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Zahnärztliche Assistenz No. 2/2015

41No. 2/2015·7. Oktober 2015 DU & ICH Assistenz bei Angstpatienten und Behinderten Zahnarzt Martin Hünermann und seine Mitarbeiterin ZFA Anke Schulze aus Kiel-Gaarden verfügen über langjährige Erfahrung in der Behindertenzahnheilkunde. Sie zeigen, wie eine erfolgreiche Betreuung in der Praxis aussehen kann. Die Behandlung von behinderten Patienten oder Angstpatienten in einer Zahnarztpraxis erfordert viel Verständnis und Mitgefühl für den jeweiligen Patienten. Jede Helferin kann diesen Umgang und auch ver- schiedene Verhaltensweisen erler- nen. Diese Kenntnisse und Fähigkei- ten können auch bei Behandlungen von Kindern und Erwachsenen an- gewendet werden, welche weder ängstlich noch behindert sind. Wichtig im Umgang mit Angstpa- tienten ist eine ruhige und vertrau- ensvolle Umgebung mit eventuell leiser Musik im Hintergrund. Das Umfeld muss auf jeden Patienten abgestimmt sein, deshalb sollten auch die Vorlieben des Patienten besprochen werden. Nur so können sich Angstpatienten langsam auf die neue Umgebung und das Zahn- arztteam einlassen. Angstpatienten brauchen viel Zuneigung; dies fängt schon bei der persönlichen Begrü- ßung mit dem Namen und dem „Hand reichen“ an. Nähe und Motivation Die Helferin benötigt ein Ver- ständnis für die Ängste und muss die Verhaltensweisen deuten und auch umwandeln können („Zuhören“). Patienten, die mit Angstgefühlen in die Praxis kommen, haben es oft gern, wenn man eine Hand auf die Schulter legt und den Körper- kontakt sucht; dies lässt sie ruhiger und entspannter werden. Natürlich muss man diese Methode auf je- denPatientenindividuell abstimmen und auf die Körpersprache achten. Körperkontakt ist auch ein Zeichen von Mitgefühl und Vertrauen, was für solche Patienten sehr wichtig ist. Ein weiteres „Muss“ für die Helferin ist es, jeden Patienten während und nach der Behandlung zu loben, um ihn mit einem positiven Gefühl nach Hause zu schicken. Dieses Ritual sollte bei jedem Patienten angewen- det werden, um ihn für die Zukunft zu motivieren. Gestik und Zeichen verstehen lernen Die Behandlung von behinderten Patienten ist eine wichtige und ver- antwortungsvolle Aufgabe für die Zahnarzthelferin. Behinderte Patien- ten, egal ob es sich um Kinder oder Erwachsene handelt, brauchen eine intensive Betreuung. In unserer Pra- xiswerdenseitJahrensowohlgeistig als auch körperlich behinderte Er- wachsene und Kinder zahnärztlich betreut. Es gibt Patienten, die nicht sprechen können und sich maximal durch Laute oder Gesten mit der Umwelt verständigen. Hier liegt der Ansatz für uns als Helferinnen darin, von Betreuern oder Angehörigen vor Beginn der Behandlung zu erfah- ren, was der Patient in bestimmten Situationen mit seinem Verhalten ausdrückt. Schmerzempfindungen müssen nicht zwangsläufig mit ei- nem lauten Schreien geäußert wer- den. Oft werden bestimmte Hand- zeichen etc. als Hinweise gegeben, die wir gemeinsam mit den Zahnärz- ten erkennen müssen. Geduld wird belohnt Es bedarf oft mehrerer Sitzungen, bevor man einen „Zugang“ zu die- sen „besonderen“ Menschen – im positiven Sinne – bekommt. Wir durften feststellen, dass diese Beziehun- gen zu den Patienten sehr intensiv und freundschaftlich sind und über Jahre wachsen. Wichtig ist, Geduld zu ha- ben und sich Zeit zu nehmen. Bei hohem „Sanie- rungsaufwand“ werden Behin- derte oder auch Angstpatienten bei uns unter Vollnarkose vollstän- dig behandelt. Die Untersuchungen im Anschluss, die halbjährliche Vor- sorge – am Anfang auch vierteljähr- lich–gelingtdannimmerbesserund entspannter und selbst bei „totalen Verweigerern“ funktioniert irgend- wann das Entfernen von Zahnstein. Persönlicher Ansprechpartner ist wichtig Behinderte Patienten sind sehr personenbezogen. Deshalb sind bei uns in der Regel immer dieselben Teams (ein Zahnarzt und eine As- sistenz) zuständig für spezielle Pa- tienten. Ein Wechsel des Behandlers und seiner