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Endo Tribune Swiss Edition

State of the Art ENDOTRIBUNE Swiss Edition · Nr. 11/2015 · 4. November 201526 messer von ISO 20 an der Spitze und einemWinkelstückschaft,die2008auf den Markt kamen. Nach Abtrennen des Winkelstückschaftes liessen sich die Spitzen in Airscaler- oder Ultra- schallansätze einkleben. Angesichts der Probleme,die metallische Spitzen beiderAktivierungverursachen,lages natürlich nahe, Kunststoffspitzen für diesen Zweck zu verwenden: Sie sind flexibler und tragen keine Zahnsubs- tanz ab. Es zeigte sich jedoch schnell, dass sich Kunststoffspitzen für den Einsatz in Ultraschallgeräten nicht eignen. Denn die Dämpfung ist in dem weichen Kunststoffmaterial bei der hohen Schwingungszahl so gross, dass kaum Energie an der Spitze an- kommt.Ultraschallspitzenschwingen üblicherweise mit 30kHz, Airscaler dagegenlediglichmit6.000Hz.Esbot sich deshalb an, die geringere Fre- quenz des Airscalers zu nutzen. Hält man die Spitze eines Airscalers in Natriumhypochlorit, wird es so stark in Bewegung gesetzt, dass es förmlich aufzukochen scheint. Experimente mitmeinenEigenbautenanextrahier- ten Zähnen und transparenten Plas- tikblöcken mit artifiziellen Wurzel- kanälenzeigtendasenormePotenzial. Kurz: Airscalerspitzen besitzen die Vorteile der Nickel-Titan-Spitzen, nicht aber deren Nachteile. Diese Po- lyamidspitzen erreichen problemlos das Ende eines jeden Wurzelkanals, selbstwenndieserextremgebogenist. Weil das Material anders als Nickel- Titan-Spitzen weicher ist als Dentin, kommt es zu keiner Stufenbildung. Weiterer Vorteil: An fast jedem Be- handlungsstuhl in Deutschland ist einAirscalerverfügbar. Begeistertvondenfaszinierenden Eigenschaften, stellte ich „meine“ AirscalerspitzebeimSüdtirolerEndo- dontie-Oktober vor – einer von Dr. Hans-WilliHerrmanninitiiertenund mit Unterstützung von VDW durch- geführten Fortbildung für Endo- Interessierte. Herrmann beschrieb das Instrument später in seinem Blog „Wurzelspitze“, nannte es Zeppinator und bezeichnete es als potenzielle Top-Innovation des Jahres 2009 – wenn es denn erhältlich wäre. (https://wurzelspitze.wordpress.com/ 2010/01/12/top-2009-4-der-zeppinator/) Das nahm ich zum Anlass, meine IdeeVDWvorzustellen.Siewurdemit Interesse aufgenommen und startete unter dem Projektnamen „EDDY“, englisch: Wirbel, Strudel. Der Name beschreibt das Instrument so gut,dass er als Produktname übernommen wurde. DieZusammenarbeitmitderFor- schungs- und Entwicklungsabteilung (F&E) funktionierte ausgezeichnet. Statt Kunststoffspitzen in einen Metallansatz für Airscaler einzu- schrauben wie bei meinen Prototy- pen, schlug der Leiter F&E (M. Borg- schulte) vor, die kompletten Spitzen aus einem Stück zu fertigen und dann als steriles Einmalinstrument in Blis- terpackungen auf den Markt zu brin- gen. Diesem Vorschlag entsprechend wurden Prototypen aus verschiede- nen Materialien hergestellt und bei VDW sowie in meiner Praxis an extrahierten Zähnen und Plastik- blöcken getestet. Im Fokus stand, das Handling, die Sicherheit und die Effektivitätzuoptimieren. Ich hatte als Praktiker durchaus damit gerechnet,dass das eine Menge Arbeit mit sich bringen würde, hatte aber den Aufwand und die Kosten für dieDokumentationunddieErfüllung rechtlicher Bestimmungen komplett unterschätzt. Nobugs,noProblems Wenn es gelingt,die Bakterien aus dem Wurzelkanalsystem vollständig zu eliminieren und anschliessend keineneuenBakterienhineinzulassen, wird die Wurzelbehandlung erfolg- reich sein. In den letzten Jahren sind zwar viele neue Instrumente einge- führtworden,diedieAufbereitungvon Wurzelkanälen erleichtern. Doch die Aufbereitung der Kanäle allein reicht für den Erfolg einer Endodontiebe- handlung nicht aus. Mikro-CTs von Wurzelkanalsystemen zeigen, dass es völlig unmöglich ist, Bakterien aus einem solch komplexen System durch mechanisches Reinigen vollständig zu entfernen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt vielmehr in der chemischen Be- seitigungderInfektion. Natriumhypochlorit ist das am häufigsteneingesetztechemischeDes- infektionsmittel.EstötetBakterienbei Kontakt sofort ab und löst abgestor- benes,infiziertes organisches Material auf.DieSchwierigkeit:Einerseitsmuss es sämtliches abgestorbenes Gewebe und den Biofilm erreichen und auf- lösen, andererseits aber das angren- zende, gesunde Gewebe schonen. Das einfache Spülen des Wurzelkanalsys- tems mit einer Spülkanüle funktio- niert dafür nur begrenzt. Es hat zu- demzweigravierendeNachteile: –Erstens findet in einem geschlosse- nen Wurzelkanalsystem vor der Spülkanüle kaum Flüssigkeitsaus- tausch statt (Vapor