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Dental Tribune Austrian Edition No. 12, 2015

Continuing Education DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 12/2015 · 2. Dezember 201512 Bei vielen Menschen mit Demenz gibt es keine Diagnose und somit keine adäquate Therapie und Be- treuung. Aber selbst bei vorliegen- der Diagnose werden der Zahnarzt und sein Team in der Regel nicht oder zu spät informiert und sind nicht in das Netzwerk betreuender Angehöriger,Fachpersonen und In- stitutioneneinbezogen.Dasistfatal, denn die orale Gesundheit von Menschen mit Demenz braucht be- sondere Aufmerksamkeit. Entspre- chend sensibilisierte zahnmedizi- nische Fachpersonen können eine wichtige präventive Rolle überneh- men. Die Mundgesundheit älterer Menschen generell und von Men- schen mit Demenz im Speziellen ist aus mehreren Gründen gefährdet. Gebrechlichkeit, kognitive Defizite, zunehmende Abhängigkeit, Multi- morbiditätund-medikationführen dazu, dass die Pflege der Zähne ver- nachlässigt wird. Hinzu kommt Mundtrockenheit, die bei älteren Menschen als Folge der Polyphar- mazie und wegen mangelnder Flüs- sigkeitszufuhr verbreitet ist und für die orale Gesundheit ebenfalls Kon- sequenzen hat. All diese Faktoren und ihr Zusammenspiel haben Ka- ries, Abszesse und Entzündungen desZahnfleischeszurFolge,wassich wiederum auf die Gesamtgesund- heit auswirkt und die Lebensquali- tät stark beeinträchtigt. Menschen mit Demenz in einem fortgeschrit- tenen Stadium der Krankheit kön- nen sich zudem nicht mehr verbal verständlich machen, sondern höchstens durch passiven Wider- stand und ähnliche schwierige Ver- haltensweisen. Schmerzen werden häufig nicht erkannt, das Verhalten falsch gedeutet und es kommt zu Situationen, die für Betroffene und Betreuende belastend sind. Die Kombination von kogniti- ver Beeinträchtigung, fehlendem Antrieb,Mundtrockenheit,motori- schen Schwierigkeiten und einge- schränktem Schluckreflex kann in letzter Konsequenz auch das Entste- hen einer (Aspirations-)Pneumo- nie begünstigen. Lungenentzün- dungen gehören zu den häufigsten Todesursachen im Alter. Prävention tut Not Zahnmedizinische Fachperso- nen können hier eine wichtige präventive Rolle übernehmen. Im Wissen um eine mögliche Demenz- erkrankung können sie diagnosti- sche und therapeutische Fehlent- scheide vermeiden, orale Erkran- kungen frühzeitig behandeln sowie nötige Maßnahmen zur Erhaltung der Mundgesundheit ergreifen und diese bei Patienten und Betreuen- den anregen. Bedingung dabei ist, dass der Zahnarzt rechtzeitig infor- miertundeinbezogenwirdunddass er seinerseits die Anzeichen einer Demenzerkennt,sichseinerVerant- wortung bewusst ist und entspre- chend handeln kann. Frühzeitige vorbeugende Maß- nahmen sind zentral. Es gilt, das Ri- siko einer drastischenVerschlechte- rung der Mundgesundheit bzw. mögliche Probleme zu antizipieren und zu reduzieren. Idealerweise er- folgt dies möglichst bald nach der Diagnose, also zu einem Zeitpunkt, da der Betroffene in der Regel mit- einbezogen werden kann. Nach ei- ner Demenzdiagnose wird der Zahnarzt jedoch häufig vergessen. Die Memory-Kliniken wären hier neben Geriatern und Hausärzten gefordert, sie sind unbedingt zu sensibilisieren. Was die konkreten Behandlungsmaßnahmen angeht, so sind generalisierte Empfehlun- gen kaum möglich. Betreuungsgestaltung Grundsätzlich geht es darum, das Gebiss so vorzubereiten, dass Risiken