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Dental Tribune German Edition No. 11, 2015

continuing education 11/2015 Seite 29 DT today Punkten PAR-Verbesserung jährlich schaffen, liegt der typische Wert in Deutschland bei unter fünf Punkten. In Deutschland ist die kieferorthopä- dische Behandlung also nicht einmal halb so effizient wie in anderen Län- dern. Der Grund: früher Behandlungsbe- ginn und herausnehmbare Apparate Die Gründe für die geringen Ver- besserungen und die schlechte Effi- zienz der kieferorthopädischen Be- handlungeninDeutschlandsindoffen- sichtlich: unzeitig früher Behand- lungsbeginnimWechselgebissunddie Verwendung herausnehmbarer Appa- rate. Der frühe Behandlungsbeginn wird in Deutschland bis heute massiv propagiert, so zuletzt auf dem Jahres- kongress des German Board of Ortho- dontics in Bonn im April 2015. Wie be- reitsobenerörtert,gibtesdafürjedoch kaum wissenschaftliche Rechtferti- gungen. Das gleiche gilt für die breite Verwendung herausnehmbarer Appa- rate, die zu überlangen Behandlungs- zeiten, hohen Abbruchquoten und schlechten Behandlungsergebnissen führen. Ebenso sind diese Apparate mit unnötig hoher sozialer Belastung und hohen Behandlungskosten ver- bunden. Die Unterlegenheit heraus- nehmbarer Apparaturen (vielleicht mit der Ausnahme der Verwendung einereinzigenbimaxillärenApparatur bei der Klasse II) ist einer der meist untersuchten und am besten gesicher- ten Fakten der klinischen Kieferortho- pädie5, 6 . Es liegt die Vermutung nahe, dass der unzeitig frühe Behandlungs- beginn, die langen Behandlungszeiten und die zahllosen herausnehmbaren Apparate in Deutschland nicht trotz, sondern wegen ihrer Unwirtschaft- lichkeit persistieren. Besonders für Verwendung der herausnehmbaren Apparate,mitdenenbisheuterunddie Hälfte der Behandlungszeit bestritten wird, ist ein wirtschaftliches Motiv vonseiten der Behandler schon öfters vermutetworden36,37 .LetztenEndesist eineineffiziente,unwirtschaftlicheAr- beitsweiseunterdenBedingungender Einzelleistungsvergütung für die Be- handler finanziell vorteilhaft, da sie ihr Einkommen durch die Zahl der pro Behandlung erbrachten Leistun- gen steigern können. Hier wird durch die Gebührenordnung eine Art nega- tives Belohnungssystem geschaffen, das dem ineffizientesten Kollegen das größte Einkommen sichert. Wie soll es weitergehen? Der Sachverständigenrat für die konzertierte Aktion im Gesundheits- wesenstelltebereitsinseinemGutach- ten von 2000/2001 zur Kieferorthopä- die fest: „Die Behandlung von Jugend- lichen mit kieferorthopädischen Maß- nahmen überschreitet in der GKV mit über 60 Prozent alle internationalen Normwerte, die zwischen 12,5 und 45 Prozent liegen. Diese Rate übertrifft sogar den subjektiven Behandlungs- wunsch der Jugendlichen.“ Wenn die Quote bis heute auch geringfügig ge- sunken sein mag, wissen wir aller- dings, mit welchen – meist falschen – Argumenten vonseiten der Kiefer- orthopäden diese Quote künstlich hoch gehalten wird. Der Sachverstän- digenrat forderte daher eine „Objekti- vierung der Befunderhebung mithilfe valider Indizes“, was mit der Einfüh- rung der KIG zwar geschehen ist, aber fast keinen Effekt im Sinne einer Sen- kung der Behandlungsquote auf nor- males Niveau brachte. Hier wäre also noch nachzubessern. Weiterhin führte der Sachverstän- digenrat aus: „Im Rahmen der Kiefer- orthopädie dominieren in Deutsch- land immer noch Behandlungen mit herausnehmbaren Apparaturen, ob- wohl festsitzende zu schnelleren und besseren Ergebnissen führen. Eine Neufassung der zahnärztlichen Ver- gütungsstrukturen sollte eine verän- derte Honorierung von herausnehm- baren und festsitzenden Apparaturen vorsehen und zudem über Leistungs- komplexe unnötigen Mengenauswei- tungen vorbeugen.