lock-Phäno- men),sodassdasNatriumhypochlo- rit die Bakterien im entscheidenden apikalen Bereich gar nicht erreicht. Höchstwahrscheinlich ist die Spü- lung des apikalsten Teils des Wur- zelkanals eine der am meisten vernachlässigten Massnahmen bei der Reinigung des Wurzelkanals (ParkE.etal.2012). –Zweitens besteht die Gefahr, mit ei- ner Spülkanüle Natriumhypochlo- rit in das Gewebe jenseits des Apex zu überpressen, was zu massiven Schmerzen,Nekrosenundallgemei- nen Komplikationen führen kann (Natriumhypochloritunfälle). PUIversus„EDDY“ Als Goldstandard bei der Spülung mit Natriumhypochlorit gilt derzeit die Ultraschallaktivierung (PUI: pas- sive ultrasonic irrigation). Dabei wird das Natriumhypochlorit durch eine Ultraschallspitze im Wurzelkanalsys- teminSchwingungenversetztunddas Natriumhypochloritgelangtdurchdie daraus resultierenden hohen Strö- mungsgeschwindigkeitenundKavita- tionseffekte in Bereiche, die einer me- chanischen Reinigung nicht zugäng- lich sind und tötet die Bakterien dort ab. Nachteil: Die metallische Ultra- schallspitze kann in gebogenen Kanä- len nicht frei schwingen, weil sie an gegenüberliegenden Kanalwänden anliegt und ausserdem in gebogenen KanälenStufenverursachenkann.Ne- ben dem relativ hohen Preis sind es wohl diese technischen Schwierigkei- ten, die verhindert haben, dass die Ultraschallaktivierung nahezu aus- schliesslichvonSpezialisteneingesetzt wird. Unter dem Mikroskop kann man direkt beobachten, dass sich die mit Airscaler aktivierten EDDY-Spit- zen hervorragend eignen, um Dentin- späne, Kalziumhydroxid und nekro- tisches Gewebe aus Wurzelkanälen zu entfernen. Bei der Aufbereitung kom- plexer Wurzelkanalsysteme kommt es automatisch zum Einpressen von De- brisinIsthmen,ausdenensichdasMa- terialnursehrschwerwiederentfernen lässt (Paqué et al. 2012). Die Ultra- schallaktivierungbringteinedeutliche Verbesserung gegenüber der Spülung, aber auch damit gelang es nicht, die Restevollständigzuentfernen(Feireet al. 2015). Ich habe deshalb Dr. Frank Paquégebeten,voneinemextrahierten Molaren vor der Aufbereitung ein Mikro-CT anzufertigen und nach der Aufbereitung und Spülung/Beschal- lungmitEDDYeinweiteresMikro-CT zu machen, um zu sehen, inwieweit es gelingt,denIsthmusmitEDDYzusäu- bern. Erfreulicherweise zeigte sich ein komplett sauberer Isthmus. Auch wennesnureineinzigerZahnist,soist das Ergebnis doch besser als die bisher publiziertenErgebnisse. ln der Praxis setzen wir EDDY bei Wurzelkanälen mit geschlossenem Apex(FeileISO20gehtnichtüberden Apexhinaus)bisauf Arbeitslängeein, bei Zähnen mit offenem Apex aus Si- cherheitsgründen1mmkürzer.lndie- sen Fällen markieren wir zusätzlich zur vorhandenen Markierung am In- strument die Arbeitslänge mit einem wasserfesten Filzstift,um apikale Blu- tungenzuvermeiden. Kalziumhydroxid: Problemgelöst? Die Entfernung von Kalzium- hydroxid aus Wurzelkanälen ist ein ernsthaftes Problem, wie auch Prof. Dr. Michael Hülsmann kürzlich dar- gelegthat.Inc-förmigenWurzelkanä- lenliessesichauchbeiUltraschallakti- vierung etwa ein Drittel des Materials nicht entfernen, so Hülsmann. In ei- nem Video (www.dentalmagazin.de), das einen c-förmigen Wurzelkanal zeigt,sindnachSpülungundBeschal- lung mit EDDY keine Reste von Kal- ziumhydroxid mehr erkennbar. Wis- senschaftliche Untersuchungen dazu stehenallerdingsnochaus.Diebesten Ergebnisse mit EDDY erreichen wir, wenn bei der Beschallung kontinuier- lich Natriumhypochlorit in das Pul- penkavum eingeträufelt und neben demZahnwiederabgesaugtwird. Eine weitere Anwendung ist die gleichmässige Verteilung von Sealer auf der Kanaloberfläche mit EDDY. Wird die Spitze von EDDY mit etwas Sealer beschickt und im Kanal akti- viert, so erhält man eine hauchdünne gleichmässige Sealerschicht auf der OberflächederKanalwand.Insgesamt ist EDDY ein sehr vielseitig einsetz- bares Instrument in der Endodontie, das die Arbeit erleichtert und die Ar- beitsergebnisseverbessert. Erstveröffentlichung: DENTAL MAGAZIN (vom15.Oktober2015) ET Abb.3: Gewebereste im Isthmus in der Mitte der mesialenWurzel vor derAufbereitung.–Abb.4: Sauberer Isthmus in der mesialenWurzel nach derAufbereitung.–Abb.5: Sauberer Isthmus amWurzelkanaleingang unter dem Mikro- skop.–Abb.6: Detail.–Abb.7: Kalziumhydroxid in einem c-förmigen Kanalsystem.–Abb.8: Kein sichtbares Kalziumhydroxid mehr in denWurzelkanälen nach Spülung mit EDDY. 3 4 5 6 7 8 Dr.WinfriedZeppenfeld Zahnärzte in Partnerschaft Rathausstr.11–13 24937 Flensburg Deutschland Tel.: +49 461 28323 praxis@zahngiz.de www.zahngiz.de Infos zum Autor Kontakt 345 678 Tel.: +4946128323

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