu reagieren. Es ist zeitnah mög- lich, dass, wenn nötig, Module ge- ändert, gestrichen oder ergänzt werden. Ausbildung kann das im Gegensatz dazu nicht leisten! Die Aufstiegsfortbildung ist eine Stu- fenfortbildung, in der jederzeit ein Ein- oder Ausstieg möglich ist. Gerade für die Attraktivität eines überwiegend „Frauenberufes“ ist essenziell, dass die Fortbildung auch bezogen auf „Babypausen“ o. Ä. problemlos ist und jeder auch nach mehreren Jahren direkt wie- der ins Berufsleben einsteigen kann. Dies wird durch kompakte Module erreicht, die auf einen be- stehenden Wissensblock aufge- setzt werden, ohne dass ein kom- pletter Studiengang neu absolviert werden muss. Vielen Dank für das Gespräch.  Kontakt Prof. Dr. Johannes Einwag Zahnmedizinisches Fortbildungszentrum(ZFZ) Herdweg 50 70174 Stuttgart Tel.: +49 711 2271-616 Fax: +49 711 2271-641 j.einwag@zfz-stuttgart.de WISSEN Theoretisierung?, nein danke! Ein Interview mit Prof. Dr. Johannes Einwag, Fortbildungsreferent, und Dr. Bernd Stoll, Mitarbeiterreferent, Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, über die neuen, praktisch ausgerichteten Fortbildungsmöglichkeiten zur „DH Professional“ und „Dentalen Fachwirtin“. Abb. 1: Die Vertreterversammlung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg setzte bewusst die Einführung zweier neuer Weiterbildungsmöglichkeiten dem Trend der zunehmenden Theoretisierung der Aus- und Fortbildung entgegen. – Abb. 2: Dr. Bernd Stoll (l.), Mitarbeiterreferent der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, und Prof. Dr. Johannes Einwag, Fortbildungsreferent der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg. Infos zum Autor Promotion Deutscher Qualifikationsrahmen 8 7 6 5 4 3 2 1 Master Ausbildungsberufe 3,0–3,5-jährig Ausbildungsberufe 2,0-jährig Einstiegsqualifizierung, Berufsfachschule Berufsausbildungsvorbereitung Fortbildungen (IT-Spezialist, Servicetechniker) Zahnmedizinische Fachangestellte Dentalhygieniker/-in gleichrangig mit Bachelor Fortbildungen ZMP/ZMF/ZMV Meister, Fachwirt, Fachkaufmann u.ä. gleichrangig mit Bachelor 1 2 Tel.: +497112271-616 Fax: +497112271-641 12

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