“ Schließlich folgte die Empfehlung, „die zahnmedizini- sche Versorgungsforschung auszu- bauen“.1 Geschehen ist in dieser Hin- sicht leider fast nichts, und wie im obi- genTextgezeigtwerdenkonnte,erwei- sen sich die wenigen Studien der kieferorthopädischen Versorgungs- forschung in Deutschland überwie- gend als ein Debakel für die deutsche Kieferorthopädie. Um in der deutschen Kieferortho- pädie den Anschluss an das internatio- nale Qualitätsniveau zu sichern, wäre also zunächst die Honorarstruktur zu- gunsten festsitzender Apparate und kurzerBehandlungszeitzukorrigieren. Dieses 15 Jahre nach den visionären ForderungendesSachverständigenrats endlich umzusetzen, wäre dringend an der Zeit. Grundsätzliche Änderungen der Weiterbildung zum Kieferortho- päden müssten diese Korrektur beglei- ten. Insbesondere müsste die Sprach- barriere zur englischsprachigen Litera- tur, die in Deutschland wenig zur Kenntnis genommen wird, abge- baut und das Konzept der evidenzbasierten Medizin an allen deut- schen Universitätsabteilungen für Kie- ferorthopädie implementiert werden. Die deutsche Kieferorthopädie wird diesen Weg gehen müssen, oder – so- wohl als wissenschaftliches Fach als auch als versicherungsfinanzierte Gesundheitsleistung – in die Bedeu- tungslosigkeitversinken.7 Bitte senden Sie mir das Programm zum 1. REGENERATIONSFORUM Implantologie & Parodontologie am 27./28. November 2015 in Berlin zu. Titel/Vorname/Name E-Mail-Adresse (Bitte angeben!) Praxisstempel 1. REGENERATIONSFORUM 27./28. November 2015 Berlin I Hotel Palace FORT BILDUNGSPU N KTE 12 Hauptsponsor '$ #&*+)1 #(0#! ,+*"$& $ / - &+' %,* % # ... ' %,* '% Implantologie & Parodontologie FAXANTWORT | +49 341 48474-290 DTG 11/15 www.regenerationsforum.de Online-Anmeldung/ Kongressprogramm ANZEIGE 6 7 8 9 Abb.6:AusgeprägterRückbissdesUnterkiefers,obereFrontnachinnengekippt,extremerTiefbiss,starkerPlatzmangel–einekomplexeBe- handlungsaufgabe. – Abb. 7: Ohne herausnehmbare „Vorbehandlung“, allein mit einer MB-Apparatur wurde dieser schwierige Extrak- tionsfallinnur12Monatengelöst!–Abb.8:RückbissdesUnterkiefers,vergrößerterÜberbiss,einzelneweitereStellungsabweichungen:ein mittelschwerer Fall. – Abb. 9: Trotz 21 Monaten Behandlung mit herausnehmbaren Apparaturen konnte keine wahrnehmbare Zahnbe- wegungerreichtwerden.LeiderbelohntunserHonorarsystemsolcheunsinnigenBehandlungsversucheimWechselgebisshoch.Besserfürdie Patientin wäre es gewesen, das Ende des Zahnwechsels abzuwarten, um die Behandlung mit MB-Apparatur in 12 Monaten zu lösen. Literaturliste Dr.med.dent.HenningMadsen Kieferorthopäde Ludwigstraße 36 67059 Ludwigshafen Tel.: +49 621 591680 info@madsen.de Infos zum Autor Kontakt FAXANTWORT | +4934148474-290 67 89 Tel.: +49621591680

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