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Zahnärztliche Assistenz No. 1, 2016

37 No. 1/2016·8. Juni 2016 37 ZAHNFEE Bei jeglicher Behandlung in der Zahnarztpraxis ist das Vorbereiten des Arbeitsplatzes, sowohl aus hy- gienischer als auch aus betriebs- wirtschaftlicher Sicht, sehr wichtig. So lassen sich später, in der Prophylaxesitzung, längere Greif- wege und zusätzlich nötig wer- dende Arbeitsschritte vermeiden. Hierbei helfen uns im QM vorhan- dene Flussdiagramme oder Check- listen (bestenfalls mit dazugehöri- ger Fotodokumentation). Gezielt auf die kleinen Patienten eingehen Haben Sie den Arbeitsplatz vor- bereitet, lesen Sie sich zuvor kurz in die vorhandene Patientenkartei ein. Hier sind häufig Faktoren zur allge- meinen Anamnese, Persönlichkeit oder Motivation des Kindes und der dazugehörigen Erziehungsberech- tigten aufgeführt, z.B.: • Allgemeine Anamnese: Aller- gien, Herzerkrankungen/Syn- drome … • Spezielle Anamnese: Wackelzahn … • Motivation: Gut motivierbar, ar- beitet mit, redet frei … • Familiensituation: Geschwister, Pflegekind • Eltern getrennt … • Rückfragen an die Eltern: Ernäh- rungsgewohnheiten, häusliche Fluoridierung … Bezüglich der Kinderprophylaxe ist es nötig, derartige Besonderhei- ten ausführlich und sensibel in das Befundblatt zu dokumentieren. Teilweise bieten einige digitale Sys- teme die Möglichkeit, Informatio- nen aufzunehmen, ohne diese für alle Beteiligten sichtbar auf dem Ar- beitsbildschirm darzustellen. Erst jetzt holen Sie das Kind aus dem Wartezimmer ab. Die jüngeren Gäste in der Zahnarztpraxis werden stets mit dem Vornamen angespro- chen und aufgefordert, mit in die Behandlungsbereiche zu kommen. Bei kleinen Kindern sollten Sie sich kurz auf die entsprechende Größe begeben, etwa knien, oder den Kontakt über Streicheln sowie an der Hand führen direkt suchen. Das Kind betritt die Prophylaxeräum- lichkeit zuerst, schließlich gilt die Aufmerksamkeit ganz allein dem kleinen Patienten. Ein gezielt einge- setztes altersentsprechendes Kin- dervokabular wirkt in der Kommu- nikation wahre Wunder – wichtig ist eine einheitliche Ausdrucksweise des gesamten Behandlerteams. Ne- gativwertungen sollten immer ver- mieden werden. Nicht verwenden sollten Sie dabei: • „Das tut nicht weh.“ • „Das ist nicht schlimm.“ • „Du brauchst keine Angst haben.“ Besser geeignet sind Formulie- rungen, wie: • „Das ist einfach.“ • „War das leicht.“ • „Ist das toll.“ Bei der Anrede verwenden Sie anstatt „Gehts dir gut?“ lieber „Wie gehts dir?“. Beispiele für alternatives Kinder- vokabular: • Behandlungseinheit = Karussell, Schaukelstuhl, Thron • Luft-/Wasserspraydüse = Puste- wind, Dusche • Absaugkanüle = Schlürfi, Sauger • OP-Leuchte = Sonne, Spezial- lampe, Taschenlampe • Zahnärztliche Sonde = Finger- chen zum Tasten, Taststäbchen • Maschinelle Zahnreinigungsinst- rumente = Dusche • Winkelstück zur Politur = elektri- sche Zahnbürste, Reinigungs- bürstchen • Plaquefärbelösung = Zahnfarbe, Malfarben • Prophylaxe = Zahnputztraining • Watterolle = Handtuch, Kissen Der Kreativität bei der Auswahl der Umschreibungen sind keine Grenzen gesetzt. Die Individualprophylaxe Das Kind darf auf dem Behand- lungsstuhl Platz nehmen. Je nach Größe kann mit Sitzerhöhungen und Spezialkissen/Kopfstütze gear- beitet werden. Sitzmöglichkeiten für Begleitpersonen oder „Zu- schauer“ sollten in genügender An- zahl vorhanden sein. Bevor die ei- gentliche Behandlung beginnt, fin- det eine kindgerechte Aufklärung bezüglich der später eingesetzten Instrumente statt. Hierbei kann auch die persönliche Schutzklei- dung wie Schutzbrille, Mund-/Na- senschutz sowie Einmalhandschuhe kurz erklärt werden. Nach ausführ- licher Inspektion der Mundhöhle werden die Zähne mit einer Plaque- färbelösung eintuschiert, das Kind darf danach ausspülen und der Zahnbelag ist farblich gekennzeich- net. Anschließend wird der Pla- questatus dokumentiert. Möchten Sie in der Kinderbehandlung einen Blutungstest durchführen, sollte dieser vor dem Plaquetest erhoben werden, da nach dem Anfärben der Zähne die Sichtverhältnisse er- schwert sind. Bei der Aufschlüsse- lung des Färbetests darf das Kind mittels Handspiegel aktiv mitwir- ken. Es ist darauf zu achten, immer mit den positiven Zahnflächen zu beginnen, zum Beispiel: „Die Zähne im Oberkiefer hast du blitzeblank geputzt … deine Seitenzähne ganz hinten hat die Zahnbürste noch nicht so einfach erwischen können … das trainieren wir gleich gemein- sam.