Helferin werden vom Pa- tienten oft nicht toleriert. Es kommt vor, dass wir als zahnmedizinische Fachangestellte die Patienten in das Sprechzimmer begleiten und uns erst einmal 10 bis 15 Minuten mit „unserem“ Patienten unterhalten, auf ihn einwirken und eine ruhige Atmosphäre schaffen. Vertrauen und Ablenkung schaffen In der Regel verstehen behinderte Patienten während der Behandlung nicht, um was es geht bzw. was von ihnen gefordert wird. Eine deutliche Aussprache und auch das „Duzen“ sind sehr wichtige Punkte im Um- gang mit den Patienten. Nur durch das „Duzen“ gelingt es einer Helfe- rin, das Vertrauen und die Aufmerk- samkeit zu erlangen. Der Patient kennt unsere Namen und auch die Zahnärztin/der Zahnarzt wird ge- duzt. Jede Helferin sollte auch ver- schiedeneAblenkungsgegenstände bzw. Ablenkungstaktiken bereit- halten. Dies können Fingerpuppen, kleine Bilder an der Decke oder andere Kleinigkeiten sein. Jeder Patientreagiertaufunterschiedliche Techniken, die man sich erst einmal gemeinsam erarbeiten und auspro- bieren muss (z.B. Hypnose). Bei jeder Behandlung muss der Patient gelobt und auch motiviert werden. Das Loben stärkt die Patienten und lässt sie besser mitarbeiten. Auch ein kleines Geschenk am Ende jeder Behandlung kann als positiv und mo- tivierend empfunden werden. Hier werden Rituale wichtig. Ein Beispiel dazu: Siggi, ein erwachsener Patient mit Downsyndrom, bekommt am Ende jeder Behandlung von „sei- nem“ Zahnarzt einen Kugelschrei- ber geschenkt. Es sind Werbekulis, die jeder in seiner Praxis vorrätig hat; Siggis Leidenschaft ist das Sammeln dieser Kulis. Er wird sicherlich an die 30 Kugelschreiber von uns in den letzten Jahren bekommen haben. Er freut sich schon vor der Behand- lung darauf, und dies kann man sehr gut in den Behandlungsablauf integrieren (Belohnung für die gute Mitarbeit). Ein Beispiel aus der Praxis Abschließend sei erwähnt, dass sich der „Erfolg“ auch erst nach Jah- ren einstellen kann. Herbert, eben- falls ein langjähriger erwachsener Patient,wurdeunsüberwiesen,daer sich ohne Narkose nicht behandeln ließ. Er wurde aufwendig unter ITN versorgt und kam dann regelmäßig zuKontrolluntersuchungen.Herbert spricht nicht und wir verständigen uns über Zeichen oder Laute; Ja- Nein-Fragen kann er mittels Nicken oder Handzeichen beantworten. In den ersten Jahren, auch nach der Sanierung in Narkose, hatte Herbert den Mund/die Lippen immer sehr an- gespannt, eine vollständige Durch- sicht dauerte sehr lange. Heute lässt Herbert die Untersuchung problem- los zu, lässt sich Zahnstein entfernen und wir alle haben Grund, uns darü- ber zu freuen. Gemeinsames Ziel Bei Angstpatienten bedienen wir uns immer wieder der Hypnose- techniken, die wir, ebenso wie die Behandler, in speziellen Fortbildun- gen erlernt haben. Natürlich lässt sich nicht jeder Angstpatient ohne Weiteres behandeln. Hier muss dann mittels Lachgassedierung oder Analogsedierung (Dormicum in Ta- blettenform oder intravenös durch unsere Anästhesisten) für die nötige „Entspannung“ gesorgt werden. Nur als Ultima Ratio ist dann die Vollnar- kose gedacht, wobei – wie bereits erwähnt – das Ziel ist, anschließend auch die Angstpatienten ohne zu- sätzliche Hilfe in die Kontrollen und weiteren Behandlungen zu führen. Kontakt: Zahnarztpraxis E. Sayk & M. Hünermann Kaiserstr. 37 24143 Kiel-Gaarden Tel.: +49 431 732505 Fax: +49 431 7399130 sayk-huenermann@ t-online.de www.zahnarzt-gaarden.de www.facebook.de/ zahnarztpraxis.sayk. huenermann durften feststellen, dass diese Beziehun- ist, Geduld zu ha- hohem „Sanie- rungsaufwand“rungsaufwand“ werden Behin- Atmosphäre schaffen. 2 Abb. 1: Das erfahrene Team der Zahnarztpraxis E. Sayk & M. Hünermann. – Abb. 2: Erfolg stellt sich irgendwann ein: Auch Patient Herbert, hier mit ZA Martin Hünermann und Assistentin, wurde im Laufe der Jahre entspannter bei der Behandlung. ©Morrowind 1 Tel.: +49431732505 Fax: +494317399130

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