für die Zukunft möglichst ausgeschlossen werden. Es gilt, die individuelle Situation genau anzu- schauen und abzuwägen. Wie stark ist die Belastung durch zahnärzt- liche Interventionen? Wie tauglich sind die Maßnahmen im Alltag? Welche Fähigkeiten hat die betrof- fene Person, wie sieht die Betreu- ungsgestaltung aus und besteht allenfalls die Gefahr einer Mangel- ernährung? Diese und weitere Fra- gen sind sorgfältig zu klären. Mal- nutrition ist ein häufiges Problem bei Menschen mit Demenz, wobei eher die kognitiven Schwierigkeiten die Hauptursache sind und nicht unbedingt die Anzahl der verblei- benden Zähne bzw.die verminderte Kaufähigkeit. Tipps für den Umgang mit Demenzbetroffenen Der Umgang mit Menschen mit Demenz erfordert Zeit, Verständnis und Geduld. Man muss auf die Per- son eingehen, auf ihr Verhalten und auf nonverbale Signale achten. Langsames, deutliches Sprechen, kurze Sätze, nur eine Frage oder In- formation auf einmal – all dies hilft für eine erfolgreiche Kommunika- tion. Betreuende Angehörige oder andere Bezugspersonen sind wich- tige Ansprechpartner und in jedem Fall miteinzubeziehen. Sie kennen sich in der täglichen Betreuung am besten aus und wissen um die spe- ziellen Bedürfnisse der erkrankten Person. Sie können außerdem hel- fen, die unter Umständen belas- tende und heikle Situation einer zahnärztlichen Untersuchung für alle Beteiligten erträglicher zu ge- stalten. Eine gute Mundgesundheit ist für das Wohlbefinden eines jeden Menschen wichtig, auch für Men- schen mit Demenz. Tragen wir den Bedürfnissen dieser besonders vul- nerablen und leider oft vernachläs- sigten Gruppe Rechnung! WirdankenProf.Dr.med.dent.Chris- tian Besimo für die fachliche Beratung und den wertvollen Input. DT Mundgesundheit für Menschen mit Demenz Der Zahnarzt und sein Team werden über die Diagnose in der Regel nicht oder zu spät informiert – mit Folgen. Von Susanne Bandi, Yverdon-les-Bains. Demenz – eine Begriffsklärung Als Demenz bezeichnet man einen Zustand des Gehirns, bei dem im Ver- gleich zu früher mehrere Fähigkeiten gestört sind. Bei einer Demenz ist das GedächtnisbeeinträchtigtundzusätzlichmindestensnocheinweitererBe- reich wie Sprache, Handeln, Orientierung, Erkennen von Menschen oder Ge- genständen, Planen und Organisieren von alltäglichen Dingen. Alzheimer ist die häufigste von über 50 verschiedenen Demenzformen. Warnzeichen • Vergessen • Probleme mit der Sprache, Wortfindungsschwierigkeiten • Orientierungsschwierigkeiten (räumlich und zeitlich) • Unangemessenes Verhalten • Schwierigkeiten bei Routineaufgaben SusanneBandi Schweizerische Alzheimervereinigung Rue des Pêcheurs 8E 1400Yverdon-les-Bains,Schweiz Tel.: +41 24 426 16 93 Fax: +41 24 426 21 67 www.alz.ch Infos zur Autorin Kontakt Hätten Sie’s gewusst? • In der Schweiz leben 116’000 Menschen mit Demenz, in Österreich 100’000 und in Deutschland 1,5 Millionen. • Die Hälfte von ihnen lebt zu Hause mithilfe der Angehörigen. • Der größte Risikofaktor ist das Alter. Ab 65 verdoppelt sich das Risiko zu erkranken grob gesagt alle fünf Jahre. Bei den über 85-Jährigen ist jede dritte Person betroffen. • Die Zahl der Menschen mit Demenz wird sich bis 2030 voraussichtlich verdoppeln. • Eine Untersuchung in Schweizer Pflegeheimen hat gezeigt, dass zwei Drittel der Bewohner an Demenz erkrankt sind. Tel.: +41244261693 Fax: +41244262167

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