“ Zumeist ist das Kind dann po- sitiv auf das anschließende Zahn- putztraining gestimmt. Die häuslich zum Einsatz kommende Zahn- bürste und auch Zahnpasta sollten eingesetzt werden, sofern sie zum Termin mitgebracht wurden, um dem Kind das Gefühl der Sicherheit zu übermitteln. Erst sollte der kleine Patient am Spiegel vorputzen, da- nach darf man eingreifen und mit- helfen. Wichtig ist es, weniger auf Putzdauer, aber vermehrt auf Putz- systematik und Putzübung einzu- gehen. Wird die Systematik, z.B. KAI-Technik (Kauflächen, Außen- flächen, Innenflächen) mit der da- zugehörigen Putzbewegung durch- geführt, z.B. Schrubbtechnik, Rota- tionstechnik, Roll-Auswischtechnik, unter dem Einsatz zusätzlicher Hilfs- mittel, z.B. Zahnseide/Sticks, bis alle Zähne sauber geputzt sind, über- schreitet man im Regelfall eine Putzzeit von zwei Minuten. Natür- lich kann aus motivationstechni- schen Gründen zusätzlich ein Timer oder eine Sanduhr eingesetzt wer- den. Während der Zahnputzübung widmen wir uns ausschließlich dem Kind, später können Fragen der El- tern/Begleitpersonen beantwortet werden. Häufig bespreche ich mit dem Erziehungsberechtigten folgende Basispunkte: Zahnpasta (Bestand- teile und Fluoridgehalt), Zahn- bürste (Beschaffenheit und Hand- habung), Anwendung der Zahn- seide, Zahnpflegegewohnheiten des Kindes, Zucker und Ernäh- rungslenkung, Säuren und deren Einwirkung auf die Zahnhartsubs- tanz, häusliche Fluoridierungsmaß- nahmen usw. Nach dem Putztrai- ning und der dazugehörigen Moti- vation/Instruktion erfolgt die pro- fessionelle Reinigung/Politur aller Zähne. Hierbei ist es wichtig, nicht einfach wortlos zu beginnen. Alle Reinigungsmechanismen sollten kurz beschrieben werden, bevor sie zum Einsatz kommen. Es emp- fiehlt sich, dazugehörige Geräu- sche, Wasserzufuhr und Ge- schmacksrichtungen eventuell vor- her außerhalb des Mundes zu de- monstrieren. Verwenden Sie möglichst Politurkörper in bunten Farben, z.B. zum selber aussuchen, sowie möglichst Politurpasten, die gut schmecken (Apfel-/Orangena- roma) und nicht zu scharf oder grob sind. Nach den Politurmaß- nahmen darf das Kind ausspülen. Es erfolgt eine abschließende Lokalfluoridierung/CHX-Lack-Ap- plikation, je nach individueller Mundhygienesituation. Diese Maßnahme sollten Sie zuvor mit dem Erziehungsberechtigten be- sprechen, er muss mit der Durch- führung einverstanden sein (Doku- mentation!). Danachbesprechen Sie Verhaltensregeln, z.B. 60 Minu- ten nach Lokalfluoridierung nichts essen und trinken. Die kommende Individualprophylaxe in vier oder sechs Monaten (Recallintervall) sollte geplant und terminiert wer- den. Belohnung zum Abschluss In unserer Zahnarztpraxis wartet nach dem Zahnpflegetraining im Rezeptionsbereich die Schatzkiste – das Highlight nach jeder Kinder- zahnbehandlung. Jedes Kind, das auf dem Behandlungsstuhl mitge- arbeitet hat, darf sich selbst ein kleines Geschenk aussuchen. Der Zahnarztbesuch endet somit ge- nauso positiv, wie er begonnen hat. Meine persönliche Schlussfol- gerung ist stets: Es gibt keine schwierigen Kinder, nur interes- sante und sehr interessante. Kontakt Sabrina Dogan Dentalhygienikerin Praxis für Zahnheilkunde Mauer Sinsheimer Straße 1 69256 Mauer Tel.: + 49 6226 1200 sabrinaliebler82@web.de Infos zur Autorin Ablauf und Durchführung der Kinderindividualprophylaxe Kinder benötigen spezielle, altersbezogene Behandlungsansätze, die einfühlsam und spielerisch umgesetzt werden sollten. DH Sabrina Dogan gibt Tipps zur Durchführung eines Vorsorgetermins mit Kindern. © Gladskikh Tatiana/Shutterstock.com © zlikovec/Shutterstock.com © zlikovec/Shutterstock.com No. 1/2016·8. Juni 201637 Tel.: + 4962261200

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